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fo dahergelaufen fam, noch vor Beginn jeglicher Reflame, wie| zahl von zweitausend Stimmen hätte ergeben sollen, da der würde es erst kommen, wenn einmal die Schalter eröffnet Bejis von zwanzig Aftien erforderlich ist, um Sig und Stimme wären? in der Versammlung zu haben. Weil dessen ein Aktionär nie mehr als zehn Stimmen auf seine Perfon vereinigen darf, wie groß auch die Zahl seiner Attien sein mag, so betrug die genaue Zahl der Stimmen eintausendsechshundertdreiund­vierzig.

Gerührt lächelte er diesem ersten Kleinen Aktionär zu. In ihm jah er die Vorbedeutung eines mächtigen Erfolges. Abgemacht, mein Lieber, Ihr sollt Aftien haben." Dejoies Gesicht erstrahlte wie bei der Ankündigung einer unverhofften Guade.

" Der Herr sind gar zu gütig... Nicht wahr, in einem halben Jahre kann ich wohl mit meinen viertausend Frank noch zweitausend gewinnen, so daß ich die Summe vervoll ständigen kann?... Und wenn's dem Herrn recht ist, will ich lieber die Sache gleich in Ordnung bringen, ich habe das Geld mitgebracht

Er suchte in der Tasche und suchte einen Briefumschlag hervor, den er Saccard überreichte. Starr und wortlos, bei diesem letzten Zug des Vertrauens von inniger Bewunderung hingerissen, lachte jegt der gewaltige Freibeuter herzlich auf, der schon so viele Vermögen geentert hatte, und faßte den ehrlichen Entschluß, auch diefen glaubens jeligen Menschen zu bereichern.

Aber, mein Bester, so geht die Sache nicht zu! Be halten Sie Ihr Geld. Ich will Sie einzeichnen, und Sie werden zu geeigneter Zeit einzahlen."

Diesmal entließ er die beiden, nachdem Dejoie seine Tochter aufgefordert hatte, ihm den Dank auszusprechen. Ein Lächeln der Befriedigung erhellte jetzt die schönen, harten und unschuldigen Augen des Mädchens. Als Marime fich endlich mit seinem Vater wieder allein sah, sagte er mit seinem unverschämten spöttischen Ton: Du stattest aljo jezt junge Mädchen aus!" Warum nicht?" erwiderte fröhlich Saccard. Es ist eine gute Geldanlage, wenn man andre beglückt." Er schob einige Papiere zurecht, ehe er sein Arbeits zimmer verließ. Dann fragte er plötzlich:

"

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Und Du, willst Du keine Aktien?" Marime, der mit kleinen Schritten auf und ab ging, machte sofort Kehrt und pflanzte sich vor seinem Vater auf. Nein, fürwahr nein! Hältst Du mich denn für einen Schafskopf?"

Saccard machte eine zornige Bewegung; er fand die Antwort rücksichtslos und unehrerbietig. Schon wollte er ihm zurufen, das Geschäft sei in Wahrheit prächtig, er hatte seinen Vater für wirklich gar zu thöricht, wenn er ihn für einen gewöhnlichen Gauner ansehe, wie die andren Gründer: aber als er auf ihn blickte, überfam ihn Mitleid mit seinem armen Jungen, der mit fünfundzwanzig Jahren schon ab­gelebt, bedächtig, ja selbst geizig war, den das Lafter so früh zeitig gealtert und um seine Gesundheit so ängstlich gemacht hatte, daß er sich keine Ausgabe und feinen Genuß zu gönnen wagte, ehe er über den etwaigen Vorteil einen Ueberschlag gemacht hatte.

Rasch getröstet und stolz auf die leidenschaftliche Un­flugheit seiner fünfzig Jahre, lachte Saccard wieder und flopfte seinem Sohne auf die Schulter:

Nun, auf zu Tisch, armer Kleiner! und nimm Deine Rheumatismen wohl in acht!"

Am zweitfolgenden Tage, am 5. Oftober, begab sich Saccard, von Hamelin und Daigremont begleitet, zu dem Notar Relorrain in der Rue Saint- Anne. Dieser nahm eine Urkunde auf, wonach unter der Bezeichnung Banque­Universelle- Gesellschaft" sich eine Aktiengesellschaft aufthat mit einem Grundkapital von fünfundzwanzig Millionen, ein­geteilt in fünfzigtausend Aktien zu je fünfhundert Frank, wovon nur ein Viertel bar eingezahlt war. Der Sitz der Gesellschaft befand sich in der Rue Saint- Lazare im Hotel Orviedo. Ein Exemplar der Statuten wurde in Gemäß­heit der Urschrift im Geschäftszimmer des Notars nieder­gelegt.

An jenem Tage schien eine sehr helle Herbstsonne; als die Herren aus dem Hause des Notars traten, zündeten sie eine Cigarre an und schlenderten langsam den Boulevard und die Chaussée d'Antin hinauf, lebensfreudig und lustig wie entsprungene Schulknaben.

Die konstituierende Generalversammlung fand erst in der nächsten Woche in einem kleinen Ballokal der Rue Blanche statt, in welchem nach Vergantung des früheren Inhabers ein Unternehmer versuchsweise Gemälde- Ausstellungen ver­anstaltete.

