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stört und den giftigen Neid schürt wider die, welche befizen und| ja überhaupt Amerifa in Bezug auf wirksame pädagogische Reformen schmarozen. Das nannten sie: Frömmigkeit.

Die Zeiten starben und die Menschengeschlechter verkamen, und das Reich des Mai war verloren. Von allen Landkarten war es ge­strichen. Man erzählte von ihm wie von einem Gespensterland, das fündige und thörichte Einbildung geschaffen.

Trozdem grünten in jedem Jahre wieder die Wiesen, die Kirschbäume schneiten, und die Amseln feierten Hochzeit. In solchen Nächten zwischen harten, peitschenden Stürmen und weichem, leisem, schwer und fremd duftenden Frühlingswehen da gingen wohl seltsam leuchtende Sterne auf, die winkten, als wollten sie neue Wege weisen ins verschüttete, vergessene Maireich. Und Männer standen auf und rechneten und prüften und dachten, und bald war es ihnen flar: dort drüben, ganz in der Nähe, herrscht der Mai.

Da riefen fie laut, daß es wie ein Kampfruf hallte: Kommt, Taffet uns eine Expedition rüsten, um den Mai zu entdecken. Der Ruf hallte und wuchs im Hallen und wirkte wachsend.

Freilich, das Maireich ist kein Schlaraffenland, und nicht durch einen Kuchenberg frißt man sich hindurch ins Land der faul schlem menden Bäuche.

Ein wildes Felsgemäuer versperrt es und einen tiefen, langen Tunnel gilt es durch das Gestein zu schlagen. Aber was fümmert uns die Mühsal, wissen wir doch, daß mit dem letzten Hammerschlag der Mai in unfre Finsternis fluten wird!

So arbeiten wir Tag für Tag unter der Erde, gebeugten Rückens und doch voll stolzer, starfer Hoffnung. Der Hammer pocht un­ablässig. Rote Fackeln leuchten unsrer Arbeit. Das Krachen stürzenden Gesteins ist der Stundenschlag unsrer Erlösung.

An einem Tag alljährlich aber ruhen die Hämmer, die Rücken recken sich empor, die düsteren Augen werden hell und in den Seelen schwillt es empor. Die Felstand aber, die der Arbeit noch wider stand, wird durchsichtig wie ein Fenster. Es öffnet sich weit und nur ein feiner, geheimnisvoller Schleier scheint noch das Mai- Reich zu verhüllen. Volle Garben streut das Licht in diese unterirdische Welt und das Gestein scheint sich in ein blühendes Gefilde zu wandeln. Herrlich leicht wird es allen müden Armen, in den Furchen der Gesichter glimmt eine kühne Heiterkeit und alle Häupter sind golden umleuchtet. Tanz­freude erfüllt die Männer und Frauen, die Burschen und Mädchen, die Kinder haschen sich und lachen und singen das alte Kinder­lied vom Mai, der gekommen.

Plöglich aber bringt ein gewaltiger Chor, vielhunderttausend stimmig aus der Tiefe empor eine Weise, die hämmert, ein Lied, das marschiert, ein Rhythmus, der Felsen sprengt.

Sie fingen, daß die Arbeit, die welterbauende, nicht mehr durch den gemeinen Zweck geschändet werden soll, nur die Notdurft zu sättigen und die Blöße zu decken. Ein Reich des Mai graben und hämmern wir.

Nicht mehr lassen wir uns einterfern auf einem engen Farben­fleck, der von unfern Peinigern uns als Vaterland angewiesen ist, während die andre Welt als Feind" geschmäht und versperrt wird. Der Völkermai weitet sich uns als Vaterland; die neue Heimat hat feine Grenzen, ihre Fahne ist Freude, ihr Wappen Kraft und ihre Farbe ist Freiheit- Maireich, Maivaterland!

Und befreit schreitet auch der Gedanke, wie ein rüſtiger, wunder erfüllter Maiwanderer gen Sonnenaufgang. Die Wahrheit ist keine starre Tafel, tein alter ausgegrabener Ziegelstein mit fremden mystischen Schriftzeichen, die von verschütteten Kulturen reden. Die Maiwahrheit treibt und blüht und reift ins Unendliche, in ewig junger Entfaltung fich neu formend, über Jrrtum und Dunkel hinaus, zu den Sternen empor.

