-

694

-

Lorenz war wohl vorbereitet gekommen, er reizen.

Na, so hör amal an, was i no hint' hab'. " Weg'n meiner!" erwiderte Urban herb, muaß i bitt'n."

ließ sich nicht wollen wir einige Einzelheiten aus den Verhandlungen des Preffe fich nicht flubs sowie den weiteren Verlauf der Angelegenheit mitteilen.

Willst es?" aber kurz,

Er stellte Lorenz widerwillig einen Stuhl zurecht. Der Achenbacher setzte sich.

Ganz furz! I hab's satt, die ewige Feindschaft." " Ah!" Urban lachte hell auf." Bist frank?" fragte er dann höhnisch.

" Die Frag möcht' i liab'r an Di stell'n," erwiderte Lorenz, die abgemagerte Gestalt, das eingefallene, um zehn Jahre gealterte Antlitz Urbans betrachtend." Bist grad a nett fett word'n dabei."

*

*

24 Kommerzienräte, darunter sechs geheime, ein Schweißlederfabrikant

Erschienen waren von Vertretern der öffentlichen Meinung en gros, drei Bankdirektoren( nur geringfügig vorbestraft, wenn auch mit ziemlich abgescheuerten Aermeln), zwei Verleger, ein Theaterdirektor, ein Korrespondent des Universal- Anzeigers" von Inowrazlaw , ein Sportberichterstatter, der Herausgeber der Handels­forrespondenz Braune Scheine", acht Schauspieler, zwei Theater­agenten und ein Schriftsteller( Hermann Sudermann ). Der Fahrs stuhl war mit Blumen prächtig geschmückt. Als der Herausgeber der Korrespondenz Braune Scheine" den Lift benutzte, fand er beim Aufstehen auf seinem Polster einen Tausend- Mark- Schein nebst einer Visitenkarte. Er nahm das Darlehen an sich.

"

Hermann Sudermann hielt unter großer und wachsender Be­Urban hörte in diesen Worten einen Hohn auf seine Lage. geisterung das einleitende Referat. Er sagte u. a.: Wer je auf den Höhen der Menschheit gewandelt, schaffend und schauend( stürmischer " Ja, schau,' s is halt net jed'm geb'n, sich z'mäst'n an Beifall, ein Kommerzienrat wischt sich die Augen, der Schweißleder­Sem Unglück von an andern!" sagte er herausfordernd. Fabrikant en gros seufzt hingerissen in mystisch- blasse Fernen), der Lorenz kaute an seinem Schnurrbart und drehte den weiß, wie waidwund die Seele wird, wenn ihre hehrsten Regungen Stock in seiner Hand. Doch rasch hatte er sich wieder be- von dem Geifer niedriger Verdächtigungen besudelt werden. ruhigt, ( Verschleiertes Bravo bei den Bankdirektoren). So ist es unsrem Presseklub und insbesondere unsrem teuren Fahrstuhl gegangen. Seritif.( Sehr richtig! Sudermann , Hurra, Hurra, Hurra!) Wie Meine Herren! Das ist die beklagenswerte elende Verrohung der ist der wirkliche Hergang der Sache gewesen, so wie er sich in dem geistigen Denken eines reinen, strebenden, großherzigen Menschen unbestechlich darstellt?

" 1

Ach was!" sagte er mit abwehrender Handbewegung. Du wirst ma do net leugna woll'n, daß abwärts geht mit Dein' Hof? Ebenso weni wirst behaupt'n woll'n, daß i dran schuld bin."

Urban schwieg verdrossen.

,, Also! Willst d' Händ' im Schoß auf d' Versteigerung wart'n, auf' n nächst Besten, der Dei' Heimat um a Pappen­stiel ersteigert?"

Ah, da willst' naus?" erwiderte Urban. Daß' s heißt, jezt hat er' n glückli' nausbracht! Ja, das wär' Dein Tag, das glaub' i! Aber geb Da fei Müah net, eher triagt a andrer den Lehnerhof als Du!"

