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Wennst einmal wieder bei Verstand bist, gieb i Dir Ant­wort, eher net," war ihre einzige Erwiderung.

In der Stube angelangt, fiel sie völlig erschöpft auf die Bank, sie dachte nicht einmal daran, sich umzuziehen, obwohl das von ihr abfließende Wasser einen Bach am Fußboden " Ja, wo kommst Du denn her?" fragte der Großvater,

bildete.

ihr nasses Gewand betrachtend.

( Fortsetzung folgt.),

Sonntagsplauderei.

I.

Der Vortvärts" erzählt: Der große Wahlerfolg der Social­Demokratie hat in Regierungsfreisen die wildesten Pläne auffeimen Tassen. Man plant nichts weniger als die vollständige Abholzung des Berliner Tiergartens, auf dessen Terrain eine burgartige Riesen faferne mit Uebungsplätzen errichtet werden soll, in der volle drei neu zu bildende Armeekorps untergebracht werden sollen. Der Anlaß zu diesem ungeheuerlichen Projekt ist die Befürchtung, daß bei einem Boltsaufstand in Berlin für die öffentlichen Gebäude Berlins , die Schlösser, Ministerien, Banken, jetzt fein genügender Schutz besteht. Die patriotischen Bildwerke des Tiergartens werden auf den weiten Kasernenhöfen aufgestellt werden, während das Goethe- und Lessing Denkmal auf zwei der Berliner Untergrundbahnhöfe Plazz finden werden. Weiterhin ist in Aussicht genommen, während Reichstags-, Landtags- und Stadtverordneten- Wahlen alle noch militärpflichtigen Arbeiter Berlins und Vororte zu lebungen in die neue Central­Tiergarten- Kaserne einzuberufen.

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II.

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leicht erklären. Man will den Berlinern den Tiergarten allmählich abgewöhnen. Und da wir ohnehin noch den Beweis für unsre Tiergarten- Kaserne schuldig sind, veröffentlichen wir nachstehend im ortlaut einen geheimen Erlaß, den der Kriegsminister nach den wird dann sehen, daß unsre Erzählung, die wir vor sechs Monaten Reichstagswahlen an eine Anzahl Ressortchefs gerichtet hat. Man veröffentlicht haben, lediglich eine Wiedergabe des Erlasses war.

V.

Die" Post": Hoch- und Landesverrat... Diebstahl Hehlerei... Unmoral... Verworfenheit... Majestätsbeleidigung Grober Unfug... Aufreizung zum Klassenhaß... Umsturz alles Bestehenden... Folgen des allgemeinen Wahlrechts... Wie lange wird es noch geduldet werden, daß eine Partei, der nichts heilig ist, was alle guten Deutschen verehren, es wagen kann, mittels der ihr von jüdischen Millionären zur Verfügung gestellten Riesensummen überall Spione und Einbrecher zu unterhalten, Beamte zum Treubruch zu verleiten und die wichtigsten Staats geheimnisse mittels Entiendung geheimer Papiere zu veröffentlichen... Uebrigens enthielt der Erlaß des Kriegsministers nichts, was die Deffentlichkeit zu scheuen brauchte. Der Plan ist eine absolute Not­wendigkeit und wir hoffen, daß er bald zur Wirklichkeit werden wird.

Das, Berliner Tageblatt": Wie wir schon vor einem halben Jahre auf Grund zuverlässiger Informationen melden konnten, besteht die Absicht, den Tiergarten in eine Kaserne zu verwandeln. Jezt bestätigt nun der Vorwärts" unfre damalige Meldung. Der entschiedene Liberalismus ist für solche abenteuerlichen Pläne nicht zu haben.

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Die Freisinnige Zeitung": Der Vorwärts" ber­öffentlicht einen Geheimerlaß des Kriegsministers, der kein öffent­liches Jnteresse hat. Es ist in ihm von dem Bau einer Kaserne die Rede.

