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arbeiter, twie er und wird Dichter, wie er. Der Grübler und Denker| Löwenfett mit Nosenöl bewahrt die Haut des Gefichts vor Tom ist wieder Bertsch. So vereinigt sich in dieser Gestalt eine Fehlern und erhält sie weiß, heilt auch erfrorene Glieder und ge= autosuggestive Selbstschau der eignen menschlichen und dichterischeit schwollene Gelente. Mischt man die Galle mit Wasser, so sehen die Persönlichkeit. Wenn sich", sagt Wilbrandt von Bertsch, der damit bestrichenen Augen heller, und mit Fett desselben Tieres ver­gewarnte Leser mit gelassener, nicht stoffhungriger Sammlung mischt, vertreibt sie die Fallsucht, wenn man nur ein wenig davon an den Tisch seines Gastgebers setzt, so wird er wohl staunen, dent fostet und gleich darauf tüchtig läuft. Verzehrt man das Herz, so ich, was dieser Fabrikarbeiter aus Brooklyn   ihm auftischt: wieviel wird man vom viertägigen Fieber, durch Fett und Rosenöl aber vour Beredsamkeit, Geist, Satire, Stimmung, Humor, Tiefsinn, Phantasie." täglichen Fieber befreit. Wer mit Löwenfett gefalbt ist, vor dent Im allgemeinen ist das sehr treffend bemerkt und das Buch übt denn fliehen die wilden Tiere, und er scheint auch vor Nachstellungen ge­auch gerade durch das Konglomerat aller jener Gegensäge eine sichert.

juggestive Wirkung auf den Leser aus, der fortwährend in tausenderlei

Sieht man von diesen Phantastereien der Alten ab, so muß man doch zugeben, daß die Tiere in der Medizin eine recht bedeutende Nolle insofern spielen, als sie uns auf manche Heilkräfte der Natur aufmerksam gemacht haben. Es muß unser Erstaunen erregen, daß die Tiere ohne Zaudern gleich das richtige Mittel ergreifen. Auch von den Naturmenschen ist es ja bekannt, daß sie mit heilkräftigen Pflanzen weit besser Bescheid wissen als der Kulturmensch. Mythus, daß der Centaur Chiron der Lehrmeister des Achilles in der Heilkunde gewesen sei, will ja auch nichts andres besagen, als daß die Griechen von Naturvölkern heilkräftige Pflanzen kennen lernten,

