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Kleines feuilleton.

w. Ja, so...! In Kummersdorf im Erzgebirge waren sie willens die Kirche gänzlich umzubauen. Alles war fertig. Die ge­nehmigten Baupläne lagen da, einen Baumeister hatten sie auch schon, der Militärverein und der Gesangverein studierten bereits die Lieder ein, die sie bei der Einweihung halten wollten. Bloß das Geld hatten sie noch nicht zusammen, und das war doch die Haupt­fache.

Die paar reichen Bauern wollten mit freiwilligen Beiträgen nicht herausrücken. Auch die Gemeinde sträubte sich. Ihnen sei die alte Kirche gut genug, so meinten sie allesamt.

Der Pastor hatte seine Wut. Er wußte, die Seele des ganzen Widerstandes war der reiche Barthel. So lange der nein sagte, fagten die Bauern auch nein. Und der Barthel war ein alter, zäher Bauer, so einer, bei dem man sich die Lippen wund reden konnte; und hernach stand die Geschichte noch immer auf dem­selben Fleck.

Schon hatte der Pastor von der Kanzel herabgewettert auf die Ungläubigen in der Gemeinde des Herrn, auf die Böcke unter den Schafen, ja, fogar vom Antichrist hatte er gesprochen. Aber der Barthel- Bauer faß regungslos dabei, den Kopf gesenkt, die Hände auf der Brust gefaltet, als ginge ihn die Sache gar nichts an.

Als beim Nachhausegehen der Pastor aus der Sakristei heraus­trat, tam ihm gerade der Barthel über den Weg. Da nahm sich der Pastor zusammen. Wer überwindet..." steht in der Bibel. Also

Er sprach den Barthel an. Mein lieber Herr Barthel," begann " Sagen Sie mir, warum geben Sie Ihren gottlosen Wider­spruch nicht auf?"

er.

" Humm!" machte der Barthel.

Der Pastor ging immer neben ihm her in seinem Prediger­mantel und den weißen Laßen, dem Barett, das Gebetbuch in der Hand. So erwies er dem Barthel eine rechte Auszeichnung vor den andern. Dabei redete er unablässig auf ihn ein.

" Was haben wir im Orte außer dem Gotteshaus? Nichts. Aber unser Kirchlein liegt am Berge, es wird weithin gesehen. Die Renovation und Erweiterung wird dem ganzen Ort zur Zierde gereichen."

" Humm!" machte der Barthel.

" Wie ganz anders werdet Ihr alle in dem neuen Gotteshause fizzen. Das Wort wird Euch weit feierlicher flingen, eine weit schönere Erbauung werdet Ihr haben."

"

Humm!" machte der Barthel. " Und dann, lieber Herr Barthel sehen Sie, Sie bekommen Ihren besonderen Kirchenstuhl, dafür werde ich sorgen. Recht hervorgehoben sollen Sie werden vor den übrigen Gemeinde­gliedern."

So redete er wohl über eine Viertelstunde auf den Barthel Bauer ein. Der ging mit gesenktem Stopfe neben dem Pastor her und sagte nur manchmal: Humm!"

Der Pastor dachte, daß der Mann weich geworden, und nichts mehr zu sagen wisse. Vor dem Pfarrhof blieb er stehen, reichte dem Barthel- Baner strahlend die Hand und frug:

Na, nicht wahr, lieber Herr Barthel, nun kann ich also auf

"

Sie rechnen."

"

Nee," sagte da der Barthel trocken. Ich gebb' nischt." Der Pastor prallte förmlich zurück. Aber warum denn nicht, Mann?!" " J. Herr Paster," erwiderte der Barthel.' 3 fimmt noch druff an, ob m'r in d'r neien Sterche eso gutt schläft, wie in d'r aalen."

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Weiberfastnacht am Rhein . Zu den Orten, wo noch Weiber fastnacht gehalten wird, gehört auch, wie der Frankfurter Beitung" aus Bonn geschrieben wird, das nahe Beuel . Dort bilden die Frauen und Mädchen eine eigne Karnevals- Gesellschaft mit einer Schultheißin an der Spitze. Bei der diesmaligen Weiberfastnacht wurde der Tag ihrer Herrschaft durch eine Stappenfahrt eingeleitet. Mit einem Musikkorps und einer Fahnenträgerin an der Spize zogen die Weib­lein in allerhand karnevalistischen Kostümen per Wagen oder zu Fuß durch die Straßen zum Festlokale. Hier wurde die Tagung zu nächst durch einen gediegenen Mokka" eingeleitet, dann kamen Gam­brinus und Bacchus zu Ehren. Unterdessen spazierte eine Rednerin nach der andern zum farnevalistischen Vortrag in die Bütt. Nach der Redeschlacht stärkte man sich an einem opulenten Abendessen und erst dann, in vorgerückter Stunde, erhielten die Männer die Erlaubnis, an der Beluftigung der besseren Hälften teil zu nehmen.

Humoristisches.

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-Kunde und Bauer. Zwei fechtende Handwerksburschen kommen unterwegs in ein Slofter, wo sie sich ein Mittagessen er betteln und Gelegenheit finden, unbemerkt eine Mönchskutte mitzu­nehmen. Auf ihrer weiteren Wanderung sehen sie vor einem ein­famen Bauernhause ein mit einem Esel bespanntes Wägelchen stehen. Rasch entschlossen spannen sie den Esel aus, mit dem sich der eine schleunigst davon macht, während der andre die gestohlene Mönchs futte überwirft und sich in das Geschirr des Esels vor dem Wagen spannt. Nicht lange darauf kommt der Befizer des Mägelchens, ein biederes Tiroler Bäuerlein, aus dem Hause heraus und schlägt beim Verantwortlicher Redakteur: Carl Leid in Berlin .

