förmigen Gasbrenners; in der Strahlung eines Bunsenbrenners d. i. ein Gasbrenner, der wegen guter Luftzuführung eine heitze, nicht leuchtende Flamme liefert, wie z. B. die bekannten Gaskocher waren die dl-Strahlen nicht nachweisbar; wurden jedoch Eisen- oder Silberlamellen durch eine Bunsenflamme bis zur Rotglut erhitzt, so sandten sie fast ebenso viel d.'-Strahlen aus wie ein Auerbrenner. Der Nachweis der dl-Strahlen durch ihre Wirkung auf den kleinen elektrischen Funken erfordert immerhin einen umständlichen Apparat; Blondlot versuchte daher in der Annahme, daß lediglich daS Leuchten einer kleinen Gasmasse bei diesem Funken in Betracht kommt, eine gewöhnliche kleine Gasflamme, die am Ende einer Röhre mit sehr feiner Mundung erzeugt wurde, zu benutzen. In der That leuchtet das blaue Flämmchen, sobald die dl-Strahlen darauf fielen. kräftiger und weißer, und wurde wieder glanzlos, sobald die dl-Strahlung aufhörte. Auch die Sonne enthält kl-Strahlen; leichtes Gewölk, das vor der Sonne vorüberzieht, vermindert jedoch ihre Wirkung beträchtlich. Es entspricht das der Eigenschaft der kl-Strahlen, schon von einer sehr dünnen Wasscrschicht zurückgehalten zu werden, ein merkwürdiger Umstand für Strahlen, die eine Menge undurchsichtiger Körper in ziemlicher Dicke ungehindert durchdringen. Zum Schluß bemerken wir noch, daß auch die Wellenlänge der -Strahlen bereits gemessen ist. Die Wellenlänge der Lichtstrahlen zählt bekanntlich nur nach Zehntausendstel eines Millimeters. Uebcr die kurzen violetten Strahlen hinaus hat man die noch kürzeren ultravioletten Strahlen mir Wellenlängen bis zu ein Zehntausendstel Millimeter gefunden. Nach den? roten Ende des Spektrums zu werden die Wellen länger, bis zu dem äußersten Rot, dem eine Wellenlänge von 8 Zehntausendstel Millimeter entspricht. Ueber das Rot hinaus hatte man dunkle Strahlen mit ständig zunehmender Wellenlänge, bis zu V-° Millimeter, ermittelt. Von hier bis zu den kürzesten elektrischen Wellen, die 1 Centimeter lang sind, dehnte sich noch ein weiter von irgend welcher Strahlung nicht ausgefüllter Bereich aus, für welchen man aber um so sicherer Strahlen zu finden hoffte, je fester sich die Ucberzeugung aufzwang, daß Lichtwcllcn und elektrische Wellen wesensgleich seien und nur den äußerlichen Unterschied der Wellenlänge haben. Die neuen dl-Strahlen haben eine Wellenlänge von etwa V° Millimeter, sie sind also mit den Lichtstrahlen erheblich näher verwandt, als mit den elektrischen, aber sie haben doch die Grenze nach den elektrischen Wellen hin wiederum ein beträchtliches Stück weiter verschoben. Selbst wenn sie niemals eine unmittelbare Anwendung im praktischen Leben finden sollten, bleibt ihre Entdeckung ein nicht unwichtiger Schritt für die Erkennung des Zusammenhanges, der uns die Welt als ein harmonisches Ganze begreifen lehrt. Dr. Bruno Borchardt . kleines feiriUeton. wi. Hofkonzert. Ueber den hohen Dächern gleißt es blutrot. Der Glanz des scheidenden TaggestirneS glimmt dort oben durch den Dunst. Sacht und heimlich ziehen die grauen Schattenschleier der Dänlmerung herauf. Bald guckt der Mond klar hernieder mit seinem starren Licht. Ein kühler Lufthauch bläst um die Schornsteine, singt in den Telegraphendrähten, und weht leis und lind hinab in die winkligen Höfe, hinein in schmale Fensteröffnungen. Bis in die Tiefen der Keller dringt er, mit mildem Fächeln die Schwüle de? Tages lösend, als wollte er auf seinen Fittichen die Sorgen vergangener Stunden hinweg