Die Germania ": Wir erwarten, daß man davon absehen wird, mit diesem Plan etwa den Reichstag zu beschäftigen. Eine angesichts der traurigen Finanzlage feine Hand zu solchen kost­Niederlage der Regierung ist gewiß. Das Centrum wird niemals spieligen Unternehmungen bieten.

VI.

ermächtigt zu erklären, daß der angebliche Geheimerlaß, den der Die Norddeutsche Allgemeine Zeitung": Wir sind Vorwärts" auf unlautere Weise veröffentlicht hat, lediglich eine strategische Uebungsarbeit ohne jeden realen Hintergrund ist. Schon bündeten Regierungen mit dieser oder einer ähnlichen Vorlage an die Finanzlage läßt es als ausgeschlossen erscheinen, daß die ver­ den Reichstag kommen werden. Wenn der Vorwärts" trotzdem die öffentliche Meinung zu beunruhigen sucht, so verfolgt er damit lediglich revolutionäre Zwede; mit der Wahrheit haben seine An­Anstrengungen nichts zu thun.

Die Kölnische Zeitung ": Die Redakteure des Vorwärts" können keinen Tag ruhig zu Bette gehen, ehe sie nicht ihren ständigen ejern ein Grufelmärchen von den begangenen oder doch beab fichtigten Schandthaten der Regierung und der herrschenden Klassen" erzählt haben.... Natürlich ist von all den aufregenden Absichten gar keine Rede.

VII.

Das, Berliner Tageblatt": Der angebliche Plan des Vorwärts" ist so ungeheuerlich, daß wir ihn wiedergeben müssen. Aber es ist bekannt, daß das socialdemokratische Centralorgan, sobald ihm etwas aus höheren Kreisen zufliegt, so sehr den Verstand ver­liert, daß es den wahnsinnigsten Unsinn für bare Münze nimmt. Für Zwingburgen ist im 20. Jahrhundert und in Berlin fein Blaz! Staatsbürger- Zeitung": Lataienklatsch! Deutsche Tageszeitung": Die Presse sollte wahrhaftig nicht so dumm fein, den gerissenen Sensationsmachern auf den Leim zu gehen und von ihnen Notiz zu nehmen. Freisinnige Zeitung" Daß der Vorwärts" auf jeden Schwindel hineinfällt, ist bekannt. Seit dem Tode Liebknechts ist das Socialistenorgan immer mehr herabgekommen. Aber man weiß ja, daß selbst die gewiß, wenig anspruchsvollen Genoffen" wiederholt ihre Unzufriedenheit mit ihrem Organ geäußert haben. Auch Bebel äußerte usw. Die Post": Es steckt eine zielbewußte Tendenz hinter solchen Ausstreuungen, so blöd­sinnig sie sind. Man will einerseits den durch das allgemeine Wahl­recht zu revolutionärem Kraftbewußtsein gezüchteten Genoffen eine übertriebene Vorstellung von ihrer Macht einflößen, andrerseits sollen die herrschenden Autoritäten als Leute hingestellt werden, die in Schlotternder Angst wüste Träume spinnen. Sollte aber ein Körnlein Wahrheit in den Behauptungen des Vorwärts" stecken, so fann das mur darin liegen, daß thatsächlich längst bei allen Sachverständigen Drei Monate später: Das Berliner Tageblatt" das Bedürfnis erkannt worden ist, mindestens drei neue Armeecorps plaudert im lokalen Teil: Der Plan, auf dem Gebiete des Tier­im Innern der Stadt zu konzentrieren; der Tiergarten dürfte für gartens eine Riesenfaserne zu errichten, über den wir jüngst aus diese Zwecke sehr geeignet sein. Alles andre aber ist purer bester Quelle zu berichten wußten, findet in Berliner Bürgerkreisen Vorwärts" Schwindel. Die Kölnische Zeitung ": immer größeres Interesse. Besonders glauben unsre Hausfrauen, Erfahrungsgemäß haben sich alle derartigen Enthüllungen des daß durch den vermehrten Zuftrom von Soldaten in Berlin die " Vorwärts" bisher als Schwindel erwiesen. Der Vorwärts" hat leidige Dienstbotenfrage gelöst werden könnte. Außerdem verhehlen niemals zu beweisen vermocht, was er mit dreister Stirn beweisen sich namentlich die im Tiergartenviertel wohnenden Mitbürger nicht, zu können behauptete. Wir erinnern nur an die gefälschten Hunnen- daß sie sich bisher thatsächlich in einem schutzlosen Zustande be­briefe, durch die die Ehre unsrer Armee besudelt werden sollte, an funden haben. Auf den Tiergarten fann man gern verzichten, da die Giesebrechterei usw. wir ja den Volkspark Grunewald haben. Eine feste Kaserne ist wichtiger als ein paar grüne Bäume. Das B. T." feiert dann die Nach drei Tagen erflärt die Norddeutsche Allgemeine Voraussicht und Energie des neuen Kriegsministers. Beitung": Wir sind maßgebenderseits ermächtigt, auf das be- Artikel über die Nähe Rußlands ". Es wird darin ausgeführt, daß Die Kölnische Zeitung " bringt einen Aufsehen erregenden stimmteste zu erklären, daß die Geschichte des Vorwärts" die die Nussen binnen fürzester Zeit in Berlin sein könnten. wildeste Ente ist, die jemals in dem unzurechnungsfähigen Hirn Bedürfnis nach eisfreien Ostseehäfen sei gewachsen, seitdem infolge Ihr eines fanatisierten Socialdemokraten ausgebrütet worden ist. Der Vorwärts" spottet über die Norddeutsche Allgemeine des Berlin - Stettiner Kanals gewissermaßen die Hauptstadt des Deutschen Reiches Zeitung". Chor der Presse: Namen nennen! Beweise bringen! Mandschurei gesättigt und durch die inneren Unruhen zu Ablenkungen ein Ostseehafen geworden sei. In der Jammervolle Komödie leere Ausrede unglaubliche Dummheit. nach außen gezwungen, strebe Rußland über kurz oder lang offen Der Vorwärts" spottet und schweigt. daß Berlin nicht schutzlos den Kosaken ausgeliefert werde. nach Eroberungen im Westen. Es muß Vorsorge getroffen werden,