Der

Kamelgehirn, getrocknet und mit Essig getrunken, soll die Fall­Gefühlsstimmungen und Reflexionen geworfen wird. Kühlere Besucht heilen, ebenso die Galle mit Honig, letzterer auch die Bräune. trachtung wird aber bald erkennen, daß Bertsch mehr ein grübelnder Der gedörrte Schwanz dient gegen Verstopfung, die Afche des Mistes Gefühlsiyriter, als ein stoischer, konsequenter Denter ist. Darin, daß mit Del macht das Haar lodig. Gegen Leibschneiden und Fallsucht sein Herz von den Leiden und Wünschen und Begierden seiner legt man die Asche auf, oder trinkt, soviel man mit drei Fingern emporringenden Klassengenossen im Innersten ergriffen sei, mag Wil  - fassen kann. Der Urin des Kamels soll den Walkern sehr nützlich brandt recht haben. Eine Anzahl leidenschaftlicher Gefühlsausbrüche sein, auch eiternde Geschwüre heilen. Dreht man Haare, die aus des Dichters spricht dafür. Aber wenn Wilbrandt meint, daß noch nie einem Kamelschtvanz gerupft sind, zusammen und bindet sie an den ein Mensch des vierten Standes" mit so geist und feelenvoller, linken Arm, so vergeht das viertägige Fieber. Hochflammender Beredsamkeit für die Nechte dieses leidenden Standes und gegen das Babel der Zeit gestritten, wie Hugo Bertsch in ständigen Römer findet sich wohl darin, daß sie dem Grundjate, Eine Erklärung für diese tollen Anschauungen der sonst so ver­diesem Buch", so muß ihm die deutsche sociale Lyrit, so muß ihm similia similibus zu behandeln, mit aller Stonsequenz huldigten. Sie die socialistische Arbeiterdichtung entgegengehalten werden, in welcher nicht nur die Leiden der Arbeiter ergreifenden Ausdruck gefunden sahen z. B., daß der Lämmergeier   Knochen verdauen kann, folglich haben, sondern auch deren menschliche und sociale wie ökonomische stand es bei ihnen fest, daß ein schwacher Magen durch den Genuß Es ist nur merkwürdig, Rechte ebenso flammend als bündig und klar verteidigt werden. eines Lämmergeier- Magens geheilt werde. Das ist Dichtersprache  , die von Wissenden, von Denkerhirnen kommt! daß sie nicht noch einen Schritt weiter gegangen sind und dumme Was dagegen Bertsch in seine Ergüsse bannie, ist nicht positiver Menschen durch den Genuß des Gehirns fluger Tiere, wie z. B. des Socialismus, sondern mehr und ausschließlich bürgerlicher, meinet Fuchses, zu geistreichen Köpfen umgewandelt haben. wegen deutsch  - amerikanisch- demokratischer Gefühlssocialismus, der sich in den Kreisen altbekannter Anschauung bewegt, aber freilich durch ein originelles dichterisches Sprachgewand täuschend drapiert wird. Bertsch mit Maxim Gorki   in vergleichsweise Beziehung setzen zu wollen, wäre schon allein wegen der grundverschiedenen Nationalität der beiden ein müßiges Interfangen. Dies wird vollends über­flüssig, sobald man sich des Russen meisterliche Mittel und Kraft der Menschenschilderung vor Augen hält. Bertsch müßte erst einmal den Beweis der reifen Größe erbringen, die geistigen Krücken abgeworfen haben, auf die er sich jetzt noch stützt. Denn der Einfluß deutscher, dann aber auch englisch  - amerikanischer Litteratur, selbst altbiblische die ihnen bisher unbekannt waren. und orientalische Religionsphilosophie läßt sich in seinen Anschauungen wohl verfolgen. Trotz alledem denkt und empfindet er als Deutscher. Die grübelnde Art des Schwaben   zeigt sich überall. Ein andrer Naturpoet" fällt mir da ein, der auch Bertsch' Landsmann ist: der Eigenkäthner Christian Wagner in Warmbronn   bei Stuttgart  . Das tiefe Schauen, das mysteriöse Beleben des Unergründlichen, Neber sinnlichen bei beiden. Wagners Philosophie: Buddhismus  , ein Natur­evangelium der Liebe und Duldung gegenüber allen niederen Lebe­wesen der Schöpfung: Bertsch' Anschauung: ein Gemisch von alt testamentlicher und altpersischer Weltvorstellung. Diese lettere kommt besonders in Tom Pratts Phantasien als Dichter zur Geltung: der gute und der böse Geist, die den großen Weltkampf fämpfen, in dem der Geschaffene, der Mensch, mitstreiten soll. Jenem guten Geiste will er treu bleiben und so ruft er aus: Dein Wille sei der meine. Dein Geist der meine. Dein Feind der meine. Wahrheit um jeden Preis und jedes Opfer sei von mun an meine Religion! Gerechtig feit meine Religion, Opferwilligkeit meine Religion; zu großer fried­licher Familie Seine Menschen vereinigen, bis" alle dich sehen, wie ich. meine Religion." So verliert sich Bertsch von der Erde, von Die Kenntnis der giftigen und abführenden Pflanzen haben der materialistischen Seinwelt zu einer hyperidealen Schein- wir also den Tieren zu verdanken. Ebenso sind die Wasser- und welt, wohin wir ihm mur noch folgen, sofern er Sonnenturen wohl ebenfalls ihnen abgelauscht. Denn die Wabr­Dichter ist. Als letterer eriveist sich Bertsch allerdings nehmung, daß Hühner, Sperlinge usw. mit dem größten Behagen thr ohne Frage. Er besivt große Einbildungskraft, seine Sprache hat Sonnenbad nehmen, indem sie mit allen Zeichen des törperlichen Wohl­Schwung und plastische Bildlichkeit, und sie scheint sein eigen zu befindens im Sande paddeln, wird wohl nicht ohne Einfluß auf jein. Was ihr noch fehlt, ist die gleichmäßige Durchbildung, die manchen Zuschauer gewesen sein. Wie Hühner ordentlich hungrig poetische Konzentration, die ästhetische Gesezmäßigkeit. Bertsch er nach der Sonne sind, lernte ich einmal recht deutlich in einem Ber­scheint noch zu naiv und sich aller seiner fünstlerischen Mittel wie liner Hause kennen. Hier hielt sich der Wirt Hühner, obwohl der der künstlerischen Fernwirkung noch nicht oder doch zu wenig bewußt. dunkle, fleine Hof wenig dazu geeignet war. Nur im Juni, und Er schreibt noch als dichterischer Laie: Der Genius stedt uns", läßt dann nur zwei Stunden lang an einer gewissen Stelle des Hofes war er seine Schwester von sich und ihr ausrufen, im Blut. Was Sonnenschein. Da hätte man aber die Hühner sehen sollen. Während andre mühsam aus der Tinte saugen müssen, haben wir schlafend in der ganzen Zeit lagen sie nur in der Sonne, ohne an gutter oder der Muttermilch getrunken." Nun wohl. Was Bertsch erst noch zu sonst etwas zu denken. zeigen haben wird, soll sein, ob er den Weg zur bewußten Künstler­schaft findet. Die Abschlagszahlung, die er mit seinem Geschwister"- Buche gegeben hat, läßt Reifes, ja vielleicht Bedeutendes erhoffen. Ernst Kreowski.

