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Ursache, antwortet er. Ich dachte etwas mehr von Ihnen zu lungen veranstaltet, in welchen einerseits Ergebnisse der Forschung bekommen, aber nein, es geht nicht.

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Was denn? Sagen Sie es nur ruhig. Sagen? entgegnet er. Warum denn nicht? Nur wird so wie so nichts dabei herauskommen... Ein Klappstoß und damit basta!

Entschuldigen Sie, sagte ich, Rogow. Sie treiben direkt Mißbrauch mit diesem Billardgleichnis. Sie sind doch keine Elfenbeinkugel, sondern ein lebendiger Mensch.

Und darum eben fühle ich, sagt er... Der Kugel, diesem beinernen Dummtopf ist es gleich, wo Sie sie hin­stoßen, in den Beutel oder in einen Sumpf... dem Menschen aber, verehrter Pawel Semjonitsch, fällt's in einem Sumpfe schwer... Glauben Sie, daß jemand aus freien Stücken dies Lebensmenü, das heißt, ohne Dessert wählt? Nein. Es ist für jeden schwer, für mich besonders. Ich bin doch ein Mensch, wie man sagt, mit Reflerion. Ich sehe und beurteile meine Wurfbahn von A bis 3... Jetzt habe ich noch meinen Kleinen Verstand, da streite ich herum... Ich size da bei Ihnen, unterhalte mich.. es wird aber nicht lange dauern, dann werde ich das Schwein der Schweine und schon, so zu sagen, rettungslos Da den ich manchmal, wenn vielleicht irgendwie so ein Stützpunkt.. zuweilen bewegt mich doch noch etwas Echtes... und es muß doch irgendwo liegen, dieses Echte Es ist doch vorhanden, Pawel Semjonitsch. Natürlich ist's vorhanden, natürlich! Nun eben, sagt er, wie aufrichtig haben Sie das gesagt. Ja gewiß muß es fein Wo steckt es denn aber? Nun entschuldigen Sie, ich will Ihnen keine Fallen stellen... Sie wissen es doch selbst nicht recht. Einst haben Sie's gesucht und haben's auf Darum erbitte ich von Ihnen auch nur zwanzig Ropeken. Uebrigens danke ich auch dafür. Manchmal da size ich bei Ihnen und das ist wie an so einem Feuerchen. Sie sind doch ein Mensch mit einer Seele... Ein andrer würde wohl bei Ihnen mehr herausholen können.

in allgemein berständlicher Form vorgetragen werden, andrerseits auch versucht wird, ein verständliches Bild der Probleme zu geben, die augenblicklich die Forscher bewegen. Gerade in letzterer Be­ziehung sind die Naturforschertage zum Teil von großer Bedeutung geworden; sie haben zur Verbreitung naturwissenschaftlicher Kenntnis außerordentlich viel beigetragen. Wir erinnern mur an die Münchener Versammlung vom Jahre 1877, auf welcher die berühmte Diskussion zwischen Haeckel und Virchow über die Beweiskraft des Darwinismus stattfand.

An äußerer Prachtentfaltung fan fich die diesjährige Tagung mit vielen ihrer Vorgänger nicht messen. Staffel ist nur eine verhältnis­mäßig kleine Stadt, ohne Universität, ohne technische Hochschule, und mehr als tausendföpfigen Versammlung. So ist denn die sogenannte auch ohne prachtvoll eingerichtete große Räume zur Aufnahme einer Faßhalle der hessischen Brauerei, eine recht primitive Barade, zur Fest halle umgewandelt worden, in welcher die allgemeinen Versamm lungen stattfinden.

