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intereffierte Uniformen. Kurz nach der anberaumten Zeit erschien| militärischer Sachkenntnis. Aber an dem mangelnden Zusammens denn auch in der Loge der Kaiser, seine Frau und Hollmann. wirken wäre der größte Feldherr gescheitert. Nach der Heckerschen

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Er begann mit einem prunkenden Gemälde des alten Babylonien  , dieses Paradieses von- Kanälen; der Ruhm dieser heute recht modern wirkenden Herrscher bestand in der Anlage von Kanälen. Heute ist das Paradies eine Wüstenei, ein Reich des Schuttes, ein Land ver­glimmenden Lebens, durch das zwei Thränenströme rinnen, und in dem eine elende und spärliche Bevölkerung haust.

Herr Delitzsch   berichtete über seine babylonischen Reiseerinnerungen. Niederlage bei Sandern war die ganze Unternehmung eigentlich Der gute Professor hat das schöne Selbstbewußtsein eines akademischen schon gescheitert. Sigel aber unternahm noch am Ostermontag Specialisten, der seine Wissenschaft für das Centrum der Welt hält.( 24. April) mit 400 Mann einen Vorstoß auf Freiburg  , um die Er spricht mit starlem, teils sächsisch, teils pastoral gefärbtem Bathos, dort aufgestandenen Republikaner nicht thatenlos im Stich zu lassen. mit immer gleichmäßigem Temperament, auch wo er Gleichgültigstes Aber er kam zu spät. Inzwischen war die Stadt nach heftigent erzählt. Ein paar Kollegipäße webt er ein, die allemal start belacht Kampfe bereits durch badische, hessische und nassauische Truppen wurden. Sonst war es eine der üblichen Reisebeschreibungen, mäßig eingenommen worden. Davon wußte Sigel nichts, als er mit feuilletonistisch, voll der vorschriftsmäßigen Erlebnisse" und Aben- Mögling zusammen an der Spike des 30 Mann starken Bortrupps teuer, ohne jede wissenschaftliche Enthüllung. aus dem Sternwalde herauskam: alles war still, kein Feind zu sehen. So rückte er über die Dreisambrücke gegen das weit geöffnete Schwabenthor an. Auf einmal tauchten links und im Rücken feind­liche Truppen auf, gleichzeitig ward der Thordurchgang besetzt und ein heftiges Feuer auf die Republikaner   eröffnet, dem der Fahnen­träger und etliche andre zum Opfer fielen. Guter Rat war teuer, da ein Vorgehen nicht möglich und die Verbindung mit dem Gros abgeschnitten war. Rette sich, wer kann!" war also die einzig mögliche Losung. Sigel, Mögling und einige andre flüchteten längs der Dreisam in einen umzäunten Holzhof, der zwar bald von feind­lichen Schützen umstellt, aber zum guten Glück nicht untersucht wurde. Da lagen sie nun etliche Stunden bei strömendem Regen in einem fleinen Graben. Um einen Ausweg aus der unangenehmen Lage zu suchen, ward ein Kundschafter entsandt, und zwar nirgendwo anders hin, als geradeswegs in die Höhle des Löwen: über Graben und Wall in die Stadt. Er kehrte mit der frohen Botschaft zurüd, daß ein Freund sie hinter der Stadtmauer erwarte. An einer Stelle, wo die Luft rein war, ging es also unter Zurücklassung der Gewehre und Säbel über die Mauer nach Freiburg   hinein, das von Militär wimmelte und gerade eine allgemeine Hehjagd auf" Rebellen" er­lebte.

Dann schildert er seine Reiseerlebnisse: Der Professor wird, wie sich das versteht, von Fliegen gequält, von Heuschrecken   überfallen, von unsäglicher Hige geplagt, von Stürmen bedroht, vom Regen durchnäßt. Er reitet tagelang auf Pferden, die plößlich nicht weiter wollen, und er gelangt in Wohnstätten, wo es feine Waschschüssel giebt. Im Hintergrunde dräuen die vielen Kurden, welche die An­gewohnheit haben, Reisende bis aufs Hemd auszuziehen, die sich aber offenbar an einen deutschen   Professor nicht heranwagten.

