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Dante schön, der ist ja nicht zu effen," fagte Papa, das ist ja ganz faures Beug, mildere doch den Essig noch ein bißchen." Herrgott, na ja, Dul Du möchtest gleich feinen Italienischen." Mama wurde ärgerlich. Der Essig ist scharf. Wasser tann ich aber nicht mehr zugießen." ir

Ein bißchen Del," riet Lucie schüchtern, oder Bouillon." " Hast Du Del oder Bouillon?" fragte Mama gereizt. möchte ich wohl auch noch Provenceröl holen lassen?"

"

Nun

Das wirst Du wohl müssen, wenn der Salat eßbar verden soll," entschied Papa furz. liebrigens hat Lucie recht. Jawohl, der feine Bouillongeschmack fehlt, und dann, weißt Tu: es ist doch am Heringssalat auch immer Fleisch, und Eier hast Du sonst auch hineingeschnitten und Und sonst noch etwas?" Mama war auf dem Gipfelpunkt der Empörung. Ja, will ich denn etwa feinen Salat machen, oder' n Ealat aus' n paar Resten?"

Mach' Salat, oder mach' keinen, aber wenn Du ihn machst, mach ihn ordentlich," sagte Bapa kategorisch." Thu' Provenceröl und Bouillon' ran, oder ich geh' heut Abend auswärts effen. Von dem Fraß esse ich nicht." Papa sagte wahrhaftig Fraz.

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Runft.

-hl, Die Berliner   Seccffion hatte am Sonnabends mittag zu einer Borbesichtigung ihrer achten Ausstellung eingeladen, bie, wie alle Winterausstellungen, ausschließlich den zeichnen ben Künsten gewidmet ist. Es ist zunächst erfreulich, festzustellen, daß das Interesse, das ihre Veranstaltungen finden, mindestens in dem selben Maße zu wachsen scheint, als die Bertreter dieser Richtung offiziell angefeindet werden. Das Gedränge der vielen Schaulujtigen wurde in den engen Räumen so start, daß es unmöglich war, überall hinzugelangen, und man fich häufig mit fleinen Durchbliden aus der Ferne begnügen mußte. Noch weniger als sonst läßt sich daher nach dem ersten Eindrud etwas Genaues über die Bedeutung der Ausstellung fagen. Das eine ist aber sicher, daß sie eine Fülle, des Interessanten und Anregenden bietet. Besonders ist es anzuerkennen, daß aus der Menge des Materials- der Satalog zählt diesmal 1159 Nummern auf eine Anzahl von Künstlern dadurch heraus­gehoben ist, daß man Hunderte von Blättern von ihnen vereinigt hat. So getvinnt man von ihrer Art und Bedeutung als Zeichner ein um­fassendes Bild. Auf diese Kollektivausstellungen wird sich daher bei der näheren Besprechung auch das Interesse in erster Linie fonzen trieren. Von Auguste Rodiu, dem Bildhauer, fieht man nahezu 300 Blätter, meist Studien und Entwürfe, die für die Art seines Schaffens sehr charakteristisch sind. Daneben tritt unter den Fran zosen Albert Besnard   mit großen dekorativen Bildern und Radierungen hervor. Von den Ausländern find ferner die Aquarelle von dem genialen Pfadfinder der modernen Landschaftstunst in England, Turner, die Radierungen von dem jüngst verstorbenen Whistler  , die streng dekorativen Blätter von Aubrey Beardsley  , Radierungen von Jozef Israels   und Anders 3orn, sowie größere Arbeiten von dem liebenswürdigen Carl Jawohl, und kostet fait drei Mart!" Mama raste. Auf einarsson hervorzuheben. Unter den Werken der deutschen Künstler mal jedoch verklärte sich ihr Gesicht: Hör' mal, Lucie, Du bringt haben Studien und Entwürfe von Hans von Marée 3 einen Ehren­mich auf etwas. Gesellschaftssalat. da könnten wir ja eigentlich plak; Mar Liebermann zeigt eine Anzahl Paſtelle mit Motiven, gleich' ne fleine Gesellschaft geben. Ja, geh' mal sofort und flingle wie sie in der letzten Zeit schon wiederholt von ihm zu sehen waren; Brenuers an und Onkel Franz, ob sie nicht heut' Abend kommen wollen. Wenn fie Ja sagen, holst Du noch' n Pfund Aufschnitt und sehr gut vertreten sind auch Max Slevogt  , der Prager Emil Büdlinge und Stäſe, und bestellst beim Kaufmann für drei Mart Orit und der Münchener   A. Kubin, der zum erstenmal stärker auffällt. Eine größere Anzahl von Studienzeichnungen, Radierungen und Lithographien ist in diesem Jahre auch von Käthe Koll wi vereinigt.

