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Musik.

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fein. Aber das für diese Novität" zusammengetrommelte| sonstigen, weit weniger wirksamen Bühneniverken hat man jekt die Publikum wußte es dem geistreichen Dichter Dant: Herr L'Arronge M a mzelle Quat' sous" als einen Nachklang in die zeigte sich ihm nach jedem Aktschluß und das bedeutet doch immerhin Oeffentlichkeit gebracht, und zivar hat unser Theater des ein gewisses Maß von Selbstüberwindung- Westens durch seine Aufführung der Sparmamsell" vom überflüssigerweise. e. k. vorgestrigen Freitag den Vortritt unter den deutschen Bühnen. Viel mehr ist über das Stück nicht zu sagen, als daß es eine Huldigung für die Pariser Krämerfrau bedeutet. Diese Geschichte von der Ein Streichquartett von Johann Sebastian Bach soll Fischhändlerin Marion, die immer vier Sous auf vier Sous legt und entdeckt sein. Das heißt: Hermann Schröder, der wohl ihren Michel mit der Heirat warten läßt, bis 10 000 Frank bei­angesehene Biolinpädagoge, hat eine in der Bach- Ausgabe stehende sammen sind, ihn aber schließlich bei einer aus lauter Dummheit zu Ouverture " für drei oder vier Streicher und Cembalo als ein stande gekommenen Verlobung mit einer Kohlenhändlerin erwiſcht. veritables Streichquartett in unsrem Sinn bezeichnet und am die eigentlich den schönen Bäckerjungen Anatole meint, ist wahrhaft 28. Dezember v. J. mit seinen Quartettgenossen so aufgeführt. Dem das hohe Lied des kleinsten Bürgers, und die Musit ist es, ganz opponierte in einem hiesigen Tagesblatt Professor Carl Krebs; konsequent, ebenfalls. Man kann da einmal getrost alles Große die Polemik ging weiter, Professor Schröder rechtfertigte sich in und Schöne und Unzufriedene, das einen bewegt, abstreifen und sich Nr. 14 der Deutschen Tonkünstler- Zeitung" und brachte das Werk selber als einen solchen Bürger fühlen, dessen erste Pflicht die Ruhe am letzten Sonntag nochmals zu Gehör. So sehr wir nun das gegenüber künstlerischen Ansprüchen ist. Man lebt sich hinein in die Wollen und Können und selbständige Regen Schröders achten: wir großen Weltereignisse des Pastetenessens und des Gegensatzes können ihm doch wveder nach seinen Gründen noch nach dem Anhören zwischen Bäckern und Kohlenhändlern und der süß aumutig des Werkes selber recht geben. Was von der Sache weitere Kreise schmachtenden Melodien. Im übrigen leidet die Welt keine Not: die interessieren mag, ist folgendes. Das heutige Streichquartett, d. H. Melodien sind mit echten Krämer- Bässen zur Genüge harmonisiert eine in 2 Violinen, Bratsche und Violoncello vollständig beschlossene und mit einiger Abwechslung zwischen Streichern und Bläsern ge­mehrsäßige Kompositionsart, geht bis in die 50er Jahre des 18. Jahr nügend instrumentiert; daß die Chöre und die übrigen Nummern Hunderts zurück, und vom Streichtrio gilt das Gleiche. Dort dürfte nichts taugen, verschlägt nichts; die schalkhaften Duette und dergl. Chr. Cannabich( 1731-1798), hier J. Stamin( 1717-1757) erfreuen das Herz von Madame Bäcker oder Gemüsehändler zur der erste gewesen sein. Vorher gab es Sonaten( auch Ouverturen"| Genüge. Und gegenüber der modernen Ausstattungsoperette ist das oder dergl.) zu 2 oder meistens 3, eventuell 4 Streichern mit Be- alles wahrhaft Gold an Motivierung und Musik. gleitung des damaligen Klaviers( Cembalo); sie konnten in der Regel mit einfacher oder auch mit mehrfacher Besetzung demnach auch für Streichorchester gespielt werden, und das Cembalo war so sehr nur Verstärkung oder nähere Ausführung, zumal der tiefsten Streichstimme, daß es sich mehr und mehr als eine bloße Stonvention erwies und schließlich entbehrt werden konnte. Jedenfalls aber sind diese Sonaten oder Canzonen oder Sinfonien oder Ouverturen vor­wiegend Stücke vom Charakter der Melodie mit Begleitung", un beschadet einzelner fugierter Säße; und zwar verlangt diese Be­gleitung mehr einen gewichtigen Klang als eine feine Ausführung. Was wir nun neulich gehört, setzt das Bachsche Wert ganz in diefe Richtung hinein. So herrliches es auch enthält für ein Streich quartett unsres Sinnes find die Stimmen weitaus nicht polyphon genug und der Baß meistens recht primitiv, so daß irgend welche Ber: stärkungen, am besten sowohl Orchesterbeseßung wie auch Hinzutritt des Cembalo, befreiend wirken würden. Zwei von den 4 oder 6 Säßen sind mit selbständigeren Stimmen gemacht: ein Capriccio" und ein Torneo" Turnier; so jedoch, daß der wuchtigere Klang einer mehrfachen Besetzung, namentlich bei einem solchen" Turnier": abermals entschieden von Vorteil wäre. Und so wenig der Boccherini ( 1743-1805) ein Bach ist das Streichquartett von ihm, das die Herren Schröder als nächste Nummer spielten, ist wahrhaft ein in seinen vier Stimmen vollständig beschlossenes Werf, ganz abgesehen davon, daß es durch eine originelle Neckerei nach der andren den allererfreulichsten Eindruck macht.

