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Die Aufführung that das Möglichste für das Stück. Die blassen Schemen befamen eine Art von Farbe. Herr Albert Schindler brachte die dumme Aufgeblasenheit, das beweglich Durchtriebene, das frech Berlogene in der Figur des Quacksalbers in Spiel und Maske sehr glücklich heraus. Sympathisch war Ernst Pittschau als Doktor Hübner, er milderte das Pathos der Rolle zu einem Zone genannt werden. Josef Klein lag die Rolle des Heinrich Herzlicher Innerlichkeit. Vor allem gelang ihm die Scene mit dem Sohn, der den Vater um die Bezahlung der Spielschuld anfleht und dann, da dieser sich weigert, aus dem Ehrenkoder des bunten Rockes Heraus mit Selbstmord droht. Eine brillante Leistung, verblüffend echt in jeder Bewegung, jedem Tonfall, gab Klara Bend als unausstehlich progige Madonna Siebenberg. Der laute Beifall war zum größten Teil wohl auf die Rechnung dieser Aufführung zu fezzen. -dt.
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e. k.
der Mund gestopft werden! Natürlich kein Gedanke. Umgehend geschlagen und mit ebensoviel psychologischer Feinheit und Sachwird das Geld zurückgeschickt. Mag dem Arzt, weil er die Bosheit kenntnis als dramatischer Kühnheit und Verve behandelt. In so fest angegriffen, auch die Stelle am städtischen Krankenhaus ent medias res werden wir eingeführt. Und es ist, neben der strengen zogen werden, die Wünsche aller Guten, Magistratsdiener Naumann Beachtung des aristoteles 'schen Princips der Einheit, gewißlich einer attestiert es nochmals im letzten Aft, sind mit ihm und Siebenberg der erfreulichsten Vorzüge dieses Dramas, daß es konsequent aufwird der gerechten Strafe nicht entgehen! gebaut wird und sich in natürlicher Folge entwickelt und vollendet. Viel dichterische Energie steckt darin, viel Vornehmheit und wurzelständige Kraft, die im Milieu wie in dem namentlich den Kenner intim anheimelnden Münchener Lokalkolorit des Dialogs zur Geltung kommt. Die Vorführung des fast nach jedem Aftschluß mit gleich starkem Beifall aufgenommenen Dramas darf musterhaft Ritter sehr gut. Die vermünchnerte Wiener Wesensart seines Helden gelang ihm, dem Destreicher, vollkommen. Vielleicht gab er sich manchmal etwas derb, aber er stellte einen sympathischen Menschen dar, bei dem das Herz spricht in aufjauchzender Freude, wie in aufopferungs- und entsagungsbereiter Vaterliebe. Meta Jäger als Ritters Tochter Isolde erfaßte ihre Rolle in allen Zügen. Eine liebliche Erscheinung, war sie der echte Kindskopf", der verhätschelte Sauſewind, mit dem Tropfen Dekadenz im jungen Blute, voll weibNeue deutsche Bühne( Belle- Alliance- Theater).„ Kapellen- lichen Haſſes und findlicher Liebe, aber auch start im Leiden und Er berg ", Drama in 4 Aften von Robert Thomalla. totale tragen ihres schließlich durch Wieder Erblindung verursachten ein Priesterdrama! Dies Genre scheint Mode werden zu sollen. Gabine Graef ſpielte, gelang die Stala von der strengen BerufsDämmerungs"-Daseins. Auch Grete Meyer, die die junge Augenärztin Mit Verlaub, Ihr Herren Dramatiker, giebt's wirklich keine andren hingabe bis zu dem zur Liebe erwachten Weibe überraschend gut. Konflikte mehr? Oder wollt Ihr nur Euren Mameluckenmut zeigen, Ge war bei allen Dreien ein überzeugend abgetönter Ausklang der wenn Ihr Euch mit bewährter Tapferkeit stets um Konflikte Lebenshoffnungen zu verspüren. Emil Höfers Carl Curtius hatte socialer Natur herumdrückt? Da könntet