zu ihrer Brechung mit Linsen aus Pech, Schwefel, Hartgummi usw, gemacht. Der außerordentlichste Gebrauch einer Linse ist wohl derjenige an einem Apparat zur Keimtötung in der Milch, der von Dr. Seifert in Leipzig erfunden worden ist. Von allen Flüssigkeiten enthält Milch bekanntlich ziemlich die meisten Keime, und wieder und wieder sind Ausbrüche von Scharlach und andren ansteckenden Krankheiten auf un- reine Milch zurückgeführt worden. Man kann nun die Keime in der Milch mit Karbolsäure, mit Formalin und noch einem Dutzend andrer chemischer Stoffe töten, aber man zerstört damit auch gleichzeitig die Milch selbst. Auch genügende Hitze tötet, wie jeder weiß, die Keime in der Milch, ist aber deren Beschaffenheit bis zu einem gewissen Grade auch nachteilig. Bei dem neuen Apparat wird die Milch in einem dünnen Strahl unter einer Stelle vorbeigeführt, wo dauernd elektrische Funken überspringen. Die durch letztere erzeugten ultravioletten Lichtstrahlen töten alle Keime in der Milch, ohne letztere sonst in irgend einer Weise nachteilig zu beeinflussen. Die ultravioletten Strahlen werden aber durch Linsen aus Quarz oder auch Flußspat zerstreut, da diese Mineralien allein die Strahlen nicht abschwächen. Meteorologisches. b. Die Zusammensetzung der Luft bleibt in den höheren Schichten der Atmosphäre durchaus nicht dieselbe, wie in den niederen; der Anteil, den die einzelne» Gasarten zu dem Gas- gemisch, welches die atmosphärische Luft darstellt, liefern, ändert sich mit zunehmender Höhe so beträchtlich, daß die Luft in den höheren Regionen mit der Lust an der Erde kaum noch irgend eine Aehnlich- keit hat. Seitdem in dem letzten Dezennium in der Luft eine Reihe neuer, stüher unbekannter Gase entdeckt worden ist, erscheint die Beantwortung der Frage, Ivelchen prozentischen Anteil jedes Gas in den einzelnen Schichten hat, von größerer Wichtigkeit als stüher, speciell fiir die Deutung der Spestralerscheinungen, die das Polar- licht und die Meteore darbiete». Der Wiener Meteorologe Hann hat die notwendige Berechnung durchgeführt und der östreichischen meteorologischen Geiellschast vor- gelegt. An der Erde sind die Hauptbestandteile der Luft bekanntlich Stickstoff und Sauerstoff, die 99 Proz. ausmachen, in IVO Kubik- centimeter sind 78 Kubikrentimeter Stickstoff und 21 Kubikcentimeter Sauerstoff enthalten; der Rest besteht fast ganz aus dem trägen Gas Argon, nämlich 0,94 Kubikcentimeter. Dazu kommen noch ge- ringe Mengen Kohlensäure, 0,93 Kubikcentimeter und Wasserstoff 0,91 Kubikcentimeter, sowie Spuren der erst vor wenigen Jahren entdeckten Gase, Neon 1'/, Tausendstel Kubikcentimeter, Helium l'/o Zehntausendstel Kubikcentimeter und Krypton 1 Zehntausendstel Kubikcentimeter. Die Zahlen beziehen sich auf eine Temperatur von 19 Grad; bei Aenderungen der Temperatur verschieben sie sich ein tvenig, doch nur unbedeutend. Ein wesentlich andres Bild bietet die Lust nun dar. tvenn man in beträchtliche Höhen steigt, die dem Menschen und auch seinen un- beinannten Apparaten bisher nicht erreichbar Ivaren, wohin nur das geistige Auge reicht. In einer Höhe von 29 Kilometern, wo im Mittel eine Temperatur von 38'/a Grad herrscht, ist der Stickstoffgehalt stark gestiegen, auf über 84 Kubikcentimeter, der Sauerstoffgehalt dagegen erheblich zurückgegangen, auf 16 Kubikcentimeter, ebenso ist der Argongehalt auf 9,3 Kubik- centimeter gefallen, und die schwere Kohlensäure ist fast ganz verschwunden, sie nimmt nur noch V200 Kubikcentimeter ein. Völlig verschwunden ist das Krypton, ein schweres Gas, das an die ganz niederen Schichten der Atmosphäre gefesselt erscheint. Dagegen erscheinen die leichten Gase Helium, Neon, Wasserstoff in größeren Mengen, mit Vmo, Vaao und'/? Kubikcentimeter. Immerhin ist die Zu- sammensetzung von derjenigen an der Erde noch nicht allzu ver- schieden, wenn auch der Sauerstoffgehalt erheblich geringer ge- worden ist. Steigt mau aber bis zu 59 Kilometer auf, so geht der Sauer- stoff auf 7 Kubikcentimeter zurück und der Wasserstoff steigt auf 13'/z Kubikcentimeter an. Der Stickstoff ist auf 79 Kubikcentimetcr zurückgegangen. Argon auf'/so Kubikcentimeter, die andren Gase sind völlig verschwunden, bis auf das leichte Helium, das nunmehr '/« �kubikcentimeter füllt. Im wesentlichen ist also der Sauerstoff, die Lebenslust, die auch jede Verbrennung unterhält, durch den brenn- baren Wasserstoff verdrängt, fast besteht die Luft in jener Höhe aus dem explosibeln Knallgas, besten Explosionskrast allerdings noch durch den trägen Stickstoff gemäßigt wird. Bei weiterem Steigen schwindet der Sauerstoff bald völlig und nun schließt sich ihm auch der Stickstoff im beschleunigten Tempo an; an den Grenzen der Atmosphäre, wenigstens da. Ivo sie nicht mehr das Licht zu brechen vermag, in 199 Kilometer Höhe, besteht sie wesentlich nur noch aus Wasserstoff, der fast 99l/2 Proz. ausmacht: dazu kommt nur noch fast'/a Proz. des leichten Helium, und der Stickstoff ist nur noch in Spuren vorhanden. 