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Der winkte. Laß mich bloß zufrieden, Papa. Mir ist so schon elend genug. Wir hatten gestern Sigung im Klub." Der Vater sah nach der Uhr und murrte weiter: Anstatt bis zum Mittag in den Federn zu liegen, solltest Du lieber pünktlich im Geschäft sein und hier aufpassen auf das Diebsgelichter." " Diebsgelichter?" Der Sohn wurde rot und beugte sich aufs Bult. " Hügel hat die Portokasse bestohlen."

In dem jungen Mann arbeitete etwas. Dann sagte er leise: Du, Papa, hör' mal. Das Geld hab' ich mir gestern abend ge­pumpt. Ich ivar so eflig knapp bei Kasse. Da hab' ich mir die Schublade mit einem Drahtstift geöffnet."

" Bengel!" Der Alte erhob die Hand, ließ sie aber gleich wieder sinken." Junge, wie kannst Du solche Geschichten machen! Wie kannst Du 1"

Ich wollt's wieder hineinlegen."

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zu zeigen. Beobachtete er sie aber, dann in einem ganz finsteren Schrank, so blieb der Lichteffekt vollständig aus. Das Leuchten schien besonders an beschädigten oder durch Schneckenschleim ver­unreinigten Blüten auszugehen. Aber Ballerstedt war eben nie sicher, ob er ein wirkliches Selbstleuchten wahrgenommen hatte oder ob er einer Sinnestäuschung verfallen war. Dagegen hat er bei einer andern Pflanze ganz sicher ein Leuchten der Blüten konstatieren können: bei der Brennenden Liebe"( Lychnis chalcedonica). Db diese Pflanze freilich den Beinamen brennend" von den leicht strahlenden Blüten be kommen hat, wie Ballerstedt zu glauben geneigt ist, und nicht viel­mehr von dem hellen Not der Blumen, das ist doch sehr zweifelhaft. Denn so leicht fällt die Erscheinung doch niemandem auf, wenn sie auch jeder, wenn er einmal darauf aufmerkjam gemacht wird, wahr nimmt. Das phosphorescierende Licht scheint von den Staub­Jetzt schweige vor allen Dingen still! Daß keiner von den beuteln ausgestrahlt zu werden. An warmen, trocknen Abenden andren etwas merkt. Schauderhaft fatat das Ganze. Donnerwetter, tritt es namentlich auf, es leuchten alsdann mehrere be­ich kann Dich nicht als Dieb preisgeben." Er wanderte auf und ab. nachbarte Blüten in dem doldenartigen Stande auf einmal. Dann rief er den Bureauvorsteher: Hören Sie' mal, Günther. Das Licht erscheint plöglich und dauert mit wechselnder Hügel ist wohl schon gegangen? Ich hab' mir die Sache überlegt. Intensität einige Sekunden, häufig auch 2 bis 3 Minuten Ich will wegen solcher Kleinigkeit feinen Lärm machen. Vielleicht an, um dann für kurze Zeit zu verlöschen und alsdann mit neuer habe ich mich auch geirrt. Man kann ja nicht wissen. Schreiben Stärke aufzuflammen. Wenn der Thau kommt, wird das Leuchten Sie dent Hügel, die Geschichte habe sich aufgeklärt." schwächer, und es verschwindet ganz, wenn die Blüten völlig mit Thau bedeckt sind. Da die Brennende Liebe eine sehr verbreitete Pflanze ist, so wird vielleicht mancher dazu beitragen können, die Frage der selbstleuchtenden Blüten zu lösen. Es handelt sich hier nämlich möglicherweise um ein Orientierungsmittel für die In­sekten, die in der Nacht Blüten besuchen und dabei den Blütenstaub übertragen. Ballerstedt meint, daß das Leuchten wahrscheinlich sehr vielen Blumen zufomme, daß dieses aber vonr menschlichen Auge sehr schwer wahrzunehmen sei. Dagegen könne das Insektenauge sehr wohl so gebaut sein, daß es diese Lichtstrahlen, die von den Blüten ausgesandt werden, sehr deutlich empfinde. Ballerstedt weist auf die Thatsache hin, daß Insekten an Blüten vorübergehen, die bereits ihren Neftar verloren haben. Sie scheinen es diesen gewissermaßen anzusehen, ob bei ihnen noch etwas zu holen ist oder nicht. Die Strahlung könnte nun für viele Insekten das Zeichen sein, das sie zu dem Besuch der Blüten einladet. Humoristisches.