Lorenz ließ ihn ruhig sich austoben, das eben Gesagte einigemale in immer mehr anschwellendem Zorn wiederholen. ,, Wennst desweg'n komma bist, fannst schon gehn!" schloß er endlich seinen Ausbruch.

Doch der Achenbacher rührte sich nicht. Bist ferti? Nacha red' i! Schau, grad' s Gegenteil will i, als Di' naus­bringa, Di derhalt'n auf' n Hof. Es soll net sein, daß a richtig's guat's Bauernguat wieder amal in Fez'n g'riss'n wird und in alle Wind verstreut. Und um das z'verhüt'n, bin i da." ( Fortsetzung folgt.)

Sonntagsplauderei.

Ich kannte Herrn Romeid, den eine gerechte Justiz nunmehr der Freiheit wieder gerettet hat, nur ganz flüchtig. Aber er hatte sofort auf meine schöpferische Phantafie einen unvergeßlichen Ein­bruck gemacht. Sie wissen es alle von meinem Grafen Trast ( ein Bankdirektor ruft entzückt: himmlisch), daß, wer in der bürger­lichen Welt durch redlichen Handel und Wandel es zu einer gewissen Höhe des Einkommens gebracht hat, einen Grad von freier Vorurteilslosigkeit und echt menschlicher Herzensgüte- abgesehen von Schichten der Gesellschaft beobachtet werden kann.( Alle Anwesenden er­aller geistigen Ueberlegenheit erringt, wie sonst nirgends in andern heben sich begeistert von den Sitzen und überschütten den Redner mit nicht endenwollendem Beifall; ein Geheimer Kommerzienrat wirft ein Couvert, in dem ein Tausendmarkschein durchschimmert). Meine Herren! Ich verrate kein Geheimnis, wenn ich Ihnen sage, für den unvergeß­lichen Helden meines neuen Dramas, bei dem ich jegliche verrohte tritit ausschließen werde, für Sokrates den Sturmgesell ist niemand anders mein Vorbild gewesen als Herr Nomeid! Was lag also näher, als daß ich, wie wir 25 000 Mark zur Schaffung einer Heimstätte edler Geselligkeit und der Pflege idealer Güter brauchten, an Herrn Romeick dachte. Ohne eine Miene zu verziehen, griff er in die Brusttasche und entnahm, wie ein Held aus meiner Poesie, die gewünschte Summe; er fügte nur mit schlicht lächelndem Munde hinzu: Wenn man so schöne Augen hat, wie Sie, Meisterchen, wie sollte ich da widerstehen können! Nehmen Sie die kleine Summe als ein Zeichen, wie sehr ich mich glücklich schäße, den schaffenden Geistern eine Gefälligkeit eriveisen zu können. Ist das Ihr letztes Wort, fragte ich. Mein letztes, ant wortete er mit fühner, fast tragischer Entschlossenheit. Darauf ging ich, die 25 000 m. scherzten holdselig, und süß in meiner Tasche.

Schweigfamkeit ist nicht gerade die Tugend der bürgerlichen M. H. Das ist das ganze Geheimnis!( Jubelnder Applaus.) Dennoch hat man gewagt, den blanken Ehrenschild unsrer Ges Presse. Nur wenn sie von ihren inneren Angelegenheiten reden soll, wird sie stumm. lleber eine Bundesrats- Sigung wird mehr in die finnung und den Charakter unsres hochherzigen Spenders zu be Deffentlichkeit gebracht, als über die wichtigsten inneren Ent abfichtlich mißverstanden und verdächtigt.( Entrüstungsrufe.) M! H. I Ent- schmutzen. Verrohte Kreaturen haben den Zweck des Darlehens schließungen der Inseratenweltmacht. So haben wir auch über die So verächtlich dieses Gebahren auch ist, es zwingt uns doch zu Renovierung des goldenen Fahrstuhls, der zwischen der Pommern bank und dem Berliner Presseklub hin und her glitt, so gut wie nichts erfahren. Nur eine fleine Notiz war zu lesen: Der Presse­flub hat seine Fortexistenz, trotz der ungünstigen Lage der Pommern bank, beschlossen, und er habe ferner in Aussicht gestellt, die von dem wegen unerforschlichen Bankschwindels zur Freiheit verurteilten Bankdirektor Romeid geliehenen" 25000. zurückzuzahlen. Dieser heldenhafte Beschluß fei die Folge einer hochdramatischen Ansprache Hermann Sudermanns, des Schaffenden, gewesen. Die für die Rüdzahlung notwendige Summe würde durch Sammlung bei den Mitgliedern aufgebracht werden.

