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Kommt man doch wieder auf die Straße und kriegt noch alle Tage Erbsen oder Linsen". Und braucht nich in Waisenzeug zu gehen, wo se alle sagen: Hach,' n Waisenmädchen!"

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Stäte warf einen trübfeligen Blick auf ihr Ginghamkleid. Und vielleicht kommt man wo auf' n Dorf," fiel eine andre ein, und denn kann man in'n Jarten und in'n Wald und das is ville schöner als in's Waisenhaus."

" Au ja, auf' n Dorf möcht' ich auch!" Das kleine Lieseken juchzte und flatschte in die Hände. Der Gedanke, zu Pflege- Eltern zu kommen, schien ihm durchaus nicht mehr so furchtbar. Die Große verzog indessen den Mund:" Nce, nich auf' n Dorf! In' n Jarten jehn? Det is man auch so, dazu nehmen se sich aufs Dorf keene Waisenkinder, da muß man de Kühe hüten und Kartoffeln buddeln... ich will lieber in de Stadt bei feine Leute."

Ja, bei feine Leute is besser!" Eine von den Kleineren nickte ihr Beifall:.. Die lange Lene is auch bei feine Leute gekommen, bie jeht jetzt mit' n Sammthut und' n Mantel und darf in de feine Schule jehn.' Sie erzählte es sehr wichtig.

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" Nu ja, die lange Lene," sagte Stäte, de lange Lene war auch ' ne janze Waise. So' ne wie uns, wo de Mutter noch lebt, die nehmen die feinen Leute ja nich.

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" Frade nehmen die feinen Leute so'ne! Die Trude Müller hat auch noch' ne Mutter und is auch bei feine Leute gekommen Sogar bei' n Magistratssekretär." Die Große fah Käte heraus­fordernd an. " Jawvoll, bei einen mit drei Kinder," Käte lachte, und' s Kleenste is erst drei Monate. Und ich war mit oben, wie se sich vor­stellte, und ich mußte mir mit vorstellen; und dann hat de Frau jesagt, ich wär' zu kleen und hat de Trude genommen, weil se stärker is. Und warum sollt' sen stärker sein? Weil se sich mit de Kinder puckeln soll! Jawoll, dett is bei de feine Leute." Aber so is et doch nich bei alle." Die Große wollte sich nicht

unterkriegen lassen: Nee, alle haben feene kleinen Kinder."

Ach Jott, dann haben se wat anders."

Die es sagte, war ein kleines, vermickertes Geschöpf, dem man seine dreizehn Jahre absolut nicht ansah. Es hatte sich bisher schweigsam verhalten und mit müden Augen in die Sonne geblinzelt. Nun drehte es sich zu den andern; seine Stimme hatte etwas Alt­fluges, wie die Stimme einer alten Frau.

Denn haben se wat anders," wiederholte die Kleine, ich bin doch bei' n Bäcker gewesen, da soll ich Frühstück tragen, und dann haben se mir wieder abgegeben, weil ich det nich aushielt: immer alle Morjen de Treppen rauf und runter laufen. Und denn bin ich bei' n Buchhalter gefommen; det war' n janz feiner bei de Bant and ſe hatten drei Zimmer in de Solmsstraße, aber id hab' auf' n Hängeboden ſchlafen müssen und bloß morjens hatten se' ne Auf­wärterin und denn hat de Frau jesagt, det andre macht se sich alleene, aber ich hab's machen müssen: abwaschen und de Fenster puzen. bis se ooch endlich sagte, ich wär' zu schivach und mir wieder herjab." Sie brach ab und bustete. Die lange Rede hatte sie angegriffen. Die übrigen schwiegen und fahen bestürzt und nachdenklich drein. State nahm zuerst wieder das Wort: Meine älteste Schwester hat's auch so schlecht, die is bei' n Küster im Vorort und muß de janze Arbeit alleene machen, und wenn se nich kann, schimpft de Frau und schlägt und sagt, se will nich und se wär' undankbar und de Arbeit fam' ihr zu, weil se' n Arbeiterkind wär', und se sollt' man arbeiten, det müßt ihr Dant sein, weil ihr der liebe Jott' ne Pflegemutter jejeben hat. Die Frau is nämlich' ne furchtbar fromme Frau." " Ja," sagte die Große, die sind immer so... Denn is et

überhaupt schon das beste, man bleibt ins Waisenhaus." Und ist alle Tage Bohner und Linsen und kommt nie raus?" fragte die Kleine mit dem Mauseschwänzchen. Ujeh, das wär' gräglich!"

