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and Ahnen, und alles wurde zum Hilfsmittel, zur Sprache| An einer bestimmten Stelle, fagen toir einmal in der Mitte der Wand ber Liebe: die Blumentöpfe am Fenster, ein Licht, welches an dem einen oder anderen Fenster auftauchte, die Strophe eines Liedes, Buchstaben in den Schnee gezeichnet, das Brüllen des Viehes im Stalle, wobei sich Kranzl mit bewundernswerter Virtuofität hervorthat, indem sie die ganze Skala der Gefühle Floris auf einmal zum besten gab.
Ein heimlicher Frühling trieb seine duftigen Ranken unter dem Knarren des Frostes, mitten in Schnee und Eis. Lorenz erwähnte nie mit einem Worte die Ereignisse jener Gewitternacht. Er schämte sich, nur einen Augenblick einen Verdacht gehabt zu haben. Die verdammte weibliche Neugier und Genußsucht hatte Burgl verführt, seinem Befehl zuwider zu handeln, und dafür hatte sie tüchtig gebüßt. Das Strafgericht des Himmels, das so augenscheinlich hereingebrochen über den ganzen Schwindel, stimmte ihn ohnedies milder.
Burgl aber hütete fich wohl, ihm irgend welche VeranTassung zu geben, feinen guten Glauben zu ändern. Die Einförmigkeit des winterlichen Bauernlebens schien alles in ihm zum Schweigen gebracht zu haben. Bei den geringen äußerlichen und völlig fehlenden inneren Berührungspunkten zwischen den beiden Eheleuten wurde diese tödliche Ruhe durch teinen Zwischenfall gestört.
Nur zwischen Flori und der Mutter herrschte ein fremdartiges Verhältnis. Burgl entging nicht das völlig veränderte Wesen des Sohnes. Dieses plögliche Aufblühen, das nur ein Weib versteht, diese übermütige Heiterkeit, die ebenso rasch in melancholischen Trübsinn umschlug, fiel ihr auf. Es war Dazu nicht der geringste Grund gegeben in dem für einen jungen Menschen wie Flori durchaus nicht anregenden Leben auf dem Hofe.
( Fortsetzung folgt.)
( Nachdruck verboten.)
Die Entdeckung der N- Strablen.
In der Ueberschrift hat nicht etwa der Drudfehlerteufel N anstatt X gefeßt, wir wollen nicht von den X- Strahlen erzählen, deren glücklicher Entdecker Konrad Wilhelm Röntgen in Berlin auf der Botsdamer Brücke ein ehernes Standbild erhalten hat, und zwar auf dem Ehrenplate neben Gauß, Helmholtz, Siemens, sondern wir wollen umsren Lesern von einer viel jüngeren und unscheinbareren Entdeckung Kunde geben, die erst vor wenigen Wochen dem französischen Phyfiter Blondlot in Nancy geglückt ist.
Blondlot beschäftigte sich, wie so viele andre, mit den geheimnis bollen X- Strahlen, deren Rätsel heute, fieben Jahre nach ihrer Entdeckung, keinesfalls bereits gelöst ist. Die Eigenschaften gewöhnlicher Lichtstrahlen, die man auf bequemste Weise durch ein Prisma brechen, durch eine Linse sammeln fann, haben diese Strahlen bekanntlich nicht, wie durch hundertfältige Verfuche festgestellt ist; ebenso leisteten sie allen Versuchen Widerstand, sie wie gewöhnliche Lichtstrahlen zu polarisieren. Polarisiertes Licht ist ein eigentüm licher Ausdruck, und es ist nicht ganz leicht, dem Laien klar zu machen, was damit gemeint ist; immerhin wollen wir versuchen, ungefähr eine Vorstellung davon zu geben.