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( Nachdruck verboten.)

Medizin und Tierwelt.

In dem Arzneischatz der Alten spielten die Tiere eine ganz außerordentliche Rolle, und es lohnt sich, einige interessante Proben zu geben.

Das Blut der Elefanten bringt alle Rheumatismen zum Still stand. Durch eine Mischung von Elfenbeinspänen und attischem Honig werden Flecken im Gesicht und durch die feinen Späne allein Nagel­geschwüre geheilt. Durch Berührung seines Rüffels wird Kopfweh gelindert, und um so mehr, wenn der Elefant dabei niest. Das Blut des Elefanten thut auch bei der Auszehrung wohl und seine Leber bei der Fallsucht.

Doch um auf die Tiere zurückzukommen, so seien hier folgende Fälle angeführt. Wenn der Bär aus seinem Winterschlaf erwacht, nimmt er zunächst ein abführendes Moos zu sich, um sich Magen und Gedärme zu reinigen. Woher ist ihm diese Wirkung bekannt? Jeder Hundekenner weiß, daß Hunde auf dem Lande sich wohler fühlen als in der Stadt. Auf dem Lande kann eben der Hund, sobald er sich nicht wohl fühlt, Gras und Kräuter nach Belieben fressen. Das Grastauen der Hunde wird ja wohl selbst ein Städter beobachtet haben. Es sei ferner an Uhlands Gedicht Graf Eberhard de Rauschebart" erinnert:

Ein angeschoss'ner Eber, der sich die Wunde wusch,

Berriet voreinst den Jägern den Quell in Kluft und Busch. Diese Kenntnis der Tiere von Heilmethoden durch die einfachsten Dinge, wozu nicht bloß Pflanzen gehören, ist ganz auffallend. Ein von einer Kreuzotter gebissener Hund begab sich unverzüglich nach einer Quelle, hielt dort seinen gebiffenen Fuß vierundzwanzig Stunden eingetaucht und war gerettet.

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Rautter einiges berichtet, wovon ich Nachstehendes übernehme. Er Ueber Wasserkuren des Wildes hat neuerdings v. Pressentin schreibt nämlich: Zu Nutz und Frommen vieler Jäger wollen pic hier die alte Erfahrung mitteilen, daß jedes nicht tödlich angeschweißte Wild es liebt- falls es dazu Zeit, Ruhe und Gelegenheit findet fich einer Art Wasserkur   zu unterziehen, indem es das Wasser auf­sucht, sich seine Wunden zu fühlen und durch fortgesetten Gebrauch solcher Wasserbäder sich die erhaltenen Wunden oftmals ganz auszu heilen. Zu Alt- Hartmannsdorf bei Storckow schoß ich auf meinem damaligen Jagdrevier einen guten Bock mit der Kugel hohl durch. Bei der Nachsuche am nächsten Morgen sah ich den kranken Bock etwa 500 Meter vom Anschuß in einem seichten Graben stehen. Er ledte sich in schwierig gebogener Stellung den Ausschuß und schöpfte auch, von einmaligem Aufiverfen unterbrochen, in zwei Abfäßen, um daniv bis über den Schuß ins Wasser zu steigen. Ich schlich mich an den Bock heran, worüber wohl eine Viertelstunde verging, während deren der Bock ruhig im Wasser stand, und als ich ihn endlich in dem Augen­blick totschoß, wo er aus dem Wasser stieg, stellte es sich nach genauer Besichtigung beim Aufbrechen heraus, daß kein edles Organ durch