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Hiftorischen" Stile und giebt dem Leser eine Fülle, fast ein leber-| faufen mußten, fommt' s ja auf den Schrank mehr auch nicht an! maß lebendiger Anregung für Einzelheiten. Aber wenn man nach Aber das fommt einem so 1"
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„ Ich bin überhaupt neugierig, was er bieten wird." Er blieb vor dem Schrank stehen und betrachtete ihn nachdenklich.
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„ Na, dreißig Mark muß er geben. Dreißig Mart wenigstens. is doch ganz guter Mahagoni. Mutter hat mir noch oft erzählt, hat damals dreißig Thaler für bezahlt."
" Ja damals 1" Er lachte kurz auf.
Sie wurde ängstlich:" Na hör' mal, er wird doch dreißig Mark geben! Wenn wir nicht mal dreißig Mark friegen, was denn dann? Dann können wir ja dem Wirt nichts geben. Und überhaupt wo der Mensch nur bleibt?"
den Ideen Sittes eine Stadt bauen wollte, was käme dabei heraus? Sie nahm eine Näherei und begann zu arbeiten:„ Ich wer Keine großzügige, flare, durch ihr Ganzes schön wirkende Siedelung, man nicht so weinen. Seh' ich sehr verweint aus? Dann denkt der sondern eine Reihe von ineinandergeschachtelten ineinandergeschachtelten Kleinstädten. Trödler, wir haben Not, und bietet erst recht wenig." Lauschige Plähe, anmutige Durchblicke, geschickt gestellte öffentliche Gebäude aber wohin z. B. mit einem Centralbahnhof in diesem reizenden Kleinbilde? Wohin mit einem modernen Warenpalafte? Dafür giebt Sitte feinen Raum, weil er nur die Schönheit suchte und nicht die Notwendigkeit beachtete. Wir haben aber gerade die Aufgabe, das Notwendige schön zu gestalten, aus der Notwendigkeit die Schönheit herauswachsen zu lassen. Wie Dreger einmal gesagt hat: Unfre Riesenstädte verlangen eine große, flare Organisation. Wenn man nur Kleines auf Kleines häuft, das wird ein Ameisenhaufen, aber fein wohlorganisiertes Centrum des Weltverkehrs. Da müssen zunächst einige mächtige, kräftig pulsierende Adern hinaus-" Ja ich weiß auch nicht." Er trat an's Fenster und sah auf führen und andre das Ganze zu einem festen Gefüge zusammen- den Hof." Ich habe ihm gesagt, er soll bis viere hier sein, wir halten." Da müssen". die Entwicklung zwingt uns nämlich find nicht länger zu Haus." dazu. Aber nicht die großen Grundzüge, nein, auch die Einzelheiten sollen der Notwendigkeit angepakt werden. Kein Schema, sondern so viele Besonderheiten, wie Notwendigkeit und Möglichkeit gestatten. Dahin ist auch die moderne Theorie der Städteästhetik im Gegensatz zu Sitte bereits vorgedrungen, ja noch weiter: sie will nicht nur Aber, wenn er mun gar nicht kommt?" Sie begann wieder zu fein Schema mehr geben, sondern den Städtebau als Kunst betrachten schluchzen. und so dem Können der Künstler uneingeschränkt überlassen. Theodor Fischer sagt:„ So ist meine Meinung von der Städtebau - die Stube zurück. funst, eben weil sie eine Kunst ist, die, daß ihre Quellen und Mittel, ihre Richtigkeiten und Urteile nicht mit dem Verstande erschöpft werden können. Unendlich vielfältig, wie das Leben selbst ist die Kunst und alle, die ihr Wesen bisher auf eine einfache Formel zu bringen versucht haben, sind daran gescheitert: sie glaubten das Ganze zu erfassen, und hielten nur einen Zipfel in der Hand!"
