Hausfrau( lacht).

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Hausherr( sucht ein Lächeln zu verbergen): Nana!" Else( eifrig): Au ja! Dann geh' ich auch mit! Ich mach' thr weiß: Kopftücher sind jetzt das modernste bei uns."

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August( mutig):" Ich wer sie schon uzen! Haushohe Dinger bind' ich ihr auf! Wenn ich erst' mal zu schwindeln anfange, denn müssen. Nun habe ich eine Schwester und fäuerliche alte Jungfer is das Ende von weg."

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Hausfrau: Auf keinen Fall 1 Dent' doch mal, wenn ich'n Bekannten Unter'n Linden treffe. Was dann? Vorstellung, wie? Meine Tante aus der Provinz." Ach, Ihre Tante? Wie nett!" Und hinterher machen sie ihre Glossen und denken, wir stammen auch aus' m Kaff. Die eingebildete Gesellschaft fenn' ich doch Nein. Ich hab' meine Migräne. Nu macht, was Ihr wollt!"( Sie geht mit Eifer an den Gänseknochen.)

Im Anschluffe an eine Erörterung über Schriftsteller Honorare schreibt er: Da wir an Geldsachen sind, so will ich gleich noch einen wichtigen Buntt zur Sprache bringen. Sie haben nämlich schon einigemale Ihre Briefe mit Zehnpfennig­Marken frantiert, während es außerhalb des Reiches zwanzig sein bei mir, die jedesmal, wenn sie das Strafporto von vierzig Pfennig Hausherr( ernst): Also, das geht nun einfach nicht! Tante in das Körbchen legt, das sie dem Briefträger an einer Schnur Marie ist nicht auf den Kopf gefallen. Da fäm' ich in' ne schöne vom Fenster des dritten Stodes hinunterläßt, das Betergeschrei Mentente, wenn sie Euch Rackern ausgeliefert würde. Daß Ihr erhebt:" Da hat wieder einer nicht genug frantiert!" Der Brief mir ja anständig seid! Die ist sonst im stande und enterbt uns! träger, dem das Spaß macht, zefert unten im Garten ebenfalls Nein. Es hilft nichts. Du mußt Dich opfern, Mathilde." und schon von weitem: Jungfer Keller, es hat wieder einer nicht frantiert!" Dann wälzt sich der Spektakel in mein Zimmer! Wer ist denn da wieder?"( An Ihren Beraubungen haben Sie nämlich Konkurrenz in den östreichischen Backfischchen, die an alle Dichter der letzten jeweiligen Weihnachts­anthologie um Autographen schreiben, sofern der Wohnort des be­treffenden Klassikers aus dem Buche ersichtlich ist). Den nächsten Brief dieser Art," schreit die Schwester fort, wird man sicherlich Hausherr( ist aufgeftanden und wandert ruhelos durch die nicht annehmen 1" Du wirst nicht des Teufels sein!" schrei ich Stube): Teufel! Teufel! Ist das fatal!( Er wischt sich den entgegen. Dann sucht sie die Brille, um Adresse und Poststempel  Schweiß von der Stirn.) Muß die Alte auch auf solche verrückte zu studieren, verfällt aber, da sie meine offenstehende warme Gedanken kommen!... Gut! Also ich schreibe ihr unter irgend Ofenröhre bemerkt, darauf, die Erbsensuppe von gestern zu einem Vorwand ab!" holen und in die Wärme zu stellen, so daß ich den schönsten Teller Küchengeruch in mein Studierzimmer bekäme, was sonderlich für den Fall eines Besuches angenehm ist. Raus mit der Suppe!" heißt's jetzt, und stell sie in Deinen Ofen!"" Dort steht schon ein Topf; mehr hat nicht Play, weil der Boden abschüssig ist 1" Neuer Wort Kampf über die Renovation des Bodens, endlich aber segelt die Suppe ab, und die Portofrage ist darüber für einmal wieder vergessen; denn mit der Suppe hat Angriff und Verteidigung, Sieg und Nieder­lage gewechselt. Haben Sie also die Güte, der Quelle dieser Kriegs­läufte nachzugehen und sie zu verstopfen....

Hausfrau( läßt das Messer vor Schreck auf den fallen): Erich!! Das darfst Du nicht!"

