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mit dem technischen Ausdruck Jauchzen". Das„ Jauchzen" entsteht bei dem Ausräumen der Gruben. Wer verschwenderisch ist, leistet sich die geruchlose Entlastung mittelst Maschine. Wer sparsam ist, läßt die Jauche einfach in den Garten fließen.
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nicht verfehlt werden können. Will man diese lebhaften Farben über dem düsteren Boden erklären, so braucht man teine bewußte Absicht, nichts Ueberirdisches zur Aushilfe heranzuziehen. Natür liche Auslese hat unbewußt ihr viel getrieben. Planzen mit unaufMein Hauswirt war natürlich kein Verschwender. Und so stand er fälligen Blüten werden von den Insetten schlecht gesehen und daher Nächtens und„ jauchzte" höchstselbst- daß unsre Nasen sich bogen. Ich be- vernachlässigt; ihre Blüten bleiben unbefruchtet und sie müssen auswunderte solchen Fleiß, schon weil er ein Argument gegen die sterben. Sollen solche Pflanzen dennoch fortkommen, so müssen sie Richtereien über den socialistischen Zukunftsstaat ist. Wenn ein auf einen andren Fattor gestimmt sein, als auf das farbenempfäng Mann, der Tags hochpolitische Aften abschreibt, schon im Gegenwarts- liche Auge lockerer Fluggesellen. Das ist der Fall bei Haselsträuchern staat Richters Kloaken reinigt und zwar ohne Maschine, wer wird und Erlen, bei Birken und andren sogenannten Kärchenblühern oder die Thätigkeit in der technischen Vollendung unfres Zukunftsstaates Windblühern, die ihre unscheinbaren männlichen Blütenfäßchen jetzt scheuen! und späterhin an den schwanken Zweigen zahlreicher Aeste herabSonst aber schielgten wir in Harmonie. Da geschah eines hängen lassen und dem Winde vertrauen. Wahllos streicht er durch Tages etwas ungeheuerliches. Plöglich fiel aus der Decke des das Geäjt, unberührt um die Farben, wahllos trägt er den BlütenTreppenflurs ein Stück Mörtel . Niemand wird sich darüber wundern, staub durch die Büsche, mit leisem Rauschen vollbringt er sein Werk, daß ein rechter Hauswirt das Bedürfnis fühlt, sich den Schaden von auf daß Haselnüsse, Bucheckern und andres Waldgesäme uns und die einem Mieter erjeßen zu lassen. Ebenso ist es nicht erstaunlich, daß Eichtäbchen später erfreuen. mein Junge dazu ausersehen wurde, als derjenige zu gelten, der die im Buchenwalde ist eine Anpassung an die Jahreszeit. Wenn die Eine andre Anpassung der bunten Blüten im ersten Frühjahr Dede mit einer Stange mutwillig verlegt hatte. Er war es aber zufällig, sehr zufällig, nicht. Das fonnte bewiesen werden: Buche einmal belaubt ist, bildet sie schattige Hallen, in die nur spär Erstens leugnete er entschieden, es Da fönnen lichtfröhliche der Knabe lügt lich Lichtstrahlen eindringen können. nicht. Zweitens fonnte er sein Alibi nachweisen. Und Blumen nicht gedeihen, also heißt es, den ersten Frühling wahrdrittens wurde durch Sachverständige festgestellt, daß das Stück zunehmen, wenn die noch kahlen Buchenäste die liebe Sonne un Mörtel nicht herausgeschlagen, sondern heraus gefallen sei. gehindert ihr Lichtspiel auf den fahlen Boden zeichnen lassen.- Als mein Gönner mir trotzdem in einem wunderbar schön geschriebenen Altenstück ausführlich auseinandersetzte, daß ich unbedingt wöhnlich den Saz an, der ein Stück Rechtsgeschichte verkörpert und - Der Hausfrieden. In englischer Sprache führen wir ges den Schaden ausbessern lassen müßte, antwortete ich höflich: Ich die Unantastbarkeit des Hauses ausspricht: My house is my castle. fühlte mich nicht verpflichtet, ihm auf meine Kosten sein Haus aus- Wir thun damit heimischen Rechtsquellen unrecht, die längst jenem zubauen. Gedanken flare Fassungen gegeben haben. Wir wollen kein Aufhebens Ich weiß nicht, ob der Mann meine Höflichkeit misverstanden davon machen, daß Cicero viele Jahrhunderte vor dem Sohne Albions hatte. So viel ist gewiß, daß sein Antlig seit jener Zeit, sobald es in der Rede für sein Haus den auf religiöser Grundlage ruhenden mich gewahrte, eine Farbe annahm, als wäre es