,, Gott  , Du bist ja einfach entsetzlich!" Mama weinte fast. Schön, es soll mir aber recht sein, dann mach ich einen richtigen Salat, dann mach' ich ihn aber auch wirklich richtig. Mar, tomm' mal her: Hier hast Du' n Thaler, hol' uns vom Schlächter' n halb Pfund Braten, vom Kaufmann' ne Flasche Provenceöl und' n paar Pfund Braten, vom Kaufmann' ne Flasche Provenceröl und' n paar Bouillonfapjeln,' ne halbe Mandel Eier kannst Du auch gleich bringen. Wenn dann alles' ran soll, tann's auch ordentlich' ran!" Dann wird's aber auch' n feiner Salat, Mama," tröstete Lucie. " Dann wird's ja' n richtiger Gesellschaftsjalat."

Bier.

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"

Was soll sie? Was hast Du für Pläne?" Papa war auf­gesprungen und schlug mit der Faust auf den Tisch. Gesellschaft einladen? Meine Abendruhe opfern? Ich soll.?"

Still sein sollst Du, Heinrich," schnitt Mama ihm die Rede ab. Heinrich, Du hast mich zu diesem Salat verleitet, jekt jei zufrieden, wenn ich ihr ausuuze, und danke Gott  , daß Du eine Frau hast, die auch das Kleinste auszunuzen weiß."

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Kleines feuilleton.

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Wilhelm v. Bolens ist am Freitag auf seinem Gute Ober­Cunetvalde in der jächsischen Oberlausitz   im Alter von 43 Jahren gestorben. Er war ein Dichter. Drei große Romane find von ihm borhanden: Der Pfarrer von Breitendorf"," Der Büttnerbauer" abgedruct in der Neuen Welt", Jahrgang 1898-Der Graben­Häger"; außerdeur eine Reihe von Novellen und Erzählungen, einige Theaterstüce. Er war also nicht gerade ein Vielschreiber, ein Wunderkind aber schon gar nicht. Erst als er etwas gelernt, vieles gesehen, erſchaut und erlebt hatte, griff er zur Feder. Bolenz gehörte zu jenen nicht zahlreichen Schriftstellern der Jeztzeit, die eine eigne Anschaunung von den Dingen dieser Welt bejizen, nicht mit über tommenen Clichés und Wortbildern, sondern mit Wirklichkeits­Bildern arbeiten; seine Sprache ist sein eigen. Und er war der Meinung: Die Welt, aus der heraus Du gestalten willst, sie sei Tein oder groß, mußt Du fennen vom Grunde aus. Das war auch das Grundgesetz des Deutschen Realismus". Er ging Mitte der achtziger Jahre neben dem Naturalismus her, und es ist kein gweifel, daß er viel von Zola   gelernt hat, mehr vielleicht aber noch von Flaubert  . Er verlangte aber straffere Stompofition, mehr Farbe, besonders Farbentöne, bessere Perspektive, mit zwei Worten" mehr Kunst", als der Naturalismus bieten fonnte. So tam Polenz zu Feirer Kunst. Sie ist nicht so rein wie die Leibl's. Polenz ist Junker. Das ist seine Eigenart. Aber sie beeinflußte fein Schauen, Die Probe fann man an seinen Bauern machen, die alle mit Guts­besizers- Augen gesehen sind. Und Polenz wollte zeigen; nicht gerade beweisen, wie ein Professor, wie ein Prediger; schon durch die Kom­pojition fann man so etwas wie Tendenz hineinbringen. Was Bolenz bietet, ist Kunst. Vielleicht etwas zu falt und zu gleich ge­artet. Ich weiß feine von feinen Figuren, die ein Stück von dem Leben ihres Schöpfers mitbekommen hätte. Und Polenz hat keinen Humor; auch nicht den der Thatsachen. Also: Kein Großer, aber ein grundehrlicher Künstler, eine Ausnahme in der heutigen Beit. Was hier gesagt wurde, möchte ich nicht auf die letzten Romane: Thekla Lüdekind"," Liebe ist ewig" und" Wurzelloder" bezogen wiffen. In diesen Büchern ist nicht viel mehr von dem alten Polenz zu finden. Auch ihn hat in dieser Periode schon die moderne Schrift ftellerkrankheit ergriffen: Nicht vergessen zu verden. Und so schreibt er denn, wie andre auch schreiben, mit dem tröstenden Bewußtsein: Was der und jener kann, werde ich wohl auch noch zusammens bringen!"-

