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Kleines feuilleton.

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Er

mehrere Eiszeiten gegeben haben, die durch einen Rückgang der Ver­gletscherung bis auf ihren heutigen Stand getrennt gewesen wären. Allein es ist sehr wohl möglich, daß die Lebewesen eines wärmeren Klimas sehr nahe bis an die Eisgrenze herangerückt sind und daß sie kannten sie den Begriff der Majestätsbeleidigung nicht. y. Despoten Empfindlichkeit. As die Griechen frei waren, bei einer geringen Schwankung derselben zwischen zwei Gletscher- stellte sich erst ein, als es mit ihnen bergab ging. Da finden sich ablagerungen begraben wurden, um später als interglaciale" zuerst merkwürdige Fälle in der Geschichte der sizilischen Griechen, Fossilien aufgefunden zu werden. Denn wir wissen, daß auf dem bei denen sich seit ca. 400 v. Chr. der ältere Dionys bekannt aus Malaspina- Eisfeld in Alaska   dicht am Rande eines über 300 Meter Schillers Bürgschaft" dicken Binneneises eine außerordentlich fräftige Begetation, fogar etabliert hatte. Er war ein Meister im Hängen und Köpfen und Bürgschaft" als sogenannter Tyrann in Syrakus  ein Urwald mit Erlen, Pappeln, dicen Kiefern und dichtem Unter- allen andren landesüblichen Regierungsfünften. Dem großen Philos holz gedeiht. Aehnliches konnte am Saume des Landeises der Glacialperiode auch der Fall sein, und in einem solchen Walde konnten fophen Plato passierte im Verkehr mit diesem Monarchen der tragi­große Tiere wie Mammute, Nashörner, Pferde sehr wohl Unter- tomische Irrtum, daß er Dionys für wahrheitsfreundlich ansah und funft und Nahrung finden. Ihre Ueberreste konnten also sehr leicht Bosarolle bekam ihm sehr übel; denn die beleidigte Majestät ließ also an seinem Hofe nicht eben die Höflingsfprache redete. Die zwischen zwei vom Binneneis abgelagerte Erdschichten geraten, ohne den Philosophen verhaften und in die Sklaverei verkaufen, der ihn daß man einen totalen Rückzug der Eismaffen anzunehmen brauchte. dann zum guten Glück Freunde entrissen. Dionys war aber nicht Nun muß man außerdem bedenken, daß der große nordische Gletscher: bloß ein Gönner von Kunst und Wissenschaft, sondern er hielt sich hert, eben weil dort das Land sehr hoch gehoben war, seine Eis- auch selbst für einen großen Künstler und schmiedete Verse in schwerer massen sehr weit in die gemäßigte Bonebis Mitteldeutschland  - vorschob. Geinik' Annahme, daß die Vergletscherung durch Hebung Menge. In seinem Machtbereich an deren Qualität abfällige Stritit des Landes hervorgerufen worden sei, sest ja teine Verschiebung der zu üben, war eine gefährliche Sache. Das mußte der Dichter heutigen Zonen voraus. Also konnten sich sehr wohl nahe am Also konnten sich sehr wohl nahe am Philoxenus erfahren, den Dionys unter die Zwangsarbeiter der jeweiligen Rande des Eises Lebewesen eines gemäßigten Klimas Steinbrüche von Syrakus   einreihen ließ, weil er die königliche Poeterei aufhalten. Allerdings fonnte dies nur im südlichen Teile der Ver- sehr niedrig bewertet hatte. Einflußreiche Freunde bei Hofe baten gletscherung der Fall sein, und in der That fehlen Ablagerungen mit ihn los. Er soll dann selber an den Hof befohlen worden sein, wo wärmeliebenden Lebewesen in Skandinavien   gänzlich, erst von Dionys alsbald eines seiner unvermeidlichen Trauerspiele zu deklamieren Dänemark   an südwärts werden sie gefunden. Auch diese Thatsache anhob. Der unglückliche Philogenus ward um fein Kunsturteil an­spricht sehr zu Gunsten der Theorie vor Geiniz, nach welcher be- gegangen und erklärte statt aller Antwort: Man bringe mich wieder deutende Hebungen des Glacialgebietes, zumal des Gletscherherdes, in die Steinbrüche!", was sich Dionys wegen der Komik dieser Ant­die Ursache der Eiszeit gewesen sind. wort soll haben gefallen lassen. Daß er ungünstiger Kritik gegen­wahrscheinlich, wenn man hört, wie er die im freien griechischen über soviel Sinn für Humor bewiesen habe, erscheint äußerst un­Mutterland an den Erzeugnissen feines dichterischen Genius geübte Mutterland an den Erzeugnissen seines dichterischen Genius geübte Kritik aufnahm. Er besaß die Dreistigkeit, 384 v. Chr. beim Nationalfest in Olympia   durch Specialgefandte seine neuesten Dichtungen vorlesen zu lassen. Das Ergebnis war ein folossaler Durchfall. Das allgemeine Zischen und Grungen hatte freilich nicht bloß in der Wertlosigkeit der königlichen Verse seinen Grund, sondern auch in der allgemeinen Antipathie gegen die Tyrannei, die Dionys über die sizilianischen Stammesbrüder übte. Er empfand indes die ungeheure Blamage so schmerzlich, daß er in Er­mangelung der Möglichkeit, die wirklichen Majestätsbeleidiger zu friegen, nach Thrannenart an Unschuldigen seine Wut austobte, in­dem er Leute seiner nächsten Umgebung unter allerlei Vorwänden hinrichten ließ.