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Das Theater des Westens kann so etwas gut machen. Viel Näheres ist da nicht zu sagen; wir kennen die Personen, und fie bleiben sich ja in ihren Leistungen gleich. Am chesten verdienen noch eine Hervorhebung die Darstellerinnen der Fischerin und der Kohlen­händlerin, Lina Doninger und Aurelie Révy: sie spielten nicht nur gut, sondern fangen auch, für Operettenansprüche, recht erfreulich. Im Stonzert ist man gegen Gesangsleistungen strenger. Die Sopranistin Elly von Glasenapp, die wir neulich im Saal Bechstein hörten, forderte allerdings nicht nur des­halb zur Kritik heraus; namentlich ihre unausgebildete Färbung der Vokale ist nicht angenehm zu hören. Ihre Partnerin, Hilde= gard Dieterich, fannten wir schon. Fräulein Dieterichs volle, mehr achtungs- als liebenswürdige Altstimme hat seither an Fülle, Ausgeglichenheit und Ruhe geivonnen, wenn auch ihr Vortrag etwas von seiner Urwüchsigkeit eingebüßt hat. Allein von dieser blinden Künstlerin solche Stellen zu hören, wie z. B. einiges in Erstarrung" und" Sei mir gegrüßt", gehört zum Ergreifendsten. Das fommt aus dem eignen Innern, ist also so selten wie etiva muſikhistorische Kenntnisse bei Musikern.

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Humoristisches.

SZ.

Auch ein Grund. Was soll denn Ihr Sohn' mal " A' Musikant!"

werden?"

So? Hat er denn Talent dazu?"

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Das weiß ich nicht aber zum Christkindl hat er von der

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Bedenkliche Auskunft. A.: Dort geht der Herr

B.: vollzieher!"

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Ausgezeichnet! Der ernährt allein drei Gerichts­

Eingegangen. Herr( im Cigarrenladen): Können Sie mir die Marke Non plus ultra", die Sie da im Schaufenster stehen haben, mit gutem Gewissen empfehlen?"

