370 gegen erregte eher eine lärmende Begeisterung und hatte die Frauen, die Salons, die ganze feine Spielerschaft auf seiner Seite, die so prächtige Differenzen einstrich, seitdem sie ihren katholischen Glauben durch Geschäfte mit Jerusalem und dem Karmel in Bargeld umsetzte. Ter dcmnächstigr Untergang der jüdischen Bank galt als ausgemacht, der Katholicismus stand auf dem Punkte, die Herrschaft über das Geld zu besitzen, wie er diejenige iiber die Seelen besessen hatte. Allein wenn seine Hilfstruppen schwer Geld gewannen, so waren Saccards Geldmittel erschöpft, da er für die fort währenden Ankäufe seine Kassen leerte. Von den zweihundert verfügbaren Millionen lagen auf diese Weise nahezu zwei Drittel fest; das Gedeihen war gar zu üppig, der Triumph so überwältigend, daß man daran erstickte. Jede Gesellschaft, die an der Börse die Herrschaft behaupten will, um den Kurs ihrer Aktien zu heben, ist dem Untergang geweiht. Deshalb war Saccard anfangs nur mit Umsicht vorgegangen. In dessen war er von jeher ein Mann der Phantasie gewesen, welcher alles übermäßig groß sah und seine verdächtigen, abenteuerlichen Geschäfte mit einer dichterischen Strahlen kröne umgab. Diesmal, bei dieser wirklich großartigen und blühenden Unternehmung, verstieg er sich zu solchen aus schweifenden Träumen von Eroberung, zu einem so abnormen und so wahnwitzigen Gedanken, daß er sich selbst darüber nicht ganz klar war. O, hätte er Millionen gehabt, immer neue Millionen, wie diese schmutzige Judenschaft! Leider sah er seine Truppen auf die Neige gehen, nur noch ein paar Millionen standen für den Endkampf bereit. Trat dann Baisse ein, so war's an ihm, Differenzen zu bezahlen; da er die ge- kauften Stücke nicht abnehmen konnte, so mußte er wohl oder übel prolongieren. In seinem Siegeslauf mußte das kleinste Sandkorn ihn und seinen großartigen Bau zu Fall bringen. Alle hatten ein unklares Bewußtsein davon, selbst die Ge treuen, die an die Hausse glaubten wie an ihren Herrgott. Das war's gerade, was in Paris die Leidenschaft aufs höchste steigerte: die allgemeine Verwirrung und Ungewißheit über diesen Zweikampf zwischen Saccard und Gundermann, bei welchem der Sieger sein Blut in Strömen verlor, dieses Ringen der zwei legendenhaften Ungetiime, die zwischen ihren Leibern die armen Teufel zermalmten, welche an ihrem Spiel teilzunehmen sich getrauten, und die aus dem Haufen der auf. geschichteten Ruinen einander zu erwürgen drohten. Am dritten Januar, am Tage nach der Abrechnung des letzten Stichtages, sank die Universelle ganz unerwartet um fünfzig Frank. Groß war die Aufregung. Freilich war überhaupt alles heruntergegangen, weil es allenthalben auf dem allzu lange überlasteten und über Gebühr aufgetriebenen Markt krachte; ein paar faule Unternehmungen stürzten damals mit lautem Getöse zusammen. Zudem hätten der- artige heftige Kurssprünge nicht ungewohnt sein sollen, die an einem Börsentage zuweilen mehrere Hunderte betrugen und an das ziellc'e Hinundherschwanken der Magnetnadel bei einem Gewitter erinnerten. Aber jetzt ging ein gewaltiger Schauer durch die Luft, und alle hatten die bestimmte Empfindung, daß der Anfang des Krachs da wäre. Die Universelle sinkt! dieser Ruf ging um und wurde durch das laute Geschrei einer staunenden, hoffenden und geängsügten Menge immer weiter verbreitet. (Fortsetzung folgt.) (Nachdruck verboten.) friiklingslalate. Zur Frühjahrszeit, wenn die eingemachten Früchte