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Beim andern vermuteten leidenschaftlichen Kaufwut. Widersprechende Nachrichten liefen um; sie wurden zuerst leise geflüstert und schließlich mit lautem Trompetengeschmetter verfündet. Um sich bei dem Spektakel verständlich zu machen, schrien die einen aus Leibeskräften, so oft sie den Mund aufthaten, während andre sich geheimnisvoll zum Ohr ihrer Nachbarn herabneigten und nur leise tuschelten, selbst wenn sie nichts zu sagen hatten.
" Nun, ich behalte meine Haussestellung bei," begann Pillerault, der schon beruhigt war. Die Sonne scheint gar zu schön, alles wird noch wieder steigen."
Alles wird zusammenstürzen!" versezte Moser mit seiner Hartnäckigkeit im Jammern. Das Regenwetter steht bevor, ich habe heute nacht einen Anfall gehabt."
Das Lächeln Salmons, der beide hintereinander anhörte, spitzte sich jetzt derart zu, daß beide unbefriedigt blieben: feine Möglichkeit einer Gewißheit! Sollte dieser so ungewöhnlich schlaue, so unergründliche und verschwiegene Teufelsmensch eine dritte Art zu spielen gefunden haben, weder Hausse noch Baisse?
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( Nachdrud verboten.)
Gefpannte Beziehungen.
Von Eugen Tschirikow.
( Schluß.)
Mischa wird ebenfalls ein Buch opfern und sich dann beim Bäcker Pasteten, Käsekuchen oder etwas Aehnliches kaufen. Er wird auch noch in einen Milchladen gehen und Milch trinken. Und die Feinde" werden sich sorgen... Aber mögen sie doch! Sind ja selbst schuld. Ein andermal werden sie nicht mehr
Mischa framt lange in seinem Schrank und zieht schließlich ein dünnes Büchelchen heraus. Ich werde es noch brauchen, aber erst später; dann haben sie wohl schon vergessen, daß es bereits gekauft ist, und ich bekomme ein neues... denkt Mischa und weiht das Buch endgültig dem Verkauf.
Durch das Wohnzimmer gehen, mag er nicht: dort sizen Alle und denken womöglich, er will sich aufdrängen, sich mit ihnen verEr kann sehr gut auch ohne föhnen. Bah, er wird ihnen was! Thüren auf die Straße kommen.
Mischa steigt durchs Fenster, versteckt das Buch in der Brusttasche und geht schnell nach dem Trödelmarkt. Es dunkelt schon. Bald wird man die Buden schließen, er muß sich also beeilen.
Mischa läuft so schnell er kann. Als er an einem im Bau be griffenen Hause vorbeikommt, geht er zur Abkürzung des Weges über den Banplag, wobei er mehrfach über Bretter, Balfen und Gerümpel stolpert. Das Resultat ist ein Loch im Stiefel, gerade born an der Spike. Unter andern Verhältnissen würde Mischa über unlängst gekauft sind, jetzt aber macht er sich garnichts darans. ein solches Mißgejchid betrübt sein, umſomehr als die Stiefel erst mögen sie doch neue kaufen! Sie werden natürlich sagen: Geh' ohne Stiefel, wie ein Schuster!" Aber er weiß sehr gut, daß sie dennoch neuе faufen werden. Sie müßten sich ja schäment, wenn er, der Sohn eines Rechtsanwalts, in zerriffenen Stiefeln gehen würde. Er hat keine Angst- sie werden fchon kaufen.
Endlich ist er auf dem Trödelmarkt. Da ist es so lebhaft, so luftig. Man lärmt, schreit, zanftein wahrer Höllenſpettafel. " Hei- eiße Pasteten!" ruft gellend ein Bauer mit vollem, rotem Gesicht, in schmutziger Schürze." Willit Basteten?" bietet er Mischa an. Heiße, ganz heiße! Das Baar zu fünf Kopelen!"
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Womit gefüllt?" fragt stehenbleibend Mischa.
Mischa und drängt sich durch dichte Haufen bunten Bolts bis zur Später werde ich kaufen. Jetzt habe ich keine Zeit!" sagt Einfahrt des Kaufhofes, in welchem sich die Buden der Krämer, Antiquare usw. befinden.
Atemlos vor Anstrengung und Furcht betritt er die Bude eines Büchertrödlers, der in gleichgültiger Haltung an seinem Bücherschrank lehnt. Es ist ein alter Mann mit flugen, verschmigten Augen hinter den Brillengläsern. Als er den Gymnasiasten erblidt, verschwindet er in der Tiefe der Bude, holt ein Buch hervor und beginnt darin zu lesen furz, er thut, als nähme er von dem Kunden keine Notiz. Kaufen Sie Bücher?"