Und der große Aufrührer Delitzsch  ? Stöder mag ruhig sein. Der Professor hielt sich treulich an der kaiserlichen Weisung und pfuschte mit keiner Silbe in die Theologie. Dafür brachte er bei jeder Gelegenheit starke Bekenntnisse seiner Gottgläubigkeit und ließ seine kritische Neigung an einem ungefährlicheren Objekt aus: an dem alten Herodot, der sich Märchen orientalischer Phantasie als Wahrheit habe aufschwagen lassen.

Zum Schluß gab er einige Ergebnisse der Ausgrabungen. Man hat die nicht ganz neue Entdeckung wieder entdeckt, daß die Schrift­zeichen auf ursprüngliche Symbolzeichnungen des in dem Begriff bestimmten Dinges oder der durch ihn auszudrückenden Thätigkeit zurückzuführen seien. Als eine Leistung deutschen Scharfsinns, wie sie in gleicher Genialität keinem Volke der Welt gelungen sei, feierte er begeistert, daß es erreicht sei, den Grundriß von Bauten So faß min Sigel in einer Mausefalle, aus, der anscheinend zu bestimmen, die noch unausgegraben unter der Erde liegen. Die fein Entrinnen war. Er ward im Hause eines Tapetenfabrikanten Ziegel, aus denen die Gebäude bestehen, saugen nämlich Feuchtigkeit untergebracht, dessen Sohn auf seiten des Volfes gekämpft hatte, auf und so entstehen auf der Erdoberfläche feuchte Stellen dunklerer und machte sich zunächst daran, einen riesigen Weck und eine Tasse Färbung, in denen sich der Grundriß der verschütteten Bauwerke ab- Kaffee zu vertilgen, die ihm von der siebzehnjährigen Tochter des zeichnet, wie etwa die Form einer fettigen Hand auf Papier  . Hauses serviert wurden. Seine Laune ward auch dadurch ver­bessert, daß er in dem Zimmer eine Studentenmüße, eine Tange. Pfeife und Tabak entdeckte, mit denen er sich alsbald ausrüstete. Abkühlend wirkte dagegen der mit llingendem Spiel erfolgende Vorbeimarsch einer Infanteriefolonne, an deren Spike der ehe­malige Regimentskommandeur des Erlieutenants einherritt. Gleich darauf klopfte es, zwei hessische Soldaten mit aufgepflanzten Bajonett stürmten herein und verlangten den Hausbesizer zu sprechen. Da er nicht anwesend war, entfernten sie sich wieder, ohne zu ahnen, welch' fostbarer Fang ihnen entgangen war. Aber Sigels Bleiben war nicht mehr in dem Asyl; denn die Tochter bat ihn, das Haus zu berlassen, da sie 22 Mann Einquartierung bekommen hätten; die Soldaten sprächen von ihm und drohten, ihn zu vervierteilen". so sie ihn friegten. Mit dem Ausruhen war es also vorbei, und Sigel wagte sich unter Mitnahme der Mühe und der langen Pfeife als Student auf die Straße. In dieser Verkleidung kam er un behelligt an einem herrischen Sergeanten vorbei, der an der Haus­thüre stand. In einem Wirtshaus fand er seinen verwegenen Freund Mögling wieder, der dreist und gottesfürchtig mit mehreren Soldaten an einem Tische saß und Karten spielte. Zusammen steuerten die beiden dem nördlichen Stadtthor zu, wo sie zwar von der Wache visitiert wurden. aber ungehindert passieren durften.

Besonders trat außer der Frömmigkeit seine Huldigung für den Sultan und dessen Regierung hervor. Herr Delitzsch   feierte den Sultan, als ob der Sultan deutscher Kaiser oder Delitzsch   türkischer Professor wäre.

Ganz am Ende fam

hastig aufblizend und halb versteckt

die eigentliche Pointe des Ganzen. Berzückt schaute der Professor in die Zukunft, da Babylonien   wieder das alte Paradies werden würde, so Allah   will" und die Bagdadbahn gebaut ist.

Eine Bahn im Paradiese! Kann ich da noch widerstehen? Auch ich werde Assyrier werden, Keilinschriften studieren und Bagdadbahn  - Aktien bon der Deutschen Bank Laufen. So habe ich nicht umsonst Delitzsch   gehört....

Kleines feuilleton.

