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halten, während er die letzte Schraube einfeßte, um dann die Maschine| nur einmal die Wirkung solcher Lieder wie„ Unterwegs" oder„ Engels ihre ewige Bewegung beginnen zu sehen. Er saß in einem Stuhle. wacht" selbst auf ein nicht fachmäßig geschultes Publikum erproben; " Lassen Sie," sagte er, die Maschine nur langsam los, damit vielleicht mit einem als Gegenstück rasch daraufgesezten Franz Abt nicht alles in Stücke zerreiße." oder sonst einem Bierbänkler oder Gefühlskistler: ich glaube, das wirkliche Können wird auch da selbst dem ungeschultesten Hörer mindestens als eine Ahnung faßbar werden. Geologisches.
Ich ließ los. Die Maschine bewegte sich nicht. Der Erfinder fant zusammen wie ein Tischtuch und hing rückwärts über die StuhlLehne. Er ist nun im Irrenhause, sein Verstand ist fort, ebenso mein Geld. Von jenem Tage an hatte ich wenig Vertrauen mehr auf das perpetuum mobile!"
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Musik.
Die Freie Volkskühne" hat sich durch ihr Eintreten für schwerer zugängliche Bühnenstücke und für dramatisch- litterarische Bildung ihres Kreises bereits einen Plaz in der Litteraturgeschichte unsrer Zeit erworben. Seit wenigen Jahren versucht sie auch auf musikalischem Gebiete bildend zu wirken, teits durch Liederabende, teils durch Opernaufführungen. Nun ist es hier beträchtlich schwerer als dort, Neues zu bringen oder gar für Bestrebungen einzustehen, die unter der Ungunst äußerer Verhältnisse leiden. Denn vor allem sind schon die Kosten für musikalische Darbietungen, zumal für solche aus der Gegenivart, beträchtlich größer als für litterarische; insbesondere kommen würdige Opernvorstellungen teurer zu stehen. Man tann da schon froh sein, wenn die eifrigen Bemühungen der Freien", sich gute Opernaufführungen zu sichern, dazu führen, daß das gewöhnliche Niveau der Morwitz- Oper erreicht wird. Immerhin wird doch zu überlegen sein, ob nicht wenigstens ein oder das andre Mal auch nach dieser Richtung etwas gewagt, ein Stück heimischer Opernproduktion aus seiner Unterdrückung heraus ans Licht gezogen werden soll, sei es auch nur ein Einakter. Im übrigen mag dann die Vorführung alter Repertoireſtüde, mit denen sich leicht hantieren läßt, ihren Fortgang nehmen.
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SZ.
über die
Die Gletscherbewegung in den Schweizer Alpen zeigt, wie Professor Forel, laut Frankfurter Zeitung , im demnächst erscheinenden Jahrbuche des Schweizer Alpenklu dars legen wird, für das letzte Jahr teilweise ein Anwachsen, eilweise einen Stillstand, jedenfalls aber ein langsameres Schmelzen als im Jahre 1901. Diese Erscheinung wird jedoch kaum als der Anfang einer neuen Wachstumsperiode betrachtet werden dürfen; sie ist bloß eine Folge des weniger warmen Sommers, des überaus starken Schneefalls im Winter und der kalten Frühjahrsmonate April und Von den zwölf seit Jahren beobachteten Gletschern der Mai. Berner Alpen waren im Jahre 1900: 2 im Wachsen, 1 stillstehend, 9 im Rüdgange; im Jahre 1901: 0 im Wachsen, 1 stillstehend, 9 im Rückgange; im Jahre 1902: 3 im Wachsen, 5 stillstehend, 1 im Rückgange. Im letzten Jahre ist der Rosenlauigletscher nicht gemessen worden, weil er nicht mehr zugänglich war; das war auch der Fall beim unteren Grindelwaldgletscher, weshalb eine neue Basis für die Vermessung aufgestellt worden ist. Der Kanderfirn war den ganzen Sommer durch so mit Schnee bedeckt, daß man seine Spiße nicht auffinden konnte; die gleiche Erscheinung vereitelte auch beim Geltgenggletscher