Bei der ersten derselben, am Montag, hatte ein Kaffeler Schul­meister, Prof. Hornstein, der die Begrüßungsrede zu halten hatte, die Geschmacklosigkeit, die Zuhörer dreiviertel Stunden lang mit der Lebensgeschichte einiger Kasseler Größen hinzuhalten; daß selbstverständlich, um so mehr, als der Kaiser und sein Bruder, Brinz, diefe Rede in ein hoch auf den Kaiser ausklang, ist in Deutschland Heinrich, vor Jahren Schüler des Kasseler Gymnasiums waren und Prof. Hornstein zu ihren Lehrern gehörte. Was war also erklärlicher, als daß der Redner, bevor er zum Hoch kam, den unermüdlichen Fleiß und die rastlose Thätigkeit des Prinzen und des Kaisers rühmte und jedem Deutschen zum Muster hinstellte. Dem üblichen Huldigungs­Telegramm an den Kaiser wurde auf seinen Vorschlag die Form gegeben: Dem verständnisvollsten Förderer und Schüßer der Wissen­schaft bringt die Versammlung ihre Huldigung dar". sammlung, von Prof. Ladenburg - Breslau : Einfluß der Natur­Zu der Huldigungsstimmung paßte der erste Vortrag der Ber­wissenschaft auf die Weltanschauung", recht schlecht. Es ist ja bekannt, daß die Bestrebungen, den orthodoren Bibelglauben im Volte auf­recht zu erhalten, dem Volfe die Religion zu erhalten", im kaiser­lichen Hause eine starke Stüße finden. Ladenburg betonte in leb­hafter Weise, daß die Weltanschauung der Bibel längst überwunden Nun, was hindert Sie denn? Denken Sie darüber sei, und gerade durch die naturwissenschaftliche Forschung überwunden nach, vielleicht kann ich Ihnen wirklich nützlich sein. Und ich sei. Weder das Alte noch das Neue Testament jei göttlichen fühle, daß sich etwas in ihm regt, daß er bald, bald nachgeben Ursprungs; der Wunderglaube, der der biblischen Anschauung so ge­würde... so eine Bewegtheit... Feine Frechheit mehr. einen gefegmäßigen, regelmäßigen Ablauf alter Ereignisse fenne, mehr... läufig sei, stehe in direktem Gegensatz zu aller Wissenschaft, die mur Aber er machte nur eine wegwerfende Handbewegung. in den fein Gott und keine Schöpferkraft störend eingreifen

Nein, sagt er, es wird nichts und nicht Sie, mein könne. Lebhaft wandte sich der Redner auch gegen den Unsterblich­Täubchen, sind daran schuld, sondern es liegt daran, daß ich feitsglauben. Welche Seele solle denn fortleben: die des Knaben, und alle meinesgleichen... sehr anspruchsvoll sind. Selbst die des reifen, thatkräftigen und thatfrohen Mannes oder die des wälzen wir uns wie Schweine im Kot, von den andern fordern halb verblödeten Greises, die nach 70 Jahren sich doch wesentlich ge­wir aber, daß derjenige, der uns die Hand reichen will, reiner wandelt hat. Außerdem müßte man ja auch den Tieren unsterbliche als der Schnee ist... in weißen Handschuhen und kein Fledchen Seelen zugestehen, wenn man sie für den Menschen fordert. Nein, auf dem Kleide! Der Teufel weiß, woher das kommt. Viel- man soll den Menschen nicht auf ein Jenseits vertrösten, sondern leicht darum, sagt er, daß wir fühlen... man muß viel Kraft hier auf Erden an seiner Besserstellung, an seiner Hebung in allen Richtungen arbeiten. und Reinheit haben, um uns, die Schmußigen, heraus- der Redner die Erklärung der Menschenrechte in Frankreich In diesem Sinne feierte zuziehen. Viel, so viel, mein Täubchen, daß es über eure und die französische Revolution, in deren Verfolg der Feudalstaat Kraft geht Es thut, verstehen Sie, so ein Sturm not, zertrümmert, die Sklaverei und Leibeigenschafft abgeschafft wurde, der alle durchbrauste, alle wie ein Fegefeuer läuterte.. eine Kulturthat ersten Ranges, die das Christentum nicht hat zu, der Hauch der Wahrheit in allem, im ganzen Leben, da können Wege bringen fömten, weder das katholische, noch das protestantische. dann auch Wunder geschehen... aber ihr.. Sie sind mir Der verknöcherte Dogmatismus" des letzteren galt dem Redner für doch nicht böse? Warum sollte ich, sage ich, böse sein?" wesentlich von der naturwissenschaftlichen Aufklärung, die möglichst ebenso schlimm wie der Katholicismus; eine Besserung erwartet er bald in den Schulen die biblische Weltanschauung verdrängen muß.