rechts vom Fenster, ist das durch Spiegelung erzeugte Bildchen recht hell; beim Drehen des Spiegels rüdt das Bildchen nach hinten und wird zugleich schwächer und schwächer; auf die Rückwand übergehend ist es in der Mitte derselben kaum noch erkennbar, dann aber wird es beim Weiterrüden wieder heller und heller; ist es endlich in der Mitte der linken Wand angelangt, so hat es seine anfängliche Helligkeit wieder erreicht, die bei noch weiterem Vorrücken wieder abzunehmen beginnt. Offenbar ist also das auf den Spiegel fallende Licht kein gewöhnliches, das überallhin gleich gut reflektiert( zurückgeworfen)! wird, sondern bestimmte Richtungen, genauer: zum Strahl in bestimmter Weise liegende Ebenen werden bei der Reflektion bevorzugt. Derartiges Licht nun nennt man polarisiertes Licht. Vielfach hat man sich, wie schon gesagt, bemüht, auch die X- Strahlen so zu beeinflussen, daß sie ihre Wirkungen in verschiedenen Richtungen verschieden stark zeigen, aber stets vergebens. Blondlot hielt es nun für wahrscheinlich, daß die X- Strahlen bereits von vornherein polarisiert sind; jeder X- Strahl entsteht ja aus einem Rathodenstrahl, und daher ist durch den Kathoden- und X- Strahl eine Ebene fest bestimmt, in der möglicherweise das Verhalten des X- Strahls ein andres ist, als in allen andren Ebenen. Diese Frage zu prüfen, nahm Blondlot sich vor; so kam er zu feinen neuen Strahlen überraschend erschienenen jungen und doch schon recht praktischen Kinde durch eingehende Beschäftigung mit den X- Strahlen, dieſem ganz der Elektrotechnik.
Blondlot ließ einen fleinen elektrischen Funken zwischen zivei Drahtspizen überspringen und setzte ihn der Bestrahlung durch X- Strahlen aus. Durch Drehung der Drähte konnte er den Funken nach Belieben in der horizontalen oder vertikalen oder einer irgendwie geneigten Richtung erhalten. Es zeigte sich nun eine unverkennbare Wirkung der auffallenden Strahlen auf den Funken, indem derselbe unter der Wirkung der Bestrahlung viel heller und glänzender wurde, und zwar am stärksten, wenn der Funken in der durch die X- Strahlen und die sie erzeugenden Kathodenstrahlen bestimmten Ebene lag, schwächer, wenn der Funke aus dieser Ebene herausgedreht wurde, und wenn der Funke senkrecht zu dieser Ebene gerichtet war, so übte die Bestrahlung gar keine Wirkung auf ihn aus.
Blondlot schloß zunächst aus seinen Versuchen, daß für die X- Strahlen eine Ebene stärkster Wirkung existiert, daß fie polari fiert sind. Weitere Ueberlegungen führten ihn aber bald auf die Vermutung, daß die Strahlen, deren Wirkung er an dem kleinen elektrischen Funken studierte, auch Brechung erleiden müßten, und entsprechend angestellte Versuche bestätigten dies durchaus. Sept man z. B. ein Prisma aus Quarz zwischen den Funken und die Strahlenquelle, so ist eine Wirkung nicht zu bemerken, die Strahlen find nach der Seite abgelenkt, genau so, wie Lichtstrahlen durch ein Glasprisma, und wie das von den Lichtstrahlen erzeugte seitlich ber schobene Bild mit dem Auge wahrgenommen wird, so kann man hier den Raum mit dem elektrischen Funken absuchen und die abgelenkten Strahlen wieder auffinden.
Nachdem einmal Brechung bei diesen Strahlen festgestellt war, zeigten weitere Verfuche, daß sie auch reflektiert und zerstreut werden, genau wie gewöhnliche Lichtstrahlen. Daraus geht aber deutlich hervor, daß diese Strahlen nicht die bekannten X- Strahlen sind, daß es sich hier vielmehr um eine neue mit dem Licht viel näher verwandte Strahlenart handelt. Sie dringen zwar, wie die X- Strahlen, ungehindert durch Metalle, Holz, Papier und eine Reihe andrer Stoffe hindurch; während aber diese ihren Weg stets in derselben Richtung verfolgen, erweisen sich die neuen Strahlen als polarisiert, werden gebrochen und reflektiert, fura: sie verhalten sich in jeder Beziehung wie Lichtstrahlen. Die X- Strahlen haben ihre Existenz Herrn Röntgen ursprünglich dadurch verraten, daß durch sie mit Leuchtfarbe bestrichene Tafeln zum Fluorescieren gebracht wurden, und das Interesse des größeren Publikums haben fie durch ihre chemische Einwirkung auf die photographische Platte, der zufolge sie die inneren Teile des menschlichen Körpers zu firieren geftatten, auf sich gelenkt. In dieser Hinsicht versagen die neuen Strahlen vollständig; sie erzeugen weder Fluorescenz noch üben sie photographische Wirkung aus. Demgemäß ist auch die praktische Bedeutung der neuen Strahlen, so weit sich bis jetzt übersehen läßt, unerheblich gegenüber derjenigen der Entdeckung Röntgens, ihr wesentlicher Wert beruht in der Erweiterung unsrer Erkenntnis. Als Bes an den Ort der Entdeckung, Nancy , den Namen N- Strahlen bor.