Also hätten wir gar keine Regel, die uns auf dem schwierigen Felde einen Weg zu finden erleichterte? Wohl haben wir eine solche. Wenn wir zuerst das festlegen, was nicht sein sollte, so tönnen wir es wohl so fassen: nicht das Spekulanteninteresse foll im Städtebau maßgebend sein, nicht sollen die Häuser langer, gerader Straßenzüge prohig und schreiend sich vordrängen oder durch ewige Wiederholungen verlogenen und erborgten Talmischmuckes zu Tode langweilen; sondern wir wollen( mit Fischers Worten): Gliederung der Massen nach Herrschendem und Beherrschten, Bedeutendem und Unbedeutenden; und dann: Zusammenfassung aller Teile in eine Einheit, die nur durch diese Gliederung erreicht werden kann und in der alle Teile vom geringsten bis zum Haupte ihre eigenste Bestimmung haben und schön sind dadurch, daß sie ihren Zweck im ganzen erfüllen."
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Dann kommt er am Ende gar nicht mehr; es ist ja schon Vier durch. Geh' doch noch mal rüber."
" Damit er merkt, wir brennen auf's Geld, und nachher desto weniger bietet? Das will er ja bloß!"
Nu sei man stille; er kommt schon." Er trat vom Fenster in " Weine doch man nicht, Friedchen, weine doch man nicht so. Was soll denn der Mann denken? Wenn der merkt, daß wir in Not sind, giebt er ja gar nichts!" Er wurde förmlich nervös von ihren Thränen. Dann wandte er sich und lief nach dem Korridor, die Glode hatte angeschlagen.
Der Händler blieb vor dem Schrank stehen und musterte ihn mit prüfenden Blicken.
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Es ist' n sehr guter Schrank", sagte Frieda; sie war näher getreten und ihre Augen folgten jeder Bewegung des Händlers in heimlicher, fieberhafter Angst. Es ist ein sehr guter Schrank. Ich würde ihn gar nicht verkaufen, wenn er nicht so groß wäre. Ich geb' ihn nur weg, weil er so groß ist; ich will mir auch' n moderner kaufen. Der Händler erwiderte keinen Ton, er öffnete die Thür und bewegte sie in den Angeln.
" Ja, wir wollen uns ganz neu einrichten", bestätigte der Mann. Er hatte sich wieder wie in jäher Erschöpfung an den Tisch gelehnt. Ganz neu und modern, damit wir's auch mal hübsch- hübsch- hübsch- Ein trockner Husten schnitt ihm die Rede ab. Der Händler rüttelte an den Riegeln.
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Es ist sogar ein sehr guter Schrank!" wiederholte Frieda. Da ist ein Stück Politur ab", sagte der Händler,„ ach, na ja hier fehlt eine Leiste."
" Aber die ist hier, die braucht bloß angeleimt zu werden." Die junge Frau nahm sie eilfertig vom Schrank.
Solche Regel die Regel individuell- künstlerischer Freiheit und strengster Wahrhaftigkeit paßt für jedes Terrain, für jede Stadt. Die Städtebaukunft ist also eine ganz einfache Sache". und Aber der tiefer Sehende sieht auch die Voraussetzung, an die sie geEnüpft ist, nämlich die Ueberwindung des Kapitalismus . Er hat die Menschen zusammengeführt in dichten Massen, die Baumeister seiner Epoche vermochten manches schöne Haus, aber keine Stadt zu bauen. Das macht, weil der wimmelnde Haufen des Proletariats teinen Willen hatte, sondern ein Spielball in den Händen des Spekulanten war, gerade gut genug durch sein bloßes Dasein die Bodenrente ins Ungemessene zu steigern. Erst mit der Entfesselung des Volkes aus dem Kapitalismus kann sich die Entfesselung der Kunst des Städtebaues vollziehen, die eine Kunst für die Masse ist.
Kleines feuilleton.
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th. Ein Handel.„ Aber Frieda, nu wein' doch man nicht so! Nein Friedchen, wird es Dir denn so schwer?"
Es kam teine Antwort. Die Frau hatte die Arme auf das Fensterbrett gelegt und das Geficht in den Händen verborgen. Ihr ganzer Körper zitterte in wildem Schluchzen.
Der Mann lehnte sich an den Tisch. In seinem abgemagerten Gesicht begann es gleichfalls zu zucken. Er sagte heiser:" Denn wollen wir's doch lieber lassen."