Joc.

xc. Flüchtlingsabenteuer aus dem tollen Jahre. Anno 48 haben viele unter mancherlei Umständen und in mancherlei Ge­stalten das Weite gesucht. Der Bürgerfönig Louis Philipp zeigte im Augenblick der Flucht die meiste Besorgnis um das Portefeuille mit den geliebten Wertpapierchen, während ihm die teuren An­verwandten als überflüssiger Ballast für den Reisewagen erschienen. Sein Minister Guizot  , der Mann der mittleren Linie, machte sich in Weiberkleidern aus dem Staube. In der nämlichen Maskerade entzog sich der Bapst den Liebesbeweisen seiner Unterthanen. Unter welcher Firma der Kartätschenprinz nach der Straßenschlacht sein Gottesgnadenbewußtsein nach England exportierte, ist neuerdings in die Erinnerung gerufen worden. Als dann bald hier, bald da, früher oder später überall die Reaktion wieder Oberwasser bekam, trat auch an Revolutionäre die Notwendigkeit heran, sich auf dem Wege der Flucht den Fangarmen des Standrechts zu entziehen. Sie haben dabei durchweg größeren Mut bewiesen, als die gekrönten Häupter und ihre Handlanger; aber erklärlicherweise hat es auch bei der Flucht von Vollsmännern nicht an tragikomischen Umständen bekannteste Scene dieser Art freilich Georg Herivegh, unter Die bekannteste Scene dieser Art freilich Georg Herwegh  , unter dem Sprißleder eines von seiner Frau futschierten Wagens verstedt, auf der Flucht ist nicht wahr, wenn auch von den Fliegenden Blättern  " nicht übel erfunden. Den nämlichen Apriltagen des tollen Jahres und der nämlichen revolutionären Unternehmung gehören die ganz romanhaft flingenden Flüchtlingsabenteuer von Franz Sigel  , die zwar auch des komischen Beigeschmacks nicht ganz ent­behren, aber der Courage des angehenden Revolutionsgenerals das allerbeste Zeugnis ausstellen.

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Er befehligte bei dem topflos angefangenen und kopflos durch­geführten Butsch, der sich an den Namen Heckers knüpft, eine der drei Angriffskolonnen: zum Unterschied von seinen Kollegen mit

Gemeinsam marschierten sie bei Nacht durchs Freie bis Kirch garten am Ausgang des Höllenthales. Hier zog Mögling es vor, sich feitwärts in die Büsche zu schlagen, da ein württembergisches Kavallerieregiment anrückte, von dem er erkannt worden wäre. Sigel kam unaufgehalten vorbei und traf nachher wieder mit Mögling zusammen. Nach einer äußerst mühsamen Tour über den Belcher gelangten sie in der nächstfolgenden Nacht nach dem Bade bei Sulze burg und wurden vom Badewirt freundlich aufgenommen, gleich­zeitig aber gewarnt, daß Sulzburg   von badischen Dragonern be seßt sei. Darum verdufteten sie sich bei Tagesanbruch nach dem dem Kurort benachbarten Höhen. Als Signal für den Fall einer Gefahr sollte der Sohn des Wirtes auf der Flöte einen Marsch pfeifen; ertönte dagegen ein Walzer, so sei die Luft rein und sie fönnten unbesorgt ins Thal herunterkommen. Am Abend wurden ihre Ohren durch die fernen Klänge des Walzers erfreut. Sie eilten zum Bade und erfuhren, daß alles bereit sei, um sie über den Rhein  in Sicherheit zu bringen. Hier war die leßte Gefahr zu bestehen: die Möglichkeit eines Zusammentreffens mit den Grenzgendarmen. Um deren Spähen auszuweichen, wurden die Flüchtlinge ein halbes Stündchen vom Rhein   durch zwei Männer mit Gewehren in Empfang genommen, die sie auf den Schleichwegen der Schmuggler durch den Grenzfordon geleiteten. Mögling und Sigel legten diese gefahr­volle Strecke zurück, die gespannte Pistole in der Hand. Sie mußten sie auch noch fertig zum Gebrauch halten, als es auf einem Nachen an einer kleinen Infel vorbei über den Strom ging. Als dessen Mitte erreicht war, fonnten sie" Hahn in Ruh" jeben; denn nun waren sie auf französischem Gebiet. Die badischen Machthaber hatten also das Nachsehen; die einzige Rache, die sie an dem entronnenen Sigel nehmen konnten, bestand darin, ihn in contumaciam, d. h. auf dem geduldigen Papier, zu lebenslänglichem Gefängnis zu vers

donnern.

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ss. Haschisch. Wer nichts weiter vom Arabischen tennt, hat doch wenigstens schon ztvei Worte dieser Sprache in seinem Leben gehört,