darf nie und nimmer geschehen I Noch können wir auf unser Herr-liches Heer zählen, und das Verbündete Serbien wird uns inunsrem schweren Kampf helfen. Tod den Zerstörern der christlichenKultur I"Telegramme aus Amsterdam: Um ihr Koalitionsrechtwieder zu gewinnen, haben alle Eisenbahnangestellten die Arbeiteingestellt. Der ganze Eisenbahnverkehr ruht.Die„Norddeutsche Allgemeine Zeitung" schreibt:„Diese den ganzen Bestand der menschlichen Gesellschaft bedrohendeRevolution ist keine interne Angelegenheit Hollands, sondern trifftin das Herz aller Kulturstaaten. Deshalb ist der deutsche Gesandteim Haag angewiesen worden, das Ultimatum zu stellen: Entwedertreibt die holländische Regierung die revoltierenden Eisenbahn-bediensteten mit Kanonen zur Arbeit, oder die Vierbundesstaaten(Deutschland, Oestreich, Italien und Serbien) sehen sich genötigt, dieschleifenden Zügel der holländischen Regierung zu übernehmen".Aus Brüssel wird gemeldet:„Alsdann empfing Vandervcldeden König Leopold. Vandervelde erklärte dem Fürsten im Namender überwältigenden Mehrheit des Volkes, daß es seiner Regierungüberdrüssig wäre. König Leopold erwiderte, er sehe das ein, alleinseine finanziellen Verhältnisse erlaubten ihm nicht, auf seinen Postenzu verzichten. Vandervelde bot ihm darauf eine jährliche Abfindungvon ö Millionen Francs. Der König beteuerte, daß er dabei nichtbestehen könnte und einen zu großen Verlust bei dem Verzicht aufden Thron erleiden würde. Nach weiteren Verhandlungen ver-ständigte man sich schließlich auf IS Millionen. Sofort unterzeichneteKönig Leopold gegen den Empfang einer Rentenverschreibung dieAbdankungsurkunde für sich und seine Familie. Um 4 Uhr nach-mittags wurde unter dem Jubel der Bevölkerung die sociale Republikausgerufen."Die„Norddeutsche Allgemeine Zeitg." schreibt:„Eine unerhörteSchreckenskunde kommt aus Brüssel. Die Menschheit ist in dieBarbarei zurückgekehrt. Die sociale Republik lvurde verkündet.Christliche Humanität und monarchische Zucht wurden so grausammit Füßen getreten, daß nicht einmal ein Blutstropfen bei demUmsturz aller Ordnung geflossen ist. Europa kann nicht dulden, daßder Pöbel die Grundlagen unsrer Kultur zertrümmert. Soeben hat derVierbund die Mobilmachung erklärt. Deutsche, östreichische, italienische,serbische Truppen märschieren auf dem kürzesten Wege nachBrüssel!"...Telegramm: Die vereinigten Truppen schössen Brüssel inTrümmer. 100 000 Tote. Alle Häuser sind zerstört. Die Ordnungist wiederhergestellt.— J o o.Berliner Seceffion.in.Als Ersatz für die Mitglieder der Münchencr Secession, die sichbekanntlich� van ihren Berliner Kollegen getrennt haben, hat man dieKünstler ocs Münchencr Kunstvereins„Scholle" herangezogen.Ihre Arbeiten sind in einem Saale vereinigt. So drängt sich einegewisse Gemeinsamkeit ihres künstlerischen Charakters um so stärkerauf. Es ist eine dekorative Art, die mit großen, bestimmt umrissenenFlächen und wenigen stark ausgesprochenen Farben arbeitet. DieBilder wirken flach, es fehlt ihnen in der Darstellung der Körperdie körperliche Wirkung. Man hat etwa vor einem Blick auf einschneebedecktes Gebirge nicht die Empfindung, daß einem gewaltigeFelsmassen entgegenstarren, sondern es bleibt, um es kraß auszu-drücken, das Gefühl, daß man vor einer bemalten Leinwand steht.die mit einem Stock zu durchstoßen eine Kleinigkeit wäre. NurRobert Weise macht darin eine Ausnahme. In seinem ent-zückenden Kinderbildnis steht das kleine Mädchen voll und rund imBilde gegen den Hügel, der in seiner sanften Hebung kräftig heraus-gearbeitet ist; die Farbe ist bei ihm kerniger und nuancenreicher undgiebt mehr Modellierung als bei den