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Weinfüfer beim Weinschante und die Bierprüfer beim Braugewerbe,| geschriebenen Bedingungen, aus denen deutlich hervorgeht, daß die die Beschaffenheit und den Gesundheitszustand der zum Kauf ge- Sanitätspolizei nicht etwa dem der Gesundheit durch den Genuß brachten Schlachtstücke zu kontrollieren hatte. Dann aber hielt sich die Obrigkeit angesichts der häufigen Klagen des Publikums, daß es von den Metzgern überteuert oder betrogen werde, für verpflichtet, auch nach dieser Seite hin Abhilfe zu schaffen. Infolge dessen hatten die Schauer nicht allein das Fleisch auf seine Güte zu prüfen, sondern sie waren auch zu gleicher Zeit Schäßer desselben, indem sie nach den jeweilgen Preisverhältnissen des Viehes im allgemeinen die Fleischpreise allwöchentlich oder vierteljährlich festsetzten, sowie mit Rücksicht auf die zu schäßende Ware den Taywert derselben in jedem vorliegenden Falle bestimmten.

Bei ihrem nicht gerade sehr angenehmen Berufe mußten Schauer und Schäßer notwendig den gesetzlichen Schuh genießen. Auf die Beschimpfung oder gar handgreifliche Störung der Schäzer während der Ausübung ihres Amtes standen sehr hohe Strafen.

Nichtsdestoweniger ließen die Metzger häufig gegen diese ihnen verhaßten Personen ihrem Zorne freien Lauf natürlich zu ihrem eignen Schaden. So mußte 1624 ein Fleischermeister der Stadt Winterthur  , der seinem Aerger wegen eines unzeitigen Stalbes, das die Schäßer unwehrhaft befanden, in Grobheiten Luft gemacht hatte, ob seines losen Mundes die enorme Summe von 50 Pfund Heller büßen. Noch schlimmer erging es einem andern Meister, Namens Athmar Meier. Als diesem die Schäßer sein Rind- und Schaffleisch bedeutend heruntergeschäßt hatten, brach er in die übereilten Worte aus: Es haben die Herren mir und meinen Kindern 300 Gulden aus dem Halse abgeschätzt!" Diese Herzenserleichterung kostete den schmähenden Meister die Kleinigkeit von 100 Pfund Heller.

eines verdorbenen Nahrungsmittels entstehenden Nachteile bor  beugen, sondern einfach nur die Konsumenten vor Betrug oder Ueber­teuerung schüßen wollte. Von diesem Gesichtspunkte ausgehend, ge stattet eine Stelle im Augsburger   Stadtbuche von 1276 den fleis­mangern" den Verkauf solchen phinniken" Fleisches mit der Be schränkung, daß sie dasselbe auf einer besonderen Bank mit Angabe feines Mafels feilhalten sollten. Die gleiche Bestimmung treffen wir in der Quelle der berühmten, oder, wenn man will, berüchtigten Carolina, dem alten Bamberger   Rechte vom Jahre 1326, allerdings mit dem Zusage, daß der wissentliche Einkauf von finnigen Schweinen zweds Wiederverkaufs den Bädern und Schlächtern untersagt wird. Die strengste Verordnung in betreff des finnigen Fleisches, und zwar unter eigentümlichen Formen, bietet uns jedoch Ulm   ums Jahr 1414. Wer daselbst Schweinefleisch, das" phinnig" war oder würde, feilbot, durfte nicht früher wieder andres Fleisch verkaufen, bis er mit der verdorbenen Ware gänzlich geräumt hatte. Salzte dagegen der Megger das finnige Fleisch unter Aufsicht der Schauer ein, so durfte er daneben auf der Fleischbank auch andre Fleischarten zum Ver­taufe auslegen.

In diesen mehr oder minder abweichenden Normen bewegen sich die Gesetze des Mittelalters über finniges Fleisch; sie schwinden erst mit dem Beginne des 16. Jahrhunderts aus den Gesezbüchern, und von da an reden die bezüglichen Verordnungen bloß noch von frankem Vieh. Magim Trapp.

Kleines feuilleton.