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Anblicke des an Stelle seines Esels eingespannten Mönches entsekt die Hände zusammen: Abec, um Christi willen, Hochwürden, was -Beruhige Dich, mein Sohn," entgegnet machen's S' denn da?" Wegen meines sünd­ihm dieser salbungsvoll, ich war Dein Esel. haften Lebens hat mich der Himmel bestraft und mich für drei Jahre in einen Esel verwandelt. Nun ist die Zeit gerade um, und wurde Mein Gott," wir wieder meine frühere Gestalt gegeben. jammerte das Bäuerlein, wenn i das nur g'wißt hätt', Hoch­würden, da hätt'n S' nit so viel Schläg' friegt und nit so oft " Laß es gut sein, mein Sohn," tröstet ihn hungern müss'n." der Mönch, Du giebst mir nun meine Freiheit wieder, und alles ist vergeben und vergessen." Und nachdem er den frommen Bauern noch gesegnet hatte, zog er langsam seines Weges.

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Zwei Tage darauf kommt unser gutes Bäuerlein in die Stadt zum Viehmarkt, um sich dort einen neuen Esel zu kaufen. Zu seiner größten Bestürzung sieht er da plötzlich wieder sein früheres Grau­tier stehen. Da geht er still und betrübt zu ihm hin, neigt sich zu seinem Kopf herab und spricht ihm leise und vorwurfsvoll ins Ohr: Aber Hochwürden, was haben S denn schon wieder ang'stellt?!"

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Verdienst genug. Ein Junge fauft in einer Apotheke eine Salbe; dieselbe kostet fünfzig Pfennig. Als er sich damit entfernt hat, bemerkt der Provisor, daß ihm der Kleine nur ein 3e hnpfennigstück gegeben hat. Er sagt es dem anwesenden Chef und will dem Jungen nacheilen. ,, Bleiben Sie nur hier," be­merkt der Apotheker, wir verdienen immer noch fünf Pfennig daran".- ( ,, Simplicissimus".),

Notizen.

- Ludwig Barnay läßt seine Memoiren im Herbst als Buch erscheinen.-

Jm Deutschen Theater wird Arthur Schnitzlers Drama Der Schleier der Beatrice" anfangs März erst­malig in Scene gehen.

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Ein Ensemble Gastspiel des Berliner Theaters ( unter der Leitung der zukünftigen Direktoren Halm und Graul) findet vom 3. Juni bis 24. August im Theater des Westens ftatt.

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Hans L'Arronges neues Lustspiel Dtto der & aule" erlebt am 27. Februar im Luisen Theater die Erst­aufführung. Ein ungarisches Volksstück Der Wein" von Geza Gardonyi wurde bei der Erstaufführung im Wiener Deut­ schen Volts theater freundlich aufgenommen.

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Der Tondichter Hugo Wolf ist, 43 Jahre alt, in der Niederöstreichischen Landesirrenanstalt bei Wien gestorben. Mit ihm ist wohl der bedeutendste deutsche Liederkomponist der Jektzeit dahingegangen. Erschienen sind von ihm: je ein Band" Goethe­Lieder" und" Mörike- Lieder", ferner ein Spanisches Liederbuch". ein Italienisches Liederbuch" u. a. Die einaltige komische Oper Der Corregidor" wurde 1896 zum erstenmal in Mannheim auf­geführt.-lise

Louis Corinth ist vom Direktor May Reinhardt als fünstlerischer Beirat für das Neue Theater engagiert worden.

Der 14. deutsche Geographentag findet am 2., 3. und 4. Juni fin Köln statt. Als Hauptberatungsgegenstände sind in Aussicht genommen: 1. Stand der Deutschen Südpolar- Expedition auf Grund der bisher eingegangenen Berichte, 2. Meereskunde, 3. Wirtschaftsgeographie, 4. Landeskunde des Rheinlands, 5. Schul­geographische Fragen.

- Den Zimmerpflanzen, besonders solchen, die nicht ausgesprochene Kinder des Warmhauses sind, lasse man jetzt an schönen Tagen viel frische Luft zukommen. Sind die Triebe während des Winters lang und spillrich geworden, so schneide man dieselben start zurück, forge aber auch durch fleißiges Lüften dafür, daß dieser Uebelstand ferner vermieden wird. Fuchsien, Pelargonien, Heliotrop, abgeblühte Kamelien und Azaleen, sowie Oleander, Myrten, Evonymus, Aucuba, Alpenveilchen und ähnliche werden für diese Behandlung dankbar sein. Solchen Pflanzen, denen Kellerräume während des Winters zum Aufenthalt angewiesen wurden, muß ebenfalls frische Luft zugeführt werden. ( Nerthus".)

a chalins entdeckt worden. Die Naphthalager sollen reicher sein, Ein großer Naphtha See ist im östlichen Teile als die von Baku .

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Ein köstlicher Sab befindet sich in einer kürzlich ers gangenen Entscheidung des Ober- Landesgerichts in Celle . Das Gericht hatte über eine Beschwerde wegen eines gepfändeten Schweines zu entscheiden. In dem Erkenntnis heißt es: Das Beschwerde gericht hat die Identität des gepfändeten Schweines mit dem Richter erster Instanz als erwiesen ans genommen."

Drud und Verlag: Borwärts Buchdruckerei und Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin SW.

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