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gestiegen find, fehlts bei der verbohrten Gläubigkeit der Bevölkerung| Restaurants zahlt man für die fleine Portion 1 Fr. Komische gewiß nicht. Schön flingt das Bretonische nicht, es hat sehr viel Leute, die Pariser !" denkt mit gescheitem Lächeln der Bauer an Gurgellaute und manchmal meint man, das reinste Hebräische zu der blauen Donau . Und wenn man ihm 1 Fr. noch zuzahlte, er hören. Ob es von dem Keltischen, das sich in Wales erhalten hat, ganz möchte das Zeug nicht. Die Geschmäder sind eben verschieden. und gar oder nur durch eine mundartliche Schattierung unterschieden Heinrich Lee. ist, müßten die Sprachgelehrten untersuchen. Ich habe nur ein schön hell, wohlflingendes und mir rasch verständliches" Ja" behalten, das nicht nur unserem deutschen Ja gleich klingt, sondern ihm auch gleich bedeutet. Und es fiel mir nicht schwer, es immer statt oui zu ge­brauchen. dimas apie

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Kleines feuilleton.

Schnedenzüchter.( Nachdruck verboten.) Wer weiß, daß es in Deutschland einen Fleck Erde giebt, wo in Millionen von Exemplaren eine Delikatesse gedeiht, vor der sich allerdings der deutsche Gaumen mit gelindem Gruseln abwendet, die aber um so eifrigere Verehrer in Frankreich findet und einen ausschließlichen Exportartikel dorthin bildet? Es ist das Thal der obersten Donau , das Hohenzollernsche Ländchen, das sich von Sigmaringen nach Tuttlingen zieht, wo die Donau , noch nicht viel breiter als ein Bach, sich ihrer munteren und ungetrübten Jugend freut, noch durch keine Abivässer und keine Industrie verunreinigt, wo sie noch wirklich die blaue" Donau ist, während sie nicht viel weiter bei Ulm , nun schon zum breiten Strome gewachsen, ein schmutziges Hellgrün annimmt. Dort kommt man auch an einer Brücke vorbei, die gleichzeitig preußisches und badisches Eigentum ift.

Auf den Wiesen weidet schönes buntes Simmenthaler Vich, und die Buchenhänge find fast überall Gemeinde- Eigentum, aber trotzdem sind die Gemeinden nicht reich. Schmucklose Fachbauten, an denen man vergeblich nach hübschen Rundkreuzen und andren Bieraten fucht, wie man sie in Schwaben , Franken, Hessen , Thüringen findet. An Maffivbauten aber fehlt es deshalb, weil der Kalkstein dazu nicht geeignet ist. Es muß wohl das in diesen Wäldern wachsende gute Moos sein, weshalb sich die Schnecke hier so eingebürgert hat. Daß sie sich aber auch zu einem profitablen Handelsartikel eignet, das ist den Leuten hier erst seit verhältnismäßig furzer Zeit bekannt, erft feit sie von den Kommissionären der französischen Häuser darauf hingewiesen worden sind.

