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gefellen, dem Guy einiges Intereffe entgegenbrachte, wahrscheinlich wegen des lebhaften Vertrauens, das er dem Kranken einflößte. Im übrigen war der Alte ein zum Tode Ver urteilter. Herbeline glaubte, daß ihm kaum noch vierzehn Tage zum Leben übrig blieben. Auch war er nicht reich. Nach seiner eignen Aussage hatte er gegen zehntausend Frank in Lebensrenten angelegt. Gewiß hatte er auch noch einige Ersparnisse, die dem Staat zufallen würden, denn der gute Mann erklärte, gar kein, selbst keine entfernten Verwandten zu haben.
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wendigen Maßregeln ergreifen, um meine Interessen zu wahren. Genehmigen Sie den Ausdrud meiner vorzüg lichen Hochachtung Victor Aug. Ronouvier.
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( Nachdrud verboten.)
Die Mandfchurei.
( Schluß.)
Bewegung nicht gefolgt waren, schlossen sich nach und nach zufammen und wurden den benachbarten Völkern furchtbar. Unter der Führung des berüchtigten Dschingis Khan ergossen sich die Sunnen wie ein wütender Strom über China , Indien und Persien , über Syrien , Rußland , Bolen, Ungarn und Deftreich. Im 13. Jahrhundert bemächtigte sich ein Enkel des Eroberers, Koubilai, Chinas und ward der Stifter der Dynastie der Yuen, die den Thron ein Jahrhundert besetzt hielt und dann der chinesischen Dynastie der Ming Play machte.
Wer sind nun die Mandschu und woher stammen sie? Die Wer weiß," träumte der junge Mann vor sich hin ,,, er hat vielleicht die fünfundzwanzigtausend Frank, die mich retten Regende berichtet darüber anders als die Geschichte. Doch wir geben nur dieser letzteren das Wort. Die Mandschu gehören zu jener fönnten. Und wie natürlich wäre es, wenn er sie mir hinter- großen Tatarenfamilie, die unter dem Namen Hummen bekannt sind. ließe; ich bin doch eigentlich sein bester Freund!" Er schüttelte Gegen das Jahr 50 unsrer Aera verließen die Hummen, von den den Kopf. Ein unangenehmer Schauer, eine Art elektrischen Chinesen besiegt, ihr Land und stürzten sich auf den Buckens fuhr ihm durch Herz und Nieren. Darauf nahm er Orcident, indem sie die barbarischen Horden, die nachmals das fleinste Billet, eine Karte, die ein Diener oder ein Kom- im Anfang des 5. Jahrhunderts das römische Reich vermissionär gebracht hatte, zur Hand. Man bat ihn, im Laufe wüsteten, vor sich hertrieben. Einige Stämme indessen, die dieser des Abends nach der Avenue de Marigny zu kommen. Er überlas es zweimal und blickte mit einer gewissen Rührung auf den mit feinen Buchstaben gravierten Namen:" Mme. Rejane Monteaur". Das war seine beste Patientin, eine sehr anämische Dame, fehr nervös, mit einem empfindlichen, träge arbeitenden Magen, der sie nie ordentlich zu ernähren vermochte; sie war sanft, sogar gut, zum Jammern und zu leichten Bornesanfällen geneigt, die sie jedoch sofort bereute. Er war durch ein Mißverständnis ins Haus gekommen, hatte der Dame Vertrauen eingeflößt und war zum behandelnden Arzt ernannt worden. Uebrigens dachte Herbeline nicht an ſie sondern an ihre Tochter. Er fragte sich oft, ob er sie geliebt haben würde, wenn er nicht so arm gewesen wäre. Er glaubte, daß sie ganz nach seinem Geschmack sei. Ihre aschblonden Haare, die bei der leisesten Bewegung erbebten, diese schönen, wenn auch etwas starren Augen, die von einem so hübschen grauen Feuer erfüllt waren, diese elegante Renaissancefigur, an der die Kleider in so edlen Linien niederflossen, ja, es schien ihm, als hätte er sich für all das begeistern fönnen. Aber er war wie ein Gefangener in der Tiefe einer Grube, der in der falten Erde zu Grunde ging, und dieses schöne, junge Mädchen, das ihm durch das Gitter erschien, blieb ihm ebenso fern, wie eine Bewohnerin des Mars. Und doch fühlte er manchmal plötzlich, daß er ihr hätte gefallen können, und eben fam ihm dieser Gedanke wieder, während er das zarte Papier zerknitterte. Ein Spiegel warf ihm sein Bild zurück. Dieser große, stämmige Körper versprach fräftige Nachkommen und das sehr weiße Antlig, durch das man das Blut strömen sah, die stahlblauen Augen, die vollen, ungemein dichten und geschmeidigen Haare erschimmerten in metallenen Refleren, die sich mit dem leuchtenden Schwarz vermengten. Er war ein schönes Exemplar träftiger Männlichkeit, geschaffen für ein langes Leben, deren Kraft jedoch nichts Brutales, nichts Unharmonisches anhaftete und die auch nichts von jener beunruhigenden Beweglichkeit an sich hatte, die an die Affen
erinnert.
" Jawohl," dachte er mit Bitterfeit, warum auch nicht? Wenn ich mich nur aufrecht halten und den Schein wahren tönnte; diese schwache Witwe würde mir vielleicht ihre Tochter zur Frau geben."
Aber es stand für ihn zweifellos fest, daß er nach seinem Zusammenbruch für Mutter und Tochter zu den Verlorenen zählen würde. Großherzig und empfindfam wie sie beide waren, hatten sie ein um so unumstößlicheres Gefühl für die Rangordnung. Es würde ihnen ebensowenig möglich er schienen sein, jemand, der ruiniert war, um sich zu dulden, als es ihnen möglich erschienen wäre, an einem Karfreitage nicht zu fasten.