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Und was denn dann?" Sie richtete sich auf:„ Nein Hans, ich bin schlecht- solch Geheule! Und bloß um solchen alten dummen Schrank. Wenn man der Trödler recht viel für giebt, damit wir den Wirt bezahlen und Wein und Fleisch für Dich kaufen können. Und schließlich können wir's ja machen, wie wir sagen, wenn Du erst wieder gesund bist und arbeiten kannst, kaufen wir uns einen
modernen."
" Ja, wenn..." Er sah ins Leere.
' n ganz modernen mit'n Aufsatz." In dem Versuch, ihn aufzuheitern, tam ihr sogar ein Lächeln, aber schon im nächsten Moment fchluchzte sie mit einem schmerzlichen Blick auf den alten Schrank von neuem auf:' s ist ja man bloß. man bloß.. die Erinnerungen und mu hat ihn meine Mutter schon gehabt, und zu Hause stand er auf' m Treppenflur. und denn haben wir Verstecken hinter gespielt... und und... und
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Schritt zurück und musterte den Schrank. Der Händler rüttelte noch einmal an den Riegeln, trat einen Er machte eine Handbewegung durch die Luft:
Alter Krempel. Nicht zu brauchen. Was
wollen Sie denn für haben?"
„ Na erlauben Sie mal: alter Krempel." Der Mann fuhr auf.
" Ich hatte gedacht: fünf- fünfundzwanzig," sagte Frieda zögernd. Sie fand auf einmal nicht mehr den Mut, die gewünschten dreißig zu fordern. Der Händler lachte hell auf:" Fünfundzwanzig? Junge Frau! Dafür verkauf ich Ihnen' n neuen. Kommen Sie nur zu mir, wenn Sie sich neu einrichten. Sieben Mark will ich Ihnen geben, mehr nicht!"
Sieben." der Mann und die Frau schrien auf.„ Sieben Mark für solch' Spind? Nein, dafür geb' ich's nicht weg."
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" Das wär' schon übermäßig," sagte der Händler, wenn's Ihnen doch nicht um's Geld zu thun ist, hauen Sie's in Klumpen, dann haben Sie für' ne ganze Zeit Brennholz. Mehr ist der Jur nicht wert." Er lächelte chnisch. nein. „ Aber nein. Sagen Sie doch wenigstens zehn." Friedas Stimme flang beinahe flehend. Ihr Mann sagte gar nichts, er hielt sich nur am Tisch und starrte vor sich hin. Der Händler frat noch einmal an das Spind und bewegte die Thüren.
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" Zehn Mark," wiederholte Frieda,., für zehn sollen Sie's haben, man bloß... man bloß... damit ich's endlich los werde. Sagen Sie man zehn. Acht Mark fufzig weil Sie es sind.". Der Händler schmunzelte galant: Acht Mark fufzig, junge Frau. Haben Sie denn nich noch was andres zu verkaufen?" Er warf einen suchenden Blick durch das armselige Zimmer:" Haben Sie keine Betten? Wie ist's mit den Betten da?"
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Aber wir wollen doch gar nichts verkaufen." Der Mann sagte es mühsam. Er tauschte einen raschen Blick mit Frieda, auf ihren Backen erschienen rote Fieberflecke. Sie wiederholte seine Worte: „ Nein... wir... wollen doch nichts verkaufen... mur das Spind. Aber.. aber... fie schien sich plötzlich zu besinnen ,, am Ende die Unterbetten, Hans? Ja? Ich hole uns die vom Boden. Unterbetten haben wir ja doppelt" fie log ganz faltblütig" sehen Sie mal die Unterbetten." Sie riß sie heraus und " Nein, nein ich bin ja auch schon still." Sie gab sich einen bot sie dem Händler. Er fühlte hinein und verzog den Mund: Nud und suchte sich zu fassen: und wo wir schon so viel versteine Daunen. Nee, junge Frau! Na, was sollen sie toften?"
" Ja, Friedchen,' s hilft doch aber nichts." Er trat hinter sie und legte beruhigend die Hand auf ihre Schulter.
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