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Macht über Tod und Leben der Unterthanen in ihr Diadem. Sie war der Göttin der Ernten und Getreidespeicher Rannu heilig, die selbst mitunter als Aspis mit der Sonnenscheibe auf dem Haupte dar­gestellt wurde, und ebenso der Göttin Buto von Unterägypten , die unter demselben Bilde verehrt wurde, wie dies freilich noch mit einer ganzen Anzahl andrer Götter und Göttinnen der Fall war. ( Prometheus".)

Geographisches.

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k. Einsiedender See. Einen interessanten Bericht über eine merkwürdige Naturerscheinung, den siedenden See" von Dominica , einer britischen Insel in den kleinen Antillen, giebt F. Sterns- Fadelle, ein Bewohner der Insel, in einen Buch, das er soeben veröffentlicht hat. Die bemerkenswerteste Thatsache, schreibt der Verfasser, und ein Zeugnis für die Rauheit und Unzugänglichkeit der betreffenden Gegend ist es, daß auf einer Insel von weniger als 300 englischen Quadratmeilen, die von den Spaniern seit dem siebzehnten Jahrhundert kolonisiert, von den Franzosen ununter­brochen bis zur Mitte des achtzehnten Jahrhunderts fultiviert und seitdem immer fortschreitent von Frankreich und England ausgenutzt iwurde, die Natur in ihren Wildnissen, fern von den Wohnungen der Kolonisten und der Jäger ein ebenso überraschendes wie herrliches Schauspiel verborgen hat, das jetzt Dominica mit einer einzig da­stehenden Attraktion" unter ihren Schwesterinseln versieht. Vor dreißig Jahren ahnte niemant das Vorhandensein dieses siedenden Sees". Edmund Watt aus Dominica hat im Jahre 1872 fast sein Reben eingebüßt, als er unter den schwefelüberzogenen Blöcken der Grande Soufrière wanderte, einer vulkanischen Region im Innern, von der im Januar 1880 ein feiner weißer Aschenregen aufstieg. 1875 wurde eine Expedition zur Erforschung dieses Gebiets aus geschickt; sie bestand aus Dr. H. A. Nicholls, einem dortigen Arzt, Dr. Freeland und Mr. Gardyne aus England, und Mr. Watt. Dr. Nicholls Beschreibung des siedenden Sees, der damals vielleicht zum ersten Male gesehen wurde, wird von Sterns- Fadelle angeführt: Wir kletterten über die Schwefelblöcke und erreichten so den Gipfel, von wo wir eine herrliche Aussicht hatten. Wir schienen am Rande eines schrecklichen Abgrundes zu sein, aus dem Massen heißen Rauchs und erstickende Dämpfe herausgeschleudert wurden. Laut donnerndes Getöse und ein seltsamer gurgelnder Ton trafen unser Ohr, und wir atmeten schädliche Schwefelgase ein. Der Anblick war so seltsam, so überraschend und schön, daß mehrere Minuten verstrichen, bevor wir im stande waren, miteinander zu sprechen. Noch merkwürdiger war aber eine Art Wasserivall in der Mitte, der mehrere Fuß hoch war, nicht stillstand, sondern sich in einem Kreis von begrenztem Umfange in die Runde drehte. Das Ufer des Sees war in viele fleine Buchten ausgezähnt, und kleine Vorgebirge sprangen hier und da vor; längs dem Ufer war ein schöner Streifen von glänzend gelber Farbe, die Schwefelniederschläge des Wassers. Die Erregung des Wassers verursachte, daß fleine Wellen auf den Strand rollten, und aus der Lage der gelben Linie war ersichtlich, daß zu bestimmten Zeiten der See wasserreicher als zu andren war. Immer nur wenige Sekunden lang konnten wir von dem mittleren Wall einen Anblick erhaschen; denn sowie der Dampf zur Seite geblasen war, wurde er sofort durch neuen ersetzt. Ein schmaler Wasserstrom rann in geringer Entfernung von der Stelle, wo wir standen, in den See. Der Abfluß war an der andren Seite, und wir waren damals nicht in der Lage, ihn zu erforschen. Wir sahen aber deutlich eine große Schlucht in den Felsen, die an allen andren Stellen den See um­gaben. Der See, der 2460 Fuß über dem Meeresspiegel liegt, hat eine elliptische Form, und wenn er ganz mit Wasser gefüllt ist, ist er ca. 200 Fuß lang und wenigstens 100 Fuß breit. Ein Senkblei, das 10 Fuß vom Ufer herabgelassen wurde, fand in einer Tiefe von 195 Fuß feinen Grund. Zwei kleine Bächlein mit faltem Wasser rinnen in den Siedenden See", der beim Ueberfließen, wenn er ganz voll ist, einen heißen Wasserfall in eine tiefe Schlucht hinab bildet. Das Wasser ist nicht immer in Wallung, sondern liegt zu Beiten ruhig, im Sonnenschein glänzent da; zu andren Zeiten siedet und zischt es, mit schnaubenden Detonationen aufwirbelnd; es hebt und senkt sich in drehender Bewegung und bespritzt seine steinerne Einfassung mit heißem Schaum. Der Siedende See" ist der Brenn­punft einer vulkanischen Thätigkeit in der Grande Soufrière , einem Gebiet, das ungefähr fünf Quadratmeilen Ausdehnung hat, und er stellt eine der letzten Spuren eines langsam erlöschenden Vulkans dar. Im Dezember 1901 fanden ein Mr. Wilfred Meysey Clive und sein Führer durch Einatmen der Dämpfe in der Umgebung des Sees ihren Tod.