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Gefundheitspflege.

ss. Eine Auflage gegen die Seife. Es ist ein alter Caß, daß der Verbrauch an Seife einen Maßstab für den Stand der Kultur eines Volfes giebt. Neuerdings ist aber umgekehrt behauptet worden, daß die reichliche Verwendung von Seife möglicherweise mit einem Niedergang der Körperkraft gewisser Voltstlassen in Zu­sammenhang stehe, weil die fortgesette Behandlung der Haut mit Eeife jene jedes natürlichen Fettes beraube. Danach wäre die Geife nicht im stande, die Haut weich oder seidenartig zu machen, weil ein derartiger Einfluß chne Anwesenheit von Fett nicht denkbar wäre. Wenn die Seife das Fett der Haut beseitigt, so würde es angebracht erscheinen, die Haut nach dem Waschen mit Del zu behandeln. Ber einen besonders zarten Teint befibt und noch die beste Seife für seine Haut schädlich findet, wird sich durch die Benußung eines zarten Fettes wie Goldcream vor Schaden bewahren können. Die Anklage gegen die Seife lautet etwa folgendermaßen: Die Natur hat unfrem Körper ein natürliches Fett gegeben, um unsre Haut zu schützen, und nun giebt man uns einen Stoff, um es zu vertreiben und den Körper der Erkältung, dem Rheumatismus   und Krankheiten aller Art aus­zusehen; die Seife öffnet die Hautporen, läßt Strankheit und Schmuz ein, und der Körper wird mit allerhand schädlichen Stoffen geimpft, die um ihn herumfliegen. Diese Anschauung wäre gar nicht falsch, wenn nicht der Schmutz überhaupt ein sehr hartnädiges Ding wäre, was durch die natürliche Fettausscheidung der Haut von dieser feines­wegs fern, sondern im Gegenteil festgehalten wird, so daß es geradezu unmöglich ist, ihn ohne Benubung von Seife los zu werden. In Orten, wo die Luft verhältnismäßig staubfrei ist, wie auf dem Lande oder an der See, mag der Gebrauch von Seife weniger not­wendig sein, aber in den Städten ist er seit langem als unerläßlich erkannt. Obgleich es toohl auch Reinigungsmittel außer der Seife giebt, die von manchen Leuten bevorzugt werden, so wird die Seife doch im allgemeinen eher zum Rüstzeug als zu den Feinden der Gefundheitspflege gerechnet werden müssen. Daß in einzelnen Fällen auch damit ein schädlicher Mißbrauch getrieben werden kann, braucht deshalb nicht bezweifelt zu werden.

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Aus dem Tierreiche.

Die amerikanische Gelent:" oder Glas­ich I ange". Der Prometheus" schreibt: fürzlich an die Redaktion des Scientific American" gerichteten An­frage und der erteilten Antwort ersehen, ist drüben die Sage von einer Schlange verbreitet, die, wenn sie einen Schlag erhält, im Stüde bon 1 bis 1%. Boll Länge zerspringt, während das etwa 4 Boll lange Kopfende dabonläuft und sich verbirgt, bis der Angreifer sich entfernt hat. Dann fehrt es zurüd, nähert fein Hinterende den abgesprungenen Gelenkstücken in der richtigen Reihenfolge, und die Schlange ist bald wieder vollständig beisammen. Viele Leute behaupten, das gefehen zu haben und manche würden beschwören sowohl das Berspringen als das wieder aus seinen Stücken zusammens gewachsene Tier selbst beobachtet zu haben.

Die Genefis diejer Wolfssage ist nicht ohne psychologisches Inters