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Raden oder in der Fabrik und ist so froh, wenn es hier raus kommt| ich für tot hielt, auf, besah ihn und fand eine Schußverletzung am und hängt dem Liebsten am Arme und kann mal ein bißchen aus- Kopfe, konnte aber wegen des geronnenen Blutes die Art und Weise tollen. Das ist ja gerade wie Vogelzwitschern und wie das Leben felber."

Nun wird Onkelchen auch noch poetisch." Lachte Else. Sie beugte sich vor: Aber Onkelchen, sich mal, es sind doch ordinäre Mädchen, und allein mit' nem Liebsten ausgehen, das thut doch keine anständige Dame, und dazu noch Sonntags, das sind doch einfach Frauenzimmer.

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Und die ganze Gegend hier ist voll davon," sagte die Rätin spibig, ne anständige Dame kann hier eigentlich Sonntags gar nicht allein gehen, sonst wird sie auch für so was gehalten. Das sind aber die Tanzlokale, die ziehen diese Geschöpfe hier heraus." " Na, Tanzlokale habt Ihr ja da draußen auch!" sagte der Onkel etwas empfindlich. " Jawohl, und was für welche!" Das Tantchen sette sich auf­recht, sie tam offenbar in Kampfstimmung:" Na hört nur auf mit Eurem feinen Westen! Ich hab' es erst neulich in der Zeitung ge­lesen, gerade da bei Euch wenn da die Elitebälle sind, da kommen noch ganz andre Mädchen hin, und sogar solche ganz unanständigen, folche... na, ich will gar nicht sagen was Sic errötete über ihr ganzes gutes, altes Runzelgesicht. Allein die Rätin stippte ein Radieschen in Salz und meinte gleichmütig: Na ja, Tantchen, das ist ja richtig: solche Ele­mente sind ja schließlich überall. Aber bei uns find doch wenigstens... die eleganten... die, die reiche Liebhaber haben und feine Herren... die kommen in Equipagen, da bekommt man was zu sehen Und was man zu sehen bekommt, Tantchen!" Else richtete fich auf: Ach, Tantchen, die Toiletten, und die haben gerade die feinsten an, da kann man noch die Mode dran studieren. Bei Euch hier tragen sie ja bloß Waschkleider, und Rock und Bluse und selbst gemachte Hüte. Nicht mal' n chices Reformkleid sieht man hier!"