Unfre Frömmigkeit aber flebt nicht an vermoderten Zeichen und Bildern, sie quillt, jeden neuen Morgen wiedergeboren, in der jauchzenden, innigen Andacht der Maienschönheit, die nicht enden will: So bröckelt der Fels, die Wand wird licht, Bald schlägt der lezte, zersprengende Schlag Wir graben in Nacht, wir hämmern in Pein Das Maienreich.-

Kleines feuilleton.

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Jy. Die Natur" im Leben des Kindes.( Nachdruck verboten.) Es geht eine Bewegung durch die Welt, die dem Kinde das Ver­ständnis für die Kunst zu vermitteln sucht und den Zweck hat, ein fünftiges Geschlecht zu größerer Schönheits- und Lebensfreudigkeit zu erziehen. Wenn hier einer andern pädagogischen Bestrebung ge­dacht werden soll, so geschieht es nicht, um die erstere irgendwie da­durch hintanzusetzen, sondern namentlich darum, um eine Anregung zu geben, die sicherlich von großer Bedeutung ist und die darauf hin zielt, dem Menschen, dem Kinde vor allem die es umgebende Natur näher und vertrauter zu machen, als es bis heute der Fall ist. Die Natur ist schließlich noch das einzige, was jedem, wenigstens teil­weise, zugänglich ist, und wenn auch der Naturgenuß nicht ohne weiteres zum menschlichen Innenleben gehört, so gehören doch die Erscheinungen aus dem Leben der Natur zu den Thatsachen, die jedem irgendwie und irgendwann entgegentreten.

Gerade auf diesen letzteren Umstand gründet sich nun ein Unter­nehmen, das ohne weiteres für sich spricht, nämlich die Einrichtung von Kinderzimmern in den Naturalientabinetten. Mit dem guten Beispiel ging die Smithsonian Institution in Washington voran, wie

uns weit überflügelt hat. Die Einrichtung dieser Zimmer wurde denn auch erst mehrere Jahre, nachdem die Anregung dazu gegeben worden, wirklich ausgeführt, und zwar unter der Leitung von Herrn Langsley, einer in amerikanischen Schulkreisen sehr bekannten Ber­sönlichkeit, und unter ernster Mitarbeit der Professoren des Instituts.

Herr Langsley ging nämlich von der Erfahrungsthatsache aus, daß die großen Museen für das Kind durchweg nublos sind. Erstens wird es durch die Menge des Gebotenen verwirrt und kann sich nicht zum Begriff emporarbeiten, zweitens kann es Gegenstände auf höheren Regalen überhaupt nicht sehen und drittens wird es durch die lateinischen Bezeichnungen verwirrt und abgeschreckt. Wirkliche Kenntnisse und wirkliches Interesse auch an scheinbar unbedeutenden Gegenständen sind aber schon oft der Ausgangspunkt für weittragende Studien geworden, da doch bekanntlich der Ursprung aller Wissen­schaft die Neugier ist".

Es handelte sich nun zuerst darum, für das Kinderzimmer einen geeigneten Raum zu finden, in den Luft und Licht ungehemmt hinein­fluten können, der auch gerade die richtige Größe hat, um gemütlich zu bleiben. Dann dürfen auch die Sammlungen nicht zu umfangreich werden und vor allem aus Gegenständen bestehen, die charakteristisch sind und doch geeignet, dem Kinde einfach Freude zu bereiten und es anzuregen.