Hausherr:" Mag die Erbschaft zum Teufel gehen! Wenn Du nicht einmal so viel Interesse daran hast!" Hausfrau:" Ich dächte, Du hättest dasselbe Interesse daran! Warum soll ich denn gerade das Opferlamm sein?"

Hausherr( plöglich vor ihr stehen bleibend):" Ja, Du! Wovon kommt's denn, daß die Alte solche Absichten friegt? Wie? Krame mal in Deinem Gedächtnis nach. In jedem Briefe haft Du fie freundlichst eingeladen!( Citiert höhnisch.) Wenn Du Dich doch ein einziges Mal entschließen könntest, liebe Tante, uns zu besuchen! Auf einige Wochen wenigstens! Wir alle, und namentlich die Kinder, würden uns außerordentlich freuen, Dich recht, recht lange hier zu sehen." und unterstrichen in einem Poststriptum: Vergiß ja nicht, daß wir Dich mit Sehnsucht erwarten!"

August und Else( wollen sich ausschütten vor Lachen). Hausfrau( legt heftig die Gabel auf den Tisch und erhebt fich funkelnden Auges): So? Ich bin schuld? Das wird ja immer niedlicher! Kann ich wissen, daß' ne Frau von siebzig Jahren sich noch auf die Eisenbahn sezen wird? Wie? Kann ich auch bloß im entferntesten annehmen, daß sie doch noch kommt, nachdem sie's zwanzigmal rundweg abgeschlagen hat? Mit Rücksicht auf ihr Alter und ihre Gesundheit abgeschlagen hat? Du bist ein Prophet! Hast es mir ja selber geraten! Ja recht freundlich schreiben!" Recht freundlich! Jezt haben wir's! Nun sieh' Du zu, wie Du damit fertig wirst!"( Sie geht in eine dunkle Ecke und wirft sich in einen Seffel.)

Hausherr( hat sich stöhnend am Tische niedergelassen und nimmt den Kopf in beide Hände. Nach einer Pause): Wenn man wenigstens einen Menschen wüßte! Damit die alte Frau nicht fort­während in der Stube zu sitzen braucht. Für uns hätten wir ja die Entschuldigung."

Hausfrau( fit in tiefem Nachdenken. Plötzlich springt sie lachend auf):" Dummtöpfe wir! Uns das schöne Essen zu verärgern! Weißt Du was? Ich berede meine Aufwartefrau! Die fühlt sich noch mächtig geehrt, wenn sie Führerin spielen darf. Der giebt man ein paar Groschen und sie führt die Alte so weit herum, als die Luft hat. Dann sind wir aus allem Schwindel' raus."

Hausherr( fröhlich): Na also! Konnte Dir das nicht eher einfallen? Das ist doch ein Ausweg!( Er zieht seinen Teller wieder zu sich heran und holt sich eine saftige Gänsekeule herüber. Kauend.) Ich werde dann also morgen früh gleich einen hübschen Brief schreiben."

Hausfrau( mit ihrem Knochen beschäftigt):" Ja. Und sage nur, daß fie uns allen herzlich willkommen ist."

Kleines feuilleton.

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Herbstnebel. Wie ein Verkünder der weißen Dede, die sich in Bälde wohl über die Erde breiten wird, senkt sich ein bleigrauer Schleier über die Fluren. Was Frühling und Sommer geschaffen, ist verdorrt, verwelft, und die reifen Früchte sind nun das einzig Frische an so viel vergilbenden Stauden, Sträuchern und Kräutern, die der Nebel mitleidig unsren Blicken zu entziehen fucht. Wo sie den Schleier durchdringen, treffen sie eine in Trümmer fallende Welt, bar der Reize des Frühlings, der Pracht des Sommers, aber mit andern Reizen, wie sie der Herbst verleiht. Zwischen absterbenden Grashalmen und niedrigen Kräutern der Wiesen und Wälder blinken auf zahllosen Spinnweben matt die zarten Tröpfchen, die aus dem Nebel sich auf die Fäden nieder­schlagen. Fast schon wie Fremdlinge stehen vereinzelt noch blühende Kräuter zwischen unzähligen Samenständen auf verdorrten Stengeln; hier und da noch offene weiße Schirmdolden, Kleeblüten, Habichts­fräuter und andre gelbe Storbblütler. Dicht verwachsen sind die Gebüsche von den Schlingpflanzen und andren Gewächsen, die in ihrem Schutze hoch aufstrebten und nun im Absterben ihre Stränge mit dem Geäfte der Sträucher unentwirrbar ver­Nur das dürre Laub, das flechten. Berstummt ist der Wald. den Fuß umraschelt, und der Wind, der die Wipfel entblättert, unterbrechen die Stille. Und Blatt auf Blatt fällt zur Erde. Mit dem Steigen der braunen und gelben Flut entblößen sich die Zweige der Bäume und kahle Aeste treten zwischen den gelblich gesprenkelten Stronen hindurch. Wo zahlreiche Laubbäume den Kiefernwald durch­sehen und reiches Unterholz unter den Kronen wuchert, da ergeben sich prächtige Farbengemenge, die Farben des Herbstes. Der riesigen Kraftentfaltung des jungen Jahres ist die Ermattung gefolgt, dem Aufstieg der Abstieg.

