Eingang auS Brettern der für den Herrn des HauseS. Bisweilen luden sie den Reisenden Labbe zu ihrer Mahlzeit ein. Sie essen den Kopf und den Schwanz vom rohen Lachs und ebenso rohe Heringe. Den Fisch salzen sie nie, höchstens mit Seewasser. Der Hering wird gewöhnlich mit Strandlohl verspeist, der einen höchst widerwärtigen Geruch ausströmt. Die Ainos sind von mittlerem Wuchs, bisweilen sogar groß; sie haben große Hände und große Füße. Der Kops scheint immer lang wegen des Bartes, den sie tragen. Ueber das ganze Gesicht ist ein Ausdruck der Melancholie und selbst der Furcht gelagert. Die Ohren find groß, die Nase der der weißen Rasse ähnlich, der Mund groß und breit, die Augen tiefbraun und vollständig horizontal. Im großen und ganzen haben sie den Typus der Mongolen. Wenn man von weitem die Frauen sieht, die beträchtlich kleiner als die Männer sind, so ist man sich bisweilen über ihr Geschlecht noch nicht im Klaren. Denn sie scheineil gewaltige Schnurrbärte zu tragen: von ihrer Heirat ab tätowieren sie die obere Lippe und ziehen darüber einen breiten, blauen Streifen, der sich hakenförmig über dem Gesichte erhebt. Die Operation hat unangenehme Folgen; denn das Gesicht der Frau erhält dadurch ein wenig anmutiges Aussehen. Oft tragen sie umfangreiche, aus großen Ringen hergestellte Gürtel. Die Kleider der Kinder sind mit Ringen, Metallknöpfen und auf dem Rücken mit farbigen Perlen und Talismanen geschmückt. Die Ainos beten ihre Kinder an und verhätscheln sie. Diese wachsen in Freiheit in dem Lager auf. Schon im frühesten Alter erkennt man Knaben und Mädchen an der Haartracht: Die Töchter behalten ihr Haar, wie es ihnen die Natur gegeben hat, während die Knaben ihre Haare sehr lang nach hinten, aber glatt rasiert auf der Stirn tragen. Diese Haartracht behalten sie ihr ganzes Leben hindurch. Obwohl schmutzig, sind die Knaben doch mit einer gewissen Sorgfalt gekleidet. Die Väter nehmen sie noch sehr jung mit zur Jagd oder zum Fischfang. Man zeigt ihnen die Arbeiten, die sie später verrichten müssen. Die Mädchen helfen der Mutter bei der Arbeit im Hause. Das Alter der Kinder zu wissen, ist fast unmöglich; sie wissen es selbst nicht. Ein Greis antwortete, daß er alt sei und niemals daran gedacht habe, jedes seiner Jahre zu zählen. (Schluß folgt.) kleines Feuilleton. Vom Kinderzeche-Festspiel in Dinkclsbühl giebt dieKölnische Zeitung " folgende Schilderung: Das ehemals freie Reichs- städtlein Dinkelsbühl ist vor«inigen Jahren durch Münchener und Karlsruher Maler entdeckt worden, die den stimmungsvollen Reiz des seit drei Jahrhunderten unveränderten Ortes ausbeuteten. Irgend ein findiger Kopf kam dann auf den Gedanken, nach dem Vorbilde Rothenburgs in Dinkelsbühl ein Festspiel einzurichten, das nun schon seit mehreren Jahren am dritten Montag des Juli zur Aufführung gelangt. Ein Haufe hoher, schwärzlich-roter Giebel- dächer eng aneinander gerückt, nach hinten sanft ansteigend, an grüne Baumwipfel sich lehnend und von einer grauen, vieltürmigen Stadtmauer umspannt, so tritt das charakterische Bild der Stadt dem entgegen, der sich ihr von dem abseits gelegenen Bahnhofe nähert. Der wassergefüllte Stadtgraben ist mit Weißen und gelben Seerosen bedeckt; durch eines der vier Thore, die immer noch die einzigen Zugänge bilden, tritt man ein, und nun steht man plötzlich mit beiden Füßen im Mittelalter. Es wäre zuviel, mit Nürn- berg vergleichen zu wollen. Es ist alles einfacher, kleinbürgerlich und in der Hauptsache weniger künstlerisch als idyllisch. Aber nirgendwo wird die Stimmung durch ein plumpes Vordrängen der Gegenwart unterbrochen. Schläfrig plätschert ein verwitterter Brunnen auf einem kleinen, holprig gepflasterten