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derselben nicht erkennen. Um das Blut abzuwaschen, nahm ich den Vogel mit in ein faltes Gewächshaus. Die genauere Untersuchung ergab, daß durch einen Streifschuß das rechte Auge herausgerissen und der Oberschnabel an der Basis zertrümmert worden waren. Schon während der Untersuchung nahm ich wahr, daß noch Leben vorhanden war, und nach einer Weile stand der Vogel thatsächlich wieder auf den Beinen. Nun, so wollen wir versuchen, ihm das Leben zu erhalten," dachte ich, wusch seine Wunden nochmals, und zwar mit zweiprezentigem Karbolwasser, worauf ich ihm einen Ver­band anlegte. Ta saß er nun mit seinem weißen Turban und sah aus wie ein Inder. Nachdem er einen halben Tag still gesessen und den Verband geduldet hatte, gefiel ihm derselbe doch nicht mehr. sondern mußte herunter. Eine erneute Waschung mit Karbol folgte. Am andern Morgen lebte Jakob" so heißen bekanntlich alle Strähen noch, war aber sehr schwach, so daß er mehr auf der Seite lag als stand. Da er nicht fraß und auch wegen des verletzten Schnabels nicht fressen konnte, ich ihn aber nicht verhungern lassen wollte, so wurde er regelrecht gestopft. Das ging nun nicht ohne fürchterliches Geschrei seinerseits ab und erforderte zwei Personen, da er tüchtig strampelte, beides wohl vor Schmerzen. Doch er schluckte, und das war alles, was ich wünschte. Nachmittags erhielt er eine zweite Auflage Futter in der nämlichen Weise( Brot, Wurst, Fleisch usw.), doch abends war er so schivach und hinfällig, daß ich zweifelte, ob er den nächsten Morgen erleben würde. Geschieht es," dachte ich, so ist Hoffnung auf Besserung vorhanden." Richtig, am nächsten Morgen spazierte Jakob ganz mobil in dem ihm zum Aufenthalt angewiesenen Salthause umher. Er ward täglich munterer, mußte jedoch stets gestopft werden, da er noch immer nicht selbst fressen konnte. Nach etwa 8 bis 10 Tagen fing Jakob an, auch seinen Schnabel wieder zu gebrauchen, konnte jedoch noch immer nicht ordentlich fressen. Possierlich war sein Benehmen beim Gehen, da er sich noch nicht an seine Einäugigkeit gewöhnen konnte. Fast an jeden Gegenstand ihm zur Rechten stieß er an, blieb stehen und be= trachtete den Stein des Anstoßes aufmerksam, um gleich darauf wieder anderswo anzurempeln. Doch auch daran gewöhnte er sich bald und trug den Kopf so gewendet, daß er nach vorn den Weg übersehen konnte. Endlich hatte er auch wieder allein fressen gelernt, seine" Wunden waren geheilt und ich freute mich, daß ich ihn so weit hatte. Da fand ich meinen Jakob eines Morgens ertrunken in einem Wasserbassin, welches sich zu ebener Erde in jenem Kalthaus   befand. So hatte ihn troh meiner Pflege doch sein Geschick ereilt. ( Kalbe   in der Nerthus.")]

Humoristisches.

Die Bäume als Kompas. Daß man an den größeren, dauernd im Freien befindlichen Gegenständen, wie Zäunen, Pfählen und namentlich Bäumen, die sogenannte Wetterseite er kennen kann, wird jeder aufmerksame Beobachter selbst bemerkt haben. In unsren Gegenden weist die Wetterseite in der Regel nach West oder Nordwest, weil von dorther am häufigsten regen­bringende Winde kommen. Diese Erscheinung ist oft so deutlich entwickelt, daß man in Ermangelung eines Kompasses sich ober­flächlich nach ihr der Himmelsrichtung vergewissern kann. Weniger beachtet ist eine andre Eigenschaft freistehender Bäume, die gleich­falls durch die Witterung bedingt ist, nämlich die Neigung der Gtämme zum Boden. Dabei ist es der Wind, der das ausschlag­gebende Wort zu sprechen hat. Der Einfluß des Windes auf den Pflanzenwuchs hängt freilich von mehreren Umständen ab: einmal von der Lage und den Oberflächenverhältnissen der Gegend auf Hochflächen   macht sich der Wind anders bemerkbar als in Thälern dann von der Beschaffenheit des Bodens, der der Pflanze größeren oder geringeren Halt giebt; vom Bau der einzelnen Gewächse je nach der Verteilung der Zweige und Entwicklung der Krone, endlich von der Beladung des Windes mit festen Stoffen, also mit Staub­massen oder mit Salz, die seine Wirkung verstärken. Professor Früh in Zürich   hat unlängst die Windwirkung auf die Pflanzen genauer untersucht und folgende Formen für deren Ergebnis unter­schieden: ein senkrechter Stamm, aber eine Verkümmerung der ein kompletter Schafskopf..." Zweige auf der gegen den Wind gerichteten Seite; eine Neigung

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Aus einer Gemeinde Versammlung. feeler: Strieg' i' jezt endli'' s Wort?" Bürgermeister: Ja, Du hast's Wort!... Aber jetzt halt's Maul!"

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Ein feines Hotel. Kellner, das Essen ist ja ganz

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Bitte, mein Herr, hier das Beschwerdebuch bei uns wird nur schriftlich geschimpft!"