andern. Originell ist die Wahldes Standpunktes, bei dem man auf das Kind herabsieht, wie diesenKünstlern überhaupt die Vorliebe für eine Besonderheit des Bild-ausschnitts eigentümlich ist. Bei dem großen Bilde von FritzErler„Grauer Tag", das eine Dame auf einem Söller gegen denfreien Himmel sitzend zeigt, verflüchtigt sich dagegen die Wirkung inder grellen und bizarren Farbengebung fast zum Coulissenhaften,während die kleineren Arbeiten, zwei Porträts, den großzügigen.wenn auch etwas leeren Charakter seiner Kunst vorteilhafter zeigen.Weniger anspruchsvoll ist Erich Erler-Samaden, dessen„Wintcrnacht" ein im Schnee vergrabenes Häuschen im hellen Mond-schein darstellt und in dem bläulichen Ton trotz der Glätte fein wirkt.Sein andres Bild, der„Garten einer alten Dmne", ist frischer inden Farben und hat etwas Karikaturhastes, das allerdings demMotiv zu entsprechen scheint. Walter Georgi ist unter diesenKünstlern durch seine Steindruckblätter am bekanntesten geworden.Eine Spur von dem Charakter der Lithographien haftet auch seinenim Format sehr groß gehaltenen Bildern an. Sie sind auf starkeKontraste gestellt, und auch in den Motiven haben sie ein wenig vonder Illustration. Sein Bild„Abendsonne" zeigt dies sehr deutlich.Es stellt einen Buchenwald dar, in dem vor dem vordersten Baum-stamm eine nackte Frauengestalt steht. Es genügt ihm nun nicht,das dämmerige Waldinncre zu zeigen, in das noch einzelne rotgoldcneStrahlen der Abendsonne fallen, und zu schildern, wie einer dieserStrahlen über den nackten Körper huscht, er muß es auch auffälligmachen und darstellen, wie die junge Dame den Arm ausstreckt undsich selber an diesem Spiel der Sonnenstrahlen auf ihrer Haut er-freut. Dieser Zug scheint bezeichnend für seine ganze Kunst; sie hatbei aller Tüchtigkeit etwas Aufdringliches und Effektvolles auch inihren künstlerischen Mitteln.Unter den übrigen Münchenern interessiert immer mehr KarlStrahtmann, dessen seltsame stilisierende Art zwar mit dem,was die Berliner Impressionisten erstreben, sehr wenig zu thun hat,der sich aber doch durchzusetzen wußte. Es ist merkwürdig, wie sichaus seinen Bildern, die sich aus kleinsten und minutiös gezeichnetenTeilchen zusammensetzen, immer ein großer Gesamteindruck ergiebt.In der Nähe betrachtet, scheinen seine Bilder nur ein Gewirr kleinerornamentaler Formen zu bieten; aber diese sind zu großen Gruppenzusammengefaßt und werden von einzelnen durchgehenden Zügen be-herrscht. In seiner„Kleopatra" hebt sich aus dem dunklen Grundehellschimmernd der nackte liegende Körper um so stärker heraus, alsin diesem eigentlich nur die eine große Kurve der oberen Hüften- undBeinlinie spricht. Auch der Kopf der mit der Schlange spielendenBuhlerin ist sehr interessant gezeichnet. Und zu diesem einen Haupt-ton erklingt ein ganzes Orchester von Farbentönen, deren schwere,schwüle Pracht für das Motiv sehr charakteristisch ist. Ein Bild vonetwas andrer Art ist„Mlusikanten im Schneegestöber". Es wirktnaturalistischer und beschränkt sich in der Stilisierung fast auf diegleichmäßige Verteilung der Schneeflocken über die ganze Fläche; aberdie Zeichnung der vermummten Gestalten, die da anscheinend gleich-mütig bei dem Unwetter über die Landstraße hintrotten, hat etwasGroteskes und Komisches, und doch liegt über dem Ganzen eine ge-wisse Wehmut, die ein starkes Mitgefühl mit dem Lose dieser unterweniger beschwerlichen Umständen gewiß sehr„lustigen Brüder" auf-kommen läßt.Zu den Künstlern des Auslandes sind später noch eine kleineZahl von russischen Malern hinzugekommen. Bei uns ist bisherwenig bekannt geworden von der jungen russischen Kunst; die wenigenProben