Platz, den hoch- giebeligen Häuser umstehen. Nach mehreren Seiten schweift der Blick in menschenleere Straßen, in denen lariter ebensolche spitzgiebelige Häuser, manche mit vorspringenden Stockwerken, einzelne auch be- malt und mit Holzschnitzereien, sich aneinander reihen. Eine schöne gotische Kirche reckt sich domartig aus dieser Umgebung empor, das beredteste Zeugnis für eine bedeutungsvollere Vergangenhett. In einen. Gewirre von Gassen, wie nur ein mittelalterliches Städtchen es aufzuweisen vermag, wandert man bergauf und bergab. Seltsam alte Schilder strecken sich an kunstreichen schmiedeeisernen Armen weit in die Straße. Wiederholt bekommt man in Erz und Stein das Wahrzeichen der Stadt, den Dinkelbauer, zu sehen. Ueber mancher Hausthür steht ein Marienbild, und auf hohem Dache neben dem Schornstein nistet der Storch. Nirgendwo etwas, was mit dem modernen Leben da draußen im Zusammenhange stände. So ein- geschlafen ist hier alles, so um Jahrhunderte der Gegenwart ent- rückt, daß es mir gar nicht auffällig erschien, als am Morgen des Festspieltages barfüßige Knaben in Lederkollern und verschossenen Schlitzwämschen auf der Gasse spielten und unter dem Thorweg Ratsherren in pelzverbrämten Mänteln und hohen Filzhüten, wie wir sie auf Rembrandtschen Bildern sehen, im Gespräch beieinander standen. Das alles ist hier so natürlich, und natürlich ist die ganze Art und Weise, wie sich das Festspiel in den Rahmen eines uralten Volksfestes, die Kinderzeche, einfügt. Es ist nichts wester, als die dramatische Darstellung desjenigen Ereignisses, dem jenes Volksfest seine Entstehung verdankt. Mit sicherem Gefühl hat der Dichter und Leiter des Festspiels» Professor Ludwig Stark aus München , der auch Leiter deS Rothenburger Festspiels ist. alles Theatermäßige vermieden. Es giebt keinen Vorhang, keine Coulissen. In unmittel« barem Zusammenhange mit den Zuschauern geht die Handlung bor sich. In einem geschlossenen Räume beginnend, setzt sie sich auf der Straße an der Stelle fort, wo wirklich im Jahre 1S32 die Kinder durch ihre Fürbitte die Stadt erretteten, und leitet so zwang- los zu dem Kinderfestzug über, der von jeher den Kern der später sich daraus entwickelnden Volksbelustigung bildete. Man versammelt sich zu dem Festspiele in dem Saale der Kornschrcmne, der in seiner: Größe auch wieder in gar keinem Verhältnis zu der heutigen Be- deutung des Ortes steht. In seinem vorderen, erhöhten Teil ist er mit kostbaren alten Möbeln als Ratszimmer eingerichtet. Die cichengeschnitzten Thüren, die Butzenscheibenfenster, die Holztäfelung des Saales bilden die natürlichen Coulissen. Ein musikalisches Vor- spiel bereitet die Stimmung vor. Dann treten die beiden Bürger- meister ein und bereden die Lage der Stadt, die, vom Reich vcr- lassen, der Uebermacht der vor den Thoren lagernden Schweden nicht widerstehen kann._ Nach und nach erscheint der ganze Stadtrat, und es giebt in dieser Umgebung ein wunderbar echt wirkendes Bild, wie die ernsten Männer in den charakteristischen Gewändern an dem langen Ratstische sitzen. Es kommt ein Abgesandter des schwedischen Oberst Sperreut und stellt die Stadt vor die Wahl: völlige Zer- störung oder Uebergabe auf Gnade und Ungnade. In erregter Sitzung entscheidet sich der Rat für Kapitulation. Aber trotz der Nachgiebigkeit kann mmi von dem durch die Zögerung erbitterten Feind das schlimmste erwarten. Da erbietet sich die Kinderlore, die Tochter des Turmwächters vom Rothenburger Thor, dem Oberst die Kinder von Dinkelsbühl entgegenzuführen und mit ihnen um Gnade zu bitten. Die Zuversicht des jungen Heldenmädchens bleibt nicht ohne Eindruck. Hoffnungsfroher schreitet der Rat mit den Stadtschlüsseln