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Technisches.

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volle Stein für solche Uhrenlager, aber manche der kleinen Saphire und Rubinen, die dazu benutzt werden, wären schön genug, um einen Schmuck zu zieren. Meist sind diese Edelsteine jedoch nur Bruchstücke von größeren, die keine Farbe besitzen und infolgedessen als eigentliche Juwelen nicht in Frage kommen. Namentlich werden Saphire ver­wandt, die zu blaß für Schmuckzwecke sind, gleichzeitig aber gerade in dieser Eigenschaft härter und daher für Uhrensteine zweckmäßiger. Gelegentlich leuchtet in den niedlichen kleinen Schachteln, in denen die Uhrensteine zu je 500 oder 1000 aus der Schweiz zu uns kommen, auch ein Rubin mit rötlichem Licht auf. Jeder der Steine ist zu einer runden Form verarbeitet und in seiner Mitte durchbohrt, und jede Bohrung muß genau um ein Weniges größer sein als der Durch­messer des in der betreffenden Fabrik benußten Getriebes, dem er als Lager dienen soll. Die unmittelbare Lagerung für den Stein in der Uhr ist ein kleiner Cylinder, der scheinbar aus Messing be= steht, in Wirklichkeit aber aus einer weichen Goldverbindung her­gestellt ist. Bevor der Stein zu dem Uhrenseher kommt, wird er auf eine Drehbank gebracht und mittels einer winzigen Stahlspize, die mit Del und Diamantstaub bedeckt ist, in der mittleren Durch­bohrung um so viel erweitert, daß die stählerne Achse oder der Zapfen, für die er bestimmt ist, genau hineinpaßt. In der Hand des Sezers wird zunächst der Cylinder auf eine Drehbank gebracht, dann der Stein mit einem befeuchteten Finger aufgenommen und in dem Cylinder befestigt, während dieser sich mit der Achse der Drehbank dreht. Mit einem spißigen Werkzeug drückt dann der Seher gegen den Rand des sich drehenden Cylinders und zwingt so das leichte Metall, den Saphir oder Rubin soweit zu überdecken und zu schützen, daß er fast wie in ein metallisches Kissen eingebettet liegt. Dann wird von einer andrer Seite der Drehbank ein Bohrer herzugebracht, der auf die metallische Umkleidung des Cylinders gelenkt wird und in dieser ein Loch von genau der gleichen Größe hervorbringt, wie das Loch in dem Stein selbst.

Humoristisches.

