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mehr und mehr an, ihr eignes Dasein mit dem dieser Roman - Die dide Dame( zu dem jungen Mädchen):" Welch eine heldinnen, unablässig neue Variationen von armen, jungen Thorheit, mein Kind, Deinen Bräutigam zu einem solchen Unsinn Mädchen, zu vergleichen, die sich am Schluß des zweiten Teiles zu zwingen!" mit reichen Lords von besonders edlem und vornehmem ist ein Mensch eben unvollständig, wenn er sich auf diesen Unfinn Clémence( fich rechtfertigend):" Aber, Mama, heutzutage Charakter verheirateten. nicht versteht!"
Sie dachte darüber nach, ob ihr vielleicht ein ähnliches Schicksal beschieden sei und betrachtete jeden Morgen beim Anziehen ihr Gesicht genau im Spiegel. Das feine, etwas bleiche Antlig unter dem rotbraunen Haar" schaute ihr zwar nicht daraus entgegen, dennoch war sie nicht unzufrieden mit dem Bild, das ihr der Spiegel vorführte.
Sie konnte zuweilen so tief auffeufzen, daß die Baronin mit ihrem matten Blick, der noch durch eine blaue Brille verschanzt wurde, verwundert zu ihr hinüberschaute.
,, Was ist Ihnen, liebes Kind?" fragte sie mit ihrer fanften, refignierten Stimme und drehte langsam und ruhig an der weißen Häkelnadel, mit der sie zu arbeiten pflegte. Es gab wohl kaum jemand, der sich erinnern konnte, je ein hartes oder nur unfreundliches Wort von der Baronin Uffföld gehört zu haben. Entschlossenheit und Energie hatten nie in ihrem Wesen gelegen. Zart und verwöhnt, wie sie stets gewesen, hatte sie in erster Linie immer sich selbst und dann andre verzogen; es waren, bildlich ausgedrückt, stets gepolsterte Wände zwischen ihr und den Arbeitswagen des Lebens. ,, Was ist Ihnen, liebes Kind?"
O, danke," antwortete Dora verlegen und strich mit unnötigem Kraftaufwand den schmalen Saum in einem Taschentuche ein, es es ist nichts." ein ,,, es
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st das Nähen zu ermüdend, so können Sie gern ausruhen, Dora. Ich kann das Häkeln auch nicht mehr aushalten. Ich glaube, daß ich schon eine Stelle am Finger habe. Liebe Dora, holen Sie mir die Kampferflasche!"
Dora gehorchte augenblicklich; sie war schon so geübt, daß sie gar nicht mehr zu suchen brauchte, um das Richtige aus der wohlgeordneten Anzahl von Flaschen, Pillenschachteln und Salbenbüchsen zu finden, und es dauerte nicht lange, bis sie wieder zurück war.
" Danke, gutes Kind, reiben Sie mir den Zeigefinger ein wenig ein, aber vor allen Dingen nicht zu hart anfassen! So, danke! Wollen wir jetzt vielleicht eine Sympathiepatience legen?"
Es kam äußerst selten Besuch zu der Baronin, außer einer furzen Vormittagsvisite, und dann war es eine oder die andre Dame, die ebenso farblos und arm an großen Interessen war wie die Wirtin selbst.
Dora saß still daneben und hörte der Unterhaltung zu, immer auf dem Sprung, ein Taschentuch oder ein Garnknäuel, das herunterfallen konnte, aufzuheben. Manchmal mußte fie auch eine Frage beantworten, die gewöhnlich denselben Inhalt hatte.
" Ist es nicht herrlich, auf dem Lande zu sein?"
( Fortsetzung folgt.).
Zu leicht.
Von Léon anrof.
( Nachdruck verboten.)
Autorisierte Uebersetzung aus dem Französischen.
Eine Radfahrlehrbahn ein großer, asphaltierter Plak, von cinem Zaun umgeben, dessen Bretter mit Reklameplakaten in den schreiendsten Farben beklebt sind. Da sieht man mythologische, nur sehr mangelhaft bekleidete Damen, Jungvermählte, Indianer, SchutzTeute, Affen usw., die auf den verschiedensten Systemen von Fahr rädern dahinsausen. In der Bahn selbst üben, im Zickzack fahrend, einige Anfänger, furchtsam und unsicher wie junge Maifäfer, unter Aufsicht von Lehrern in schmutzigen Sweaters und Kniehosen. Sie folgen ihren Schülern im Laufschritt, die eine Hand erhoben, als ob sie ihnen da, wo der Rücken aufhört, einen Schlag verfeßen wollten, in Wirklichkeit um fie, wenn nötig, vor dem Fallen zu bewahren. Auf die Lenkstange gebeugt, trainiert ein Berufsfahrer in rajendem Tempo rund um die Bahn. Es macht den Eindruck, als hätte er die Absicht, sich selbst einzuholen, nach Art junger Hunde, die sich durchaus in den Schwanz beißen wollen.
Es treten drei Personen ein: eine ältere, dice, asthmatische Dame, auf deren majestätischem Busen man bequem ein Theebrett mit einem Dubend Gläsern placieren könnte; ein junges, brünettes Mädchen mit hübschem, fapriciösem Gesicht und ein eleganter, junger Mann, der den Kopf so steif hält, daß man unwillkürlich auf die Bermutung kommt, er habe einmal aus Versehen das Genick gebrochen und verstecke nun unter seinem himmelstürmenden, etagenhchen Kragen eine Reparatur, telche seine Halswirbel für immer unbeweglich macht. Er versucht, das leichte inbehagen, welches er empfindet, hinter einem freundlichen Lächeln zu verbergen.
