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Chave unterdrüdte ihre freudige Erregung. " Ach, gnädiger Herr", flehte sie, das ist zu wenig. Er kostet mich selbst so viel."
Nehmt Ihr?"
Wohin soll ich ihn tragen, gnädiger Herr?"
" In jenes Haus zu Doktor Pryskij. Dort wird man
zahlen.
weiter.
Euch
Kleines feuilleton.
y. Eine Ferienreise aus der guten, alten Zeit. Man kann sich heute im Zeitalter der Eisenbahnen und Oceandampfer nur schwer ein paar Jahrhunderten Reisende selbst im Besige einer wohlgespickten eine Vorstellung davon machen, welchen Annehmlichkeiten noch vor Er schrieb einige Wort auf einen Zettel, gab ihn ihr und ging Börse ausgefekt waren. Heute tann einer, ohne daß ihm besondere Fährlichkeiten aufstießen, den halben Erdball befahren, in derselben Wenn Chate Lots Frau gewesen wäre und auf Bulaw ein Beit, die man noch vor drei Jahrhunderten brauchte, um einen Schwefelregen hätte niederfallen sollen, sie hätte den Verlauf nicht einen Teil der civilifiertesten Länder Europas unter Mühen und rascher erledigen und nicht rascher nach Hause laufen können. 53 Gefahren zu durchqueren. Daß man in der guten alten Zeit giebt Menschen, denen ein Paar Rubel Verdienst Flügel geben. auf einer nach heutigen Begriffen unbedeutenden Reise Abenteuer nicht einmal ein besonderer Bechvogel zu sein brauchte, um Chawe lachte unterwegs laut, flatschte in die Hände und geberdete in Menge zu erleben, zeigen in fulturgeschichtlich sehr interessanter fich überhaupt so, als sollte sie aus Freude über ihre paar verdienten Rubel wahnsinnig werden. Aber der Körper hat seine Rechte, wenn Weise die Memoiren eines Tirolers aus dem 16. Jahrhundert, dem eine augenblidliche Erregung fie auch zeitweise verstummen lassen Fortuna im allgemeinen recht hold gewesen ist. Lucas Geizkofler, fann. Die Jüdin hatte seit dem Morgen nichts als ein Baar talte nachmals Advokat des weltberühmten Augsburger Millionenbauſes kann. Die Jüdin hatte seit dem Morgen nichts als ein paar talte Startoffeln vom vorigen Tag gegessen und es war gegen Abend. Von der Fugger, hat sich als junger Student, wie es dazumal der Hunger gequält, vom Laufen ermüdet, fühlte fie, als der erste Brauch war, auf in- und ausländischen Universitäten umhergetrieben. Parorismus der Freude vorüber war, eine starke Ermattung in den im berüchtigten Jahre der Bluthochzeit verließ er Beinen. Sie schleppte sich noch bis zum nächsten Dorf und ging ins vorsichtshalber Paris , wo er zu Zeiten der Mordnacht gleich zahlWirtshaus. Am Tisch saß Franet mit einem unbekannten jungen reichen andern studierenden Landsleuten in Gefahr geschwebt hatte, Menschen, vor ihnen lagen die Postfachen, die sie zusammen durch- und begab sich nach der Akademie von Dôle in Burgund . Aber sahen und dazu tranten sie Branntwein. Der Schantjude stand in auch hier wurde ihm, als der Keßerei Verdächtigem, der Boden bald der Nähe und betrachtete neugierig das fröhliche Gelage. zu heiß, und er beschloß, heimwärts und dann nach dem berühmten italienischen Wissensquell Padua zu ziehen.
"
Manche Menschen im Postdienst", sagte der schon etwas an geheiterte Franek zu seinem Gefährten, haben schon solch ein Gefühl in den Fingern, daß sie gleich wissen, ob in einem Brief Geld ist". " In dem muß was sein", antwortete der andre, so ein dicker, fetter, vielleicht weiden wir ihn aus".
Nul"
Chatve, die in ihre eigenen Gedanken vertieft war, bemerkte die Scene faum. Sie kaufte sich zwei flache Suchen und setzte sich dann auf einen Holzklotz vor dem Hause. Während sie noch aß, hörte sie das laute Lachen der beiden durch das offene Fenster und einmal sogar Franets deutliche, aber unverständliche Drohung.
