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Kleines feuilleton.

Rotund

die

der Polarländer zu uns führe. Allein die Sache ist einfach die, daß| eignen, aber die örtlichen Verhältnisse tönnen doch unter Ums unsre Westwinde vom Meere, die Ostwinde von dem kalten trockenen ständen den entscheidenden Einfluß bekommen. Oben auf dem Brocken, Festlande her zu uns kommen. Das erklärt ganz allein vollständig, auf der Schneekoppe , jedoch auch nur auf den Hochgebirgen der warum die Ostwinde flares, faltes, die Westwinde regnerisches, mildes Tropen herrscht das Klima der Polarländer. sto Wetter bringen. Würde es einen bis in unsre Breiten vordringen­den Aequatorialstrom geben, so wäre auch nicht einzusehen, warum dieser seine Feuchtigkeit gerade in Westdeutschland abgäbe und nicht bis Ostdeutschland aufbewahrte. Denn nach den Zusammenstellungen G. Hellmanns, dessen Regentarte von Norddeutschland"( Berlin 1903, Dietrich Reimer) jezt vollständig vorliegt, hat Westdeutschland eine weit größere jährliche Niederschlagshöhe als Ostdeutschland. Die Ik. Pilze. Noch will es nicht Winter werden und warme Regen Niederschlagsmenge nimmt von Westen nach Osten immer mehr ab. zaubern immer neue Schwärme von Pilzen aus dem Waldboden Die Anschauungen Hildebrandssons lassen jedenfalls das Wetter hervor. In den Kiefernschonungen stehen oft zu Dußenden die eines Ortes wieder mehr von Einflüssen der näheren Umgebung liegenpilze, die mit ihren leuchtend roten Hüten und den abhängen, obwohl wir natürlich von der Möglichkeit, vorherzusagen, weißen Pusteln darauf auch dem sonst Unkundigen als einer unsrer wann östlicher und wann westlicher Wind eintritt, noch so weit ent- schönsten aber auch giftigsten Pilze bekannt find. Die Kamtscha­fernt find wie vorher. Nach Hellmanns Regentarte haben übrigens dalen verzehren ihn mit Wohlgefallen, während andrerseits die Gegenden direkt am Meere etwas weniger Niederschläge als die der von uns geschätzte Champignon in Italien berrufen ist. mehr landeinwärts gelegenen Landstriche. Das kommt jedoch daher, Die Giftigkeit oder Ungiftigkeit der verschiedenen Pilzarten daß die Küstenstriche nicht so viel Gewitterregen bekommen wie das und der Grad der Abhängigkeit dieser Eigenschaften vom Standorte Binnenland, das sich im Sommer viel stärker erhitzt und dadurch und der Heimat des Gewächses bilden ein noch nicht aufgehelltes leicht zur Entstehung elektrischer Entladungen Veranlassung giebt. Sapitel der praktischen Botanit. Gefährlicher noch als der Fliegen­Bemerkenswert ist nach Hellmanns Regentarte auch die Thatsache, pilz ist der ebenfalls auf feuchtem Waldboden jetzt nicht seltene der mit seinen unschuldig daß sich hinter Gebirgen wie fleineren Höhenrücken ein sogenannter Knollenblätter Schwamm, Regenschatten einstellt. In deffen Gebiet sind die Niederschläge sehr weißen Hüten und Stielen den Unfundigen nicht ahnen läßt, daß allen ist. Seine gering, weil die Luft ihren Feuchtigkeitsgehalt bereits an den Höhen