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fogar beider wird. Die Frau sagt dazu nichts, fie schließt die Augen| 3wei oder drei Tage vor der Ceremonie kommen aus allen Dörfern, gegenüber der Untreue des Mannes. Die Frau aber, die ihren selbst den entferntesten, die Aïnos herbei. Der Tag, der dem Feste Mann täuscht, kann von ihm verstoßen werden. Ihr Mitschuldiger vorausgeht, wird dem Weinen gewidmet. Am Tage vorher hat man wird von den Dorfältesten zu einer Buße verurteilt, die in Hunden aber tüchtig getanzt, getrunken und gesungen. Die Männer fabrizieren besteht. Ist der Verurteilte zu arm, so tommt er als Knecht zu dem Inaos von verschiedener Größe und dann wird die Mahlzeit hergerichtet, betrogenen Gatten. Ein Junggeselle darf nicht unter der Zahl der zu der einige Hunde ihr Leben lassen müssen. Frauen flechten unterRichter sein, denn, wie Buttka sagte, ein alter Junggeselle ist ein beffen aus Lianen einen langen Gürtel, den der Bär in der Opferganz verächtliches Wesen". stunde tragen soll, und an dem kleine Säcke hängen mit allerlei Die Ainosfrauen sind nicht sehr fruchtbar, weil sie ihre Kinder Gerichten, trockenen Fischen, Hundefleisch, Reis, Tabak usw. Die allzu lange, fast drei Jahre nähren; sie haben drei bis fünf Kinder. jungen Mädchen haben die besondere Aufgabe, aus Lianen und Wenn eine Frau schwanger ist, so achtet und ehrt sie jeder; fühlt sie ihre Kräutern lange Ohrringe zu verfertigen, um das Haupt des Opfers ersten Wehen , so müssen alle Männer das Haus verlassen; sie selbst zu schmücken. Auch die alten Frauen haben ihre Funktionen. Um begiebt sich meist in eine kleine Hütte, die man abseits für sie erbaut den Käfig hingestreckt, weinen, seufzen, heulen sie. Wenn eine alte hat. Die Frauen leisten ihr allen möglichen Beistand. Der Mann Frau in das Lager kommt, steigt sie vom Schlitten nnd geht zu dem begiebt sich dann in ein benachbartes Haus, legt sich, ohne ein Wort Käfige, um an dem eigentümlichen Konzerte teilzunehmen. Zum zu sagen und etwas zu genießen, am Herde nieder, bis er die Schlafen und Essen wechseln sie sich gegenseitig ab. Man begreift, Geburt des Kindes erfährt. Es ist ihm dann erlaubt, ein wenig daß der Bär nervös wird und in seinem Käfig erschreckt hin und her Wasser zu trinken und Fisch zu essen; aber er wagt noch nicht zu läuft und brummt. Nach zwei- oder mehrtägigem Tanzen und Heulen sprechen. Es ist ihm verboten Waffer zu trinken, er muß jede Sünde wird nach einer Anrede an den Bären und nach einer reichlich bevermeiden, denn dies ist der Augenblick, wo ein Teil seiner Seele messenen Nahrung, die ihm gereicht wird, das Tier unter großen in den Körper seines Kindes übergeht. Seine Freunde laden ihn Ceremonien, deren Einzelheiten wir hier nicht schildern können, zur Jagd ein, aber er muß sechs Tage lang liegen bleiben; durch das Dorf geführt und dann durch einen wohlgezielten Schuß am siebenten Tage ist ihm alles gestattet, er tehrt dann getötet. Wieder neues Schreien und Weinen, wieder Darbietung in sein Haus zurück, sieht seine Frau und sein neu- von Speisen, die man nebent das tote Tier stellt, und wieder neue geborenes Kind und nimmt seine Arbeit und sein ge- Anreden an dasselbe. Das Blut des Bären wird noch warm von wöhnliches Leben wieder auf. Die Frau ihrerseits darf das Kind allen Teilnehmern getrunken, das Fleisch gekocht und verzehrt. erst zwei Stunden nach der Geburt ansehen; zwei Tage hindurch Der Kopf des Bären wird nach dem Walde getragen, wo seit Jahrdarf sie nur Reis essen, und das Wasser ist ihr verboten; am dritten hunderten die Schädel der bei den Bärenfesten getöteten Tiere Tage darf sie alles wieder essen, was ihr gefällt, aber sich nicht dem bleichen. Ueber den Ursprung und die wahre Bedeutung dieser Herde nähern, denn das würden die Geister des Feuers übel auf- Ceremonie , die nur in dem Schädel eines findlichen Volkes sich ausnehmen. Erst am siebenten Tage nimmt sie ihre Beschäftigung bilden fonnte, haben die Forschungsreisenden bis jetzt nichts Sicheres wieder auf. Ihre Arbeit im Hause ist schwer: Sie muß die Kinder erfahren können. Dr. J. Wiese. überwachen und erziehen, das Essen herrichten, für die Tiere und die Leute sorgen, die Kleider nähen, die von der Jagd mitgebrachten Felle waschen, die Kleider und Schuhe aus Fischhaut verfertigen, die Wurzeln sammeln, Nesseln suchen und weben usw. usw.