Aber bei de Pflege- Eltern is et manchmal noch jräßlicher!" Det is überhaupt alles eens." nickte die Vermiderte mit dem altflugen Blick, Waisenhaus oder Pflege- Eltern, det is alles eens, penn man' n Waisenmächen is."

Theater.

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dann erregt er nicht bloß jubelnde Heiterfeit, nein, wieherndes Gelächter. Frizz Helmerding brillierte als famoser Pseudomajor und Simulant, Gerda Walde als unwiderstehliche Czardasprinzessin. Josephine Dora sprudelte voller unverfälschter Rheinlandslaune. Sie, mit Leonore Bojé und Else Wannovius als weibliche Klowns, boten übrigens eine urkomische, da capo verlangte Artistennummer. Auch die russische Gruppe, mit Ernst Formes   als trefflicher Sänger und geschickter Tänzer voran, mußte wiederholen. wirkenden, sogar die malerisch kostümierten Corpsdamen mimten, Kurz, alle Mit­sangen und sprangen mit ausgelassenster Lust und Schneid'. Der Geist der Langeweile kann da nicht aufkommen schließlich das Beste. und das ist doch

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Technisches.

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e. k.

Pinsels durch Anstreichmaschinen bedeutet eine der größten Er­Pneumatische Anstreichmaschine. Der Ersatz des sparnisse an Arbeit, die je durch die Anwendung von Maschinen ge­macht worden sind. In Amerika   sind zum Streichen oder Tünchen in Hudson, Mich. hergestellt werden, in Gebrauch. Im Eisenbahn­großer Fäffer viele Tausende dieser Maschinen, die von F. E.   Hood betrieb werden sie hauptsächlich benutzt, um das Innere und Aeußere und Bauwerken aller Art anzustreichen. Im Durchschnitt kostet die von Kraftstationen, Reparaturwerkstätten, Viehställen, Güterwagen Streicharbeit mit dem Pinsel 12-15 Cents für 1000 Fuß, während die Kosten für dieselbe Leistung mit der Anstreichmaschine dem Prinzip, daß die Farbe gegen den zu streichenden Gegenstand nicht über 1 Cent betragen. Diese Maschinen arbeiten nicht nach gesprigt wird, denn dies Verfahren wäre zu kostspielig, weil dabei viel Farbe verloren geht. Farbe durch einen Schlauch mit einem besonderen Mundstück in Die Hooksche Maschine entsendet die Form eines Sprühregens, der einen durchaus gleichmäßigen leberzug hervorbringt und in Risse und Spalten eindringt, wie man es mit einem Binsel nie erreichen könnte. Die Farbe oder Tünche wird durch Luftdruck herausgeschleudert, der getroffen, daß man nach kurzer Pumparbeit genügend Druck hat, durch eine Luftpumpe erzeugt wird, und zwar ist die Einrichtung um wenigstens 10 Minuten lang einen Sprühregen hervorzubringen, bis man von neuem pumpen muß. Die Ventile find an einer Seite angebracht anstatt direkt unter der Pumpe, so daß die Flüssigkeit mit dem Pumpenkolben gar nicht in Berührung kommt. Decken in ge­wöhnlicher Höhe kann man ohne Höherstellen der Maschine mit Hilfe eines längeren Mundstückes erreichen, das beigegeben wird. Die Pumpe ist so eingerichtet, daß die Farbe oder Tünche ordentlich durchgerührt wird, bevor sie heraussprüht. Die Firma Hook fabriziert besondere Farben für die Maschine, es kann aber fast jede Mineral- oder Delfarbe verwendet werden. ( Technische Rundschau".)