die Beobachtung. Herr Kreisförster Marti in Interlaken kommt durch seine Beobachtungen Gletscherbewegung feit 1893 zu folgenden Schlüſſen: Der untere Grindelwaldgletscher ist seit 1893 auf der rechten Seite um 90 Meter vorgerückt, auf der linken um 50; von 1895-1897 hat der mittlere Teil des Gletschers, dem der Bach entfließt, 20 bis 30 Meter gewonnen; von 1898 an aber schwand der Gletscher wieder rasch und beständig, und letztes Jahr war er bereits wieder 40 Meter zurückgegangen. Die dadurch abgelagerte Moräne bildet einen 6 bis 10 Meter hohen Wall vor dem Gletscher und zwischen Wall und Gletscher ist ein Seelein entstanden. Der obere Grindelgletscher, der zu den solidesten Firnen gehört, ist auf der rechten Seite der Zunge um 40-70 Meter kleiner geworden, während die linke Seite, von starker Moräne bedeckt, ziemlich unverändert geblieben ist. Der Tscheigelgletscher ist in den letzten zehn Jahren um 150 Meter zurückgegangen und er ist damit vollständig zusammen geschrumpft. Bei den Gletschern des urnerischen Neußthales zeigt sich, seit vielen Jahren zum erstenmal, ein Anwachsen einiger Firnfelder; so ist der Kehlefirn im letzten Jahre um 21 Meter, der Erstfeldergletscher um 3 Meter gewachsen. Die Gletscher im Engadin , die sich auch in stetem Rückgange befinden, haben im verflossenen Jahre auch weniger an Terrain verloren, als in früheren Jahren; so der Morteratsch nur 8 Meter.
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Notizen.
Solcher Vorführungen bietet die Freie Volksbühne" diesmal drei dar, und zwar wiederum in dem Rahmen der Morwitz Oper im Berliner Theater. Vorgestern( Sonntag) wurde mit Lorkings biederem, Wildschütz" begonnen. Die Truppe hat sich dabei nicht gerade besonders angestrengt, aber doch soweit Annehmbares geleistet, daß uns vor dem Risiko einer Nachmittags- Vorstellung, die ja von vornherein weniger verspricht als eine Abend vorstellung, nicht allzu bange sein braucht, und daß wir einen leb- waldgletscher ist seit 1893 um 233 Meter zurückgegangen; der Eigerhaften Besuch der nächsten Vorstellungen unter den gegebenen Umständen mit reinem Gewissen empfehlen können. Im einzelnen waren manche Leistungen sehr gut, manche andre mit viel Eifer und nur eben geringerem Können durchgeführt, und etliche so, wie es nicht gerade nötig wäre. Unter den Gesangskräften ragte die Opernsoubrette Margarete och als Schulmeister- Braut in jeder Weise hervor. Katharina Röder machte aus ihrer nicht sehr wohlflingenden Stimme das Bestmögliche und gab ihrer Rolle, z. B. schon in der ersten Arie, einen beseelten Ausdruck, wie man ihn sonst nicht häufig findet. Die Partie der Gräfin, zum großen Teil eine Sprechrolle, pflegt wieder darunter zu leiden, daß auf Opernbühnen fast immer schlecht gesprochen wird, und litt diesmal noch besonders darunter, daß ihre Vertreterin, Julie Neuhaus, ihre Sprechstimme nicht hinreichend ausgebildet hat; im Gesang war sie etwas besser. Clara Michaelis machte sich als Nanette gut. Unter -„ Das Schandmal", ein Drama von Robert Sanded, den Sängern ist, abgesehen von unserm alten Bekannten, dem stets zuverlässigen Theo Roven( als Pankratius), der Vertreter der ist von den Vereinigten Theatern zu Hamburg zur Hauptrolle, des Schulmeisters Baculus, rühmend zu erwähnen: Aufführung erworben worden. Ludwig Frank. Die Rolle bietet noch mehr als das übrige - D'Annunzios Tragödie" Gloria" geht am 13. Juni Stück Gelegenheit zu possenhaften Verzerrungen, und Herr 2. Frank im Wiener Deutschen Volks- Theater erstmalig in sowie die Regie des Herrn Wilhelm