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Um diese Zeit, etwa vierzehn Tage später, weihte Saccard Alles Techst nach einem Stichwort der Krone. Wie theatralische den Monumentalbau ein, den er gewünscht hatte, um der Galavorstellungen erst beginnen dürfen, wenn der Monarch eins Universelle ein fönigliches Heim zu geben. Sechs Monate getreten und das Zeichen zum Anfang gegeben, so muß der Fürst hatten genügt. Tag und Nacht war daran gearbeitet worden, auch erst allergnädigst gestatten, daß eine bestimmte Kunst, eine bestimmte Lehre sich hervorwagen dürfe. Auf allen Leistungen der ohne eine Stunde zu verlieren; so hatte man dieses nur in herrschenden Gesellschaft starrt deutlich der Vermerk: Mit besonderem Paris mögliche Wunder zuwege gebracht. Jetzt stand die königlichen Privilegio. Und das Kunst- und Wissenschaftsgesinde malt, Fassade im Blütenschmud ihrer Verzierungen da, ein Mittel- dichtet, tomponiert, baut, forscht, lehrt auf allerhöchsten Befehl. Ganz ding zwischen Tempel und Konzerthalle, eine Fassade, deren selten findet sich einmal ein Mann, der auf dem eignen Kopf beprahlerischer Aufwand die Vorübergehenden stehen zu bleiben steht. Als neulich der treffliche Bildhauer Gaul, ein Proletarier3wang. Auch im Innern herrschte prahlender Prunk; die sproß, die Weisung erhielt, die ruhenden Adler, die er für's HerrenMillionen der Kassen rieselten gleichsam an den Mauern her- haus angefertigt, in preußisch flatternde umzuwandeln, verzichtete er unter. Eine breite Freitreppe führte zum Sigungssaal herauf, einfach auf den Auftrag. Aber solche schlechte Gesinnung ist Gottlob der rot und gold im Glanze eines Opernjaales prangte. felten und wird sich sicherlich an dem Frevler rächen. Die neueste Geschichte der wechselnden politischen Moden Ueberall Teppiche, Tapeten, mit blendendem Reichtum ausgestattete Geschäftsräume. In dem Souterrain befanden sich soll hier nicht auf Ursprung und Wirkung untersucht werden. Aber der wissenschaftlich- lünstlerische Absolutismus mag in die Abteilungen für Wertpapiere: hier öffneten unergründ- ein paar Strichen gezeichnet werden. Kein patriotischer Gesangverein, liche, in den Wänden eingemauerte Geldschränke wie lauter der nicht die altniederländischen Gefänge vorträgt der Hof hat sie Backöfen ihre tiefen Schlünde hinter den Spiegelscheiben der propagiert. Stein Dorf, das nicht sein Wilhelm- Denkmal hat Trennungswände, die dem Publikum einen Blick auf ihre der Hof hat's so gewollt. Keine Schule, die nicht die Schüler mit stattliche Reihe gestatteten, wie auf die Fässer der Märchen, Flottenbüchern prämiiert es ist der Wunsch der Krone. Das in denen die unermeßlichen Schäße der Feen schlummern. Die Side historische Werk von Chamberlain über das 19. Jahrhundert- Välfer, die mit ihren Königen zur Ausstellung heran- niemand kauft sonst solche Bücher- hat Auflage über Auflage erlebt: der Kaiser interessierte sich für den Autor. Wenn der jüngste Roman marschierten, konnten hier vorbeiziehen: alles stand bereit, der Nataly v. Eschtruth, dessen Widmung Wilhelm II. angenommen der neue Palast harrte ihrer, um sie zu blenden und eins nach hat, nicht in Hunderttausenden Exemplaren fortgeht, dann ist im deutdem andren in diese unwiderstehliche, im hellen Sonnenschein fchen Wolfe die fünstlerische Einsicht doch noch stärker als der monarchische erstrahlende Goldfalle zu loden. Trieb. Und wenn noch nicht jede alte Ruine stilvoll ausgebaut ist, dann trägt sicherlich nicht der gute Wille, sondern die nicht aus reichenden Geldmittel die Schuld.