Interglaciale Ablagerungen fehlen auch, wie aus des Schweden  Wilhelm Ramsays Wert über die geologische Entwicklung Finnlands  hervorgeht, in Finnland  . Dieses lag zur Eiszeit nahe am Gletscher centrum oder bildete gar einen Teil desselben. Vielleicht erklärt es fich daraus, daß dieses Land seit den allerältesten Zeiten feine Ablagerungen mehr besitzt. Direkt auf dem Urgebirgsboden, der vielleicht noch die alte unveränderte Erstarrungskruste der Erde dar stellt, teilweise auch auf dem Cambrium, der ältesten Erdschicht, ruhen die Ablagerungen der Eiszeit und der Gegenwart. Die ganze übrige paläozoische Zeit, ferner Trias, Jura und Kreide und das Tertiär scheinen spurlos an diesem Lande vorübergegangen zu sein. Nun wäre es ja immerhin möglich, daß Finnland   seit cam­brischer Zeit immer Festland gewesen ist und daß deshalb hier nie ein Meer seine Ablagerungen absehen konnte. Ein sehr seltener Fall wäre dies allerdings, und wenn selbst seit so unermeßlicher Zeit, feit welcher im übrigen Festland und Meer wiederholt ihre Pläze gewechselt haben, Finnland   nie von einem Ocean überflutet ge­wesen wäre, so hätten doch andre ordnungsgestaltende Fattoren, be­sonders der Wind, ihre Spuren auf dem Boden dieses Landes hinter­lassen müssen. Wahrscheinlicher ist es deshalb, daß durch den ge­waltigen Druck des Binneneises, das hier im Norden wohl eine ungeheure Mächtigkeit besaß, alle Erdschichten bis auf die harte unterſte und das Urgebirge abrasiert und mit sich hinweg nach Süden getragen hat. Dasselbe ist mit Schweden   und den angrenzenden Teilen Rußlands   der Fall. Das Eis scheuerte dieses gewaltige Gebiet blank bis auf den Grund und trug dann seine Schuttmassen hier auf. So war die Eiszeit für die Bodengestaltung dieses großen nordischen Erdstücks noch weit mehr bestimmend als für Nord­deutschland, wo sie die älteren Erdschichten unberührt ließ und nur mit einer mächtigen Moränenmasse bedeckte.