Befindet sich der Mann im Stammeslager, so verfertigt er Fisch und Jagdgeräte, richtet Felle von Robben und Zobeltieren zu, bessert Barken und Schlitten aus. Oft verläßt er das Dorf und stattet Freunden Besuche ab. Der Fischfang beschäftigt die Aïnos sehr start. Die Strenge des Klimas zwingt sie, während des Sommers Borrat an Fischen für den ganzen Winter zu fangen. Schon vor Sonnenaufgang stehen sie auf, besteigen schweigend ihre langen und engen Kähne und beginnen ihre Arbeit. Die japanischen Fischereis befizer nehmen fie oft als Arbeiter an. Bald längs der Flüsse, wo fie die Robben harpunieren, bald im Walde, wo sie den Belztieren nachstellen, üben sie die Jagd mittels Bogen oder auch Flinten aus. Der Durchschnitt einer Herbstjagd beträgt für den Jäger 6-7 3obeltiere, 5 Eichhörnchen und 1-2 Robben.
Wird der Aïno alt, so wird er hoch geachtet. Er bleibt im Hause und erzählt während des Winters die Geschichten und Legenden, die er selbst während seiner Jugend gehört hat. Er berichtet von den Kriegen, die die Aïnos einst gegen die Japaner geführt haben, und den furchtbaren Kämpfen einzelner Dörfer. Er wiederholt die melancholischen und traurigen Geschichten und Gesänge, in denen Fischer und Jäger die schrecklichsten Abenteuer bestehen, in denen Bären, Robben und phantastische Tiere eine Hauptrolle spielen. Stirbt ein Alter, so ist die Verzweiflung des Dorfes grenzenlos.
Die Krankheiten, von denen die Aïnos heimgesucht werden, haben meist ihren Grund in der mangelnden Hygiene und in der Unreinlichkeit; Hautkrankheiten sind häufig und müssen auf den überreichlichen Genuß verfaulter Fische zurückgeführt werden. Die Tuberkulose ist nicht selten, die Blattern aber sind der furchtbarste Feind. Die Aïnos find heute weniger zahlreich als früher, es scheint auch, daß fie ehemals mehr Kinder erzeugten. Wird jemand trant, so fagen sie, daß ein Drache in seinen Körper gefahren sei, den man verjagen müsse. Schweigend umringen fie den Kranten und schlagen auf ihn los, gewaltiges Geschrei ausstoßend; sie werfen gewisse übelduftende Pflanzen auf den Boden und schlagen die Säbel gegeneinander, um den bösen Geist zu erschrecken. Fühlt ein Mann seinen Tod nahen, so drückt er seinen legten Willen aus, der geachtet werden wird. Hat er den legten Seufzer ausgehaucht, so schließt man ihm die Augen, hüllt ihn in eine Decke und trägt ihn mit dem Fuße gegen die Thür an die Stelle, die er gewöhnlich im Hause einnahm. Die Frauen heulen und schreien auf dem Boden liegend, während die Männer eine Holzfifte verfertigen. Am andren Lage legt man den Toten in den Sarg und begräbt ihn in geringer Tiefe nahe dem Hause. Gegenstände, die er nötig haben tönnte, eine Pfeife, Tabat, ein Messer usw. giebt man ihm mit in das Grab. Auf dem Grabe richtet man ein nao auf, auf dem das Geschlecht des Verstorbenen in roher Ausführung dargestellt ist. Der Name des Toten wird nicht mehr erwähnt, und thut ein Fremder es dennoch gegenüber der trauernden Familie, so geht diese gesenkten Hauptes schweigend aus dem Zimmer.
