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Kleines feuilleton.
den Duft der blühenden Gräfer oder durch sonst einen Umstand, in| Heilserum herzustellen. Dunbar hat derartige Versuche unternommen ursächlichem Zusammenhange mit dem Leiden stehe. Als man dann und durch geeignete Behandlung von Kaninchen ein Serum gewonnen, später in dem Nasenschleim, der Thränenflüssigkeit und andern Ab- das sich im Tierexperiment als wirksam erwies und auch bei Heusonderungen der Kranken den Blütenstaub von gewissen Gräfern, fieber- Patienten die Anfälle zu lindern schien. Natürlich bedarf es die sogenannten Pollenkörner, entdeckte, da bildete sich die Meinung, noch einer längeren Beobachtungszeit und ausgedehnterer Erdaß diese Pollenförner wohl die Krankheit hervorrufen könnten. Am fahrungen, ehe man im stande sein wird, sich ein Urteil über das neue häufigsten scheint der Blütenstaub verschiedener Getreide- Arten als Heufieber- Serum zu bilden. Jedenfalls dürfen wir aber hoffen, daß Krankheitserreger zu wirken, doch sind auch manche andern Pflanzen es nun, nachdem die Ursache der Krankheit flar erkannt ist, auf diesem nicht wirkungslos. Sehr merkwürdig ist es auch, daß nur eine oder jenem Wege auch gelingen wird, jene oft so qualvollen Zustände Minderzahl von Personen dem Leiden unterworfen ist; bei Land in wirksamerer Weise zu bekämpfen, als dies der Heilkunst bisher Teuten, die doch am meisten der Einwirkung blühender Gräser aus- möglich war.- Dr. F. Bernhart. gesetzt sind, wird es kaum beobachtet, dagegen tritt es in den gebildeten Ständen, namentlich bei geistigen Arbeitern, mit Vorliebe auf und ist auch bei Männern häufiger als bei Frauen und Kindern. Es muß also jedenfalls eine gewisse Disposition, eine Krankheitsanlage vorhanden sein, damit jene Schädlichkeit wirksam werden kann, und es spricht vieles dafür, daß eine angeborene oder auch en. Ein berühmter megikanischer Bultan. Die Nachricht, daß ein erworbene Schwäche des Nervensystems, eine neurasthenische Konsti- amerikanisches Syndikat, in dem besonders die Interessen des tution die Grundlage bildet, auf der die Krankheit zur Entstehung Betroleumringes vertreten sind, den berühmten merikanischen Vulkan gelangt. In diesem Sinne ist es auch zu verstehen, daß in dem Bopolatepetl angetauft habe, um seine Schwefellager auszubeuten, Lande, das die meisten Neurasthenifer hervorbringt, in Amerika , auch lenkt die Aufmerksamkeit auf diesen Berg. Die Besteigung des die größte Zahl von Heufieber- Erkrankungen beobachtet wird. Popotatepetl ist unter den, gegenwärtig herrschenden Verhältnissen Auf welche Weise jene Blütenstäubchen die heftigen Krankheits- fein leichtes Unternehmen. Wenn man den langen und mühsamen erscheinungen hervorrufen, das konnte man bisher noch nicht so recht Aufstieg bis über die Baumgrenze hinaus hinter sich hat, so ragt deuten. Gewöhnlich stellte man sich vor, daß die Pollenkörner einen der eigentliche Vulkan kalt und weiß empor. In diesem Gebiete mechanischen Reiz auf die überempfindliche Nasenschleimhaut der findet sich ein verlassenes Lager ehemaliger Grubenarbeiter, wo disponierten Personen ausüben, der dann durch nervöse Erregung der Tourist die Nacht verbringen fann. Man muß sich für den zur Erweiterung der Blutgefäße, zur Ausschwizung von Blutwasser Aufstieg nicht nur mit warmen Kleidern gegen die heftige und den übrigen Erscheinungen eines nervösen Katarrhs den Anlaß Kälte versehen, sondern vor allem auch mit einer gefärbten Brille gebe. Nun ist die Auffassung der Krankheit als eines nervösen zum Schutz der Augen gegen die blendend von allen Seiten Schnupfens zweifellos richtig, ob aber die Pollenkörner gerade durch zurückgeworfenen Sonnenstrahlen. Sogar im Krater selbst findet ihren mechanischen Einfluß die Krankheit auslösen, erscheint doch sich dasselbe Uebermaß von Kälte und Licht. Von einem Ausbruch recht zweifelhaft, wenn man bedenkt, daß dieselben Personen doch des Vulkans in historischer Zeit ist nichts bekannt. Merkwürdig ist tagtäglich alle möglichen reizenden Stoffe einatmen, ohne daß ähn die von der