er der giftigste und heimtüdischste von mit dem Champignon verschuldet abgiebt, die dem Bezirk des Regenschattens westlich vorgelagert find. Aehnlichkeit wohl Die Höhen find talt; gelangt eine Regenwolfe an sie heran, so ton- meisten der zum Glück immer felteneren Todesfälle an Pilz­densieren sich die Wasserdampfbläschen und fallen als Regen herab. vergiftungen. Die giftige Wirkung seines Genusses macht Allein es ist doch sehr merkwürdig, daß selbst so kleine Höhenrücken sich gewöhnlich erst am andren Tage bemerkbar, wie die Lüneburger Heide oder die Märkische Schweiz den Regen ab- Gift bereits das Blut zersetzt hat, und Hilfe zu spät tommt. Doch fangen, so daß östlich von ihnen Regenschattengebiete liegen. Daß der Unhold ist leicht genug vom Champignon zu unterscheiden. diese kleinen Höhenrücken fühler als die Umgebung seien, ist kaum Dieser hat einen massiven brüchigen Stiel, und die zarten Lamellen anzunehmen. Man kann hier eher an elektrische Einflüsse denken, unter dem Hute find in der Jugend rosa überlaufen, um mit zu­twie sie uns die Jonentheorie tennen gelehrt hat. Ueber isoliert nehmender Reife des Pilzes allmählich dunkelschokoladenbraun zu hervorragenden Punkten der Erdoberfläche ist die Zahl der Elektronen werden. Der Stiel des giftigen Doppelgängers ist hohl und biegsam, in der Luft viel größer als anderwärts. Nun benußt aber der Wasser- nach unten knollig verdickt und wie die Lamellen stets weiß bis dampf der Luft die Elektronen, diese kleinen elektrischen Atome, als geblich, niemals rot; außerdem riecht, er, Surchgebrochen, Kondensationsterne, an denen er sich niederschlägt. Möglich ist es auffallend nach rohen Kartoffeln. Der echte Champignon wächst daher, daß gerade an solchen emporragenden Stellen der Niederschlag nicht eigentlich im Walde, sondern liebt gedingte Felder und Wiesen, reichlicher ist, als in dem Gebiete, das in der Nähe liegt. Das wäre mit Erde bedeckte Kartoffelhaufen und dergleichen. Eine andre Gruppe ein neues Beispiel für die große Wichtigkeit der Luftelektricität für ist die der Reizker, die man leicht an dem Milchsafte erkennt, die meteorologischen Verhältnisse. Sen fie beim Durchbrechen ausfließen lassen. Die eßbare Art hat orangegelben Saft, während die Arten mit weißem Milchsaft teils giftig, teils verdächtig sind. Also auch hier, wie beim Knollen­Blätterschwamm ist weiß nicht gerade die Farbe der Unschuld. Sonst zeichnen sich die Giftpilze oft durch lebhafte Farben aus, wie außer bem schon genannten Fliegenpilz z. B. der Speiteufel mit ebenfalls schön rotem Hut, aber ohne weiße Flecke, und der aus morschen Baumstrünten büschelweise hervorbrechende sehr gemeine Schwefeltopf mit gelben Hüten, die den Appetit nicht reizen und daher kaum Schaden anrichten. Sehr bekannt sind die schön gelben eßbaren Eierschwämme oder Pfifferlinge, die um Berlin einen recht häufigen giftigen Konkurrenten in dem falschen" Gierschwamm haben, den man an der rotgelben Farbe leicht ausscheiden kann.