Professor Schröder beklagt sich, Mangel an musik- historischer Kenntnis vorgeworfen zu bekommen. Ich bedaure, ihn auf folgendes Frau Tant' a' Geig'n g'schenkt' friegt!" aufmerksam machen zu müssen. Er findet den Grund der Zuziehung des Cembalos in Bachs Werk darin, daß das, erst im Anfang des 18. Jahrhunderts erfundene, Violoncell damals noch nicht genügend Baron!... Wie sind denn eigentlich seine Vermögensverhältnisse?" verbreitet gewesen sei. Aber weiß denn nicht jeder Beteiligte, daß unser Violoncell und tüchtige Violoncellisten bereits dem ganzen 17. Jahrhundert angehören, und daß das Cembalo oder auch die Laute oder die Orgel längst der übliche Verstärker der Bässe( nicht bloß des Violoncells) war? Und sollte in dem Menschenalter von jenem Werk bis zum Beginn unsrer Kammermusik keine Nachfolge einer solchen Neuerung aufgetaucht sein? Und endlich: warum giebt uns Professor Schröder nicht zwei Aufführungen nach einander, eine in seinem Sinn und eine dem entgegen mit Orchester und Cembalo, auf daß wir vergleichen könnten? Seine Polemik zeigt, daß er letztere Möglichkeit, die er doch im ganzen Streit bekämpft, schließlich vergißt. Wenn mun auch, wie uns scheint, Professor Krebs und seine Redaktion nicht richtig vorgegangen sind, so möchten wir doch unsren praktischen Musikern geraten haben, einerseits die allgemeine Ver­nachlässigung der Musikgeschichte nicht mitzumachen und andrerseits nicht ohne sicheren Rückhalt Entdeckungsreisen in ihr zu machen.

Cigarrenhändler: Gewiß, mein Herr, sie ist absolut tadellos und außerordentlich preiswert. Gerade diese Marke ist eine wirklich hervorragende Qualitätscigarrel" Herr( sich schmunzelnd eine der gekauften Cigarren an­steckend): Freut mich sehr, dies von Ihnen zu hören umsomehr, als Sie mir schrieben, die Cigarre sei kaum zu rauchen und nicht die Hälfte des Geldes wert. Ich bin nämlich der Fabrikant!" ( Fliegende Blätter. ")

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Notizen.

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Gerade in diesen Tagen traf es sich, daß uns mancherlei musik­- Schnißlers Schauspiel Der Schleier der geschichtliche Erinnerungen überkanten. Der Tod Hugo Wolfs Beatrice" geht am 7. März erstmalig im Deutschen traf zwar einen verhältnismäßig jungen Künstler, einen der aller Theater in Scene. modernsten Liederkomponisten, bestätigte aber doch nur das längst Die Neue Freie Volksbühne führt am 8., 15. und bekannte und bedauerte Ende seines Schaffens. Einen viel älteren, 22. März( nachmittags 1/3 Uhr) Beaumarchais' Lustspiel Die im besten Wortsinn historischen und doch noch vom aktiven Musikleben Hochzeit des Figaro ", deutsch von Ludwig Fulda , im Belle­kaum wegzudenkenden Künstler hat der Tod gleichzeitig gefaßt: Alliance Theater auf. Friedrich Grühmacher, der als Virtuose, Stomponist und Der Leipziger Musikverlag von E. W. Fritsch, Lehrer des Violoncells einen der ehrenvollsten Namen in der neueren nebst dem Musikalischen Wochenblatt", ist von C. F. W. Siegel Musikgeschichte trägt. Ein noch interessanteres und anscheinend( R. Linnemann) in Leipzig angetauft worden. wenig beachtetes musikhistorisches Datum ist, daß Grüßmachers Vor­Unter dem Schlagworte Die widerspruchsvollen gänger im Leipziger Gewandhaus bis 1849, Bernhard Coß- Deutschen" reproduziert die" Kölnische Volkszeitung" folgende mann, nicht nur noch lebt, sondern mit seinen mehr als 80 Jahren Bemerkung eines Franzosen: D,' ökst seltsamer, widersprecender jugendfrisch als Lehrer zu Frankfurt a. M. wirkt. Wiederum mehr Gebraut' aben die Deutsche . Erst gießen er Rum in Bowl, su die Deffentlichkeit bewegt der vor einigen Monaten erfolgte Tod des maten es stark, dann tun er Wasser' inein, su maten es swack, dann französischen Opern- und Operettenkomponisten Robert Plan- geben er Zitron, fu maten es fauer, und wieder Suker, su maten quette, dem nach langen Mißerfolgen der Ruhm durch seine es füß. Und dann' eben er die Glas ok und sagen: Ick bringe vielbeliebten Glocken von Corneville"( 1877) blühte. Von seinen es Ihnen, und dann trinken er es selber!" Verantwortlicher Redakteur: Carl Leid in Berlin. - Druck und Verlag: Borwärts Buchdruckerei und Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin SW.

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