Jm allgemeinen bevorzugt ein Lichtstrahl in allen seinen Eigenschaften teine Richtung oder Ebene vor irgend einer andren. Läßt man die Sonnenstrahlen auf ein Spiegelchen fallen, so werden sie von diesem zurückgeworfen und erzeugen an der Wand ein Sonnenbildchen. Dreht und wendet man das Spiegelchen, das man in der Hand hält, so ändert sich natürlich auch die Richtung der zurückgeworfenen Strahlen, und man sieht, wie das Sonnenbildchen seinen Platz an der Wand ändert. Durch leichte Bewegungen mit dem fleinen Spiegel fann man es nach Belieben an den Wänden und an der Ecke herum- zeichnung für diese neuen Strahlen schlug ihr Entdecker zum Andenken tanzen lassen; dabei wird man an dem Bildchen selbst nichts Besonderes wahrnehmen, es ist eben durch ganz gewöhnliches Licht erzeugt. Wenn man aber die Sonnenstrahlen, bevor sie auf den Spiegel fallen, in bestimmter Weise behandelt, etwa durch gewisse Krystalle gehen läßt, so fann man ein ganz andres Verhalten beobachten. Der Doppel- oder Kalfspath ist ein solcher Krystall; zunächst zeigt sich schon die Merkwürdigkeit, daß ein auf ihn fallendes Strahlenbündel in zwei zerlegt wird, die sich bei ihrem Gange durch den Krystall immer weiter von einander entfernen, und ihn schließlich als zwei gesonderte Strahlenbündel verlassen. Beseitigt man das eine auf irgend eine Weise man hat hierzu verschiedene Mittel des Ab blendens und der Absorption und läßt das andre auf den vorher erwähnten fleinen Spiegel fallen, so werden auch jetzt die Lichtstrahlen zurüdgeworfen, so daß an der Wand ein Sonnenbildchen entsteht; breht man den Spiegel langsam herum, so wandert das Bildchen an der Wand langsam weiter; aber ein sehr wesentlicher Unterschied gegen früher ist zu bemerken: das Bildchen ist nicht mehr überall gleich hell, vielmehr ändert sich seine Intensität( Lichtstärke), beständig.
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Während man die X- Strahlen jenseits des violetten Endes des Spektrums suchte, deuten die Unempfindlichkeit der photographischen Platte und die Abwesenheit der Fluorescenzwirkung für die N- Strahlen nach dem ultraroten Teile des Spektrums hin, und die nächste Aufgabe muß die Bestimmung ihrer Wellenlänge sein, deren Berechnung ja ähnlich wie für die Lichtstrahlen geschehen kann. Die Art ihrer Brechung deutet auf langwellige Strahlen über die längsten bisher bekannten hinaus, die in der Auerflamme enthalten sind. Deshalb lag der Gedanke nahe, ob nicht auch der Glühstrumpf des Auerbrenners die N Strahlen aussende. Der Versuch ergab ein durchaus positives Resultat; die Lichtstrahlen werden durch eine dünne Aluminiumplatte zurückgehalten, und die durch das Aluminium dringenden N- Strahlen können durch eine Quarzlinse gesammelt und im Brennpunkt vereinigt werden, wo sie den kleinen elektrischen Funken zum hellsten Leuchten bringen.
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Weitere Untersuchungen bewiesen, daß eine große Reihe irdischer Lichtquellen N- Strahlen entfenden, z. B. die Flamme eines ring