aus dem Saale , dem Thor entgegen, gefolgt von dem mitspielenden und zuschauenden Volk. Das Stadtthor wird geöffnet. die Schweden reiten ein, an ihrer Spitze Oberst Sperreut, auf weißem Pferde, in weißem wehenden Mantel. Da tritt ihm auf dem Platz vor dem alten Rathaus die Lore mit ihrer jugendlichen Schar entgegen. Er stutzt, läßt sich erweichen, nimmt den vordersten kleinen Knaben, der ihn an sein verstorbenes Kind erinnert, auf den Arm und verspricht, die Stadt um der Kleinen willen zu schonen. Und nun bewegt sich der Zug, Schweden , Landsknechte, Kinder. Bürger und Volk, weiter durch die Straßen. Auch die alte Kanone wird mitgeführt, die jene Schreckenstage noch erlebt hat. Geschichtliches. Vom schweizerischen Bauernkrieg. Man schreibt derFrankfurter Zeitung " aus der Schweiz : Im bernischen Emmenthal und im luzernischen Entlebuch wurde am Sonntag die Erinnerung an den großen schweizerischen Bauernkrieg(1653> be- gangen, indem in Huttwil ein Denkmal des Bauernführers Leuen- berger. in Escholzmatt ein Standbild deS Luzerner RebellenhaupteS Schibi eingeweiht wurde. Der schweizerische Bauernkrieg hatte seine nächste Veranlassung in dem wirtschaftlichen Niedergang, welcher dem dreißigjährigen Krieg auch in der Schweiz gefolgt ist, obwohl dieses Land nicht zum Kriegstheater selbst gehörte. Viele schweizerische Söldner fanden nun in den fremden Heeren keine Beschäftigung mehr, die während des Krieges im Werte heraufgesetzten Silbermünzen mußten wieder herabgesetzt werden, die Tilgung der für die Grenzbewachung gemachten Schulden der Kantone erheischte die Auflage von drückenden Weg« und Brückengeldern, und dabei suchte das Patriziat den Salzhandel, die Jagd- und Fischereirechte in seine Hand zu bringen, sowie die Lage zu benutzen, um die noch bestehende Gemeindefreiheit ein- zuschränken. Das Patriziat behauptete bereits, die Obrigkeit sei von Gott eingesetzt und gehe nicht aus dem Volkswillen hervor. Ja wohl I" rief da der Bauer HanS Krummacher dem Luzerner Schultheißen Dulliker zu,ihr sit von Gott, wenn ihr gerecht, aber vom Tüfel, wenn ihr ungerecht sit." Die Bauern traten in den Kantonen Luzern und Bern zu großen Ver- sammlungen zusammen und hielten dann in Sumis- Wald eine eidgenössische Landesgemeinde ab. Der Berner Bauer Nikolaus Leucnberger leitete sie, und der aus Deutschland ein- gewanderte Notar Johann Konrad Brönner verlas den von ihm ent- worfenen Bundesbrief, eine neue schweizerische Verfassung. Auf einer späteren Landesgemeinde in Huttwil wurde der Bundesbrief alsdann beschworen und gesiegelt, auch von Abgeordneten der Städte Ölten und Liestal . Es begannen Verhandlungen zwischen den Regierungen und Leuenberger, die aber erfolglos blieben. Die Bauern forderten die Aufhebung der Leibeigenschaft, die Aufhebung der Land- vogteien und daß in Bundessachen keine Regierung mehr allein, sondern nur alle gemeinsam handeln dürften. Scharen Aufständischer erstürmten einige Schlösser, und der verwegene alte Soldat Christtan Schibi von Escholzmatt brachte ein Bauernheer zusammen, das bald auf 20 000 Mann an­schwoll. Nach verschiedenen Zufammenstößen wurden aber die Bauern bei Wohlenswil von den Negierungstruppen, die der General Werdmüller aus Zürich befehligte, geschlagen._ Auch in_ einigen Kämpfen, die noch folgten, unterlagen die Aufständischen. Die Rache des Patriziats war groß. Viele Gefangenen wurden auf die Galeeren der befteundcten Republik Venedig geschickt, andere hingerichtet, dar- unter Leuenberger, Brönner und Schibi. Schibi hat man erst ge- foltert, die Leiche Leuenbergers gevierteilt und an den Hauptstraßen der Stadt Bern ausgestellt. Der Bundesbrief wurde in Bern an den Galgen gehängt. i vg" l«