Saccard thronte in dem am prunkvollsten ausgestatteten Bimmer, die Möbel waren im Stile Ludwigs XIV., vergoldetes Holz mit Genuesersammet. Das Personal hatte eine Vermehrung erfahren und betrug über vierhundert Angestellte mit ihren Vorständen. Dieses Beamtenheer befehligte Saccard im Glanze eines angebeteten Tyrannen, dem man gern gehorchte, weil er in Gratifitationen sich sehr freigebig zeigte. In Wirklichkeit war er trotz seines einfachen Direktortitels der Herrscher, der über dem Vorsitzenden des Aufsichtsrates und über dem Aufsichtsrat selbst stand. Der lettere hatte einfach seine Anordmungen gut zu heißen.
( Fortsetzung folgt.)
Sonntagsplauderei.
In den liberalen Kinderfibeln liest man in Umarbeitung eines angeblich vom Kaiser Siegismund auf dem Koſtnißer Konzil gesprochenen Wortes als abschreckendes Dokument friechenden Servilismus die Höflingsantwort auf die Bemerkung, daß, die Majestät geruht habe, sich ungrammatikalisch auszudrücken:" Der König steht über der Grammatik."
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So haben wir uns auch nacheinander für die wissenschaftlichen Senfationen der Röntgenstrahlen, der flüssigen Luft, der drahtlosen Telegraphie unbändig interessiert, nachdem das Interesse im Hofbericht legitimiert war.
Die neueste aber und wundersamste Neigung ist das erstaunliche Interesse der oberen Zehntausend für Babylonien . Zwar die fundamentalen Leistungen der Assyriologen liegen Jahrzehnte zurüd. Was heute geboten wird, ist im wesentlichen Popularisation. Dennoch ist plötzlich alle Welt babylonisch erregt. Man muß Keilinschriften gesehen haben! Früher war die assyrische Abteilung im Berliner Museumt eine Stätte tieffter Einsamkeit, jezt wird sie hoffentlich dauernd bevölkert sein wie ein Biergarten in Halensee . Selbst die schneidigsten Lieutenants fügen jetzt ihren Gesprächen über Pferde, Avancement und Weiber noch einige Betrachtungen über die Ausgrabungen in Babylon an. Das macht: die Assyrio logie ist hoffähig geworden. Und außerdem hat sie ge= wissermaßen den realen Wert eines Eisenbahn- Unternehmens gewonnen: Das Reich der neuen Ausgrabungen ist auch das Reich der vornehmlich von deutschen Banken gebauten Bagdadbahn. Der Prophet aber der assyriologischen Renaissance ist, wie man weiß, der gute Professor Delißich, der unvorsichtigerweise im Eifer seiner Ausgrabungen die Offenbarung angerempelt hatte.