lassen jedoch soviel erkennen, daß auch bei ihnen die moderneBewegung in der Malerei Wurzel gefaßt hat. Es erscheint zwarmißlich, aus einem so kleinen Material allgemeine Beobachtungenschöpfen zu wollen; aber man hat den Eindruck, als ob sich bei denjungen Russen eine nationale Besonderheit geltend mache, die ihrerMalerei eine eigenartige Stellung giebt. In den wenigen Beispielenerscheinen allerdings gleich zlvei verschiedene Strömungen, von denendie eine schon in ihren Motiven stärker in dem nationalen Leben undauf dem heimischen Boden wurzelt, während die andre raffiniertmodern und fast hyperästhetisch ist. Ein merkwürdiger künstlerischerCharakterzug scheint aber allen gemeinsam, eine eigentümlich un-plastische Art zu sehen, ein geringer Sinn für räumliche Tiefen-entwicklung. Man nehme eine freie Landschaft oder ein Porträt:es ist, als hätten sie nur die beiden Dimensionen der Breite und Höheund gingen gar nicht in Tiefe, und die Körper wirken nicht rund,sondern flach. Auch eine gewisse Schtvcre der Farbe und die Vor-liebe für trübe Töne selbst in farbenreichen Kompositionen fallen auf.Ein großes temperamentvolles Bild von I. Maljavine„Das Lachen", das allein der Ausstellung von Anfang an angehörte,erregte allgemeine Aufmerksamkeit. Eine Anzahl kräftiger Weiberin leuchtend roten Gewändern wollen sich fast ausschütten vor Lachenüber irgend etwas, was außerhalb der Scenc vor sich geht. DieHaltung der einzelnen und der Ausdruck auf den Gesichtern ist miteiner derben Kraft sehr charakteristisch gegeben; aber das Bild istwie„mit dem Besenstiel gemalt" und überschreitet in seiner in allenEinzelheiten flüchtig skizzenhaften Art wohl die Grenzen, die beieinem so großen Format möglich sind. Aus mehreren andern Bildernspricht eine wilde Phantastik, es klingen Motive aus fernen.sagenhaften Zeiten an. Nur schwer findet man sich in eine„Phantasie" von W r u b e l hinein, die aber doch eine düstere an-ziehende Stimmung hat. Schwere blaugraue Abendschatten senkensich über die kahle Steppe im Hintergrunde, während vorn aus dichtemdistelartigem Gestrüpp purpurn große Blüten im letzten Sonnenscheinaufleuchten. Aus dem Gestrüpp reckt sich ein seltsam zottiger Gesellemit wildem bärtigem Gesicht auf, eine Art Naturgott und Ver-körperung der Steppe, vor dessen Erscheinung selbst die wilden Pferdehinten zusammenschauern. Aehnliche Stimmungen sucht R o e h r i chin seinen Bildern„Götzen" und„Alt-Rußland" zu gestalten. Auseinem von spitzen Palissaden eingezäunten Platz erheben sich hohe,grotesk geformte Götzenhilder, Schädel von Opfertieren bleichen aufden Pfählen in der Sonne. Dahinter geht der Blick auf das Thaleines Flusses, über den eine lange Reihe Schiffe mit blutroten Segelnzieht, und grünes Hügelland. Die Stätte hat wirklich etwas vondem geheimnisvollen Zauber und der wilden Romantik, die mit demMotiv in unsrer Vorstellung verknüpft sind. Auch das Bild„Alt-Rußland", das eine alte Schiffsbaustätte zeigt, ist in der frischenFarbengebung sehr reizvoll; aber die erwähnte Unklarheit in derräumlichen Gliederung wirkt hier bereits störend. Ein echtes Mal-talent, dem der freie sichere Strich und eine volle Färb, gleit die größteFreude machen, ist Sero ff; er bethätigt sich mit demselben Erfolgin der Darstellung eines Bauernhofes mit einer melkenden Kuhmagd.wie in dem Bildnis einer vornehmen Dame, das mit äußerstem Raf-finement arrangiert ist und nur ein wenig zu überladen erscheint,um mit dem„Chic" der Pariser Damenmaler konkurrieren zu können.Die andre Seite der russischen Malerei vertritt S o m o f f mit einem„Abend" betitelten Bilde. Eine Scene aus dem Leben der