-

919

-

schaft ein williges Ohr. Freilich hatte der Glaubenseifer eine sehr| Hilfe gewisser Tundrapflanzen gebraucht, die meist roh genoffen materielle Grundlage. Denn waren die prächtigen Bernakelgänse werden. Es ist seitens der schwedischen Aerzte vielfach vor dem nicht auf gewöhnliche Weise entstanden, stammten sie im letzten Ende Genuß dieser Kräuter und Wurzeln gewarnt worden, da man meinte, von Bäumen ab, so waren sie in ihrem innersten Kern nur Früchte daß leicht durch Verwechselung dieser mit ähnlich aussehenden Schäd in Gansgestalt, und daher als Fastenspeise erlaubt. Namentlich die lingen Vergiftungen vorkommen tönnten, aber thatsächlich hat man niedere Geistlichkeit verteidigte diese Stoffverwandlung überzeugt. diese faum in einem einzelnen Falle nachweisen tönnen. Das er Man kann es ja den guten Patres nicht verdenken, wenn sie den scheint um so erstaunlicher, als meist fleine Kinder die Pflanzen fargen Fastenspeisenzettel zu bereichern suchten. Jahrhunderte hin- sammeln. So seltsam diese Kuren auch in mancher Beziehung sind, durch hat denn auch die Bernakelgans wirklich zum Fastenzeitmenü fo läßt sich nicht ableugnen, daß sie in zwiefacher Hinsicht ein sehr gehört. Erst mit den 17. Jahrhundert errang die nüchterne Be- gesundes Princip verfolgen, nämlich das der Enthaltsamkeit und Ab­urteilung die Oberhand. Troßdem bedurfte es noch mehrerer firch härtung, respektive der Reinlichkeit. Allerdings läßt sich darüber licher Verordnungen, bis endlich die Bernakelgans ihres falschen streiten, ob ea von unferm aus Standpunkte reinlich Ruhmes entkleidet, zum naturgemäßen Abkömmling wunderloser ist, Spülwasser und ähnliches anstatt ähnliches anstatt reinem Wasser zu Eier erklärt und vom Fastentisch abgesetzt wurde. Waschungen und Umschlägen zu verwenden, aber schließlich darf man nicht verlangen, daß die Lappen, die meist in größerer Anzahl ein enges gelt bewohnen und überhaupt gewohnt sind, sich mit ihren Tieren und Gerätschaften auf dem tnappesten Raum zusammenzudrängen, dieselben Begriffe von Sauberkeit haben sollen, wie wir. Die Hauptsache bleibt, daß ihre Kuren bei Magen- und Darmkrankheiten häufig ausgezeichnete Resultate erzielen. Jeder vernünftigen Motivierung entbehren im Gegensatz zu den beschriebenen Kuren andre, die bei akuten Krankheiten gebräuchlich find. Renntiergeweihe, pulverisiert und in Nenntiermilch gekocht, die getrockneten Schwanzflossen gewisser Fische, gedörrte und gestoßene Dorfchleber und dergleichen mehr, sind beliebte Medikamente bei allen fieberhaften Krankheiten. Wunden behandelt man dagegen, indem man Wegwartblätter auflegt, auf frische Brandwunden streut man Holzkohlenasche mit Thran angerührt und der Schnupfen wird durch Einatmen von recht dickem Rauch vertrieben.

Von den andren Tafelgenüffen, die uns die Gans außer dem saftigen Braten beschert, stehen wohl einstimmig an erster Stelle die Leberpasteten und die geräucherten Brüste. Kenner und Würdiger der Gänseleber waren, wie wir wissen, bereits die Römer. Aus der Zeit, wo sie das Rheinthal zu ihrem Weltreich geschlagen, und es mit Landhäusern und blühenden Gemeindewesen bevölkert haben, ist die Kunst, große, fette Lebern zu gewinnen, wahrscheinlich hier erhalten geblieben. Es ist daher kein Zufall, wenn die Gänseleber­pastete von Straßburg   aus ihren Siegeszug auf die Tische der Fein schmeder unternommen hat. Im Jahre 1762 wurde der Marschall v. Contades als Militärgouverneur nach Straßburg   versetzt. Sein Mundkoch Close lernte hier die landesübliche Mästung kennen und bereitete die ersten Gänseleberpasteten. Als er später nach Paris  zurüdfehrte, wählte er als Specialität die Pastetenbäckerei. Ein andrer Kochvirtuose, Doyen, fügte die Trüffelung hinzu und schuf so eigentlich erst die Krone des Pastetengeschlechts. Auch Pasteten haben ihre Geschichte. Geräucherte Spickgänse werden in Nord­deutschland seit langem hergestellt. Aber noch im vorigen Jahr hundert räucherte man die Gänse gang. Später ist man dazu über gegangen, ausschließlich die Brust und die Keulen zu räuchern, und gegenwärtig beginnen auch diese zurückzutreten.