Nicht minder hart ahndete man den Verkauf des Fleisches vor der Schätzung, insbesondere aber das Feilbieten des Fleisches von gefallenen und kranken Tieren. Hier trat zu der Wegnahme der ge­sundheitsschädlichen Ware noch eine oftmals ganz willkürlich bemessene Geldbuße, die den Schuldigen um so empfindlicher traf, weil sie in k. Von der Mutter der Parlamente", dem englischen Unter­der Regel mit der zeitweiligen Verbannung aus der Stadt und drei- Hause, handelt ein sehr interessantes Buch von Arnold Wright und monatiger Einstellung des Schlachtrechts verbunden war. Philip Smith, das soeben in London   erschienen ist. Begriffe, die Gewißigt durch die vielen Bestrafungen einzelner ihrer Gewerks- uns jetzt im parlamentarischen Leben etwas Alltägliches geworden genossen, suchten nicht selten die Metzger in corpore den Maßnahmen sind, wie Präsident, Kommissionen, werden da in ihrer geschichtlichen der Obrigkeit zu troben und die Taren der Fleischschätzer zu um- Entwicklung gezeigt, die wegen der Vorbildlichkeit der englischen Ein­gehen. Die Mittel, die sie dabei anwandten, find zu originell, um richtungen auch für uns Bedeutung hat. Es wirkt z. B. über­hier nicht ein Beispiel davon anzuführen: In Augsburg   herrschte um raschend, wenn man erfährt, daß es einmal ein Parlament ohne die Osterzeit des Jahres 1439 ein großer Mangel an Rindvich, in- Präsidenten gegeben hat. Heute hat im englischen Parlament der folge dessen das Rindfleisch den damals ungewöhnlich hohen Preis Mann, der selten spricht und doch als Sprecher"( Speaker) bekannt von 5 Kreuzern für das Pfund erhielt. Die Mezger glaubten sich ist, eine große Bedeutung. Er ist der Schlußstein des ganzen Ge­trotz dieser Preissteigerung geschädigt und ließen, wie der Chroniſt bäudes. Ohne ihn fällt das ganze konstitutionelle Gebäude wie ein crzählt, ausz lauter Vbermut und truz, die Meßig( Schlachthaus) Kartenhaus zusammen. Und doch gab es eine Zeit, wo die parla­gar leer stehen". Der ehrbare Rat der guten Stadt Augsburg   griff mentarische Behörde ohne dieses Amt austam. Jedenfalls ist das dieser sehr deutlichen Demonstration der renitenten Metzger gegen- Amt des Speakers eine Folge der Entwicklung des konstitutionellen über zu einem ebenso pfiffigen Ausfluchtsmittel: er gab an zwei Tagen Systems. Wann der Speaker zuerst auf der Parlamentsbühne er­der Woche den dortigen Fleischmarkt vollkommen frei und erlaubte schien, darüber gehen die Meinungen weit auseinander. Man hat sowohl Einheimischen wie Fremden, an diesen Tagen alle Sorten den Versuch gemacht, in einem Parlament Eduards I.( gest. 1307) Fleisch feilzubieten. Vornehmlich forderte er die Bäcker, die in jenen einen Speaker zu entdecken. Andre setzten die Schaffung des Amies Zeiten die Schweinemast als Nebengewerbe betrieben, auf, Schiveine viel später an. Wahrscheinlich haben beide Teile bis zu einem ge­zu schlachten und Fleisch und Speck ganz nach Belieben zu verkaufen. wissen Grade recht. Zur Zeit der normannischen Könige wurden 182 Jahre später, am 6. Dezember 1621, fanden die Metzger der Personen ernannt, die in des Wortes eigenster Bedeutung als Sprach­Stadt Nürnberg die festgesetzten Fleischpreise auch wieder einmal zu rohr" dienten und das Recht hatten, die Ansicht des Volkes über die niedrig und steigerten diese über die Gebühr. Dies veranlaßte den gewöhnlich finanziellen Forderungen der Krone auszusprechen; ihr Rat, mit erneuten Taren hervorzutreten. Er ließ darum den Mezgern Amt war mehr das des Obmannes einer Jury als des Präsidenten Tafeln in die Verkaufsstände. hängen, darinnen ihnen das pfundt einer beratenden Körperschaft. Von der Art der Wahl des Speakers Rindern fleisch vmb 6, das schöpfen vmb 5, das tälbern vnd schweinen wird berichtet, als Sir James Bickering im Jahre 1378 ernannt vmb 8 freuzern zu geben geſehet; auch geboten worden, daß kain wird. Der vom Unterhaus Gewählte näherte sich dem König und bat, Metzger das fleisch theuerer, denn gesezet, hinwägen, auch niemandt daß wenn er irgend etwas zum Schaden oder Schimpf des Königs das fleisch höher bezahlen sollte, bay straff 10 fl., welche beide, der oder seiner Krone äußern sollte, oder die Ehre und die Güter der Metzger, der das fleisch theurer vnd höher giebt, auch diejenige Person, Lords mindere, der König darauf nicht achten und die Lords darüber so das fleisch nimbt, Jedes für voll erlegen sollte." Aber vnge- hinweggehen sollten, als wenn nichts gesagt wäre; denn das Unter­achtet solches ernsten gebots", fährt der Chronist fort, haben die haus wünschte sehr, die Ehre und das Gut des Königs zu erhalten Mezger das Rindern, schöpfen vnd fälbern fleisch one unterschied und die den Lords schuldige Ehrfurcht in allen Punkten zu erhalten." das pfundt vmb 3 Bazen vnd das schweinen vmb 1 Ort vnd fein gut In früheren Zeiten war das Amt des Speakers nicht ohne Ge Wort darzu geben, welches die Handwerkslente, die gesinde in den fahr. William Tresham, der 1439 und 1447 den Präsidentenstuhl terfestetten hatten, An solchem Gelde genommen vnd nehmen müssen, inne hatte, wurde nicht weit von Northampton   auf der Landstraße damit Ihnen die arbeit nit liegen geblieben. Aber vermengliche ermordet. Er hatte an der Anklage des Herzogs von Suffolk   thätigen Burger haben selber Rinder vnd schwein geschlachtet, vnd eingesalzen, Anteil genommen, und wahrscheinlich war das Verbechen die Rache wenig frisch fleisch darzugekaufft, das es nur vmb vnvermegliche für seinen officiellen Anteil daran. Nicht weniger tragisch war das Handwerksleute in solcher Klem am meisten zu thun war." Geschick Thomas Thorpes, der 1452 während der Regierung Hein­richs VI. zum Speaker erwählt wurde. Er bemächtigte sich während des damaligen Vernichtungstampfes einiger Kriegsvorräte, die der Herzog von York im Palast des Bischofs von Durham   niedergelegt hatte. Eine Klage wegen gesetzwidrigen Vorgehens wurde vom Herzog eingeleitet, und der Sprecher wurde trotz des starken Wider­spruches des Unterhauses ins Gefängnis geworfen. Auf Befehl der Pairs des Parlaments wurde ein neuer Speader gewählt. Endlich gelang es dem unglücklichen Thorpe zu entfliehen, aber er wurde auf Befehl des Herzogs von York   wieder ergriffen und nach Newgate gebracht, von wo er nach Marshalsea befördert wurde, er endete auf dem Schafott. Der 1451 erwählte Speaker Sir William Oldhall wurde wegen Verrats zum Tode verurteilt, scheint aber dem Schicksal Thorpes entgangen zu sein."

