und schade ist eS, daß die Basken keine Litteratur besitzen, seltsam wegen des hohen Alters dieser Sprache, schade, weil sie igemein reich cm Formen nnd Ausdrücken und weich und klangvoll ist. Selbst von zahlreichen Volksliedern, von denen manche wohl uralt sein mögen, sind nur wenige gedruckt worden; übrigens zerfällt diese Sprache, die neben andren Eigentümlichkeiten nicht weniger als 22 verschiedene Konjugationen besitzt, in eine Menge verschiedener Dialekte. Eigentümlich ist es auch, daß die Zahlen über 20 nicht nach Zehnern, sondern nach 20ern weitersteigen. Die spanische Re- gierung hat den Gebrauch des Baskischen in den Schulen vollständig untersagt und greift zu den sonderbarsten Mitteln, die Sprache zu unterdrücken: das Kind, das beim Baskischsprechen ertappt wird, erhält vom Lehrer einen Ring, den es dem ersten Schulkameraden übergeben muß, der nach ihm ebenfalls bei derselbenThal" ertappt wird. Am Sonnabend wird dasjenige Kind, an dessen Finger sich der Ring findet, streng bestraft. Dennoch glauben die Sprach- forscher, dasi die Baskensprache, die außerdem von etwa 200 000 Aus­wanderern in Mexiko , Montevideo und La Plata gesprochen wird, in etwa zwei oder drei Generationen ausgestorben sein wird. Die Männer des Baskenlandes sind von mittlerer Statur und von überaus kräftigem Körperbau. Offenherzigkeit, Stolz, Ehrlich- keitsfinn spiegeln sich auf ihren Gesichtern. Schon ihr Gesichts- ausdruck zeigt uns, daß sie sich ein reges Freiheitsgesühl, die Liebe zur republikanischen Verfasiung, bewahrt haben. Die Tracht der Basken besteht in einer dunklen, kurzen Tuch- jacke oder einer kurzen hellfarbigen Bluse von karriertcm Muster. langen, wellen Beinkleidern und den sogenannten Alpargatas oder Hanfsandalen, die mit Bändern um die meist nackten Knöchel be- festigt werden, indessen oft auch plumpen, dicken Schnürstiefeln Platz machen. Das eigentümlichste in der baskischen Kleidung ist aber die in allen Farben getragene Boyna, eine sehr breite, kreisrunde und oben flach auf dem Kopfe anliegende Mütze, welche aus einem einzigen Stück Wolle gewebt und öfters nach Art des türkischen Fez mit einer blau- oder schwarzseidenen Troddel(Gorla) versehen ist. Obwohl diese Mütze schirmlos ist, schützt sie, vermöge ihrer Dehnbarkeit und der Festigkeit des Wollstoffes, je nachdem man sie nach vorn über Stirn und Augen, oder nach hinten über den Nacken zieht, sowohl gegen Sonne wie gegen Regen. Die meist rotwollene Leibbinde (Faja) haben die Basken mit allen Spaniern gemein. Eine solche Faja ist nicht ganz eine Elle breit nnd mindestens 4 5 Ellen lang. Am besten umwickelt man sich mit diesem, den Unterleib so herrlich warm haltenden Kleidungsstück, indem man selber das eine Ende und eine zweite Person das andre ergreift. Darauf marschiert man, sich im Kreise drehend, auf den andren so lange zu, bis die beiden Enden der Binde sich berühren. Die Frauen offenbaren bei großer Lebhaftigkeit und Formenfülle keine besondere Grazie, doch sehen sie sämtlich sehr gesund und kräftig aus, haben eine sehr weiße Gesichts- färbe und fallen hauptsächlich durch ihr wahrhaft wunderschönes und prachtvolles Haar auf, das meist in langen, schlvarzen Zöpfen, mit Bandschlcifen verziert, über den Rücken fällt. In Biscaya sind indessen Blondinen nicht selten. Tie Mantille der übrigen Spanierinnen ist ihnen unbekannt. Ein enganschließendes