Die Gans hat zivei fulturgeschichtliche Umwälzungen hervor­gerufen. Noch am Ende des ersten Jahrhunderts kannte das Alter tum die Gänsedaunen als Polstermaterial nicht. Man stopfte die Kiffen mit Hafenhaaren und Rebhuhnfedern. Da lernte man die nordischen Morinergänse schäßen, und nun tamen in der römischen Kulturwelt die Federbetten auf. Besonders die Frauen, die ja eine angeborene Vorliebe für das Weiche und Mollige haben, begrüßten die damaligen Reformbetten mit Freuden. Aber ein noch be­deutungsvollerer Fortschritt entsprang der Gans. Sie brachte den Schriftkundigen die Schreibfeder. Bis dahin schrieb man entweder mit Griffeln auf Wachstäfelchen oder trug den flüssigen Farbstoff mit einem Rohr auf. Der Esel, der das Pergament, und die Gans, die die Schreibfeder lieferte, find mehr als ein Jahrtausend mit der Wissenschaft in enger Fühlung gewesen. Ein Spötter fönnte meinen, daß die Verbindung mit diesen beiden geistesstarken Tieren auf die mittelalterliche Gelehrsamkeit nicht ohne bestimmenden Einfluß ge­wesen sei.­Theo Seelmann.

( Nachdrud verboten.)

Lappifche Heilkünftler.

Die Heilfünstler der Lappen sind in der Mehrzahl der Fälle alte Männer aus ihrer Mitte, die auch im Geruch der Zauberei stehen. Sie wenden denn auch viele sogenannte sympathetische Kuren an, bei denen die Strahlen der auf- und untergehenden Sonne und der Mond im letzten Viertel eine wichtige Rolle spielen. Besonders originell ist das Ausläuten der Krankheiten, das vorzugsweise bei Säuglingen, überhaupt bei Kindern angewendet wird. Merkt man, daß ein Sängling irgend welche bedenklichen Anlagen besigt, an Krämpfen leidet oder kranke Augen hat, so wartet man vorerst einen recht stürmischen Tag ab, alsdann schreitet der Wunderdoktor mit einer großen Glocke in der Hand, die er, Zauberworte murmelnd, beſtändig schwingt, durch die Tundra, gefolgt von der Mutter mit dem Kinde. Da der Mann sich ein verhältnismäßig gar nicht so unbedeutendes Honorar für seine Behandlung" bezahlen läßt, so schließen sich stets eine Anzahl andrer Kranker der Frau mit dem Kinde an, um fostenlos an dem Ausläuten teilzunehmen. Der Wunderthäter darf sich nämlich während der Prozedur weder um drehen, noch im Herbeten seiner Sprüchlein unterbrechen lassen. So muß er sich das ungebetene Gefolge ruhig gefallen lassen, bis er wieder ins Lappenlager zurückgekehrt ist, dann aber haben jene be­reits das Weite gesucht. Es ist vorgekommen, daß solch Wunder­thäter in einem derartigen Fall auf Entschädigung geklagt hat: doch ist er vom Gericht mit seiner Forderung abgetviesen. Der Sinn der Ceremonie ist der, daß der Sturm die Krankheiten, die vermöge des Ausläutens aus den Körpern der Leidenden herausgetreten sind, auf Ninimerwiederkommen entführe.

Am bedenklichsten ist die Thätigkeit dieser Heilfünstler in allen Fällen von Augenkrankheiten. Bekanntlich haben die Lappen in der Mehrzahl Triefaugen, die zum großen Teil davon herrühren, daß die geringfügigsten Augenentzündungen, die sich im Kindesalter zeigen, durch die unsinnigen Heilmethoden der Volksdoktoren systematisch verschlimmert werden. Statt für sorgfältiges Aus­waschen der Augen zu sorgen, geben sie den Müttern einen zähen, Brei, mit denen sie den Kindern die Lider förmlich verkleben. So werden Augenkrankheiten direkt großgezogen, die sich dann von einem auf den andern übertragen. Bei den Mädchen bessern sich die Triefaugen meist nach den Entwicklungsjahren, aber wenn sie dann selbst Kinder haben, so bringen sie die Anlage dazu doch wieder mit auf die Welt.