und Gurken zur Neige gehen, pflegt es häufig an Beisatz zum Fleisch zu mangeln. Ab und zil kauft die Hausfrau wohl eine frische Gurke oder grünen Blattsalat, aber für die täglichen Mahlzeiten sind ihr diese Ge- müse zil teuer. Da erscheint es denn angebracht, auf die vielen köstlichen Salatpflanzen hinzuweisen, die Wald und Flur in über» reicher Fülle hervorbringen, und die gerade im Frühling am zartesten und wohlschmeckendsten sind. Außerdem besitzen sie auch noch den Vorzug, daß sie nichts kosten, sofern man sie bei Spaziergängen eigenhändig pflückt. Merkwürdigerweise werden sie bei uns in Deutschland verhältnismäßig selten gegessen, was wohl hauptsächlich daran liegt, daß man sich nicht auf ihre Zubereitung versteht. Die Hausfrauen machen sie, wenn sie diese Pflanzen doch ausnahmsweise eimnal verwenden, in rohem Zustande einfach mit Essig und Ocl an und behaupten dann hinterher, wenn sie den Hausgenossen nicht munden, daß sie überhaupt ungenießbar wären. Das ist ein arger Irrtum, wovon sich jeder überzeugen wird, der die.Salate in ge- eigneter Zubereitung ißt, Geradezu eine Delikatesse ist Salat aus Löwenzahn. Am schmackhaftesten ist diese Pflanze, wenn man sie bleicht. Wer sie im Garten zieht, thut daher gut, sie zuzudecken; wer sie dort sammelt. wo sie wild wächst, der niuß dagegen die Stauden aus Maulwurfs- Hügeln ausgraben. Man findet sie häufig unter diesen, sie sind dann völlig des Lichts beraubt, fast weiß und überaus weich. Diese gebleichten Blätter kann man allerdings roh mit Essig, Oel und etwas Salz und Pfeffer anmachen, doch werden sie ini allgemeinen noch lieber gegessen, wenn etwas Bücklingsflcisch darunter gemischt ist. Man enthäutet zu diesem Zweck recht fette und zarte Bücklinge. befreit sie von den Gräten und zerpflückt ie. In Thüringen wird der Löwenzahnsalat folgendermaßen hergestellt: man zerschneidet die Blätter ein paarmal und stellt fie einstweilen beiseite. Dann brät- man würfelig geschnittenen Speck, in den man, sowie er vom Feuer genommen ist, etwas Zucker und Essig thut; nachdem alles gehörig gemischt ist, gießt man diese Brühe noch heiß über die zerkleinerten Blätter. Da diese einigermaßen verbrüht werden, kann man dies Rezept auch für etwas härtere und grüne Löwenzahnblättcr be- nutzen. Schließlich läßt sich sogar aus bereits recht harten Blättern ein ganz passabler Salat herstellen, wenn man sie eine halbe Stunde lang in schwachem Salzwasser kocht, zum Abtropfen auf ein Sieb legt, alsdann mit etwas Maggi-Würze beträufelt, darauf mit Oel und zum Schluß mit Essig begießt. Es muß aber genau diese Reihen- folge beobachtet werden, da der Salat andernfalls einen eigentüm- lich scharfen Geschmack bekommt. Man richtet ihn an, indem man ihn mit hartgekochten, fein gehackten Eiern dick bestreut. Sehr an- genehm ist auch ein Löwenzahnsalat mit Sahne. Hierzu dürfen aber ausschließlich nur die zartesten gebleichten Blätter genommen werden. Man beträufelt die Blätter mit Citronensaft, und zwar cnn besten mit ganz frisch ausgepreßtem, dann schlägt man dicke saure Sahne zu Schaum, thut Zucker, Essig und abgeriebene Citronen- schale nach Belieben dazu und gießt diesen so präparierten Sahnen- fchnee über die unzerkleinerten rohen Löwenzahnblättcr. Die letzteren dürfen aber unter keinen Umständen welk sein. Viele Leute, namentlich Frauen, sind geradezu entzückt von diesem Salat. Alles über Löwenzahn Gesagte gilt auch für C i ch o r i e, teil- weise