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Es sind mitunter recht fleine Lageunterschiede, die zwei benach barten Ortschaften ganz verschiedenes Klima geben. Ein Dorf in der Südfchweiz, das an der nördlichen Wand eines Thales liegt, tann ein italienisches Klima haben, während ein andres, das wenige Kilo­meter davon an der jüdlichen Wand liegt, ein rauhes und nord­europäisches Mima besiben wird. Interessant ist auch der Klimatische Einfluß, den ein See ausübt. Darüber hat neuerdings Alexander Woeitof in einer Abhandlung" Problem des Wärmehaushaltes des Erdballs"( Meteorolog. Zeitschrift" Bd. XX) gesprochen. Die tropischen Seen, deren Wasser sich auch in der Nacht nie unter 4 Grad Wärme abkühlt, üben einen abfühlenden Einfluß aus, die polaren, deren Wassertemperatur nie über 4 Grad Wärme steigt, find stets wärmer als das Land und die Luft der Umgebung. Bei Im allgemeinen ist die Zahl der Giftpilze recht gering und uns erivärmt sich an den Seen die Oberfläche im Sommer über auf wenige Arten beschränkt, da eine ganze Reihe andrer 4 Grad, im Winter kühlt sie sich unter 4 Grad ab. Unfre Seen giftiger Sorten teils wegen widerlichen Geruches, teils wegen stehen also in ihren Temperaturverhältnissen in der Mitte, sie fühlen ihrer trüben oder lebhaften warnenden Farben, teils wegen im Sommer und wärmen im Winter. Im Sommer fällt bei ihnen ihrer klebrigen Hüte von vornherein nicht in Betracht kommen die Temperatur nach der Tiefe zu, wie dies auch bei den tropischen und taum jemals appetitreizend wirken können. Wer also ein Seen allezeit der Fall ist, im Winter dagegen nimmt die Wärme Freund von Pilzen ist, der suche die wenigen eßbaren und giftigen nach der Liefe hin zu, die Schichtung der Wärme ist, wie man sagt, fennen zu lernen und ſammle selbst für seinen Magen. Die hohe verkehrt, ebenso wie bei den polaren Seen. Bei den letzteren nimmt Bedeutung als Nahrungsmittel, die man den Bilzen wegen ihres das Wasser auch im Sommer die Wärme der Luft und der Ufer auf, reichen Stickstoffgehaltes zuschreiben wollte, muß allerdings als über­auch durch den Regen und die Zuflüsse wird den Seen in den Polar- trieben bezeichnet werden, denn dieser Stickstoff ist leider fast nur in Ländern Wärme zugeführt. Dagegen wird in den Tropen den Seen unverdaulicher Form vorhanden, so daß die Pilze sich damit be­durch die größere Ausstrahlung des warmen Oberflächenwassers, durch gnügen müssen, als Gemüse ihre Rolle zu spielen. die verhältnismäßig talten Regengüsse, zuweilen auch durch das o Theater. do sit thi frische Wasser der Zuflüsse, Wärme entzogen. Bei unsren Seen machen sich die Einflüsse ebenfalls geltend, nur ähneln bei uns die Trianon Theater. Biscotte". Pariser Komödie in Seen im Winter dem polaren, im Sommer dem tropischen Typus. drei Aften von Pierre Wolff. Frei bearbeitet von Benno Seen haben also bei uns einen geringeren Wärmeumfaß als das Jacobson . Nach dem Interregnum der mit dem traditionellen feste Land oder die Luft, sie machen daher die Temperatur, das Klima Handwerkszeug Pariser Schwantfabrikation plump zusammen­gleichmäßiger. Schon der Unterschied zwischen Tages- und Nacht- gezimmerten Notbrüde" ist das Trianon- Theater mit Pierre Biscotte" temperatur ist nicht so groß. Denn das Wasser hat die Fähigkeit, die Bolffs wieder in erfreulichere Bahnen ein­Wärme tief in sich aufzunehmen. Der Erdboden dagegen erhißt sich Das Stüd erinnert in dem pikanten Blauderton, wohl sehr start an der Oberfläche, aber die Wärme dringt infolge in der Beweglichkeit und leberraschungskunst und in der des schlechten Leitungsvermögens nicht in die Tiefe des Bodens ein. leichten Art psychologischer Pointierung an Maurices Donnays Die an der Oberfläche befindliche Wärme strahlt, zumal in flaren Liebesschautel", mit der im Vorjahre die neugeschaffene fleine Nächten, sehr schnell in den Weltenraum, und dann ist der Voden Bühne ihre Aufführungen begann. Eigenartig in der Physiognomie sehr talt. Das Wasser dagegen hat sehr viel Wärme in sich aufge- der Komödie ist vor allem auch die Mischung von Spott und Weh­Speichert, es verliert diese nur langsam, bleibt also in der Nacht viel mut. An die luftigen Scenen umranten die traurige Geschichte wärmer, als das Land. Noch mehr kommen diese Eigenschaften des einer ernüchterten Liebe, die freilich auch nichts Besseres als solche Wassers beim Meere zur Geltung. Der Ocean tann am Tage und Ernüchterung verdiente." Der Rahmen" hatte der Autor sein Stück im Sommer gewaltige Wärmemengen in sich aufspeichern, er ist daher ursprünglich genannt. Dasselbe Bild wirkt anders, je nach der Um­bei Nacht und im Winter viel wärmer als das Festland. Daran welt, welcher es die Augen sehen. Ein Mädchen Lebens liegt es auch, daß Westdeutschland unter gleicher Breite viel milder oder Weib, das in der täglichen Umgebung des schwärmende Liebe ist als Ostdeutschland. Wohl ist in der Regel die geographische die eines Mannes erweckte fann, Breite ausschlaggebend für das Klima eines Ortes, ein Land- abgetrennt von diesem Hintergrunde, ihren Zauber verlieren. Und strich in unsrer Zone wird fich nie für die Kultur der Kokospalme ebenso kann Liebe, die sich fern vom Haus entspann, sterben. penn

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