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Die Arbeiter hielten in ihrer Thätigkeit inne und einer, wohl ist's hier draußen. Als ich heut' Morgen antam, dacht' ich gleich: der Altgeselle, ein langer Mensch mit fuchsigem Schnurrbart und wenn hier deine Frau und deine armen Würmer' mal' n paar pfiffigen Augen, nahm die Müße ab und kam vor. Monate sein könnten."

Der Herr Baron werden entschuldigen, aber wir ha'm bereits so lange gewartet, und da doch die Arbeit rasch gemacht sein soll... ja. da ha'm wir gedacht, wir können die Zeit besser verwenden und ha'm immer schon ausgeräumt."

" Hm! Das sieht ja hier nett aus!"

" Ja, Herr Baron, so' ne Renovation, das macht natürlich viel Durcheinander. Aber hernach is'' s dann um so schöner. Gi.. Der Mann schmunzelte. Die Täfelung wird sich großartig machen. Und dann die Deckenverkleidung und die hellen Seidentapeten im Salon

m- m- m!"

" Kost' ja auch Geld genug!" brummte der Gutsbesizer. Ra", sagte der Geselle und wollte wohl ein Kompliment machen, der Herr Baron   ha'm' s ja dazu. Wenn Sie's nich' be­zahlen, wer soll's denn bezahlen? Das von der Notlage der Land­wirtschaft...!... das glaubt ja fein Mensch. Wir sind vor hin' mal durch den Park gegangen. Leute," hab' ich gesagt, hier fitt Geld, hier wachsen die Zwanzigmarkstücke auf den Blumen­beeten."

Der Baron hatte nicht übel Lust, dem Manne Bescheid zu sagen, aber er dachte, daß zum Anschnauzen beim Abschied immer noch Zeit genug fei. So fragte er denn unwirsch:

Wie lange wird die Geschichte dauern?" Ra... sagen mir' mal, drei bis vier Tage." " Was! Das is' ja' ne nette Geschichte. So lange soll ich mir meine Häuslichkeit von Euch auf den Kopf stellen lassen."

Ra... äußerst: drei Tage. Aber fürzer geht's nich! Es foll doch' ne tadellose Arbeit werden, nich' wahr? Also. Und da müssen wir noch mächtig Ueberstunden machen. Aber unsre Firma hat gesagt: Schont Euch nur nicht, Leute, arbeitet gut und flott. Der Herr Baron wird sich schon nich' lumpen lassen."

Lumpen lassen! Der Gutsbefizer bekam einen roten Kopf. wandte sich ärgerlich ab.

Er

Also machen Sie nur Jhre Arbeit. Eraft. Und' n bißchen schnell... verstanden? Das übrige wird sich finden."

Gewiß, Herr Baron  . Sie sollen Ihre Freude ha'm. Die Firma hat mir schon die besten Leute mitgegeben. Und was Sie da ge­sagt ha'm von Finden" ja, das sollte uns sehr freuen, Herr Baron  . Guten Morgen, Herr Baron  ."

Der Gutsbesitzer trampste wütend die Treppe hinunter. Not­leidende Landwirtschaft... Goldstücke auf den Blumenbeeten Finden? Dachten die etwa, weil sie ihm ein paar Seidentapeten auf­zogen, Holzverkleidungen anbrachten und Möbel aufstellten, werde er ihnen' ne lebenslängliche Rente bezahlen? Da konnten sie ihn ja ' mal fennen lernen!

Unten trat er in sein Garderobezimmer, zog die Reitstiefel von den Füßen, hing den engen Reitanzug in den Schrank und zog dafür einen bequemen, weiten, schlohweißen Lawntennisanzug an. Ein Paar rote Hausschuhe zog er an die Füße und setzte einen breiten Pflanzer auf. Eine Cigarette zündete er sich an; dann ging er gemächlich hinaus.

Der Diener meldete, daß auf der Terrasse der Frühstückstisch gedeckt sei. Der Baron trat hinaus, setzte sich in einen bequemen Bambussessel und besah sich das Frühstück.' ne Tasse Fleischbrühe, weichgekochte Eier, warmer Schinken, dicke Kalbsschnitte, französischer Käse, frische Butter und dazu alter Cognac. Hm!