( Fortsetzung folgt.).

Man kann nicht gerade sagen, daß der Vortrag besonders geist­voll und tiefgründig war; der Redner, ein verdienter Chemiker, zog gegen einen veralteten Bibelglauben zu Felde, den man heute nicht noch einmal zu überwinden braucht. Auf das tiefere

75. Verfammlung deutfcher Natur- Problem des geistigen Lebens ging er überhaupt nicht ein, oder

forfcher und Herzte.

Zum fünfundsiebzigstenmale ist diese älteste wissenschaftliche Wanderversammlung Deutschlands , die im Jahre 1821 begründet wurde, zusammengetreten, und zwar in der alten turhessischen Haupt­stadt Kassel . Zu dieser Jubiläums- Versammlung haben sich etwa 1300 Personen eingefunden, um hier eine Woche naturwissenschaft lichen Arbeiten zu widmen.

streifte es doch nur in recht oberflächlicher Weise. Eine Bedeutung tann dieser Vortrag nur noch als ein Protest beanspruchen, den ein ehrlicher Mann gegen das heute herrschende Muckertum erhebt, vor demt sich auch viele Forscher beugen. Gewiß sind die tiefsten Probleme des Lebens noch nicht gelöst, vielleicht auch nicht lösbar, gewiß ist die Frage nach dem Wesen des Bewußtseins auch heute noch eine Rätselfrage; daß aber viele Forscher dem Konflitt mit der offiziellen Geistlichkeit aus dem Wege gehen und unsre Unkenntnis in bequemer Weise vorschützen, um dem firchlichen Dogmatismus, einer innerlich Die fachwissenschaftlichen Vorträge werden in 29 Abteilungen längst überwundenen Weltanschauung, äußerlich das Feld zu über­gehalten, in denen zum Teil recht wertvolle Arbeit geleistet wird. lassen, ist durchaus verwerflich, und als Protest dagegen ist Laden­Doch würde trotzdem in unsrer fongreßfrohen Zeit die Bedeutung burgs sonst ziemlich unbedeutender Vortrag zu begrüßen. Bemerkens­der Versammlung erheblich zurückgegangen sein, wenn es nicht wert ist auch, daß er stürmischen, ungeteilten Beifall fand; allers gelungen wäre, den Veranstaltungen ein über die Fachkreise hinaus- dings fühlten sich die Damen der Naturforscher vor den Kopf gehendes, allgemeines Interesse zu geben. Der Zutritt zur Ber - gestoßen und ließen Herrn Ladenburg sagen, daß er nach ihrer sammlung steht heute jedermann frei, der sich für naturwissenschaft- Meinung zu weit gehe. liche Fragen, für naturwissenschaftliche Erkenntnis und ihren Fort- Der andre Vortrag vom Montag: Physiologische Psychologie schritt interessiert, vorausgesetzt freilich, daß er die nötige Zahlungs- der Gefühle und Affekte" von Prof. Ziehen aus Utrecht schlug, fähigkeit besitzt, die mun einmal in unsrer kapitalistischen ohne irgendwie aggressiv zu sein, im Grunde dieselben Töne an. Welt der unumgängliche Befähigungsnachweis für besondere Ziehen weihte die Zuhörer in den Stand der experimentellen Würdigkeit in jeder Richtung bildet. Um dem Interesse der zahl- Psychologie( Seelenlehre) ein, wobei er nachdrücklich hervorhob, daß reichen Mitglieder aus nicht direkt wissenschaftlichen Kreifen entgegen- irgend ein innerlicher Gehirnprozeß, durch den die Gefühle und zukommen, werden gemeinsame Sizungen und allgemeine Versamm- Affekte zu stande kommen, nicht existiere, vielmehr seien sämtliche