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Die Schöpfung des Jahres ist alt geworden gern läßt sie sich den Rebel gefallen, der ihre Trümmer verschönt, indem er die Konturen verwischt. Die feinen Nebeltröpfchen rinnen zusammen, und flatschend fallen vereinzelte Tropfen auf die durchkälteten Fluren.-

Kautschukgewinnung in Ceylon. Bis vor nicht zu langer Zeit wurde der Parakautschuk des Handels ausschließlich aus den Kautschukbäumen, deren Heimat die sumpfigen Wälder Paras( Süd­ amerika  ) waren, gewonnen. Aber der immer zunehmende Bedarf an Kautschuk in den verschiedensten Industriezweigen ließ es in Ver­bindung mit den für Barakautschut erzielten hohen Preisen ratsam erscheinen, den Baratautschutbaum auch in andren Gegenden k. Gottfried Keller   daheim. Eine wertvolle Gabe bringt das zu fultivieren. Einige Pflanzer auf Ceylon waren unter den ersten, Oktober Heft der Deutschen Rundschau" durch die Veröffentlichung welche mit dieser Kultur den Anfang machten, indem sie von der Bota­des Briefwechsels zwischen Theodor Storm   und Gottfried Keller  , der nischen Abteilung auf Ceylon Samen von Baratautschukbäumen bezogen, die reiche Sammlung der Briefe des letzteren, die von Bächtold welche durch die indische Regierung nach Ceylon schon 1876 eingeführt herausgegeben wurde, nach einer sehr wesentlichen Seite ergänzt. waren. Die in Ceylon mit Baratautschutbäumen bepflanzte Fläche Er läßt einen sehr interessanten Einblick in den fördernden Aus- wird zur Zeit auf 3000 Acre( a 40,5 Ar) geschäßt. Die Para­tausch zweier schaffender Künstler thun, von denen jeder die Arbeit kautschukbäume gedeihen auch gut auf den Hochebenen bis zu des andern mit liebevoller Aufmerksamkeit verfolgt und auch 3000 Fuß über dem Meeresspiegel, wo die jährliche Regenmenge mit ganz speciellen Ratschlägen nicht zurückhält. Wie der Heraus zwischen 70 und 150 engl. Boll schwankt. In dem Süd- Kaltura­geber des Briefwechsels, Albert Köster  , in seinen Erläuterungen distrikte scheinen die günstigsten Erfolge erzielt zu werden. Dieser bemerkt, haben Storm und Keller sich nie persönlich kennen gelernt. liegt etwa 100 Fuß über dem Meeresspiegel und hat jährlich eine Die Briefe Kellers stehen an Bahl und Umfang hinter denen Storms durchschnittliche Regenmenge von über 100 goll. Der Boden besteht zurück. Der nordische Freund ist freigebiger mit fleinen Schilde zum größten Teil aus fandigem Lehm. Die Bäume wurden aus rungen aus feinem häuslichen Kreise, während Keller nur einmal Samen gezogen und in Zwischenräumen von 12 Fuß von einander einen wehmütig- lustigen Einblick in das ungemütliche Hauswesen gepflanzt. Bereits nach Verlauf von sieben Jahren konnte mit der thun läßt, in dem seine alte Schwester Regula den Pantoffel schwang. Kautschukgewinnung begonnen werden. Die Ausbeute an ein­