Er hieb träftig ein, denn der Ritt hatte ihm Appetit gemacht Bom Cognac nahm er wohl bald sechs Gläschen und je mehr er und trank, desto schneller wich seine schlechte Laune.

Er warf einen Blick über den Park, über die alten Bäume, die Alleen, das Wasser und den Rasen. Man hatte geschnitten, um das Gras kurz und dicht zu erhalten. Ein paar Mägde häuften mit dem Rechen die Grasspizen zusammen.

Der Baron war jest gut aufgelegt und nachdem er fast andert­halb Stunden beim Frühstück gesessen hatte, bummelte er gemächlich die Treppe hinauf, um oben wieder' mal nach dem Rechten zu sehen.

,, Sie wohnen in der Stadt?"

" Ja, in' nem Hinterhaus, vier Treppen hoch. Kaum daß mal ' n Sonnenstrahl hinkommt. Am Fenster ha'm die Kinder' n paar Bohnen im Kasten, sonst wüßten sie nich'' mal was' n grünes Blatt is'. Da sehen sie denn jeden Morgen hin und wenn' n neues Blättchen rausguckt, ei, dann is der Jubel groß."

,, Na, wenn sie nur gesund sind... was?"

"

Ja, das is es eben. Armeleutskinder, sehen Sie. Denen fehlt's überall. Ei, wenn die solche Luft hätten!" Er überblickte die Zimmerflucht und meinte dann: Ja, so wohnen können, da muß man doch gar keinen Wunsch mehr haben, Herr Baron  ." Der Gutsbesitzer ärgerte sich. Der Mensch that ja gerade, als wäre er seinesgleichen. Was gingen den seine Wünsche an? Und dann diese Unzufriedenheit. Dem mußte man' mal' ne Belehrung zu teil werden lassen.

,, Sie scheinen mir grundsätzlich unzufrieden zu sein, was? Grundsätzlich oh! Sehen Sie, Herr Baron, jeder will vorwärts kommen

" Sie sollten sich doch freuen, daß Sie in Ihren Kleinen Ver­hältnissen leben.!"

Der Altgeselle riß die Augen auf und machte ein komisches Gesicht.

" Ihr fleinen Leute habt keine Ahnung, welche Summe von Mühe und Arbeit und Risiko in so' nem Gut steckt. Das seht Ihr so und denkt nur immer an den Genuß und nich an die Arbeit und Jawoll... Sie sollten' mal in meiner Haut stecken."

Sorge Arbeiter hielten in der Thätigkeit inne und horchten. Ihnen Die machte es Vergnügen, daß es dem Altgesellen' mal schlecht ging, dem Schleicher, der sie antrieb, um ein Extra- Trinkgeld für sich herauszuschlagen. Aber die Sorgen des Gutsbesizers, der zehn tausend Mark für eine Zimmereinrichtung und Renovation hinwarf, machten ihnen noch mehr Spaß. Und der Gutsbesitzer stand da, die Hände in den Taschen, und schnarrte den Altgesellen an: Und wenn man nun keine Preise fürs Getreide und fürs Vieh erzielt, wenn die Brennerei sich nicht rentiert und man die Ziegel nich los wird? Und wenn einem die Arbeiter vor der Ernte davon laufen und die Schnittersleute mehr Lohn verlangen, als ich zahlen kann...? Wenn man nicht so viel aus dem ? Dann lebt Gute zieht, wie man Zinsen zu zahlen hat.. man von der Luft. Nein, lieber Mann, freuen Sie sich, daß Sie im Hinterhaus vier Treppen wohnen und meine Sorgen nicht haben, Sie wissen nicht, wie glücklich Sie sind."

" Hm," machte der Altgeselle. Wenn mir der Herr Baron' nen Spaß nich übel nähmen..."

и

Gott bewahre."

Der Baron war trebsrot.