Es ist neuerdings behauptet woorden, daß die meisten Gewohn­heiten und Bräuche der Nomadenvöller sich nicht aus ihrer gemein famen Beanlagung, sondern aus ihrer Lebensweise entwickeln. Ihre starte Stütze findet diese Ansicht in der Uebereinstimmung mancher Sitten des Volkes Jsrael zur Zeit, als es ins gelobte Land zog, aus Lehm, Harzen und weiß Gott  , was sonst noch, bestehenden mit denen der heutigen Lappländer. Die Juden dürfen doch aber nun und nimmer, wenn sie auch zelfivelse ein nomadisierendes Leben führten, zu den Nomadenvölkern gezählt werden. Andre, noch heute bei den Lappen übliche Bräuche lassen sich bei verschiedentlichen Völkern während der Völkerwanderung nachweisen. Ganz besonders interessante Resultate in dieser Hinsicht hat die Forschung auf dem Gebiete der Heilkunde ergeben.

-

M. Kosfat.

Die lappischen Wunderdoktoren stehen bei ihren Stammes­In gewissen apokryphen Schriften, die ehedem vereinzelten, genossen durchgängig in hohem Ansehen, was zum Teil wohl auch ziemlich unbekannt gebliebenen Bibelausgaben beigefügt waren, ist in der nnbestreitbaren Lebensweisheit beruht, die sie besigen und der von eigentümlichen Wasserkuren der Juden die Rede, die in Ver- sie durch pathetische, aber dennoch kernige Aussprüche und Reden bindung mit einer streng vegetarischen Diät bei fast allen Magen treffenden Ausdruck verleihen. Ihre überlegene Art mit denen, die und Darmkrankheiten gebraucht wurden. Wenn man den mancherlei ihre Hilfe suchen, zu verfehren, in Verbindung mit ihrem eignen Hokuspokus, der fie begleitete, abzieht, so bestehen sie im wesent unerschütterlichen Glauben die Unfehlbarkeit ihrer Heilmethoden, lichen darin, daß die Kranken täglich so und so viele Waschungen schafft in der That zuweilen Resultate, die ihre Zaubersprüche und der Füße und des Kopfes vornehmen mußten. Da das Medifamente nimmermehr bewirken würden. Wasser aber meist knapp war, so begnügten sie sich, der Not gehorchend, nicht dem eignen Triebe, die betreffenden Körperteile in Tücher zu hüllen, die mit allen beliebigen Flüssigkeiten, die sich nicht anderweitig verwenden ließen, getränkt waren. Diese Deutung geben wenigstens die Gelehrten dem Um­stande, demzufolge sie die Tücher in flüssige Rückstände ihres Speise­materials tauchten. Die Mahlzeiten der Patienten bestanden, da k. Die erste ,, drahtlose" Zeitung. Wohl die eigenartigste Tages­Früchte und Getreide, wie Gemüse ebenfalls meist nicht zur Ber- zeitung in der Welt ist ein Blatt, das The Wireleß" heißt. fügung standen, aus Wurzeln, Gräsersamen usw. In ganz ähnlicher Es erscheint in Avalon auf Santa Catalina Island  , der schönsten Weise behandeln die lappischen Heilkünstler Verdauungsstörungen  : Insel der Santa Barbara  - Gruppe, die gegenüber der Küste von Süd­Wenn sie auch in der Regel Wasser in genügender Menge haben, so Stalifornien liegt. Avalon ist die einzige Stadt auf der Insel und ziehen sie zu den Umschlägen doch die Brühen vor, in denen dies ist ein beliebter Vergnügungsort für viele Kalifornier, namentlich oder jenes gekocht wird. Auch werden nur Kopf und Füße der für Angler, die dort den mächtigen Thunfisch finden. Vor der Ein­Kranken naß eingeschlagen. Die diätische Kur dagegen wird mit richtung des drahtlosen Telegraphen war die Insel mehr oder weniger

Kleines feuilleton.