Mieder von dunkler Wolle, zu dem das weite, bis zum Handgelenk herab- gehende Hemd die Aermel liefert, und ein ziemlich kurzer Rock, häufig rotfarbig, unten mit mehreren parallellaufenden Bändern besetzt, blaue Zwickelstrümpfe und Alpargatas oder Lederschuhe bilden ihre einfache, für die Arbeit sehr zweckmäßige Tracht. Nächst Katalonien sind die baskischen Provinzen ein Haupt- centrum der spanischen Industrie geworden. Unter den Fabrik- etablisscincnts sind besonders die Eisengießereien, Ankerschmieden, Hochöfen, sowie die Gewehrfabriken von Eyber in Biscapa und Elgoivar in Guipuzcoa zu erwähnen. Ferner giebt es dort große Baumwollspinnereien und Papierfabriken, und der Bergbau wird in intensiverer und rationellerer Weise betrieben als anderwärts in Spanien . Vielfach gehören allerdings diese Fabriken Fremden, auch die Arbeiter sind gewöhnlich keine Basken. Der beste Beweis für die Hartnäckigkeit, mit der der Baske am Althergebrachten hängt, ist seine Art, den Boden zu bebauen. Er bcnützt dazu weniger den Pflug als die Laya, ein sicher uraltes. schweres Instrument von der Form einer großen zweizinkigen Gabel mit einem querliegenden Handgriff am Stilende, mittels dessen der Baske den steinigsten Boden der Bergabhänge, in den weder die Pflug- schar noch der Spaten eindringen kann, umzubrechen und urbar zu machen versteht; die Handhabung dieses Instruments erfordert be- deutende Körperkraft. Die Basken sind in hohem Maße abergläubisch, dabei aber gut- mütig, treu und zuverlässig. Unter den geselligen Vergnügungen stehen Tanz und Musik obenan. Die Tänze, welche an Sonn- und Festtagen in allen Ortschaften auf den öffentlichen Plätzen abgehalten werden, sind eigentümlich und ebenso uralt wie die Lieder, welche die Tänzer oder die Zuschauer dabei nach der meist sehr eintönigen und unharmonischen Tanzmelodie singen; sie zeichnen sich durch Plumpheit oder Wildheit aus. Die stets lärmende Tanzmusik wird immer nur von drei Personen gemacht, von denen einer die Trommel bearbeitet, die beiden andren die Flöte blasen und gleichzeitig auf demTamboril", einer langen, cylindrischen Trommel von tiefstem Baßton, die ihnen an der Seite hängt, mittels eines Paukenschlägels den Takt schlagen. Außerdem lieben die Basken Blcchblase- Instrumente sehr, während die Guitarre bei ihnen gar nicht in Ge- brauch ist. Nächst dem Tanz sind die Männer dem Ballspiel sehr ergeben; in allen Ortschaften sind besondere Plätze dazu bestimmt. Ueberhaupt lieben sie Vergnügen, welch« körperliche Gewandtheit und Kraft erheischen, sind daher geübte Schützen und Turner, verwegene Rester und Kletterer. Dr. I. Wiese. ffleines feuilleton. zg. Der Dieb. Als der Chef gegen neun Uhr ani Morgen in sein Comptoir trat, fiel es ihm sofort auf, daß die Schublade seines Schreibtisches geöffnet war. Er verschloß sie stets bei seinem Fort- gehen. Das war auch gestern abend geschehen; er wußte es ganz genau. Den Schlüssel trug er in der Tasche..Hm, hm." Eilig hing er Hut und Paletot auf den Nagel und unterfuchte die Porto­kasse. Fünf Mark fehlten.Das ist ja recht feierlich." Er überlegte. Dann rief er den Burcauvorsteher:.Herr Günther, kommen Sie doch, bitte, einmal herein." Der Gerufene sah auf mit einem Blick, als wollte er sagen: Wieder ein Gewitter I" Er überschlug schnell die Möglichketten einer Verfehlung, aber es fiel ihm nichts Belastendes