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Was verstand man aber im Mittelalter unter dem Begriffe frantes Fleisch"? Zunächst ist hier eines weit verbreiteten Gesetzes Erwähnung zu thun, das den Viehtransport aus denjenigen Orten, in denen notorisch ansteckende Krankheiten und Viehfeuchen grassierten, untersagte. Zur besseren Durchführung dieser Vorsichtsmaßregel mußten die Megger von dem Orte des Einkaufs Gesundheitsatteste mitbringen und letztere den an den Stadtthoren aufgestellten Schauern borzeigen, bevor ihnen Einlaß in die noch von Epidemieen freie Stadt gewährt wurde. Weiterhin durfte in vielen Städten, z. B. in Gera  , fein beinbrüchiges Vich geschlachtet werden, während in andren Orten, z. B. Eßlingen, das Metzgen solcher schadhaften Tiere frei­stand, nur mußte der Metzger   das Fleisch dem Zunftknechte zum Verkaufe auf die Freibant übergeben. Stalbfleisch ins Wasser zu Tegen, war in Ulm   bei namhafter Strafe verboten. Desgleichen be­stand in Gera   um 1658 das Gesez, daß das Mezgen jüngerer als 24 Tage alter Kälber in der Absicht verbot, um das Publikum vor dem Genusse unzeitigen Fleisches zu bewahren.

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Die Kommissionen, die heute eine der wichtigsten Formen der parlamentarischen Arbeit darstellen, waren mehrere Jahrhunderte lang völlig unbekannt; die gefeßgebende Körperschaft führte ihre Arbeiten ohne jede derartige Erleichterung aus. Das System fam Auffallenderweise sah man im Mittelalter das finnige Fleisch, wahrscheinlich daher, daß man bei Besprechung von Geldangelegen= namentlich das der Schiveine, nicht als der Gesundheit schädlich an heiten in einer Kommission" beriet, d. H. nur dem Princip nach, und erlaubte darum dessen Verkauf, freilich unter genau vor- l denn das Haus war wie gewöhnlich konstituiert, nur daß der Speaker