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wie der brach
So etwas fam, wie gesagt, in den finsteren Zeiten vor, als das Der Kampf um Delitzsch , der auch ein Kampf um den Kaiser aufrechte liberale Bürgertum noch nicht erfunden war. Heute ist derlei nicht mehr möglich; denn in der That das Wort wäre für ist, dient dem stillen Beobachter zum unerschöpflichen Quell psychologischer Als Wilhelm II. den Anrempler der Offenbarung unfre Verhältnisse des freigesinnten Bürgertums viel au harmlos Beluftigung. und viel zu ironi Wenn heute der Monarch beliebte, sich von den all- durch augenfällige Huldbeweise ausgezeichnet" gemein gültigen Regeat der Grammatit zu entfernen, so würde man nicht forrette Hofberichterstatter sich auszudrücken pflegt- den Cirkeln der liberalen bie Unabhängigiei: des Fürsten von der Grammatik sondern im Gegenteil ein Taifun der Begeisterung in der liberalen Preffe und des liberalen Bürgerdie Abhängigkeit der Grammatik vom Fürsten proklamieren. Pro- Theologie, der liberalen Preffe fessoren würden erstehen und mit hinreißender Gelehrsamkeit be- tums aus. Diese Bourgeoisie, die schon angefangen hatte, dem Bei weisen, daß sich die bisherige Grammatik der gewöhnlichen Mensch- spiel des heiligen Paasche zu folgen und in den ersten Reihen ge= heit geirrt habe und daß der neue allerhöchste Sprachgebrauch eine schnigter Kirchenstühle über die Aussichten von Laurahütte und bedeutsame Verbesserung darstelle und durchaus geeignet sei, die Bochumer Gußstahl nachzugrübeln, hielt inne und beeilte sich, zur Sprache zu veredeln und überhaupt die Kultur zu erhöhen. Und angestammten Aufklärung von der angewöhnten Offenbarung zurüdbinnen acht Tagen würden die tonangebenden Kreise bis zum Ge- zukehren. Delipsch war der Held, und der Offenbarungsturs fant heimen Kommerzienrat empor den huldvollst geprägten Sprachunter Pari. Unterdessen war ja ohnehin die Epoche der christlich schniger selber anwenden und nach einem Jahre wäre so ziemlich frommen, firchenbauenden Banquiers über Moabit und Blögensee vergessen, daß man dereinst auch grammatikalisch zu sprechen gewagt entschwunden. Dann kam die Epistel an Hollmann. Die Konjunktur habe. Und ver dennoch sich erfrechte, dem alten Gebrauch war über Nacht verändert. Babylon- Aktien fielen rapid, Offenbarung zu fröhnen, der würde als frecher Demonstrant gegen die Monarchie stieg. Delizich entwich in die Verbannung der Ungnade. Dryander und und ruchloser Majestätsbeleidiger der gerechten Strafe nicht entgehen. Der König steht über der Grammatik- so hieß es in der dunklen Zeit des Absolutismus. Der König bestimmt die Grammatik so ist es Sitte in der aufgeklärten Epoche der unabhängigen Bourgeoisie.
auch Stöcker triumphierten über den Lieblingstheologen Rudolf Mosses, und im Herrenhause forderte der streitbare Ritter Durant, auf den Universitäten dürfe kein Professor geduldet werden, der nicht an under glaube.
Indessen es zeigte sich bald, daß man das kaiserliche SendDie herrschenden Klassen Deutschlands versuchen sich durch eine schreiben falsch beurteilt hatte. Als Ausgraber und Prophet babylointensive monarchische Schutzfärbung vor der proletarischen Gefahr nischer Wiedergeburt war Delitzsch noch immer beliebt. Und so konnte zu retten und zugleich auf der Institution, der sie sich mit so lächer- die deutsche Orientgesellschaft dem für diesen Freitag zu einem neuen licher Rachäffung anpaßten, nach Sträften zu schmarozen. Von den Vortrag von Deligsch einladen und auf den Einladungskarten verberühmten Bürger- und Mannestugenden, die uns in der Schule heißungsvoll hinzusehen:" Da Seine Majestät der Kaiser und König gelehrt werden, ist keine mehr sichtbar. Der Hof bestimmt heute die Gnade gehabt hat, Allerhöchstsein Erscheinen in Aussicht zu allmächtig Geschmack, Neigung, Mode, Ideale, Beschäftigung, stellen, werden die Saalthüren pünktlich um 812 geschlossen werden." Interessen, von den Und vorsichtigerweise war hinzugefügt:„ Der Vortrag ist nicht zu babylonischen Ausgrabungen. Weit über die staatsrechtlichen verwechseln mit dem von Herrn Professor Delitzsch für den nächsten fast vormärzlich schrankenlosen Machtbefugnisse wächst der gesellschaft- Winter geplanten Schlußvortrag über Babel und Bibel." liche Einfluß hinaus, der sich in alle Zweige und Richtungen der Kultur erstrect und den öffentlichen Geist der Bourgeoisie zu einem Abdruck einer herrschenden Persönlichkeit macht. Der Monarch regiert die Kunst, die Wissenschaft, die Presse, insonderheit auch die liberale.
Біз der Bartbinde
zur Kunst und