Ihr doch offenbaren, wohl mehr von einem Münchener Bierstudenten an sich; indessen weß' Geistes Kinder Ihr seid! Aber Religion! Aber Konfessionshader und Pfaffengezänke! Mich will bedünken, man Babe) und Mary Hohenthal( Anna, Stubenmädchen) entledigten war doch auch viel gutherzige Art darin. Lore Jona( Köchin könnte beides bei einander lassen. Denn die Sorte bleibt sich sich ihrer Episodenrollen als deutsch radebrechende Böhminnen in zu= im Grunde gleich. Sie hat nichts zu vergessen, weil sie nichts lernen friedenstellender Weise. Albert Patry führte die Regie tadellos. mag. Wie Potentaten in der Regel, liberaler" Gesinnung voll sind, so lang sie nichts als das Patent der Thronfolge in der Tasche haben, so wird sich ein junger Priester wohl immer von aller Freigeisterei und Himmelstürmerei zum frommen Knechtsinn bekehren, sk. Neue Freie Volksbühne ( Belle- Alliance- Theater). avenn die fette Pfründe winkt. Ist's denn mit dem katholischen Ueber Gerhart Hauptmanns romantisches Märchendrama„ Die Geistlichen„ Milde", den Robert Thomalla zum Gegenstand seines versunkene Glode", das am letzten Sonntagnachmittag aufDramas gemacht hat, anders? Milde geriert sich als die Toleranz geführt wurde, sind ja die Akten der Kritik längst geschlossen. Es in höchsteigner Person. Er übt Duldersinn gegen jede Konfession erübrigt daher, zu konstatieren, daß das von schöner Poesie und und anerkennt die Gleichberechtigung aller. Er übt Bürgerpflicht edler Symbolik durchtränkte Werk, welches im Märchengewande das und Barmherzigkeit im Sinne des biblischen Samariters, hilft dem echt menschliche Ningen einer tief verwundeten, nach den höchsten Bedrängten, speist den Hungrigen, schüßt Gefallene, hält Bruder Kunstidealen fiebernden und umherirrenden Schöpferseele verfreundschaft mit einem Arzt, obwohl der ein„ Ketzer" ist. Er freut sinnbildlicht, mit andächtiger Begeisterung aufgenommen wurde. sich mit den Fröhlichen beim Schoppen Bier und pflegt die Musik aus Was die Regie anlangt, so war sie nicht durchweg einwandsfrei. Emotion und Leidenschaft. Er weist alles von sich, was nach Partei- Manches flappte nicht recht und die äußeren Behelfe ermangelten politik riecht. Er übt Recht und Gerechtigkeit ohne Ansehen der zuweilen jener Bedachtsamkeit und Aufmerksamkeit, die im Interesse Person, vertritt die Wahrheit nach oben und nach unten. Aber was der Zuschauer wie Darsteller wünschenswert gewesen wäre. Solche geschieht? Es muß ihm mir ein Fanatiker in der Gestalt des„ Erz- störenden Dinge, wie z. B. in Meister Heinrichs Stube ein ganz priesters" entgegentreten, der sein Vorgesetzter ist. Und es muß ihm moderner Vertikow, vor dem der Glockengießer und Frau Magda nur die Borniertheit seiner Kirchenschäflein, die freilich allesamt stehen, oder ein dito Bett mit Rollfüßen, worin man später Heinrich böse Böcklein sind, die Zähne zeigen! Was wird's ihm frommen, liegen sieht, sollten sich doch ohne irgend welche Kostenaufwendung daß er au ſeine Mission glaubt, an die Mission eines Stämpfers vermeiden lassen?! Die Darstellung war in mancher Hinsicht gut, für Wahrheit und Recht? Eine Religion der Wahrheit, sogar sehr gut. der Nächstenliebe und Menschlichkeit wollte er manifestieren. Ganz recht. Und es hört sich löblich an aus seinem Munde. Aber, als es drauf und dran kommt, da fügt er sich der schmählichen Abberufung aus der Gemeinde und folgt dem Erzpriester nach Stapellenberg", als dem Zuchthaus für renitente