in den Kelch einer Schuh des eignen Hauses betonte. Dennoch fehlte der antifen Kultur Feuerlilie eingetaucht. Außerdem verfeinerte sich in wunderbarer der scharfe Begriff des Hausfriedens, weil unter südlichem Himmel Weise sein Gesichts- und Hörfinn. Wenn einer meiner Sprößlinge Römern wie Griechen das Haus mit seinem schüßenden Dach nichts im Garten seiner Freude an diesem jammervollen. Dasein in an so Wertvolles sein fonnte wie den Germanen im unwirtlichen Norden. gemessener Weise Ausdruck verlich, erschien der Herr der Aften mit Die altösterreichischen Stadtrechte erinnern schon in der Form, in der qualvoll verzerrier Miene am Fenster und Klopfte Ruhe. Kletterte sie dem Hausrecht Ausdruck geben, an den englischen Spruch, wie das mein Fleisch und Blut an einen der Obstbäume empor, denen die Gebot der Stadt Hainburg beweist:" Wir wollen auch, daß einem Eigentümlichkeit inne wohnte, daß ihre Früchte nie reif wurden, jeglichen Bürger sein Haus seine Feste sei." In lateinischer Sprache weil sie vorher verschwanden, so schrie eine Kommandostimme schrill will das Stadtrecht von Enns , daß jedem Bürger sein Haus„ pro sie an, so daß die Meinigen erschreckt noch ein paar Aeste höher munitione" sei, und nicht nur ihm, sondern auch seinen Hauspflogen. genossen, jedem Flüchtling und überhaupt jedem, der eintritt. Das mittelalterliche Haus glich mit seinen starten Mauern schon von außen einer Festung; aber sein bester Schutz war doch nicht Stein und Graben, sondern der Rechtsgedanke des Hausfriedens. In seinem Hause soll jeder Frieden haben, wäre es auch nur mit einem Seidenfaden umfangen oder umhangen, oder, wie es an andern Stellen der Weistümer heißt:" Wäre es halt nur mit einem Zwirnsfaden um= fangen." Diese alten Rechtsjahungen, genannt Weistümer oder Taidinge, find vor einigen Jahren in einer Reihe stattlicher Bände im Auftrage der Wiener Akademie der Wissenschaften herausgegeben worden. So mannigfaltig nun der Inhalt dieser Sahungen ist, so findet sich doch eine Uebereinstimmung gerade in der scharfen Betonung der Unantastbarkeit des Hauses, der Schen vor Verletzung des" Friedens", den sein Inneres genießt. Selbst der Fronbote, der das Rauchhuhn als Abgabe einfordert, soll es also still holen, daß er den Hahnen auf dem Gatter nit erschrecke, noch das Kind in der Wiegen nit erivede". Unerschöpflich sind die Strafbestimmungen gegen denjenigen, der in den Frieden des Hauses eindringt, und als Friedensbrecher gift bezeichnenderweise schon, wer am Fenster oder innerhalb der Dachtraufe lauscht, was man im Hause redet". Wer so beim Losen" vom Hauswirt ertappt wird, darf straflos getötet werden. Höchstens hat der Rächer seiner Hausehre auf des Erschlagenen Leib zur scheinbaren Buße drei Pfennige zu legen,„ als= dann hat er ihn gegen der Welt gebüßt". Zuweilen wird noch aufgetragen, den Leichnam in das nächste Wagengeleise zu schleppen und bort liegen zu lassen. Dies ist eine jener Förmlichkeiten, an denen das germanische Recht so großen Gefallen findet. Einige Rechte schreiben indes ein vorsichtigeres Verfahren für den Hauswirt vor: er soll, ehe er hinaus sticht auf den ungemeldeten Mann", dreimal rufen:„ Wer steht da?" Verboten ist es auch, jemand zu Raushandel und Streit aus dem Hause zu fordern" oder jemand in seinem Hause zu„ ängstigen mit verspottenden Worten oder andern Dingen, er sei reich oder arm"; so heißt es in den Gerechtigkeiten des Stiftes Heiligenkreuz. In weingefegneten Gegenden, wo die Naufluft zu Hause war, mochten solche Strafbestimmungen weise wie das Zwölftafelgesetz sein. Wie sich der Hausfrieden auf die Personen der Sausbewohner bezog, so ist seine ungestörte Erhaltung ihre Ehre. Die Hausehre ist so sehr ein Attribut des deutschen Hauses, daß sie fogar in der Sprache der Rechtsquellen mit dem Hause gleich behandelt wird:„ Wer auch den andern in diesem Gericht Tags oder Nachtes außer feiner Hausehre freventlich fordert oder heischet, der soll es büßen." ( Kölnische Zeitung. "), Theater.