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Wenn die Bauern und Handwerker, die im Thal das Schnecken­geschäft in der Hand haben es sind im ganzen etwa ein Duzend fich den Ehrennamen Züchter" beilegen, so ist das nicht ganz zu treffend. Von einer eigentlichen Zucht ist nicht die Rede. Die Schnecken werden in den Monaten Juli bis Oktober von den Schul­kindern in den Wäldern gesammelt, was meistens bei Regenwetter geschieht, da dann die Schnecke aus ihrem tiefen Versteck im Moos, wo fie sonst faum gefunden werden fann, herborkriecht, um sich Nahrung zu suchen, und die hohe Polizei verkündet durch Aus­schellen in den Dörfern in eigner Person, wenn die Sammelzeit angebrochen ist. Was die Kinder gesammelt haben, bringen sie zu den Züchtern". Das Geschäft des Büchters" besteht nur darin, daß er in seinem Garten einen fleinen Fleck abgrenzt, ihn mit frischem, d. h. diesjährigem Moos bedeckt und ringsherum einen Drahtzaun zieht. Dieser Fleck dient den Schnecken als Lagerplay. Bedingung ist dabei, daß sich innerhalb des Drahtzauns kein Baum, Strauch oder sonst etwas befindet, an dem die Schnecke hinaufkriechen tann. Denn gefchieht dies und fällt sie dann schließlich wieder her­unter, so schlägt sie sich das Haus ein, und das hat ihr Eingehen zur Folge. Auch bei einer Bretterumzäunung wäre dies der Fall; der Drahtzaun hingegen macht ihr das Emporkriechen unmöglich. Ueber das Mooslager hinweg führt ein hölzerner Steg, von dem aus das Futter gestreut wird, frisches Gras, was indessen gleichfalls nur bei Regenwetter geschieht, da die Schnecke ja sonst nicht hervorkommt. So behält sie der Züchter bei sich bis zum Oktober. Um diese Beit bekommt sie, weil sie sich zum Winterschlafe rüstet, zu dem sie sich in der Freiheit in die Erde zurückzieht, ihr stärkstes Fett. Gleich­zeitig bildet sich an der Hausöffnung der Deckel", jener steinharte, falkhaltige Verschluß, durch den sie sich während des Schlafes gegen etwaige Angriffe schützt. So befindet sie sich jetzt im geeignetsten Zustande, um versendet zu werden, was in Kisten geschieht. Der Preis, den der Züchter vom Zwischenhändler erhält, versteht sich für 1000 Stück. Während der Preis im Anfang 5-6 m. betrug, ist er jekt infolge der starken Nachfrage auf das Doppelte gestiegen. Einer der Züchter, der mir die Sache erklärte, ein Zimmermann, hat es im vergangenen Jahre auf 150 000 Stück gebracht. Davon muß aber das Risiko abgerechnet werden. Denn für den Handel tommen nur solche Exemplare in Betracht, die ordentlich ausgewachsen sind, und ihr Wachstum beendet die Schnecke zwischen dem dritten und vierten Jahre, das aber auch gleichzeitig ihre Lebensgrenze bildet. So kommt es denn, daß viele Exemplare, die der Züchter den einsammelnden Kindern abgenommen und bezahlt hat, bis zum Oftober an Altersschwäche sterben, und mein Zimmermann bezifferte diesen seinen Verlust in dem in Nede stehenden Jahr auf 30 000 Stück. Der Gesamterport, der im letzten Herbst an Schnecken von der preußischen Donau nach Paris gegangen ist, wird auf eine Million Stüd berechnet.

Zur Zubereitung wird die Schnecke in siedendes Wasser ge­worfen, dann, wenn sie gefotten ist, aus der Schale gezogen und mit Gifia, Del, Pfeffer und Sala serviert. In den mittleren Barifer