„ Ich würd' ihr geben!"
Anno 1574
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Das war mun leichter gesagt als gethan, sintemal es nicht nur, wie selbstverständlich, teinen fahrplanmäßigen Eisenbahnzug, sondern nicht einmal einen Bostwagen gab, um nach Deutschland hineinzulutschieren. Geizkofler versah sich also mit einem munteren Rößlein und trabte eines schönen Tages im Monat Mai 1574 zum Thore von Dôle hinaus. Die Mähre hatte einen erheblichen Fehler. Sie war nämlich gar zu munter und brachte so ihren Reiter schon am zweiten Reisetage in Ungelegenheiten, indem sie zu Besançon im Wirtshaus dem Hausknecht, der sie füttern wollte, einen ziemlichen Tritt versette. Geiztofler glaubte dafür nicht verantwortlich zu sein, weil er den Verletzten gewarnt hatte. Er ward aber
Einen Augenblid später kam Franet betrunken aus dem Hause eines andren belehrt, indem der Hausknecht sein Fellund fletterte mühsam und wankend auf sein Fuhrwerk. „ He, Jüdin, fährst mit", fragte er. „ Nein", antwortete Chame.
Franek lachte, schlug mit der Peitsche nach ihren Schultern. Chawe schrie vor Schmerz auf, stieß ein Paar Schimpfworte aus und weinte ein Paar Augenblice lang. Und da der Schmerz ihren Hunger vertrieben hatte, steckte sie den Rest des Kuchens in ihre Tasche und machte sich wieder auf den Weg. Woran sie dachte, ist ziemlich schwer zu sagen. An den halben Stör zu Hause, an die beiden verkauften, an die Reisespesen, an die hungrigen Kinder, an ein Nachtmahl für sie, an die Post, an Franet, an seine Peitsche. Nur ihr Mann beschäftigte sie gar nicht. An ihrem Geficht fonnte man merken, daß ihr Geist fortwährend thätig war und die Lippen wiederholten die Ziffern einer Groschenrechnung.
Als die Dämmerung fam, erreichte Thawe das letzte Dorf vor Kazimierz . Sie ging am Straßenrand und plötzlich hörte sie in ihm ein lautes Schnarchen und fah in der Nähe ein Pferd mit umgeworfener Fuhre. Sie kombinierte, daß der betrunkene Franek auf diese Art den brieflichen Gedankenaustausch beschleunigte und eingedenk der Wirkung seiner Peitsche, begann fie davonzulaufen. Als sie in ihrem Hause Licht sah, fühlte sie einen angenehmen Schauer über ihren Körper rieseln. Seit langer Zeit war sie nicht mehr mit so reichlichem Verdienst nach Hause gekommen und hatte an ein so reichliches Nachtmahl denken können. Namentlich freute fie sich, daß der zehn Monate alte Jcek, den man den ganzen Tag wohl mit Kartoffeln beruhigt hatte, endlich eine seinem Alter entsprechende Nahrung bekommen sollte. Um feine Zeit zu verlieren, Tief fie sofort auf den Marktplatz und kaufte Mehl, Butter für drei Groschen, einen halben Liter Milch und eine Feige. Schon aus der Ferne hörte sie das verzweifelte Weinen der Kinder.
Nun still, still, meine Kleinen", rief sie, in das Zimmer stürzend, wo in den Eden zwei Buben schluchzten und das Mädel bemüht war, den am lautesten schreienden Icek zu beruhigen.
Chawe füßte ihn und steckte ihm die Feige in den Mund, unter die drei übrigen verteilte sie den Rest des Kuchens und beruhigte auf diese Weise das ganze Neft.
Wo ist der Vater", fragte sie die älteste Tochter. „ Er ist zu einer Trauung gegangen."
Hat er nichts gekocht?"
„ Er hat nichts gegessen."
Es dauerte feine Stunde und die rührige Chawe faß schon mit den Kindern bei einem seltenen, lederen Mahl: Klöße mit Startoffeln und Butter, für Jcek mit Milch. Den größten Lurus dieses Festeffens bildeten die Klöße, denn das gewöhnliche Budget, das sich auf fünzehn Groschen täglich belief, gestattete derartige Ausgaben nicht. Die gewöhnliche Nahrung der Familie Rubin bildeten Kartoffeln und Gerstengrüße.