Es wurde denn auch ein Zimmer zu ebener Erde gewählt, dessen Thüren nach dem Garten hinaus gehen. An den Fenstern rantt wilder Wein empor, in dem auch allerlei Getier ein munteres Leben führt. Die Decke des Zimmers ist ebenfalls als Weinlaube gedacht, auf der Vögel und Insekten spielen und durch welche man den blauen Himmel sicht. Im Kinderzimmer selbst befindet sich eine Voliere mit Singvögeln aus allen Himmelsgegenden und unter derselben ein Aquarium, das so geschickt und sorgfältig angeordnet ist, daß sogar ganz kleine Kinder sich die Herrlichkeit von allen Seiten ansehen können. Diese Behälter für lebende Tiere in der Mitte des Raumes bilden naturgemäß auch den Mittelpunkt des kindlichen Interesses, von dem aus die Blicke zu den ausgestopften Wundern an den Wänden wandern, zu dem sie zurückkehren, wenn sie wieder das Leben suchen. Auch die ausgestopften Tiere sind in Sehhöhe für Kinder ange­ordnet, über den einzelnen Fächern hängen gute, bunte Bilder, die die ausgestopften Tiere in irgend einer charakteristischen Funktion darstellen. Da stehen neben einander der größte und der kleinste Raubvogel; meistens gefällt den Kindern der Adler am besten, oder auch die Eulen, die so geheimnisvoll aus ihren großen runden Augen schauen, oder dann die seltenen Vögel, über die das Kind so herzlich lacht. Da sind solche mit Fächern, mit Kronen, mit Schnurrbärten, Schürzen, Schleiern und was der luftigen Sonderbarkeiten mehr sind, die einen erscheinen den Kindern vertrauenerweckend, andre flößen ihnen Furcht oder Mitleid ein. Dann folgen die prachtvollen bunten Bögel, Kolibris, Paradiesvögel usw., da ist Jubel und Freude unter den Kleinen, und jedes sieht wieder etwas ganz, aber ganz besonders Schönes. Hierauf die gewöhnlichen Vögel Amerikas und Europas , alles alte Bekannte, die das Kind im Leben doch nicht so ordentlich zu Gesicht bekommt, von der ihm aber die Fabel und das Märchen erzählen. Und der Spaß, wenn die Reihe an die sonderbaren Nester, an die mannigfach verschiedenen Eier kommt! Das Kind sieht den Unterschied in der Größe der Eier, frägt wohl auch nach dem Schicksal der ausschlüpfenden Jungen und, wenn es größer geworden, nach den Gefeßen des Werdens überhaupt. Unter der lateinischen Be­zeichnung ist immer groß und deutlich die volkstümliche Benennung angeführt und, wo es gerade paßt, auch ein Verschen, das man als bekannt vorausseßen kann oder eine Anspielung auf die Rolle, die das betreffende Tier in dem oder jenem Zusammenhange spielt. Größtes Interesse erweckt die Darstellung der Mimikri- Erscheinungen; in andern Gruppen teilen sich dann die Interessen, der Junge sieht sich vielleicht mit besonderem Interesse die Insektensammlung an, die kleinen Mädchen bewundern Muscheln und Korallen; ein besonders ernstes Kind betrachtet aufmerksam die Gegenstände aus vorsünd­flutlicher Zeit, freilich werden die Specialbetrachtungen hundertfach unterbrochen durch die freudigen Zurufe von Freunden und Kame= raden, die wieder für ihr Specialgebiet Interesse fordern.

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Verläßt das Kind den Raum, so trägt es eine Menge Eindrücke mit sich fort. Vielleicht hat es gar nichts Positives gelernt, vielleicht auch nur eine Stunde vergnügt zugebracht, sicher aber sich doch diese Zeit hindurch mit Dingen beschäftigt, die nie an Interesse verlieren können. Das Kind aber, das schon aus bewußtem Erkenntnisdrang das Kinderzimmer" aufgesucht, hat größeren Gewinn davon, als oft von den trockenen Lektionen der Schule. Im Verhältnis zu dem Segen, den diese Institution bringen kann, kommen die Kosten für dieselbe nicht in Betracht.

Bruteier. Viele denken gar nicht daran, daß die Grundlage zu einer ersprießlichen Hühnerzucht schon bei der Auswahl der aus zubrütenden Eier gelegt werden muß. Vor allem muß man Grund zur Annahme haben, daß das Ei befruchtet worden ist. Ein junger Hahn kann bei mittelgroßen Rassen 6-8 Hühner befruchten. Bei Bei einer der= den großen und schweren Rassen etwas weniger. artigen Anzahl von Hühnern fann man mit aller Wahrscheinlichkeit annehmen, daß die Eier, die sie legen, befruchtet sind. Dann wähle man auch die Eier der zweijährigen Hennen, da die Eier von jungen Tieren meist fleiner sind und deshalb auch kleine Hühnchen liefern. Doch dürfen die Eier nicht abnorm groß sein, da die außergewöhn= lich großen Gier zwei Dotter enthalten und, wenn sie überhaupt brut­fähig sind, Mißgeburten liefern. Ferner darf das Ei nicht zu alt