Der

" So möcht' ich sagen, wenn wir die Wohnungsrenovation gemacht und die neuen Möbel aufgestellt ha'm, so tauschen wir mal. Herr Baron jetzt sich' n Jahr auf meine Dachstube und ich Er schmiß den Cigarettenstummet zu Boden, drehte sich auf dem Absaz um und schnauzte:" Machen Sie doch lieber Ihre Arbeit. Sonst muß ich an die Firma tele­graphieren, daß mir' n andrer Mann geschickt wird. Verstanden?" Dann ging er. Der Altgeselle machte ein verdugtes Gesicht. Die Arbeiter aber lachten in sich hinein.

Hähä... hähähä. Es geht ihnen allen schlechter als uns, aber wenn fe tauschen sollen... und bloß' mal zum Probieren, dann sind se nich zu sprechen."

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Kleines feuilleton.

ac. Das Log und fein Vorläufer. Es sind in den letzten Jahr zehnten sinnreiche Borrichtungen erfunden worden, um die Ge­schwindigkeit eines Schiffes mit Genauigkeit festzustellen. Daneben aber behauptet noch immer seinen Platz das Log in seiner ursprüng Na, das mußte man sagen, gearbeitet hatten sie tüchtig. Der lichen Form eines mit Blei beschwerten Holzbrettchens in Kreis­Altgeselle ging hin und her und leitete die Thätigkeit. Und er ausschnittform, des Logscheits, das durch ein Schnurdreied mit der paßte gut auf, man sah, daß es eine exakte Arbeit wurde. Die leicht von einer Rolle abzuwickelnden Logleine verbunden ist. Das Leute gönnten sich keine Pause; noch nicht einmal Frühstückspause Logscheit spannt, ins Wasser geworfen, die Leine an; wenn man hatten sie gemacht. Auf einem Fensterbrett lagen ihre Butterbrote also die Leine, die durch Anbringung furzer gefnoteter Schnüre und schlechter Käse, im Vorbeigehen biß einer eilig von einem Brote gleichmäßig eingeteilt ist, sich abwideln läßt, so ist mit Hilfe ab. In seiner satten Frühstücksbehaglichkeit wurde der Gutsbesitzer einer Sanduhr, des Logglases, festzustellen, wieviel Knoten" durch diesen Fleiß fast gerührt. Da mußten nun diese fremden das Schiff während des Ablaufens der Uhr macht: die Leute von weither herüberkommen und sich mühen, um ihm seine gleiche Anzahl Seemeilen legt es in der Stunde zurück. In dieser Wohnung recht angenehm zu machen. Er gudte bloß mal hin und Gestalt tritt uns das Log schon entgegen, wo es zuerst erwähnt fie mußten's einrichten, wie er's haben wollte. wird. Früher glaubte man, es sei erst seit der Wende vom 16. zum 17. Jahrhundert angewandt worden. Alexander v. Humboldt hat aber aus dem Reisejournal von Pigafetta   festgestellt, daß schon bei Magellans berühmter Entdeckungsfahrt, also bei der ersten Welt­Der Mann fuhr mit dem Handrüden über seine Stirn. Das umsegelung das Log benutzt worden ist. Denn im Tagebuch jenes will ich meinen, Herr Baron  ." Und mit einem wohlgefälligen Blick Italieners  , der die Magellansche Expedition mitmachte, heißt auf die angefangene Holztäfelung der Wand: Aber schön wird's es im Januar 1521, als fie bereits in der Südsee angelangt werden. Das reine Schmudfästchen!" war:" Nach der Messung, die wir von unsrer Reise mittels der Kette am Hinterteil des Schiffes machten, legten wir zwischen 60 und 70 Seemeilen den Tag zurüc."

Na", meinte er, als wieder der Altgeselle in seiner Nähe hantierte, und um doch ein paar freundliche Worte zu sagen, da habt Ihr nun tüchtig zu schaffen."

"

" Wohl," sprach der Baron, sehen Sie, lieber Mann, das Gut fft größer geworden, da kann denn das Herrenhaus auch' mal' ne Renovation gebrauchen."

Der Mann warf einen sehnsüchtigen Blid ins Weite. Schön

Diese Kette kann nichts andres als das Log gewesen sein, Lange war es da noch nicht bekannt. Christoph Columbus   3. B. hat es