- Gut pariert. Ein Kandidat der Medizin wurde im Examen von einem überaus strengen Examinator gefragt: Welches sind die schweißtreibenden Mittel?" Der Kandidat sagte die ihm bekannten nacheinander her. Aber, wenn alle diese nicht helfen," fragte der Examinator weiter, was werden Sie dann anwenden?" " Ich werde den Patienten zu Ihnen ins Examen schicken", erwiderte der Gefragte.

Neues von Serenissimus. Serenissimus besucht nach der Festvorstellung die Bühne, um den Künstlern seine Anerkennung auszusprechen. Zuletzt läßt er sich den Souffleur vorstellen, flopft ihn bewundernd auf die Schultern und richtet die huldvollen Worte an ihn:" Aeh, sehr gut haben Sie Ihre Sache gemacht, sehr gut. Jedes Wort habe ich verstanden, äh- jede Silbe."

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- Die Badische Pilgerin in der Sigtinischen Kapelle vor Michel Angelos Schöpfung"." Wenn i der Herrgott wär' und der Adam that so nadig vor mi hinliege, i nähm' de' Regeschirm und thät dem Saukerl de Kinschtlermude austreibe!" ( Jugend".)

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Notizen.

im Dresdener Schauspielhause als erste Novität der Mar Halbes neues Drama, Der Strom" gelangt nächsten Saison zur Aufführung.

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Eine Dramatisierung des David Copper. field" von Dickens wurde unter dem Titel, Em'ly" im Londoner Adelphi Theater mit Beifall aufgeführt.- Heinrich Reinhardts dreiattige Operette liebe Shay" geht als letzte Neuheit des Operetten- Gastspiels des Central- Theaters in der zweiten Hälfte des Monats August bei roll in Scene .

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Der

c. Eine Schauspieler Genossenschaft. Ein bes merkenswertes Experiment wird gegenwärtig im Alfieri- Theater in Turin gemacht, wo eine Opernsaison mit einem Personal, das eine Genossenschaft bildet, eröffnet wurde. Alle, Sänger, Orchester­mitglieder und Choristen, haben sich für eine Reihe von Vor­stellungen zu einem genossenschaftlichen Unternehmen zusammen­gethan. Wenn das Experiment glückt, soll das System weiter ent­

wickelt werden.

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Die Ausgrabungen in Pergamon , die seit mehreren Monaten ruhen, sollen im September unter Leitung von Professor Dörpfeld wieder aufgenommen werden. Man will zu­nächst das römische Gymnasium freilegen.-

ss. Die Steine der Taschenuhren. Man sagt von einer Uhr, sie gehe auf so und so vielen Steinen, und wenn das Urteil, der Wert einer Uhr wachse mit der Zahl der verivandten Steine, nicht ammer zutreffend sein dürfte, so ist doch ein gewisser Maßstab dadurch gegeben. Dieser Zusammenhang prägt sich auch in der Thatsache aus, daß während der letzten 15 Jahre, in denen die Taschenuhren unziveifelhaft eine sehr bedeutende Vervollkommnung erfahren haben, die Zahl der zum Triebwerk einer erstklassigen Taschenuhr gehörigen Steine um 9 gestiegen ist. Die fleinen Edelsteine befizen eine Durch bohrung, um das Getriebe oder die Achsen der Räder aufzunehmen. Der Zweck ihrer Anwendung besteht darin, dem Triebwerk der Uhr ein Lager zu geben, das eine möglichst geringe Reibung verursacht und sich nicht leicht abnutzt. Der Granat ist der am wenigsten wert: Berantwortl. Redakteur: Julins Kalisti in Berlin. - Drud und Verlag: Borwärts Buchdruckerei und Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin SW

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- Ein Mordsrausch. In einem Nürnberger Blatt findet sich folgende Aufforderung: Derjenige Gastwirt, bei dem sich Samstagabend, 1. August, ein Gast aus3og oder ausziehen wollte, wird ersucht, seine Adresse... 2c. 2c.

Die nächste Nummer des Unterhaltungsblattes erscheint am Sonntag, den 9. August.