Die Seine- Fischer. Ein Mitarbeiter plaudert in der Kölnischen Zeitung " In Paris steht das Anglertum im vollsten lor, trotzdem die Seine jeden Augenblick von schnellen Booten und schwerfälligen Schleppschiffen aufgewühlt wird, froßdem die Fluß­wächter im letzten Jahre statistische Zahlen machen sich ja immer gut 16 509 Hunde, 1355 Razen, 1630 Ratten, 1712 Kaninchen, 21 Ziegen und außerdem noch eine ganze Arche Noah, darunter 1 Affe, 1 Papagei, 1 Schlange, aufgefischt haben, was einen Schluß auf die sonstige Reinheit des Wassers zuläßt. So wohlig auf dem Grund, wie den Opfern von Goethes Fischerknaben, wird es also den Seinefischen schwerlich sein. An schönen Tagen sind die ge­eigneten Uferstrecken in kurzen Abständen von Anglern besetzt, die ihre langen Bambusstäbe mit ruhevoller Philofophie über das Wasser halten, die Federspule treiben lassen, sie wieder herausziehen und sie aufs neue auswerfen, eine Beschäftigung, die zuweilen durch Er­neuerung des Köders, sehr selten durch ein armes, unvorsichtiges, fingerlanges Fischchen unterbrochen wird. Unternehmendere Naturen fahren auf Kähnen in den Fluß und verankern sich an einer ver­fehrsfreien Stelle, einzelne flammern fich waghalsig an Brücken­pfeiler, bis das vorsichtige Auge des Gesezes sie aufscheucht. Fast alle die Fischer sind Angehörige der untersten Hunderttausend mit schwarzen Stappen und nachlässiger Kleidung, von alten Leuten, deren Bambusstab gichtisch zittert, bis zu Senaben, die sich hier in Geduld üben. Die Mehrzahl macht den Eindruck, daß es für sie und ihre Familien, falls sie solche ohne oder mit priesterlichem Segen befizen, entschieden vorteilhafter wäre, wenn sie ihre Zeit einer nüßlicheren Thätigkeit zuwendeten. Indessen sind sie immer noch fleißig im Vergleich zu den Gentlemen, welche, die Hände in den Taschen und im Munde die Cigarette, ihnen mit schläfriger Andacht zusehen oder die sich im Schatten der Stadtmauern auf die zu­fammengerollte Jacke zum Schlummer hingejiredt haben, Herren, denen man bei Tage am belebten Seine- Ufer lieber begegnet, als nachts in einer abgelegenen Straße. Bei einer Fahrt von Auteuil bis zum Pont d'Austerlik, die uns also durch den größten Teil von Paris und an Hunderten von Anglern vorbeiführte, nahmen wir uns als gewissenhafter Berichterstatter einmal vor, die Angelerfolge zu zählen. Bei der Jena - Brüde schnellte ein Glückspilz etwas Silber­glänzendes, Zappelndes in die Höhe. Unweit des Institut de France bemerkten wir einen andren Fischzug; dort wurde an Striden ein Mann aus dem Wasser das seichte Ufer hinaufgeschleppt, ein Aus­ftellungsgegenstand für die Morgue; das Publikum drängte sich neu­gierig, aber ohne entsetzte Teilnahme zusammen und ein Biedermann, der auf dem Schiffe neben uns stand, machte einen Wiz darüber, daß die Leiche Handschuhe an hatte, teine freche, chnische, sondern eine gemütlich spaßhafte Bemerkung, wie man sie bei gewohnten Vorgängen des täglichen Lebens hinwirft. Von dort bis zum Pont d'Austerlik sah ich keinen Fischzug mehr; das Ergebnis war demnach: ein Fisch, eine Leiche. Es ist nicht zu leugnen, daß dies für die Seine einigermaßen charakteristisch ist. Daß große Meister des Angelus es indessen noch zu etwas bringen können, betweist ein Wettfischen, das kürzlich in Paris stattfand. Es dauerte von nachmittags 2 bis 4 Uhr: zahlreiche Sportliebhaber sammelten sich um die 14 Preis­betverber, deren jeder zwei Angelhaken an der Schnur führte. Der Gewinner des in 50 Fr. bestehenden ersten Preises hatte 14 Fische gefangen, der zweite Preisträger 7, der dritte 6 im Gesamtgewicht bon 575 Gramm, der vierte ebenfalls 6, aber von geringerem Ge­wicht. Der größte Fisch, ein Rotauge, wog 200 Gramm; wenn also auch etwa 300 000 solcher Fische auf einen anständigen Walfisch gehen, so wiegt er doch wohl ein halbes hundert Lanzettfischchen auf. Und das ist kein geringer Trost, denn das Lanzettfischchen ist wissen­fchaftlich wichtiger als der Walfisch.

-Pech und Nuß. Unscheinbare, trotzdem aber sehr geschätzte Waldprodukte sind Bech und Ruß. Reiner Kienruß, dessen Herstellung die größte Sorgfalt erfordert, weil er von sandigen und erdigen Bestandteilen völlig frei sein muß, wird im Vogtlande jetzt nur noch in Eich bei Treuen gebrannt, woselbst auch eine Bech­siederei sich befindet. Der Geschäftsgang der letzteren war, wie der Leipziger Zeitung" geschrieben wird, im Jahre 1902 ein ungünstiger. Die allgemeinen wirtschaftlichen Verhältnisse, sowie die kalte, feuchte Witterung des vorjährigen Sommers beeinträchtigten die Produktion fast sämtlicher Brauereien und dementsprechend ging auch der Bedarf an Bech zurück. Die in Oberfranken und im bayrischen Fichtelgebirge bestehenden Bechsiedereien mußten dieselbe Erfahrung machen. Der Kienruß wird sowohl in den Buchdruckfarbenfabriken, wie auch in den Glanzleder- und Wachstuchfabriken verwendet und aus den harzigen Bestandteilen der Fichtenrinde gewonnen, die etwa alle zehn Jahre vorsichtig von den Bechrissen der Bäume abgehackt und mühsam ge­sammelt werden müssen. Bei nicht genügender Vorsicht wird das Wachstum der Bäume gefährdet. Am stärksten wurde die Nuß­brennerei früher im nordöstlichen Vogtlande, in der Rodewicher Gegend betrieben, wo auch die Butten, in denen der Ruß gesammelt und verkauft wurde, von geübten Arbeitern hergestellt wurden. Der Kohlenruß, der früher aus dem minderwertigen Bech erzeugt wurde, wird jetzt wohl lediglich aus böhmischer Braunkohle gewonnen. während ehedem die gefüllten Rußbutten meist im Hausierwege ver­