tragen zum Orte des Ver- gessens. Und mit ihm steigt es hinauf wie ein tiefer Seufzer, ein herbes Aufatmen. Wollen Feierabend machen* murmelt die alte Wäscherin vor sich hin. Sie hat eben das letzte Stück aufgehängt und sitzt nun auf ihrem niedrigen Schemel im Hofe, die milden Hände im Schöße. Ihre Augen starren hinauf, den schweifenden Wolken nach, mit denen die Gedanken fort ziehen. Der Flickschneider im dritten Stock hat die Arbeit auf einen Ruck beiseite geworfen. Mit unterschlagenen Beinen hockt er auf seinem Tisch am Fenster und träumt in die Dämmerung hinein. Geheimrats Dienstmädchen steckt den roten Kopf aus der engen, heißen Küche. Die Herrschaften sind endlich ausgegangen, nachdem sie den Tag über in ihrer Langweile das Mädchen mit tausenderlei Wünschen umhergehetzt hatten. So ist schließlich auch für Minna «ine Keine Ruhepause eingetreten. Nach und nach zeigen sich immer mehr Gesichter an den Fenstern der engen Wohnungen. Gierige Lungen saugen mit tiefen Zügen den frischen Abendduft ein. Tiefe Stille liegt über dem allen. Nur hin und wieder hallt ein Schritt über die breiten Steinfliesen. Das Wagenrollen von draußen murmelt nur als dumpfes Rauschen herüber. In diese Ruhe hinein schrillt plötzlich ein kurzes Klirren. Ein Fenster ist heftig ausgestoßen worden. Alle blicken nach oben. nach der Dachkammer. Sie wissen genau, wessen Hand so am Riegel reißt. Ein scheuer Geselle, der wenig mit seinen Hausgenossen redet, wenn er ihnen begegnet. Und doch sagt er ihnen viel. Auch jetzt lauschen sie in gespannter Erwartung. Der dort oben hat eine Geige gestimmt. Ein prüfender Bogen« strich, dann rauschen die vollen Accorde durch daS Dunkel. Wie ein Leuchten und Jauchzen strömt es aus den Saiten. Run mischt sich auch seine sonore Stimme ein, und gleich den Wellen eines Wald- stromes stürzen, drängen, sprudeln die Töne hervor, hinauf in alle Höhen, alle Tiefen durchzitternd. Das ist kein Volkslied, kein Sang ergebungsvollen Dienertums. DaS ist eine Hymne auf die Kraft des Guten, Schönen, ewig Wahren, ein brausender Lockruf zum Kampf umS Licht. Die Klänge dringen in die Seele, sie reißen am Herzen, und was der Tag den stummen Zuhörern an Staub und Schmutz auf- geladen hat. das weicht mit ihnen, und mit neuer Hoffnung füllt sich die Brust. Lange schon sind Sang und Spiel verklungen. Nur in Simsen und Giebeln scheint der Wind noch den Nachklang zu wiegen. Die Fenster schließen sich allmählich, Licht um Licht verlöscht, und der Schlaf senkt sich hernieder aus Augen, die sich ruhig vor ihm schließen, um morgen mit frisch geweckter Kraft zu neuer Arbeit offen zu sein. Heber die Wirkung der Sandstürme auf Eifenteile berichte Prof. Walter nach einer Beobachtung aus der transkaspischen Wüste. Das Riesenwerk der Eisenbahn, die von den Ufern des Kaspi-Sees in das mittlere Asien hineinsührt, durchquert ein Wander- dünengebiet von etwa 2<X) Kilometern Breite, in dem die Dünen als Sicheldüne sParchane) entwickelt sind. Eine neue Lokomotive der Transkaspischen Eisenbahn durchsilhr diese Wüstengebiete während eines Sandsturmes und war, als sie endlich ihr Ziel erreichte, auf der einen Seite wie mit Schrot beschossen und ihrer prächtigen neuen Lackschicht vollkommen entkleidet, während die andre Seite sich noch eines uuzerstörten Glanzes erfteute. Selbst der starke Telegraphen- draht, der die Bahnstrecke begleitet, hat unter dem Sandwinde zu leiden, und der 4 Millimeter dicke Draht ist stellenweise schon bis auf die Hälfte