Herbeline fuhr sich mit der Sand über die Stirn und ergriff krampfhaft ein großes Couvert, auf dem er eine gefahrdrohende Handschrift erkannte. Sein Herz schlug stürmisch, der Feind war nah. Und er senkte unwillkürlich den Kopf, wie vor einem gefährlichen Geschoß. Endlich öffnete er heftig den Brief und las:
Geehrter Herr!
zurüd, und einer ihrer Fürsten, Tamerlan , erneuerte die Beutezüge In China besiegt, zogen sich die Tataren in ihre weiten Steppen Dschingis Khans, eroberte das ganze westliche Afien und versetzte Europa gegen Ende des 14. Jahrhunderts in die größte Bestürzung. um diesen Zeitpunkt muß man die Teilung der Tataren in zwei große Hauptzweige annehmen: die westlichen Tataren oder Mongolen, und die östlichen Tataren oder Mandschu. Einer der Führer der legteren, Hou- llang, vereinigte teils gütlich, teils mit Gewalt, siebzehn Stämme unter seinem Zepter, gründete das Königreich der Mandfchurei und machte Mulden zu seiner Hauptstadt. Im Jahre 1616 war seine Macht so befestigt, daß er sich nicht scheute, an den Kaiser von China sieben Beschwerdepunkte einzureichen, wegen deren er sich, wie er sagte, rädjen wolle. Dieses Manifest endete mit den Worten: „ Um sieben Beleidigungen zu rächen, werde ich China interjochen." Im Jahre 1626 vom Tode überrascht, hatte er nicht mehr die Zeit, seine Drohung wahr zu machen. Die Ehre, China zu erobern, var Souen- tche, seinem Enkel, vorbehalten, der sich Belings im Jahre 1644 bemächtigte. mitte. Dies ist in furzen Umrissen die politische Geschichte der Mit ihm wurden die Mandschu- Tataren die Herren des Reiches der Mandschu bis zur Eroberung Chinas .
Vor der Eroberung des Reiches der Mitte durch die Tataren wehrte die sorgfältig von den Chinesen bewachte große Mauer den Mandschu den Eintritt in China ; umgekehrt war das Betreten der Mandschurei den Chinesen untersagt. Von da ab aber trennte feine Grenze mehr die beiden Völfer. Die große Mauer wurde niedergeriffen; die chinesische Bevölkerung von Tschili und Schantung, welche in ihren engen Provinzen gleichsam eingepfercht tvar, stürzte sich wie eine Lawine auf die Mandschurei , und einige Jahre genügten, um alles verschwinden zu machen, was noch das Andenken an die früheren Besitzer wachrufen konnte. Die Mandschu haben den Befiegten den Zopf aufgedrängt, das Zeichen ihrer Eroberung. Aber Sie Chinesen haben mehr gethan: Man fann jetzt die Mandschurei bis zum Amurfluß durchstreifen, in der Illusion befangen, in irgend einer Provinz Chinas zu sein, so sehr ist die lokale Färbung allmählich verwischt worden.
ist die erste der großen Städte Mukden , die alte Hauptstadt der Wegen ihrer administrativen Stellung und nach ihrer Bevölkerung Mandschurei .„ Sie unterscheidet sich von allen Städten," fagte der Staiser Stianlong in einem feiner Gedichte, wie sich der Drache und der Tiger von den Tieren unterscheiden." Gelegen ist fie inmitten einer Landschaft von großer Fruchtbarkeit, der jedoch die Bäume fehlen; sie ist von einer Erdmauer von etwa 17 Kilometer Länge umgeben, die wieder eine andre rechtwintelige Umwallung von 3 Kilometer umschließt, welche aus Ziegelsteinen aufgerichtet und von Türmen flankiert ist, und das bevölkerteste und das am meisten Handel treibende Centralviertel der Stadt schützt. Jede Seite dieser Mauer hat zwei Thore; breite Straßen, die die beiden entgegen gesetzten Thore verbinden, teilen die innere Stadt in neun Biertel. Das centrale Viertel ist kaiserliches Eigentum; hier finden sich die Baläfte und die Staatsbureaus( Jamen), sowie der Saal für Brüfungen.
Mukden hat vor Peking den Vorteil, daß es nicht das Bild Es ist mir unmöglich, Ihnen die Verlängerung der einer alten verfallenen Größe darbietet. Dagegen fehlen ihm Frist zu gewähren, um die Sie mich in Ihrem Geehrten Monumente, der künstlerische Schmud und die Umschließung von vom 12. d. ersuchen. Sie müssen es selbst anerkennen, Gebirgen, die die Schönheit Befings ausmachen. Im 18. Jahrdaß ich bis zur Grenze der Möglichkeit gewartet habe. Seit fahrt sich nach Mulden zu begeben, der heiligen Stadt ihrer Dynastie. hundert verfäumten es die Kaiser von China nicht, auf einer Bilgerzwei Jahren hat sich Ihre Schuld nicht vermindert. Ich bin fahrt sich nach Mukden zu begeben, der heiligen Stadt ihrer Dynastie. Noch 1804 erfüllte Kiating diese Familienpflicht. Seit dem Zeit entschlossen, von meinen Rechten Gebrauch zu machen. punkt wird nur das heilige Gesicht" d. h. das Porträt des Kaisers Wenn der Wechsel Ende dieses Monats bei seiner Prä alle zehn Jahre nach dieser Stadt gefchickt. Als ich in diesem Jahre", fentierung nicht bezahlt wird, dann werde ich alle not- so erzählt der schon genannte Missionar Verolles 1843, in Mulden
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