Gegenmaßregeln. Wir müssen so hoch und rein dastehen, als Ritter vom Geiste, als Führer des Voltes, daß wir selbst einen Verdacht auf uns nicht fißen lassen dürfen. In diesem Sinne beantrage ich die sofortige Zurückzahlung des Darlehns, und da wir in der Vereins­tasse augenblicklich nichts haben, so werden wir zu diesem Zwecke eine Sammlung veranstalten. Ich werde den Teller sofort herum gehen lassen. Zum Schluß bitte ich Sie einzustimmen in den Ruf: Die Integrität der Presse lebe hoch, hoch, hoch!" Die Versammlung stimmt jauchzend in den Ruf ein und beschließt einstimmig dem Antrag Sudermann gemäß. Während immer erneute Dvationen den Dichter und Redner umbrausen, leert Das war alles! Mit einer bewunderungswürdigen Bescheiden sich allmählich der Saal. Ms der Teller erscheint, sind nur noch heit wurde eine folgenschwere Entscheidung wie ein gestürztes fünf Mann da. Das Ergebnis der Sammlung sind 75 Mart 80 Pfennige. Droschkenpferd behandelt, und doch werden noch fünftige Geschlechter Außerdem liegt ein Couvert auf der Schale, das einen Tausend­fingen und sagen von jener großherzigen That der Berliner Bresse, markschein umschließt. Als der eble Geber nennt sich der Kommerzien die, ohne jede juristische Verpflichtung, bloß aus lumpigen moralischen rat Leichner, der dem Schein gleichzeitig einen Preiscourant Erivägungen, in einem Quartalsrausch des Idealismus beschlossen für Fettschminken und eine Schilderung der zu erwartenden Herrlich hatte, 25 000 m., die sie gar nicht hatte, an einen Menschen zurück- feiten bei dem Wagnerfest beiliegt; die Schilderung ist mit dem zuzahlen, der nicht einmal für wert befunden worden war, die Würde Vermerk versehen: Die verehrten Kollegen werden um Aufnahme in eines föniglich preußischen Untersuchungsgefangenen zu bekleiden. Man wird uns das Beugnis ausstellen, daß wir für die Preffe- den ihnen zur Verfügung stehenden Blättern gebeten. flub- Presse nicht gerade schwärmen. Aber wenn einmal eine eble Handlung Anerkennung verdient, so preisen auch wir sie, gleichgültig ob unser Feind sie beging. Gerade wir sind deshalb auch berufen, in voller Objektivität die näheren Umstände des großherzigen Be­schliffes des Berliner Presseklubs zu erzählen. Auf die Gefahr hin, daß morgen die Norddeutsche Allgemeine Zeitung" unfre Dar stellung für eine lächerliche Hundstagsphantafie erklärt und über­morgen die gesamte Redaktion in Untersuchungshaft gesperrt wird,

Zwei Monate später. Die Scene spielt im Empfangszimmer des Geheimen Kommerzienrats Goldberger . Goldberger: Na, Meisterchen, Sie blicken so düster. Liegen Sie schief? Sudermann : Meine Seele wird zerrissen. All' mein Glück windet sich in Schmerzen. D, Herr Geheimer Kommerzienrat: Wenn Sie wüßten!