seines Durchmessers vom Sande abgeschliffen, ja auf einer Stelle erwies es sich beim Auswechseln der zu dünn ge- wordenen Leitung, daß der Sand den Draht keilförmig zugeschliffen hatte. Aehnliche eigenartige Slbschleiftmgen, die durch gewehten Sand hervorgebracht wurden, find ja auch in andern Gegenden beobachtet worden; denn stellen sich der sandbeladenen Luft Hindernisse in den Weg, so haben diese unter einem Bombardement unzähliger Saud« körnchen zu leiden, die die verschiedensten Wirkungen hervorrufen, je nach der Beschaffenheft des Gegenstandes. Steine, die auf dem Boden liegen, werden auf der dem Winde entgegengekehrtcn Seite allmählich abgeschliffen, so daß eine Fläche entsteht, die von zwei mehr oder weniger scharfen Kanten begrenzt wird. Blasen Winde in regelmäßigen Abständen aus verschiedenen Richtungen der Windrose, so entstehen mehrere derartige Schliff­flächen und Kanten, und es kommen die lange Zeit umstrittenen, sogenannten Kanten- und Facettengeschiebe zu stände, in deren regel- mäßigen Formen man früher durchaus Spuren menschlicher Thätig- kcit erkennen wollte. An größeren Blöcken oder an anstehenden Ge- steinen, die klivpen förmig dem Sande enttagen, erzeugt daS Sand- gebläfe eigentümliche, pockennarbige Oberflächenfornien, die ihrersefts wieder auf abgerundeten, eigentümlich gestalteten Schliffflächen auf- sitzen, deren Formenunterschiede durch geringfügige Ablveichungen in der Härte und Widerstandsfähigkeit der einzelnen Gesteinsschichten be- gründet sind. Wenn der Sandwind auf menschliche Siedlungen trifft, so find es vor allen Dingen die Fensterscheiben, an denen die Wirkimgen des Sandgcbläses sich geltend machen, indem die Ober- fläche genau in derselben Weise angeätzt und angegriffen wird, wie es der in diesem Fall die Natur nachahmende Mensch bei der lünst- lichen Bearbeitung von Glasflächen mit dem Sandstrahlgebläse thut; wer an einem deutschen Dünenstrande eimnal gewandert ist, wird auch an liegengebliebenen Glasflafchen oder Scherben eine ähnliche mattierende Wirkung des Sandwindes beobachtet haben. stTägl. Rundsch.*) Theater. Schauspielhaus:. Der Fremde*, einSchelmenspiel* von Fritz Lienhard.Solon in L y d i e n*, Schauspiel in drei Akten von Theodor Herzt.Der Fremde" ging vorauf. Dies Stückchen bildet das Vorspiel zu einer Till Eulenspiegel -Komödie. Ein herzoglicher Hofnarr kommt nachts in eine Schenke, Ivo er die zechenden Bierphilister anfänglich als Stotterer belustigt, sie dann aber durch Grobmäuligkeit und Kraftmeierei in Angst und Schrecken versetzt. Nun geriert er sich als senttmentaler Weltschmerzler. dem die Menschheit verhaßt ist und der sich nach einer verwandten Weibesseele sehnt. Rasch hat's ihm die Tochter des Wirts, eine Art Brunhilde angethan. Als er aber ihr scheinbar kaltes Herz entzündet hat, überläßt er sie einem ftöhlichen Burschen, der sie lange vergeblich umworben und reitet davon. Von jener Schelmerei, die im Mttelalter in Till Eulenspiegel ihren drastischen Ausdruck fand, ist nichts zu spüren, wie viel witzige Gaukeleien Lienhard auch in Worten verschwendet hat. Man hört eben doch überall nur leere litterarische Schlagworte. Auch die Figuren darin scheinen nach diesem Rezept gemodelt. Jedenfalls istDer Fremde* kein kluger Narr es sei denn, daß Lienhard dessen schalkhaft Wesen in den weiteren Stücken seiner Eulenspiegeltrilogie über- zeugender entwickelt hat, worauf die Schlußpointe dieses Vorspiels hinzudeuten scheint. Herr Bonn ließ als.Fremder* alle