Dann kann ich wohl eine Entschuldigung mit einfließen lassen und ihn zurückrufen?"

" Entschuldigung? Zurüdrufen? Nein. Ich entschuldige mich nicht meinem Lehrling gegenüber. Und einen Menschen, der die Frechheit gehabt hat, meinen Sohn zu verdächtigen. Denken Sie, das hat er gethan! Den kann ich nicht mehr in meinem Geschäft leiden. Er soll froh sein, daß er mit einem blauen Auge davon gekommen ist." Günther sah den Chef verständnislos an. Der hatte ihm den Rücken gefehrt und stempelte mit besonderer Kraftaufwendung einige Papiere.

Der Bureauvorsteher ging, nachdem er einen forschenden Blick auf den Sohn gerichtet.

Zu diesem wandte sich nun der Vater:" Ich werde Dir Dein Taschengeld von heute ab erhöhen, damit Du nicht wieder in solche Versuchung kommst, leichtfertiger Junge!"-

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Ausgleich. Nehmen Sie doch ein Los!" Die Gewinnchancen sind hier gar zu gering."

Um so größer ist dann auch das Glück, wenn Sie ge­winnen!"

Deplacierte Mahnung. Warum heiratest Du nicht?" " Ich hab' solche Furcht vor dem Storche!" Ach, sei kein Frosch!"

- Immer derselbe. Junge Gattin: Zwetschen­fnödel soll ich heute tochen, lieber Theophil? Ja, aber ich fürchte, daß sie mir nicht besonders gelingen werden."

Aus meiner Kuriofen- Sammlung." Unter diesem Titel hat der Breslauer Justizrat Hermann Meyer in Helwingschen Verlag zu Hannover eine Anzahl wunderlicher Gerichtsaften herausgegeben, die er im Laufe seiner Praris aufgegabelt hat. Wir bringen hier nach der Kölnischen Zeitung " die beiden folgenden Stücke. Aus der ersten Zeit nach der Annegion von Hannover an Preußen 1866 findet sich folgende Anzeige an die Kronanwaltschaft zu Celle unter der Ueberschrift Vorsätzliche Anklage und Staats­beleidigung". Die Denunziation lautet unter Beseitigung der sinn­störenden orthographischen Fehler:" Fünf Minuten vor 5 Uhr ging der Schuhmacher Biermann hier vor der Stadtkirche vorbei und der Apotheke zu, so rief er laut dreimal: Bismard! Wie er wieder zurückkam, da hatte er ein großes Wort, sagte wieder, Bismarck würde aufgehenft, und hannöverisch würden wir doch, Majestätsbeleidigung! Die Frau Grünhöcker Beplat hat es auch angehört. Ich bitte dem Kriminal­gericht um Bestrafung, er hat schon mehrmale gerufen: Hannöverisch werden wir doch auf öffentlicher Straße. Ich Die im Verlag von Bruno Cassirer ( Berlin ) seit einem Jahre tämpfe und mein Blut vergieße ich für meinen jetzigen König erscheinende Monatsschrift Kunst und Künstler" hat ihr und für Gouverneur Bismarck und für den Preußischen Staat. Format vergrößert und den Zuhalt vermehrt. Dorette Knöfeldt." Noch ein merkwürdiger Steckbrief Das Einzelheft kostet jegt 2 M., der Vierteljahrespreis beträgt sei wiedergegeben, den das königlich preußische Amtsgericht Elze 6 M. am 5. Mai 1868 gegen den Stallfabrikanten Moses Stern erlassen

Professor: Na, dann koch' sie doch erst einmal ins In­( ,, Lustige Blätter".)

reine!"

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Notizen.