Londoner Wochenschrift English Mechanic" in Erinne liche Erscheinungen auftreten. Nur die Pollenkörner rufen für ge- rung gebrachte Geschichte, wie Gasper Sanchez Ochoa einst zum wöhnlich die Krankheit hervor, und wenn die Disponierten die Zeit uneingeschränkten Eigentümer dieses berühmten Berges und zugleich der Gräserblüte an einem Orte zubringen, wo die Vegetation noch des höchstgelegenen Bergwerks der Welt wurde. Alexander nicht so weit gediehen ist, bleiben sie auch von der Krankheit ver- v. Humboldt soll zuerst die Entdeckung gemacht haben, daß der schont. Vor kurzem hat allerdings ein Stuttgarter Arzt die Be- Krater des Popotatepetl einen unerschöpflichen Reichtum an Schwefel obachtung gemacht, daß ganz ähnliche Krankheitserscheinungen durch birgt, und hat angeblich eine Mitteilung darüber an Andres del Rio die Einatmung feinster Partikeln von Papageienfedern hervorgerufen gelangen lassen, einen Lehrer der Militärschule in der Stadt Merico. werden, auch soll in Stuttgart in der Frühjahrszeit ein richtiger Ochoa, damals ein junger Mann, der die Militärschule besuchte und Platanenschnupfen" auftreten. Doch war es auch früher schon be- von del Rio sehr begünstigt wurde, beschloß die Angaben Humboldts fannt, daß außer den Pollenförnern auch noch andre Faktoren von nachzuprüfen. Mit Unterstützung seines Lehrers erreichte er Einfluß sein tönnen, so sind Fälle von Rosenfieber", von Stall- von der Regierung die Genehmigung, den Berg zu pachten. fieber" und dergleichen beobachtet worden, wenn disponierte Per- Hätten sich damals schon andre Leute träumen lassen, daß die fonen sich den betreffenden Einwirkungen aussetzten. Es beteisen Schwefellager im Krater des berühmten Bultans erfolgreich ausdiese Beobachtungen also nur, daß die Bollenkörner der Gräfer nicht genutzt werden könnten, so würde Ochoa vermutlich auf größeren allein jene nervösen Schnupfenanfälle hervorrufen; gegen die rein Widerstand gestoßen sein. So aber hielt man seine Pläne für mechanische Entstehungsweise sprechen aber auch dann noch die schon phantastisch und lächerlich und ließ sich demzufolge herbei, ihm den oben angeführten Thatsachen. ganzen oberen Teil des Berges zu überlassen. Nach der damaligen allgemeinen Auffassung bedeutete diese Konzession nichts weiter als die Abtretung einer Masse von Fels, Schnee Ochoa und Eis in einer Meereshöhe von über 5000 Meter. aber bestieg mit seinen Arbeitern den Gipfel bis zum Kraterrand, errichtete dort einen großen Krahn und ließ die Arbeiter in Körben zu den Schwefellagern hinunter, um den Schwefel dann in denselben Körben hinaufschaffen und den Berg hinunter transportieren zu lassen. Jahrelang nahmen diese Arbeiten ihren Fortgang, aber Ochoa konnte nicht mehr als 100 Tonnen jährlich gewinnen. Auch die besten modernen Maschinen, die von den neuen Eigentümern in Anwendung gebracht werden sollen, werden vermutlich eine schwere Arbeit in der Ueberwindung der natürlichen Schwierigkeiten zu leisten haben. Die Schwefellager sind noch in fortwährender Bildung begriffen und sollen sich täglich um eine Tonne vermehren, so daß sie in der That für lange Zeit als unerschöpflich werden gelten fönnen.-
Vor ganz kurzer Zeit hat nun Professor Dunbar in Hamburg , der übrigens selbst dem Heufieber unterworfen ist, Untersuchungen angestellt, die zu sehr interessanten Ergebnissen geführt haben. Dunbar sammelte die Pollenkörner verschiedener Grasarten und brachte sie mittels eines Wattebausches mehreren Personen auf die Schleimhaut der Nase oder auf die Bindehaut des Auges. Bei drei Personen, die nie in ihrem Leben an Heufieber gelitten hatten, zeigte sich feine Wirkung, drei andre, die vom Heufieber regelmäßig heimgesucht wurden, zeigten Krankheitserscheinungen, die völlig denen des Heu fiebers entsprachen. Bloß mechanische Einwirkungen oder die Einatmung reizender Dämpfe hatten dagegen keinen Einfluß. Unter den verschiedenen Getreide- Arten waren namentlich die Pollenkörner des Roggens wirksam und es gelang mit ihnen auch außerhalb der Heufieber- Periode die Krankheitserscheinungen hervorzurufen.