Frank hielten sich von den Scene. Das von der Berliner Censur verbotene Offiziersdrama Verführungen dazu nicht frei. Sonst aber war der Baculus eine abgerundete und im Gesang wenigstens ausdrucksvolle Leistung. Der Disciplin" von Conring wird in französischer Uebersetzung Tenor Joseph Horwit, als Baron Kronthal, war ein Seiten im Theatre Antoine in Paris zur Aufführung gelangen. stück zu unserm neulichen Tenor Karl Abel : seine Stimme ist nicht Ein Pariser Volkstheater wird in der nächsten übel gebildet, aber etwas harten Klanges, und sein Spiel nicht impo- Saison unter dem Namen„ Lyrisches und Dramatisches eröffnet werden; die neue Bühne soll Opern, nierend. Joseph Fanta, als Graf Eberbach , könnte doch auch Theater" aus seinem geringeren Können etwas mehr herausholen als er that. Operetten, Ausstattungsstücke, Dramen, Possen und Melodramen In einer mißlichen Lage befindet sich die Kritik immer gegenüber bringen. solchen Orchesterleistungen wie den diesmaligen, unter Stapellmeister August Bergers Tanzibyll, AufJapan", Musik- von Joseph Wolf . Da steht nicht viel, wahrscheinlich so gut wie gar Rudolph Friwel, wurde bei der Erstaufführung im Dresdener feine Zeit für das Einstudieren zur Verfügung. Trotzdem könnte Opernhause beifällig aufgenommen. doch wenigstens etwas mehr an feinerer Gestaltung geleistet werden. Wenn die Freie Volksbühne" vorläufig nicht dazu gelangt, im Opernwesen selbständig vorzugehen, so mag sie etwa in den einfacheren Verhältnissen der lyrischen Stomposition etwas Eigenartiges versuchen. Es würde ein hübscher Streich von ihr sein, wenn sie gegenüber dem, was wir in den letzten Tagen über wahre Sänger funft gehört haben, in die moderne Stunstmusik( denn um den Gegensaz eben dieser gegen andre handelt es sich vornehmlich) hineingriffe. Vermittelt durch sehr tüchtige Künstler, würden die neuesten Sololieder( und daneben etwa ältere andre Stücke) von May Reger schlagende Beispiele dafür sein. Seine„ Sechs Gesänge für eine mittlere Singstimme mit Begleitung des Pianoforte", op. 68( Verlag von Lauterbach u. Kuhn, Leipzig ) zeigen uns diesen virtuosen oder übervirtuosen Meister der modernen Somposition wieder in seinem vollen Glanze. Die Unruhe seiner Harmonien scheint nun einmal ein-Martin Witt:„ Der heilige Krieg". Zweite verDurchgangsstadium der gegenwärtigen Musik zu sein, vor dessen änderte und stark vermehrte Auflage. Hamburg , Verlag des VerUeberwindung uns nicht eben sehr bange sein braucht. Bedenklicher fassers. Kommissions- Verlag von Wilhelm Langguth, Eßlingen a. N. stimmt uns der Eindruck, daß die Singstimme mehr nur im Gefolge Friz Wüst:„ Die neue Weltanschauung". Berlin der Begleitung zu gehen scheint, als umgekehrt. Lassen wir aber Steglig. Hans Priebe u. Co. Verantwortlicher Redakteur: Carl Leid in Berlin . Druck und Verlag: Vorwärts Buchdruckerei und Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin SW
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Neue Skizzen Michel Angelos sind nach dem B. T." im Archiv der Uffiziengalerie in Florenz entdeckt worden; es befinden sich darunter Studien zur Nacht" zum Gottvater im Deckengemälde der Kapella Sirtina und zum Christus im„ Jüngsten Gericht", ferner eine Leda mit dem Schwan .
Büchereinlauf.
- Emmi Elert:„ Auf vulkanischer Erde". Roman. F. Fontane u. Co. Pr. 3 M. - Edith Nebelong : Maja Engell". Roman. Stutt gart. Arel Juncker.-
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-Fr. Wüst:„ Die neue Kunst". Berlin- Steglitz. Hans Priebe u. Co.-
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