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III.

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Die Polizei wird aufgeboten. 50 Mann durchsuchen das ganze Haus. Es wird nichts gefunden. Der Redakteur wird wegen ruhe störenden Lärms in Anklagezustand versetzt. Der Vorwärts" ist bergnügt. Chor der Presse: So, mun fann der Vorwärts" vor Gericht seine Papiere" vorweisen.

IV.

feit, daß die Engländer über Hamburg , durch Elbe , Havel und den Die, Post" beschäftigt sich zu gleicher Zeit mit der Möglich­

neuen Teltowkanal in Berlin landen können.

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Die Berliner Neuesten Nachrichten". entwerfen die Pläne eines drohenden Polen - Aufstandes; die Polen beabsichtigten Berlin zu ihrer Hauptstadt zu machen. Rettet die germanische Kultur!

VIII.

Sechs Monate später. Eine Lokalforrespondenz berichtet: Bein­liches Aufsehen erregt es, daß im Tiergarten wieder start abgeholzt wird und daß ein Teil, in der Nähe des Schlosses Bellevue , jezt für das Publikum vollständig abgesperrt ist. Man fragt sich vergebens, Der Vorwärts" beluftigt sich an dem Kofalenschrecken. Chor was diese befremdlichen Maßnahmen für einen Zweck haben sollen. der Presse: Die vaterlandslose Internationale vertritt wie immer Der Vorwärts" schreibt: Wir können den Zweck der Nebung auch diesmal die Interessen des Auslandes.