( Schluß folgt.)
eifen mit Beschlag belegen ließ. Geizlofler erlegte also ein Schmerzensgeld, das höher war als der Staufpreis des Gaules, und durfte dann erheblich erleichtert von dannen ziehen. Sein Gepäck follte bald noch leichter werden. Er ritt nämlich diesen Tag gen Cherval am Doubs . Seine Hoffnung, in diesem burgundischen Städtchen zu nächtigen, ward zu Wasser. Er hatte sich etwas verspätet und kam erst nach Anbruch der Dunkelheit vor dem Thor von Cherval an. Das war aber nach allgemeinem Brauche der guten alten Zeit bereits für männiglich verschlossen. Der müde Reisende mußte fich also nolens volens weitertrollen. Ungefähr eine halbe Meile weiter entdeckte er mit Freuden eine einsame Mühle und fand hier Nachtlager auf einem Strohfad in einer Kammer, worin außer dem noch der Müller und sein Weib, die Knechte und Mägde schliefen. Seligen Träumen ward er noch in finsterer Nacht unsanft entrissen. Er erwachte nämlich auf einmal zu der angenehmen Thatsache, daß die ganze Schlaffumpanei von ihrem Lager verschwunden war. Außerdem erblickte er beim Schein von Windlichtern an der Kammerthüre die Knechte, an seinem Lager den Müller mit einer Hellebarde. Hier war weiter fein Mißverständnis möglich, und so vernahm Geizkofler ohne besondere Ueberraschung die liebenswürdige Anrede:" Du fihest, daß du in unserer gewalt und dißorts gar ein fremder gesell bist, und wir könnten dir das leben in dieser einöd nehmen, daß niemand erfahren würde, wo du hinkommen; wir wollen aber deiner verschonen und uns mit geld abweisen lassen." Der gute Lucas legte also seine ganze Barschaft 35 Bistolen auf den Tisch des Hauses nieder. Dann brachte ihm die Müllerin gastfreundlich einen Eierkuchen zum Frühstück, und Geizkofler bedankte sich höflich. Der Müller zeigte gleichfalls, daß er Lebensart besaß und gab seinem Gast durch einen langen und finsteren Wald, den er für„ gar unsicher" erklärte, das Geleit bis zum ortenburgischen Städtchen Lille . Hier trennten sie sich, nachdem Geizkofler noch sein kräftiges Rößlein gegen die magere Mähre des Müllers hatte austauschen müssen dieser hatte aber die Gewogenheit, noch vier Kronen von dem abgenötigten Geld in den Handel zu geben, so daß Geizkofler wenigstens abends in Mümpelgard( Montbéliard ) einkehren konnte. Man denkt, dann erstattete er Strafanzeige gegen den gastfreundlichen Müller, Das ließ er aber wohlweislich unterwegs, weil er fein zeugen fürstellen konnt und daselbs in solchen malefizsachen ein seltsam recht war, wo einer bald in noch größere gefahr und unkosten gefüert wird".
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Nächsten Tags langte er, nachdem ihm der notgedrungene Ver fuch, ein brückenloses Gewässer zu durchqueren, ums Haar_den am Abend in FloriTod des Ertrinkens zugezogen hätte, mont oder Blawberg", einem Städtchen zwischen Montbéliard und Basel , an. Hier mußte er dem Wirtshaus den Rücken kehren, weil sich eine Bande Landsknechte darin einquartiert hatte, gewaltig zechte und einen„ gefärlichen schlaghandel erwedete". Er fand aber bei einem Bürger Zuflucht und gelangte am andern Tage ohne Fährlichkeit nach Basel . Hier fehrte er in einem„ fürnemen wirtshaus" ein. Die Sitten in diesem Baseler Gasthof waren aber durchaus nicht fürnem"; Gaizkofler bekam davon eine spaßige Probe. Es war in Basel gerade großer Jahrmarkt, und zahlreiche Schweizer hielten Käse feil. Von diesen Käsehändlern wohnte eine