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Humoristisches.

Schraube ohne Ende. In Hemdsärmeln kommen Sie hierher aufs Amtsgericht? Scheren Sie sich fort!" Det jeht nich; ick derf doch hier nich den Termin versäumen!" Termin haben Sie? Zeigen Sie mal die Vorladung!" " Det jeht nich; die steckt in mein' Rock."

Also ziehen Sie gefälligst Ihren Rock an!"

Det jeht nich; den hab ick zu Hause jelassen."

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Dann gehen Sie nach Hause und holen Sie den Nock!"

Det jeht nich; ick derf doch hier nich den Termin versäumen!" ( ust. wie oben.)

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Im 3wange des Gedankens. Waren Sie gestern im Schauspielhaus?"

Professor:

Dame: Nein. Ich fühlte mich sehr müde, und bin schon um acht Uhr zu Bett gegangen."

Professor( zerstreut): Und war es sehr besucht?"

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- Bekräftigung. Ist es wahr, daß Sie Atheist sind?" Gott   sei Dank hab' ich mich dazu durchgerungen!" ( Lustige Blätter.")

Notizen.

- Richard Vallentin   ist auf mehrere Jahre als Regisseur und Darsteller für das Neue und Kleine Theater verpflichtet warden.

Thalia Theater. Mit ihrer am legten Dienstag erstmalig zur Aufführung gebrachten Ausstattungsposse, Der Posaunen Engel" dürften die Herren Jean Kren und Alfred Schönfeld- Der Züricher   Erziehungsrat erläßt einen Aufruf nachhaltige Erfolge zu erwarten haben. Das Tertgerippe ist ja an die Züricher Lehrerschaft zur Mitwirkung an der Herausgabe wohl mager und alltäglich; aber recht wirksam funterbunt einer Sammlung volkstümlicher Kinderlieder zusammengearbeitet. Erzählen läßt es sich faum. Der Krimskrams und Kinderspiele.- handelt von zwei biederen Bäckermeistern aus Basewalk und Neu­Ruppin, die nach Berlin   gehen, um sich zu amüsieren. Sie thun das als Pfeudo- Majore. Was sie da nun in einem Artisten­Hotel erleben, wie sie von ihren Ehefrauen erwischt werden 2c., das ist der Kern" der Handlung. Auch in München   ist die Aufführung von Heyses Das leichte, frohe Völkchen der Maria von Magdala  " berboten worden. Artisten schwirrt zwischen durch und um und um. Die Bilder wechseln wie im Kaleidoskop. Es entwickelt sich eine lebhafte Frische Auferstehung", in der Bühnenbearbeitung von Bataille, großen Im Residenz- Theater zu Hannover   fand Tolstois und Farbigkeit, die bis zur Groteske eines Cirkus  - Variétés gesteigert erscheint. Julius Einödshofer und May Schmidt haben zum Paul Heyses Trauerspiel Der Heilige" erzielte Ganzen eine, wenn auch nicht sehr originale, so doch treffende bei der Erstaufführung im Hamburger Stadt- Theater einen musikalische Illustration geliefert und dadurch den Effekt wesentlich äußeren Erfolg.­erhöht. Guido Thielscher   ist natürlich die Hauptrolle zugefallen.

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Beifall.

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Man amüsiert sich über den komischen Posaunen- Engel" schon an feld, ist vom Theater des Westens erworben worden. - Der Lebemann", eine Operette von Alfred Grün­und für sich. Wenn er aber schließlich noch als Spreewald- Amme

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- Charpentiers, Louise" fand bei der Aufführung an

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fein Unwesen treibt und nebst andrem auch die Miß Duncan parodiert, der Wiener   Sofoper eine geteilte Aufnahme. Verantwortlicher Redakteur: Carl Leid   in Berlin  . Druck und Verlag: Vorwärts Buchdruckerei und Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin   SW.