Höchst eigentümlich ist die Verehrung, die die Aïnos dem Bären widmen. Jedes Jahr bemächtigt sich jeder Stamm eines jungen Bären, schließt ihn in einen Käfig ein und die geachtetste Frau erhält den Auftrag, ihn mit der größten Sorgfalt zu ernähren. Jeder erachtet es als eine Ehrensache, zu seinem Unterhalte beizutragen. Von allen Gerichten erhält er den besten Teil. Im Winter, und zwar während der Nacht, findet dann das Bärenfest statt.
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Kleines feuilleton.
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Endlich erreicht. Unter diesem Titel erzählt einer in der Kölnischen Zeitung " folgende Schnurre. Als heute der Huberbauer zum Gottweiß wievielten Male es war wirklich eine Sünde sein„ Himmelfokroa" beim Melfen der unruhigen Bleß ausgestoßen hatte, seiner neuen schwarzweißen Kuh, die ihn immer mit dem zotteligen Schwanz in das Gesicht schlug, da tam gerade der Pfarrer an der Stallthür vorüber. Der geistliche Herr hört das ver= maledeite Wort und stußt. Gleich darauf tönt's wieder und so fort in furzen, aber regelmäßigen Zwischenpausen. Da fann er nicht mehr länger an sich halten und tritt in den Stall, der bald wie ein Kirchengewölbe von der dröhnenden Bußpredigt des Gottesstreiters wiederhallt. Als der Gestrenge den Ort seiner Amtsthätigkeit verlassen hatte stand der Huberbauer Anselm Hubermeyer- lange mit gesenktem Blick und trüben Mienen da; mit der rechten Hand traute er sich hinter dem Ohre, um die Gedanken hervorzuloden. Denn er hatte schwer nachzudenken. Er kämpfte einen geistigen Kampf. Die Sünde des Fluchens sah er wohl ein; aber auch den harten, schmutzigen, naßklebrigen Schwanz, diesen vermaledeiten er sieht sich bei dem Worte ängstlich um auch diesen fühlte er sich flatschend um Ohr, Nase und Mund schlagen. Hm Halt! jetzt hatte er's: es war erreicht! Mit einer seinen Gliedmaßen ungewohnten haft stolpert er über den Hof zum Schuppen hin, ein überaus pfiffiges Lächeln um den Mund. Er kramte und kramte in dem alten Gerät, bis er ein gut zweipfündiges Gewicht, es konnte auch etwas schwerer sein, herausgefunden hatte. Schmunzelnd reibt er sich die Hände und eilt dann wieder in den Stall. Mit umständlicher Weitschweifigkeit knotet er an das Gewicht eine fräftige Schnur, macht eine Schipperschlinge hinein, so etwas verstand Anselm, und flugs hing der Apparat an dem Schweif der edlen Milchspenderin. Stolz beschaut der Huberbauer sein Wert und murmelt befriedigt: Nu wirst Dein Schweif wohl still halten! Den Meltschemel, der bei dem plötzlichen Eintritt des schwarzen Herrn umgefallen war, sett er wieder an seine Stelle, macht sich's darauf bequem, nimmt den Melkeimer zwischen die Knie, zieht die Fingerspißen an den feuchten Lippen vorbei, um die unterbrochene Arbeit wieder aufzunehmen." Doch eine famose Einrichtung", ging's ihm durch den Sinn, und auch die braune Bleß schaut ganz vergnüglich drein. So nun tann's anfangen. Da erhält er einen Bumfer gegen die Wange, daß ihm hören und Sehen vergeht, und das treue Eheweib erschreckt auf sein fürchterliches Gebrüll herbeieilt. Fünf Zähne fand sie im weitern Umkreis ihres gottverlassen fluchenden Ehegemahls, die ihm das kräftige Schweifwedelchen der treuen Bleß mit dem Gewichte herausgeschlagen. Der Pfarrer konnte ihm von Stund an das Fluchen nicht mehr abgewöhnen!-
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ss. Sonderbare Linsen. Die Linse, die jeder Photograph als wichtigsten Bestandteil seines Apparats schäht, besteht stets aus Glas, aber für andre Zwecke sind zuweilen schon Linsen aus ganz andren merkwürdigen Stoffen zur Anwendung gelangt. Professor Tyndall, einer der bahnbrechenden Forscher des 19. Jahrhunderts auf dem Gebiet der Physik, brauchte eine Linse aus Collodium mit Kohlenfäure gefüllt zum Nachweis der Thatsache, daß Schallwellen ebenso wie Lichtwellen in einem bestimmten Brennpunkt bereinigt werden tönnen. Nach der Entdeckung der Röntgenstrahlen wurden Bersuche