An seinem Pfeiler stehend sah Saccard den Schwarm der Schmeichler und der Kunden um sich her anwachsen. Fortwährend wurden ihm Hände entgegengestreckt, und er drückte alle mit der gleichen glücklichen Unbefangenheit, wobei er in jeden Fingerdruck eine Siegesverheizung zu legen verstand. Manche eilten herbei, wechselten ein Wort mit ihm und eilten entzückt hinweg; viele blieben beharrlich stehen und wichen feinen Schritt, voll des stolzen Gefühls, zu feiner Gruppe zu gehören. Oft war er liebenswürdig gegen Leute, deren Namen ihm nicht einmal einfielen. So mußte zum Beispiel der Hauptmann Chave ihm Maugendres Namen angeben, damit er den Mann wieder erkannte. Der Hauptmann, der mit seinem Schwager ausgesöhnt war, trieb diesen zum Verkaufen; aber der Händedruck des Direktors genügte, um in Maugendre eine grenzenlose Hoffnung zu entflammen. Dann kam der Verwaltungsrat Sedille, der Seidenhändler, und bat um eine Unterredung von einer Minute. Mit seinem Handelshause stand es schlecht, sein ganzes Schicksal war unauflöslich mit dem der Universelle verknüpft, so daß eine etwaige Baisse Stauf bei mir, junger Herr! Seine sind falt, aber ich habe für ihn zum Krach fühen mußte; angsterfüllt und von seiner heiße!" beginnt ein altes Weib zu schmeicheln und erhebt Leidenschaft verzehrt, empfand er das Bedürfnis nach Bejich von dem irdenen Topf, in welchem sie ihre heißen Pafteten aufruhigung und Ermunterung, zumal auch sein Sohn Gustave bewahrt. bei Mazaud nicht recht vorwärts kam und ihm schwere Sorgen machte. Mit einem Klaps auf die Schulter entließ ihn Saccard voll Zuversicht und Feuereifer. Hierauf begann ein förmlicher Vorbeimarsch: der Banfier Kolb, der schon längst verkauft hatte, der es aber mit dem Zufall noch nicht verderben wollte; der Marquis de Bohain , der mit seiner vornehmen Herablassung nur unter dem Schein der Neugier und des Zeitvertreibs die Börse besuchte selbst Huret, der ja unfähig war, mit jemand entzweit zu bleiben, und allzu geschmeidig, um nicht bis zu dem Tage des gänzlichen Schiffbruchs guter Freund zu sein, kami herbei und wollte sehen, ob es für ihn nichts mehr aufzulesen gab. Als Daigremont erschien, trat alles ehrerbietig auf die Seite. Er war an der Börse sehr einflußreich; seine Liebenswürdigkeit und seine zuversichtliche, kameradschaftliche Art, mit Saccard zu scherzen, machten Eindruck. Die Haussiers strahlten vor Freude, denn Daigremont hatte den Ruf eines Schlauen Mannes, der beim ersten Krachen des Bodens das Haus zu verlassen versteht. Somit stand fest, daß es in der Universelle noch nicht krachte. Wieder andre wechselten bloß im Vorbeigehen mit Saccard einen Blick; das waren seine ergebenen Leute, oder Angestellte, welche seine Orders weiterzugeben hatten und auch auf eigne Rechnung kauften. Es hatte nämlich die Spielwut wie eine Ansteckung das Personal der Rue de Londres derart erfaßt, daß jeder fortwährend auf der Lauer stand und an den Thüren horchte, um irgend eine Börsennachricht zu erjagen. So ging Sabatani zweimal mit seiner geschmeidigen Anmut eines halborientalischen Italieners vorüber und gab sich den Anschein, den Meister nicht einmal zu bemerken, während Jantrou ein paar Schritte weiter vor einem vergitterten Anschlagbrett stand und im Lesen der Telegramme aus den ausländischen Börsen ganz vertieft schien. Der Kommissionär Massias stieß in eiligem Lauf an Saccards Gruppe und nickte leicht mit dem Kopf, wohl um eine Antwort zu überbringen oder über einen in der Eile erledigten Auftrag zu berichten. Je näher die Eröffnungsstunde rückte, desto heftiger flutete der endlos hin und her stampfende, doppelte Menschenstrom mit mächtigem Wogen und Brausen durch den Saal.
Alles wartet auf den Anfangsfurs. ( Fortsetzung folgt.)
eilig.
"
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Was haben Sie zu verkaufen?"
Bon Smyrnow?" " Ja."
„ Europa hätte ich wohl genommen, aber von dem da habe ich zu viel"... jagt der Trödler, scheinbar widerwillig das Buch nehmend Eine alte Ausgabe!... Na, meinetwegen zehn Kopeten " Zwanzig foll ich....! Unter zwanzig darf ich nicht verlaufen," bemerkt gedehnt Mischa.
"
Der Trödler gähnt und giebt das Buch zurück. " Dann wenigstens fünfzehn. Es ist ja ganz neu!" Der Trödler antwortet nichts. " Na meinetwegen zehn Ropeken!" " Ich mache Schaden dabei", sagt gähnend der Tröbler, legt zwei Fünffopekenstücke auf den Ladentisch , wirft den Einkauf nachläffig in den Schrank und vertieft sich wieder in sein Buch. " Ich werde vielleicht noch Europa bringen", sagt Mischa, die beiden Fünffopetenstüde in die Tasche steckend.
Bringen Sie
Aber es fommt dabei sehr viel auf die Auflage au. Manche ist nicht einmal zehn Kopelen wert... Wörter bücher haben Sie nicht? Schicken Sie doch Ihre Freunde ich zahle die höchsten Preise..."
Ich werde schicken.
Mischa verläßt die Bude und wendet sich zu den Eßwaren. Aber bevor er noch zu den Basteten gekommen ist, hat er bereits einen Teil feines Geldes ausgegeben: die persischen Nüsse mit Mohn haben es ihm augethan. Er fauft davon für drei Kopeken und ver speist sie mit großem Behagen. Jetzt sieht er auch die Frau mit den Basteten.
Womit find fie gefüllt?"
" Mit Pfefferlingen, mit Fleisch, mit Möhren." " Und kosten?"