Priester. Er weiß, dort wird er umgemodelt werden zum„ echten" Diener der Kirche. und das ist„ Gottes Wille". Dennoch hofft er einst" weiter zu ,, kämpfen" für„ Aufklärung". Daran müssen wir zweifeln. Und mit diesen gerechten Zweifel entläßt uns der Dichter. Ihm fehlte die Konsequenz des Denfens. Sein anfänglich sich ganz leidlich anAuf dem Maskenball. Ah, Servus, Vater, bist a dol Lassendes Konfliktstück scheiterte an der dichterischen und dramatischen Jazt leihst mir auf der Stell' 20 Mart, sonst sag i's morg'n da Unzulänglichkeit. Gute Anfäße sind ja wohl vorhanden, Gabe gesunder Beobachtung und Sinn für theatralische Kontrastwirkungen auch. Aber mit der Technik haperts bedenklich. Der deus ex machina fpuft allzu auffällig umher; und oft löst sich der vom Verfasser beabsichtigte Ernst des Wortes oder einer Situation im Zuschauerraum in unfreiwillige Somit auf. Robert Thomalla ist Jünger des Aesculap. Möge er den Weg zum Parnaß nicht allzu leicht nehmen! Die Aufführung war gut vorbereitet. Leo Connard und Arthur Wehrlin thaten ihr bestes. Die zahlreich erschienenen Freunde bereiteten dem Stück einen lärmenden Erfolg.
e. k.
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Humoristisches.
Berliner Fasching. Ein Münchener und ein Berliner unterhalten sich über den Karneval:„ Gelt, dös is a Gaudi, so a Münchner Fasching."
„ Gewiß, aber bei uns in Berlin giebt es genug, was uns hinlänglich dafür entschädigt."
Sie, gehn S', hören S' auf mit der faden Politik."-
Muatta."
Notizen.
( Simplicissimus.)"
-„ Ein Teufelskert," Schauspiel in drei Aften von Bernard Shaw , deutsch von S. Trebitsch, geht noch in diesem Monat, zum erstemnal in deutscher Sprache, im Wiener Raimund Theater in Scene .
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V
Freie Volksbühne ( Lessing- Theater):" Dämmerung". Schauspiel in fünf Aften von Ernst Rosmer . Unter den Ein unbekannter russischer Schriftsteller hat ein vieraftiges deutschen Dichterinnen der Gegenwart nimmt Else Bernstein , die Schauspiel, Marim Gorti" geschrieben. Handelnde Personen Frau des ebenfalls novellistisch und dramatisch thätigen Münchner dieses Dramas sind die Hauptgestalten aus den Novellen und Rechtsanwalts B., die sich hinter dem Pseudonym Grust Rosmer Romanen Gortis. verbirgt, eine bemerkenswerte Stellung ein. Im Hauſe ihres Baters, des vor drei Jahren verstorbenen Musikdirektors und Jules Massenets Ihrische Oper„ Griseldis" erSchriftstellers Heinrich Borges, gleichsam unter den Augen zielte bei der ersten deutschen Aufführung im Züricher Stadtder Kunst aufgewachsen, war es Wagners Musikwerk, dann Theater einen starken Erfolg.
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Ibsens Drama, das unmittelbar auf die Richtung ihres Schaffens c. Analphabeten in Paris . Die letzte Statistik des einwirkte. Jbsen, wie Wagner, fannte sie zudem persönlich. Es ist Rekrutierungsdienstes stellt fest, daß es in Paris unter 16 110 jungen daher natürlich, daß ihre eigne dramatische Produktion sich im Leuten nicht weniger als 112 Analphabeten gab, ferner 110, die nur fascinierenden Bann des großen Norwegers bewegte. In„ Dämmerung" lesen können, und 569, die nur mit Mühe lesen und schreiben können wird das Motiv der Vererbung von einer interessanten Seite her an und feinerlei andren Unterricht genossen haben. Berantwortlicher Redakteur: Carl Leid in Berlin . Drud und Verlag:
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