ein. Trotzdem hielt er den Kopf ein wenig gebeugt, als er in das Comptoir des Chefs trat:«Herr Neunmnn?" Neumann musterte ihn scharfen Auges. Dann bemühte er sich, seiner Stimme einen möglichst gleichgültigen Ton zu geben:Wer ist während meiner Abwesenheit hier im Zimmer gewesen?" Heute?" Günther besann sich.Niemand, soviel ich weiß. Nur der Lehrling Hügel für einen Augenblick, um ein Aktenstück zu holen." Haha k Der Hügel I Das dacht» ich mir fast." Der Chef nickte gewichsig.Ein leichtsinniges Bürschchen, wie?" Davon ist mir nichts bekannt." Nicht?" Neumann fragte es scharf.Er begegnete mir neulich auf der Straße mit einer Cigaresie im Munde." Günther hob die Achseln und lächelte ein wenig:Hier im Geschäft ist jedenfalls nichts an ihm auszusetzen. Ich wollte Ihnen schon empfehlen, ihm etwas schwierigere Arbeiten an- zuvertrauen." So?" Der Chef sah ihn spöttisch an.Was Sie für einen Scharfblick haben I Schwierige Arbeiten macht er allerdings, er- bricht Schlösser und dergleichen." Er erhob sich.Hügel ist ein Dieb l" Das ist nicht wahr l... Das heißt," verbesserte sich Günther, hier nmß ein Irrtum vorliegen." Nehmen Sie sich mit Ihren Aeußerungen in acht. Rufen Sie mir den jungen Mann." Günther ging. Gleich darauf trat Hügel ein, ein junger Mensch von ungefähr siebzehn Jahren. Sie sind heute hier in meinem Zimmer gewesen?" Ja. Ich holte ein Aktenstück." Sonst nichts?" Der Chef spielte mit einem Federhalter. Nein. Sonst nichts." Hügel sagte es ganz verwundert. Sie haben dreißig Mark monatlich. Das reicht wohl nicht für Ihre Vergnügungen?* Vergnügungen?" Hügel verwunderte sich inimer mehr.Ich muß zwanzig Mark bei meinen Ellern abgeben." Haha I Um so eher" Ich wollte Sie schon bitten, mir eine kleine Zulage zu ge- währen." Donnerwetter I" Der Chef fuhr auf.Das grenzt doch ans Unglaublich« I' Er musterte ihn.Hügel! Meine Schublade ist erbrochen. In der Portokasse fehlen fünf Marli" Herr Neumann!" Der Verdächsigte wurde wachsbleich.Das dürfen Sie nicht sagen." Der Chef faßte ihn bei einem Nockknopf:Wollen Sie ge- stehen oder wünschen Sie, daß sich die Behörde erst mit der Sache befaßt?" Ich weiß von nichts I Ich bin unschuldig, so wahr ich hier stehe, Herr Neumann." Außer Ihnen ist während meiner Abwesenhest niemand hier drin gewesen. Das ist festgestellt." Heute. Aber gestern abend" Hügel zögerte. Nun? Gestern abend? Nach meinem Fortgange hatte da niemand etwas mehr zu suchen." Ihr Herr Sohn war noch anwesend." Niein Sohn?* Neumann schnellte von seinem Stuhl auf. Junger Mann I Sie wollen doch nicht etwa behaupten, daß mein Sohn mich bessiehlt?" Rein. Ich behaupte nichts. Aber..." Schweigen Siel" Der Chef brüllte, zornroten Gesichts.In- famität, sich auf eine solche Weise reinwaschen zu wollen I Glauben Sie, ich lasse mir von so einem dummen Jungen ivie Sie sind, ineinen Namen beschnnltzen?" Er ging erregt auf und ab.Sie sind entlassen. Ich werde Ihnen Ihre Vergnügungen anstreichen I Die sollen Ihnen teuer zu stehen kommen!" Und als Hügel auf- fahren wollte:Ruhig! Kein Wort mehr l Das Weitere wird sich finden." Der junge Mann bebte am ganzen Leibe, als er hinausging. Iii der Thür traf er auf den Sohn des ChefS, einen blassen, sehr blassen, jungen Menschen, der mit verschleierten Augen trübe vor sich hinstarrte. Na, wo konimst Du denn jetzt her?" empfing ihn der Bater. Siehst ja wieder recht gut aus."