Die Mitglieder des Konsortiums hatien bereits die ge­zeichneten Aktien untergebracht, die sie nicht behalten wollten. So erschienen denn hundertundzweiundzwanzig Aktionäre, welche fast vierzigtausend Aktien vertraten, was eine Gesamt­

Saccard hatte ausdrücklich verlangt, daß Hamelin den Borsig führte, und sich selbst freiwillig unter der Menge ver­Loren. Den Ingenieur und sich hatte er für je fünfhundert Aftien eingetragen, die durch fingierte Buchung gezahlt werden sollten. Alle Mitglieder des Konsortiums waren anwesend: Daigremont, Huret, Sédille, Kolb, der Marquis de Bohain, jeder mit der Gruppe von Aktionären, die unter seinen Be­fehlen marschierte. In der Versammlung bemerkte man ferner Sabatani, einen der bedeutendsten Subskribenten, ebenso Jantrou, sowie mehrere höhere Angestellte der Bank, die jeit zwei Tagen ihren Dienst angetreten hatten. Alle zu fassenden Beschlüsse waren so gut vorausberechnet und festgesetzt, daß nie eine fonstituierende Generalversammlung so schön, jo ruhig, so einfach und so einträchtig verlief. Mit Einstimmig feit wurde die Richtigkeit und Vollständigkeit der Erklärung anerkannt, wonach das Kapital voll gezeichnet, sowie die Ein­zahlung von hundertundfünfundzwanzig Frank per Aktie ge­schehen sei. Dann erklärte man feierlich die Gesellschaft für konstituiert. Hierauf schritt man zur Wahl des Aufsichts­rates. Derselbe sollte aus zwanzig Mitgliedern bestehen, die außer den auf einen Gesamtbetrag von fünfzigtausend Frank jährlich bezifferten Sigungsgebühren in Gemäßheit eines Paragraphen der Satzungen zehn Prozent vom Reingewinn als Tantieme beziehen sollten. Da dies nicht zu verachten war, hatte jedes Mitglied des Konsortiums in den Aufsichtsrat ein­zutreten verlangt; jo gingen den Daigmont, Huret, Sédille, Kolb, der Marquis de Bohain, ebenso Hanielin, den man als Vorsitzenden vorschlagen wollte, selbstverständlich an der Spize des Wahlvorschlages durch, nach ihnen vierzehn unbedeutendere Männer, die unter den gefügigsten und angesehenſten der Aftionäre ausgelesen waren. Aktionäre ausgelesen waren.

Saccard, der bisher im Dunkel des Hintergrundes ge­blieben, trat endlich hervor, als der Augenblick gekommen war, einen Direktor zu wählen. Sobald Hamelin ihn vorschlug, begrüßte ein beifälliges Murmeln seinen Namen. Auch er wurde einstimmig gewählt. Nun erübrigte noch die Wahl der beiden Rechnungsprüfer, denen die Pflicht obliegt, der Generalversammlung über die angegebene Bilanz Bericht zu erstatten und so die von Vorstand und Aufsichtsrat vor­gelegten Rechnungen einer Durchsicht zu unterwerfen. Zu diesem ebenso heiflen wie überflüssigen Amte hatte Saccard einen gewissen Rousseau und einen gewissen Lavignière aus­ersehen. Der erstere war vom zweiten völlig abhängig, und dieser, ein langer, blonder, sehr höflicher Herr, sagte immer ja, da ihn die Sehnsucht verzehrte, später in den Aufsichtsrat einzutreten, wenn man mit seinen Diensten zufrieden wäre. ( Fortsetzung folgt.)

( Nachdruck verboten.)

Dir fei vergeben!

Von Ado Karrotom.

Marja Alexejewna rief ihrem Manne aus den Klappfenster auf die Straße nach:

Ossip, Du gehst also wirklich zum Väterchen?"

Disip Innokentjewitsch, ein bekannter Großkaufmann, fehrte sich nach der Ruferin um, antwortete aber nichts, sondern murmelte nur

etwas in den Bart.

"

leberlege es Dir noch, Dssip."

,, Weibertratsch! Das Gewissen läßt mir feine Nuhe, ich will mich mit dem Väterchen aussprechen.

Dffip Innokentjewitsch ging mit großen Schritten seines Weges, nach dem Wasserturm zu. Er war flein von Wuchs und etwas start; sein langer schäbiger Leibrod glänzte an der Taille und am Gesäß. Wer ihn ansah, mußte meinen, daß er großen Gedanken nachhing, denn er hielt seinen Kopf hoch und sandte Blicke in die Belt hinaus, als wollte er jeden Moment irgend etwas erreichen. hatte. Aber richtig mußte es schon sein, da er zum Popen ging. Es war merkwürdig, daß ein solcher Mann Gewissensbeschtverden

Marja Alexejewna schaute noch zum Fenster hinaus. Sie seufzte und feufzte. Die Welt schien ihr zu dumm, sie tam sich als der einzige luge Mensch darin vor.

" Gut," dachte fie bei sich, mag mur mein Mann gegen meinen Willen gehen. In der Küche tocht Linsensuppe, die Ossip immer so