Daß auffälligste aber war, daß seitdem im Garten die Stachel drähte zauberhaft aus der Erde wuchsen. Die Anlage wurde zu einem wahren Musterlager aller möglichen Stacheldraht- Sorten. Und die weitere natürliche Folge war, daß ich meinen Lieben wöchentlich zweimal neue Garderobenstücke kaufen mußte. Die alten hingen in den Stacheln.
Dazwischen ereigneten sich noch zahlreiche andre Begebenheiten, deren Schilderung im einzelnen zu weit führen würde. Das Ergebnis von alledem war dann, daß ich noch vor dem Kündigungs termine mit Schimpf und Schande aus dem Kontrakt gestoßen wurde. Jetzt aber wurde der Boden vulkanisch. Grauenvolle Katastrophen bereiteten sich vor. Das ist die Geschichte vom Gasbadeofen, die im weiteren Verlaufe schließlich beinahe dazu geführt hat, daß ich bis zu fünf Jahren Gefängnis und Ehrverlust friegte.
Ich bitte meine Leser, acht Tage lang ihre Nerven zu stählen. Dann werden jie fähig sein, die Geschichte ohne allzu großze Gesundheitsschädigung zu vernehmen.
Kleines feuilleton.
Joc.
lk. Blaue Anemonen. So früh sich der Winter eingestellt hatte, der uns im November schon seine ganze Strenge fühlen ließ, so früh ist er auch wieder gewichen. Fast volle vier Wochen früher als im Vorjahre begann heuer das Grün an Sträuchern und Bäumen hervorzubrechen. In den letzten Tagen des Februars erblühten in den Laubwäldern der weiteren Umgebung von Berlin , z. B. bei Finkenkrug, bereits die ersten blauen Anemonen, Leberblümchen genannt, zu einer Zeit also, wo sonst erst die Schneeglöckchen ihren Kampf mit dem Winter siegreich bestanden haben. Scharf heben die dunkelblauen Sternchen sich von dem braunen vertrockneten Buchenlaube ab. Liegt eine Beziehung in dieser Weithin- Sichtbarkeit oder ist es absichtslojes Spiel der Natur? Die Beziehung ist vorhanden. Die Blumen sollen gesehen werden, zwar nicht gerade vom Menschen der tritt, vom Anemonenstandpunkte aus gesehen, nur als zerstörender Schädling auf, wenn er eifrig sein Sträußchen bindet aber von fliegenden Insekten, die den Blütenstaub von Blüte zu Blüte tragen sollen. Für diese fliegenden Gesellen allein sind die blauen Blumen erschaffen", ihnen zu Liebe muß die Leichte Sichtbarkeit gewahrt bleiben. Nun ist gar kein Zweifel, bay blaue Blumen auf grünem Rasen nur sehr schwach wirken und schlecht gesehen werden. Auf dem fahlen, gelbbraunen Laube aber, das den eintönigen Teppich unter den Buchen bildet, heben sie sich prächtig ab. Bald treten auch die weißen Windröschen auf, die sich scharf wieder von den blauen Blumen abheben und dann die gelben indröschen, die den Farbendreiklang vervollständigen. So ein bunter Waldteppich bietet dem Insektenauge zahllose Zielpunkte, die
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Neues Theater., Pelleas und Melisande ". Dra matische Dichtung in fünf Atten von Maurice Maeterlind.Märchenhafter, feierlich schöner, als sie hier vor den Augen vorüberzogen, wird auch des Dichters Phantasie die Bilder dieses Märchenbramas nicht geträumt haben. Der Wald im Abendrot; der weiße, leis plätschernde Marmorbrunnen; die weiten Gemächer des Schlosses; der mondbeschienene Garten; die Terrassen, von denen