1I,0 Proz. In noch weiteren Höhen muß auch der Stickstoff völlig schwinden und die Atmosphäre lediglich aus Wasserstoff und Helium bestehen, ein Ge­misch, den, wir den Namen Luft nicht gut beilegen können. Mit diesen Berechnungen stimmen die Befunde an Spektral- beobachtungen überein: im Spektrum des Blitzes, der die niederen Schichten der Atmosphäre durchbraust, fand Pickcring die Linien des Argons, Kryptons und Neons, in dem von Meteoren dagegen, die sich in Höhen von 159 und 299 Kilometern bewegten, lediglich Linien von Wasserstoff und Helium. Berantwortt. Redakteur: Julius Kaliski in Berlin. Druck und Verlag: Die grüne Linie de? Kryptons findet man im Nordlicht wieder, jedoch wesentlich in der Nähe der Pole. Bekanntlich treten dort die Nord- und Südlichter m sehr tiefen Schichten der Atmosphäre auf, während sie in geringeren Breiten, wo sie auch seltener sind, zu höheren Schichten heraufsteigen, in denen Krypton nicht vorhanden ist. An den Polen scheint das Krypton sich etwas stärker angehäuft zu haben: auch ist es zwar nicht unerläßlich für das Nordlicht, begünstigt aber zweifellos sein Zustandekommen, und giebt den Nordlichtstrahlen die eigen- tümliche charakteristische grüne Färbung: ist es doch Ramsay ge- lungen, mit Krypton allein das Nordlicht in kleinem Maßstabe nach- zuahmen. Humoristisches. Gut gezogen. Ich begegnete auf einem Spaziergang einem älteren Ehepaar, gefolgt von einem kleinen Hunde. Ich hörte folgendes Zwiegespräch: S i e(stehen bleibend): Ich glaube, ich sollte ihn tragen, er scheint müde." Er:Na. das halte ich für höchst überflüssig, wo er doch so munter läuft." Sie:Meinst Du?" Pause.Aber er geht steif." Pause. Als ich mich nach einigen Schritten nach de» Dreien umwandte, trug er den Hund. Schulhumor. Lehrer einem Schüler wegen Schwätzen? einen Verweis erteilend. Schüler:Bitte, ich habe ja gar nichts gesprochen l" Lehrer:Ist schon gut, das ist jetzt ganz gleich, ob Sie zwei Worte oder ein halbes Wort oder gar nichts gesprochen haben, ge- sprachen haben Sie l" Ein MünchenerSchrift st eller seinen Berli ner Kollegen: Enkere Aesthetik Die Hab' i eh' dick. Enkere Erotik Die Hab' i so dick. Enkere Kritik Wie Hab' i die dick l Und enker' Dramattk? Die Hab' i aa dickl (Jugend.") Notizen. Ein Denkmal für Hoffmann b. Fallersleben wird in Höxter unweit von Corvey , wo der Dichter als Bibliothekar wirkte, am 2. August enthüllt. In den Vereinigten Staaten sind 46 neue Theater im Bau, von denen nicht weniger als 42 einem Theater-Trust gehören. Zwei davon werden in New Uork gebaut, wo es schon 43 Theater giebt. DaS eine, das Neu Amsterdamer Theater, soll mit 5799 Sitzplätzen und einem fliegenden Garten auf dem Dach, der für iveitere 1990 Zuschauer Raum bietet, das größte Theater der Welt werden. DaS M e s d a g- M u s e u m im Haag wurde am 24. Juli eröffnet. Die aus etwa 399 Gemälden bestehende Sammlung ent« hält fast nur holländische und französische moderne Kunst, aber auch einige Italiener, einen Herkomer und einen Munkacsy: lauter hervor- ragende Leistungen. Außer den Gemälden enthält das Museum noch eine große und kostbare Sammlung von Gegenständen aus dem Gebiete der Kunstindustrie, besonders der orientalischem wie Spitzen. feine maurische Kupfergcräte. farbige Satsumagefäße, indische Bronzen, Standuhren aus dem 17. Jahrhundert, Gobelins, chinesische Seidengewebe usw. Mesdag hat sich in der Stiftungsurkunde vor­behalten, die Leitung des Museums selbst zu führen. In Ka n d i a auf der Insel Kreta wurde der Grundstein zu einem kretischen Museum gelegt, in welchem alle Ivert- vollen Ausgrabungen aus Knossos und Zaistos aufgestellt und dem Studium der europäischen Gelehrtenwelt zugänglich gemacht werden sollen. Bei Hinrichs in Leipzig erscheinen demnächst drei wichtige Sammlungen orientalischer Urkunden: Urkunden des ägypttschen Altertums von G Steindorff, Urkunden des alten ägyptischen Reiches von K. Sethe und altbabylonische Rechts- Urkunden aus der Hammurabi -Zeit von D a i ch e S. Im Schweizer Kanton Luzern hat der kleine Wauwiler« s e e eine Reihe neuer Funde aus der Steinzeit geliefert, ehenso der I n k w i l e r s e e an der bernisch-solothurnischen Grenze. Im Zuger See sind neue Pfahlbau st ationen entdeckt worden. Die nächste Nummer des UnterhaltungSblatteS erscheint an» Sonntag, den 2. August. Vorwärts Buchdruckerei und Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin 8