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Die dicke Dame( ironisch):„ Wirklich? Glaubst Du etwa, man heiratet, um auf solch ein Ding zu steigen?"
Der Bräutigam( nachfichtig): Lassen Sie nur, verehrte Schwiegermama! Die Geschichte macht mir folossalen Spaß!. Ich bedaure nur, daß Clémence so hartnäckig darauf besteht, meiner ersten Lektion beizuwohnen." Clémence:" Jawohl! Denn, thäte ich's nicht, würdest Du wieder irgend eine dumme Ausflucht finden, wie die letzten fünf Male!" Die dice Dame( verweisend): Aber, Clémence!" Spiritusglas, stürzt diensteifrig herbei):" Wer von den Herrschaften Ein Lehrer( lang und dünn wie ein Bandwurm im wünscht Unterricht? Das gnädige Fräulein?"
Clémence( protestiert entrüftet):" Ich? Oh...1" Der Lehrer( die dicke Dame unruhig betrachtend):„ Also die gnädige Frau?"
Die dicke Dame( entseßt): Jch? Um Gotteswillen! Warum nicht lieber gleich auf einen Blizableiter flettern?" Ich möchte Unterricht haben." Der Bräutigam( mit gesucht ungezwungener Miene):
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Der Lehrer;" Der Herr hat noch niemals auf einem Rad gesessen?" Der Bräutigam: Aber das ist doch wohl nicht besonders schwierig, wie?" „ Nein, nie!( Etwas beunruhigt.)
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Der Lehrer:" Die einfachste Sache von der Welt! Wickelkind könnte fahren notabene wenn es die nötige Länge hat und ein Tußend Lektionen bei mir nimmt!( Er holt aus einem Schuppen eine vorfündflutliche Maschine, deren Räder heftig kreischen wahrscheinlich vor Furcht, daß sie von einem Anfänger maltraitiert werden sollen.) Wenn ich bitten darf!" gerade vertrauenerwedend aus! Der Bräutigam( argwöhnisch):" Das Ding sieht nicht zierliche, elegante Maschine.) Geben Sie mir doch lieber die dort ( Er weist auf eine andre leichte, aus der Ede!" Der Lehrer( entrüftet):„ Das könnte Ihnen so gefallen! Das ist mein Rad!" Der Bräutigam:" Oh, das ist mir egal." Der Lehrer:„ Aber mir nicht, wenn Sie herunterfallen und die ganze Maschine kurz und Klein schlagen..
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Der Bräutigam( ängstlich): Muß ich denn fallen?". Der Lehrer:„ Ein paarmal im Anfang... höchst wahrfcheinlich! Das gehört eben dazu!" Der Bräutigam( mit schmerzlichem Lächeln):„ Das ge= hört eben dazu!" Der Lehrer: Also krempeln Sie, bitte, Ihre Hosen auf! So, schön!" Der Bräutigam( zitternd): Werden Sie mich auch Der Lehrer:„ Wie eine Mutter! Nun steigen Sie, bitte, auf!" Der Bräutigam:„ Sofort.( Er betrachtet die Maschine mit kritischen Blicken, bemüht, den fatalen Moment möglichst hinauszuschieben.) Das Ding scheint mir aber wenig stabil zu sein?"
halten?"
Clémence( ungeduldig):" Dafür ist's eben ein Zweirad und kein Dreirad."
Der Bräutigam( erfreut): Richtig! Dreirad! Was meinst Du, Clémence, wenn ich lieber Dreirad fahren lernte?" Die dice Dame( zustimmend): Richtig! Das ist ja beinahe dasselbe."
pferd?"
Clémence( ironisch):" Warum nicht lieber gleich Schaukel Der Lehrer:" Außerdem ist ein Sturz mit dem Dreirad viel gefährlicher."
Der Bräutigam:„ Also man fällt auch mit dem Dreirad?!( Einlenkend, da er die unverhohlene Mißbilligung seiner Braut bemerkt.) Ich habe ja nur gescherzt. Also zeigen Sie mir gefälligft, wie man aufsteigt."
Der Lehrer( im Docententon):" Sehr einfacht Sie fassen die Maschine an der Lenkstange... sehen Sie? Sol Sie setzen den linken Fuß auf das linke Pedal. heben sich graziös empor, geben sich einen Ruck nach vorne und-siben im Sattel. ( Er verbindet seine Worte mit den entsprechenden Bewegungen, steigt dann ab und führt dem Schüler, welcher ihm mit offenem Munde zugeschaut hat, das Marterinstrument wieder vor.) Sol Wenn der Herr jetzt versuchen will?"
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Der Bräutigam( mit der Miene eines Menschen, der überzeugt ist, vor einem unüberwindlichen Hindernis zu stehen): Oh, das ist ja kinderleicht! Das ist ja ganz einfach!( Ergreift die Maschine.) Man muß sich nur einmal gehörig flarmachen ( Nimmt einen Anlauf, um aufzufteigen; im nämlichen Augenblick fchlägt das Pedal, an welches er nicht gedacht hat, ihm heftig ans Bein.) Au.. au... aul Mein Bein!"
Der Lehrer( gleichmütig): Ja, das ist das Pedal. Da muß man eben aufpassen."