Es lag die Annahme nahe, daß ein in den Pollenkörnern enthaltenes Gift die eigentliche Krankheitsursache darstellt. Dunbar gelang es auch, aus den Stärkestäbchen der Pollenförner ein in den Körperflüssigkeiten lösliches Gift darzustellen, das bei Verimpfung auf die Schleimhäute empfindlicher Personen die Erscheinungen des Heufiebers hervorruft. Nicht nur von den Schleimhäuten aus ist der Stoff wirksam; als Dunbar einem dem Heufieber unterworfenen Arzt von der Lösung unter die Haut spritzte, trat ein sehr heftiger Anfall auf. Aus allen diesen Beobachtungen darf man wohl den Schluß ziehen, daß ein in den Bollentörnern enthaltenes lösliches Gift das Heufieber hervorruft; dabei ist es keineswegs ausgeschlossen, daß gleiche oder ähnliche Gifte auch in andern tierischen oder pflanzlichen Produkten enthalten sein mögen, so daß auch die oben ange führten Beobachtungen keineswegs unverständlich wären. Welche chemische Zusammensetzung dem wirksamen Stoff zukommt, konnte bisher leider noch nicht aufgeklärt werden; jedenfalls ist nicht etwa die Stärke selber die giftige Substanz, wenn diese auch bisher immer in enger Verbindung mit den Stärkestäbchen der Pollenförner angetroffen wurde.
Die angeführten Entdeckungen sind zunächst von hohem wissenschaftlichem Interesse, weil hier in den Generationsprodukten höherer Pflanzen ein ganz ähnlich wirkendes Gift entdeckt wurde, wie es sonst durch den Lebensprozeß vieler Schmarokerpilze hervorgebracht wird. Doch dies nur nebenbei. Wichtiger vielleicht noch ist die praktische Tragweite. Der Gedanke lag ja wohl nahe, ähnlich wie es bei der Diphtherie gelungen ist, auch gegen das Heufieber ein
Römische Berglente. Die reichen Blei- und Schwefellager der Sierra Morena in Andalusien sind schon von den Römern ausgebeutet worden. Noch heute zählt man bei Linarès gegen fünfzig antife Schutthalden, und 15 Kilometer nordöstlich von dort, bei Palazuelos, ist bei der Wiederaufnahme des Bergbaues gar ein römischer Stollen von 2500 Meter Länge entdeckt worden, der reiche Kupferlager berührt und Reste von Quermauern aufweist, die viel= leicht das Ersaufen des Schachtes verhüten sollten. Dieser Schacht steht in Verbindung mit einem andern, dem Hannibals - Schacht, wie denn das ganze Bergwerk nach der Ortsfage die Mitgift der Himylne, der Gattin des Hannibal, gebildet hat, die das Schloß De Castulo bewohnt haben soll. Von dem Silberertrag jener Gegend kann ein römischer Münzschatz von 683 Silberdenaren einen Begriff geben, der im Jahre 1618 bei Castulo in einem filbernen Gefäß vergraben gefunden wurde. Römische und karthagische Gebrauchsgegenstände des täglichen Lebens sind massenhaft in der Gegend gefunden worden, darunter besonders viele Spizhacen, wie sie die Bergleute ge= brauchten. Der bemerkenswerteste Fund ist aber erst ganz fürzlich gut abgebildet und veröffentlicht worden. Es ist ein Relief aus rotem Sandstein, das acht römische Bergleute darstellt. Gefunden wurde der wertvolle Stein, wie die Kölnische Zeitung " berichtet, von einem spanischen Bergingenieur, der bei Palazuelos Arbeiterfrauen waschen fah, wobei sie als Unterlage den antiken Stein benutten. Aufbewahrt wird er jetzt in Linarès. Der Künstler hat die Bergleute in der Aus