Die Premiere von Biscotte" im Trianon­

hat:" Ungefähre Kennzeichnung. Alter: an 46 Jahre etiva. Statur: Theater ist auf den 13. Oktober verschoben worden.- fräftig unterſeßt und wohlgebildet; Größe: mittlerer, angeblich unter- Die Freier", eine Oper von Alfred Schatt­6 Fuß. Haar schwarzbläulich. Augen: dunkel, angeblich braun; mann, wird nächstens im Stuttgarter Hoftheater die Naje: Adlernase, mehr römischer als griechischer Art und did. Mund: Erstaufführung erleben. ziemlich groß und mit starken Lippen und anscheinend guten Zähnen, Der interessante Versuch, eine Rede telephonisch auf angeblich; Gesichtsfarbe: bräunlichgelb und gefund; Gesichtsform: weite Entfernungen hin zu übertragen, ist, wie Daily fänglich oval; Sprache: deutsche, träftig, tief. Religion: jüdische, Chronicle" meldet, mit glänzendem Erfolge unternommen worden. angeblich freie Richtung. Besondere Kennzeichen: Das Aeußere des- Es handelt sich um die Nede Balfours, die er am 1. Oktober in selben macht den Eindruck eines arabischen Häuptlings mit Aus- Sheffield hielt und die die Elettrophone Company einem geladenen nahme seiner Beleibtheit, wonach er zur äußern Erscheinung eines Publikum in London zu Gehör brachte. Durch das Entgegenkommen der Pascha hinneigt." Bostbehörde und Telegraphen- Gesellschaft tonnte eine geeignete Ver bindung zwischen den 220 englischen Meilen entfernten Orten ge= schaffen werden. Sechs eigens für den Zweck hergestellte empfindliche Mikrophone fingen Balfours Stimme auf, während das Auditorium" in London sich eines Telephonhörers bediente. Die Uebertragung der Rede soll sich durch ganz ungewöhnliche Deutlichkeit ausgezeichnet haben, auch die Beifallsbezeugungen und Zwischenrufe wurden in allen ihren Schattierungen gehört.

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Aus dem Pflanzenleben.

-tz. Blüten, die leuchten. Es giebt eine ziemlich große Anzahl von niederen Pflanzen, welche Licht ausstrahlen. Be sonders bekannt ist diese Erscheinung an Bilzen . Dagegen war es bisher nicht sicher erwiesen, ob auch Blütenpflanzen Lichteffekte zeigen. Man glaubte dies namentlich von der Kapuzinerkresse, vom Gartenmohn, von der Feuerlilie, der Ringelblume, der Sammet blume, Sonnenblume, Hundskamille und Nachtkerze. Ballerstedt hat, wie er in der Naturwissenschaftlichen Wochenschrift" schreibt, einige dieser Blumen seit Jahren beobachtet, er hat sich aber über das Leuchten oder Nichtleuchten derselben fein sicheres Urteil bilden können. Mitunter war er der Meinung, ein Selbstleuchten der Blüten an der Kapuzinerfresse und an der Ringelblume deutlich wahrgenommen zu haben, meistens aber war er geneigt, die wahr genommenen Lichterscheinungen auf Lichtreflere und auf Farben­Falbs ältester Sohn Otto wird das väterliche kontraste zurückzuführen. Er pflückte Blüten ab und brachte sie ins Geschäft der Wetterprophezeihung auf Grund des iým dunkle Zimmer. Da schienen sie ihre deutlichen Leuchterscheinungen hinterlassenen Berechnungssystems weiterführen.­

c. Der erste atlantische Turbinendampfer ist, wie der" Daily Telegraph " berichtet, von einer Schiffsfirma am Clyde bestellt worden. Das neue Schiff ist für den Postdienst von Liver pool nach Kanada bestimmt. Es wird nicht nur in Bezug auf seine Maschinerie eine Neuheit sein, sondern auch das größte und schnellste Schiff der Allan- Flotte werden. Die Länge beträgt über 500 Fuß; Bruttotonnengehalt 12 000 Tonnen; etwa 10 000 Pferdekräfte; die Schnelligkeit soll 17 Stnoten betragen.

Berantwortl. Redakteur: Julius Kaliski in Berlin . Drud und Verlag: Vorwärts Buchdruckerei und Berlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin SW