Die Zeit war damals schon nicht mehr ferne, wo auch die Bea wohner von Griechenland   mit Königen höflicher umgehen lernten: fünfzig Jahre nach der olympischen Scene waren sie Unterthanen des macedonischen Königs Alexander, der herkömmlich der Große genannt wird. Groß war der glückbegünstigte Eroberer des Perferreichs jedenfalls im Größenwahn, hielt er sich doch allen Ernstes für einen direkten Sprößling des Göttervaters Zeus   und ließ sich demgemäß nach orientalischer Sitte anbeten. Ein freies Wort fomite er feit feinen großen Erfolgen nicht mehr vertragen, und den Namen seines irdischen Vaters Philipp mochte er überhaupt nicht hören, weil er darin eine Mahnung an dessen Verdienste um die macedonische Welt­macht und eine Bezweiflung der eignen Göttlichkeit erblickte. Die unterworfenen Perser waren die Speichelleckerei längst gewöhnt, in den macedonischen Kriegsscharen aber war der Geist der hergebrachten Freiheit noch so mächtig, daß empfindliche Beleidigungen der neu­gebadenen, unnahbaren Majestät ihres Führers felbft angesehenen Mit­gliedern des Offiziercorps unterliefen, in dem es wegen Alexanders morgenländischer Despotenmanieren zeitweilig mächtig gärte. Bei einem Bankett in Samarkand  ( 328 v. Chr.) verlieh der Kavallerie­general Klitus, der dem König in der Schlacht am Granikus das Leben gerettet hatte, mur einer weit verbreiteten Stimmung Aus­bruck, indem er die Göttlichkeit Alexanders bestritt, das Haupt­verdienst an seinen Erfolgen der organisatorischen Thätigkeit Philipps und der Tapferkeit der Soldaten beimaß und damit schloß:" Höre die offenherzige Sprache der Wahrheit oder Taß sonst ab," freie Männer zum Wahl einzuladen und beschränke Dich auf die Gesell­schaft barbarischer Sklaven." Die beleidigte, außerdem betrunkene Majestät aber geriet in einen solchen Wutanfall, daß sie den für­wißigen Kritiker auf der Stelle mit dem Spieße tötete. Aehnlich erging es wenig später dem Geschichtschreiber Kallesthenes, der zwar zum Hoflager Alexanders gehörte, aber sich so wenig zum Hof­historiographen eignete, daß er es wagte, den königlichen Größen­wahn durch unangenehme Wahrheiten zu beleidigen. Dafür ward er gefoltert und gehängt.

Die Wirkung der Eiszeit erstrecte fich aber noch weiter als nur auf die Länder, die der Vergletscherung anheimfielen. Dadurch, daß weite Eismaffen die nördliche Halbfugel bedeckten, bildeten sich hier dauernd hohe Druckmaxima der Luft, da diese fühl und trocken war, während heute die Kontinente im Sommer wärmer sind als das Meer. Während also heute die warmen feuchten Winde vorherrschen, die vom Ocean nach dem Lande kommen, wehte damals die Luft vom Festland nach den Meeren hin. Frederic William Harmer nimmt deshalb an( Quarterly Journal of the Geolog. Soc. vol. 55), daß die maritimen Winde damals viel südlicher geweht haben und daß sie auch die Sahara   berührt haben, die früher ein viel feuchteres Klima besaß. Nach der Ansicht von Sauer(" Jahreshefte des Vereins für vaterl. Naturk. in Württemberg", Bd. 57) erzeugten die heftigen Winde der Eiszeit auch den Löß, jenen Lehm, den man oft an Rändern von Gebirgen und Flüssen findet, zumal in Süddeutschland  . Zur Eiszeit waren auch die Alpen   total vergletschert. Als nun das Eis zurückging, wurde das Gebiet zwischen den beiden Eiscentren, in denen ein sehr hoher Luftdruck herrschte, von heftigen, talten und sehr trockenen Winden bestrichen. Die Tundralandschaft, die auf dem eisfreien Boden entstand, wurde wurde dadurch trockengelegt. Die Todesstrafe ist in den morgenländischen Despotien die her­Der Wind nahm die feinen Staubpartikelchen auf und trug sie hinweg. Aus der Tundra wurde eine Steppe, an großen neben heiten des Bodens sammelte sich der freie Staub an und ging hier in Lehm, in Löß über. Die Lößbildungen sind in unfrem Vater lande ein ausgezeichnetes Beispiel für die erdbildende Kraft der Winde, die bei uns jetzt allerdings eine weit geringere Bedeutung in dieser Beziehung befizen. Die direkten wie indiretten Wirkungen der Eiszeit sind jedenfalls das Imposanteste, was unsre jezige Erd­epoche aufzuweisen hat.-

fömmliche Ahndung der Majestätsbeleidigung. Wie die Macedonier, so verfielen die gleichfalls zuvor freien Araber dem Despotismus, nachdem fie unter der Fahne des Propheten das Kalifenreich begründet hatten, und der Majestätsbeleidigungsbegriff hielt bei den Söhnen der Wüste feinen Einzug. Kaum je hat er zu tolleren Ercessen geführt, als unter der Regierung des Kalifen Harun Alraschid( 786-809). Die Legende hat aus diesem Nachfolger des Propheten das Urbild eines weisen, gerechten und gütigen Herrschers gemacht. So erscheint er in den Märchen von 1001 Nacht. Die Geschichte weiß davon nichts, sondern stellt Harun als einen ganz widerlichen Despoten von der größten Grausamkeit und Hinterlist dar. Beide Eigenschaften treten überragend zu Tage bei Gelegenheit einer Majestätsbeleidigungs