Registrator Zwidel hat in einem öffentlichen Lokal erklärt, ich sei Reserviert. Klient:.. Was sagen Sie dazu:

Rechtsanwalt: Nun, das bestreiten wir vor ( Fliegende Blätter  ".)

des Wipfels mit der vorherrschenden Windrichtung und eine stärkere läufig!"-

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Notizen.

Entwicklung der Krone auf der geschüßten Seite; eine vollständige Neigung der Bäume nach einer Seite mit gleichzeitiger Ver­fümmerung; eine Neigung des Stammes und der Krone nach ver­schiedenen Richtungen, wobei die Neigung des Stammes den Ein­fluß starker, aber mir gelegentlicher Winde, die der Krone die Das seit Monaten verschollen gewesene Magazin für Richtung der vorherrschenden Winde anzeigt. Ganz besonders Litteratur" hat sich wieder angefunden. Es erscheint jetzt in werden sich diese Einflüsse in Gegenden bemerkbar machen, die dem Leipzig  - Reudniz. Goeschenstraße 1, am 5. und 20. jeden Monats Meer benachbart oder sonst durch Oberflächenerhebungen wenig ge- und kostet vierteljährlich 3 Mark. Als Herausgeber zeichnet Franz schützt sind. In tropischen Gebieten ist eine regelmäßige Neigung Philips  , die Redaktion führen E. Gomoll und J. Hegner. der Bäume seltener erkennbar, weil die Richtung der Winde ab­Otto Julius Bierbaums vieraltiges Schauspiel wechselt. Am empfindlichsten sind in dieser Beziehung nach den Stella und Antonie" ist soeben bei Albert Langen   in Forschungen von Früh Kirschbäume, Pflaumenbäume, Nußbäume, München   als Buch erschienen.- Schwarzpappeln, Ebereschen, Linden, Fichten, Lärchen. Die Kiefern - Teresina Geßner wird in den Goethebund- Aufführungen und Bergtannen dagegen scheinen die widerstandskräftigsten Arten von Heyses Maria von Magdala  " im Lessing- Theater zu sein und sind daher für die Aufforstung von Gegenden, die starken die Titelrolle spielen. Winden ausgesetzt sind, besonders zu empfehlen. Ein Naturfreund Joyzelle wird im sollte nicht verabsäumen, gelegentlich auch dieser beachtenswerten Er Lessing Theater, noch unter Neumann Hofer, in Scene scheinung seine Aufmerksamkeit zuzuwenden, und er wird nament- gehen. lich bei einem Aufenthalt an der See reichliche Gelegenheit dazu - Arel Delmar soll, als Nachfolger Joseph Lauffs, zum haben. Erwähnenswert ist noch die Thatsache, daß die in den Dramaturgen des Wiesbadener Hof Theaters Holländischen Torfmooren eingedeckten Baumstämme fast stets in einer ausersehen sein. nach Nordost weisenden Richtung liegen, die jedenfalls derjenigen entspricht, nach der die Bäume ehemals durch den Wind umgestürzt

wurden.

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Aus dem Tierleben.

Wie leichtmanche Tiere ziemlich bedeutende Berlegungen überstehen, beweist folgender Vorfall. Einst fand ich im Garten eine Nebelträhe im Schnee liegen, welch letterer um den Vogel herum blutig gefärbt war. Ich nahm den Vogel, den Verantwortlicher Redakteur: Carl Zeid in Berlin  . Druck und Verlag:

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Maeterlincs neues Drama

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Von der Felix Mendelssohn- Bartholdy- Stif tung fommen am 1. Oktober wieder zwei Stipendien à 1500 Mark für Musiker zur Verteilung. Das eine ist für Koms position, das andre für ausübende Tonkünstler bestimmt.

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Der diesjährige Ausstellungs- Katalog der Ber liner Secession ist dasselbe Jammerding wie seine Vorgänger. Man mag ihn hinlegen, wie man will, alleweil sperrt er das Maul auf, wie der ausgediente und weggeworfene Schuh eines alten Kunden".-

Borwärts Buchdruckerei und Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin   SW.