auch für Giersch imd Huflattich. Mit Sahne darf man die beiden letztgenannten Salatpflanzen freilich nicht anmachen, ebenso lassen sie sich nicht bleichen. Am besten schmecken sie. gleich der Nessel, die aber nur in ganz jungem Zustande brauchbar ist, wenn man sie abkocht und dann weiter zurichtet, wie es in diesem Falle auch mit Löwenzahn geschieht. Brunnenkresse, Gänsefuß, Brauirkirsche und Rapünzchen werden dagegen niemals gekocht. Der Abwechselung wegen rate ich, sie, statt sie immer nur mit Essig und Oel anzu- machen, mit folgender Sauce zu servieren: ein Eigelb wird mit Ocl dick gerührt, langsam und vorsichtig mit Essig verdünnt und mit einer Prise Salz und Zucker sowie mit etwas Maggi-Würze gewürzt. Diese ganz ausgezeichnete Ilniversalsauce kann zu jedem beliebigen Salat gegeben werden. Auch zu Löwenzahn, Cichorie, Giersch und Nessel schmeckt sie vorzüglich. Wer eine große Salat» schüssel für viele Personen zu bereiten wünscht und zum Sparen ge» nötigt ist, der kann Eier sparen, wenn er in zerlassener Butter ein paar Lössel voll Weizenmehl gar iverden läßt es darf aber nicht bräunen, dann die Masse vom Feuer nimmt, in kaltes Wasser stellt und unter beständigem Rühren ein Gelbei und darauf die übrigen vorher genannten Ingredienzien hinzuthut. Plan muß aber gewöhnlichen Essig nehmen, da Sprtt den Salat zu sauer machen Ivürde. Es gehört ja doch eine ganze Menge dazu, um die Sauce hinreichend zu verdünnen. Ab und zu kann man der Sauce auch etwas Sardellengeschmack geben. Da es aber unnötige Mühe macht. die Sardellen allemal zu wässern, zu entgräten und zu wiegen, so empfiehlt es sich, eine kleine Büchse mit Sardellenbutter zu kaufen. die jetzt überall als Konserve zu haben ist und sich, auch geöffnet. wochenlang hält. Man braucht dann nur eine kleine Messerspitze voll zu nehmen und mit dem Ei und Oel , respektive dem in Butter gargemachten Oel gut zu verrühren. Auch Reste von Bratensauce lassen sich vorteilhaft für Salatzwecke verwerten. Die Braten» auce wird ebenfalls an die Sauce gerührt, bevor man sie mit Essig verdünnt. Viel Beifall findet bei Herren auch folgende Sauce: etwas Senf aber nicht Pulver, sondern fertig zurechtgemachter wird mit einer kleinen Messerspitze voll Sardellenbutter und 4 bis 5 Theelösfel voll Bratenscnice sowie einer Kleinigkett Zucker sorgfältig zerrührt und langsam unter beständigem Rühren mit Essig vcr- dünnt. Indessen darf man mit allen diesen Zuthaten, wie Senf, Sardellenbutter usw., nicht verschwenderisch umgehen, da die Sauce a nur damit gewürzt werden soll. Eine dicke Sauce, wie sie zu Fleischsalaten üblich ist. würde einen als Beisatz dienenden Salat völlig verderben. Der Grundsatz»je mehr, je besser" ist hier ab- solut nicht angebracht. Da SpargelsalatS ebenfalls zu den Frühlingssalaten zählen, mögen hier noch ein paar Worte über sie gesagt sein. Am besten schmeckt sie nur mit Essig und Oel angemacht. Sie dürfen aber in Anbettacht der weichen und wässerigen Beschaffenheit der Spargel nicht lange ziehen. Hat man Spargclrestc. die schon emen Tag oder gar zwei alt sind, so thut man gut, ettvaS gehacktes Bohnenkraut, Petersilie und Schnittlauch dazu zu mengen, da Spargel, die nicht frisch abgekocht sind, leicht fade schmecken. Spargel, die bereits mit Butter übergössen oder paniert sind, lagen ich nur noch für gemischten Salat verwenden. Man schneidet sie in kleine Stücke, mischt sie mit Löwenzahn. Lattich, Nessel usw. und