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von deren Altern im Stück die Nebe, das sind die wenigen Glück verwöhnten im harten Lebenskampfe nie Gestählten und darum um so anspruchsvolleren Wir" einer schillernden Genußwelt. Die andren haben dringendere Nöte als den Kummer, daß sie mit zunehmenden Jahren den schönen Frauen iveniger gefährlich werden. Der Marquis, der uns sein Leid hier flagt, ist erst im Vorhofe des Alters angelangt; argivöhnisch hört er, wenn seine lieben Freunde ihm versichern, er habe sich noch immer trefflich konserviert, nur das noch immer wie lange noch? heraus. Je schonender der Ton ist, in dem die Herren und die Damen mit ihm reden, um so kränkender, die Mannescitelleit verlebender erscheint er ihm. Die liebenswürdige, junge Gräfin, in deren Haus er jahrelang, ein stiller Anbeter, verfehrt, erhört die Werbung eines Fants, zu dessen Gunsten nichts als seine Ingend und seine frische faltenlose Larve spricht. Der Marquis zürut über solche Oberflächlichkeit, aber noch schmerzhafter als der Triumph des Nebenbuhlers trifft ihn des jungen Paares Groß mut. Daß inan teilnahmsvoll und herzlich ihn einlädt, nach wie vor, als Freund des Hauses, die Gräfin täglich zu besuchen, schlägt all' sein Selbstgefühl zu Boden; unbarmherziger als Spott enthüllt ihm diese Großmut den Grad der Ungefährlichkeit, zu dem das Alter ihn Hai avancieren lassen. Er fühlt die Gabe als Beschämung und doch nimmt er, der Einsame, der Witter, sie mit seufzendem Danke an Das Stückchen wurde lebhaft applaudiert. Fräulein Poppe, die die Molle der Rococogräfin mit reizender Anmut spielte, entschied den Erfolg.
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gesehen hat. Denn der lebende Mercadet ist uns doch lieber als der tote. Ein für seine Zeit so genialer Erzgauner, wie er, entfäßt den Zuschauer nun wenigstens mit dem Gefühl gewiffer Schadenfreude. Mag Mercadet auch wirklich aus der Patsche kommen, so steht doch bei seiner Spekulationssucht zu hoffen, daß er über furz oder lang wieder der Schrecken aller andren Gauner sein wird. Daß Balzac im übrigen mit den Mitteln altfranzösischer Situations technik hantiert, nun, diese Schwächen der Komödie werden durch die kräftige Zeichnung der gemeinspekulativen haute finance jener Tage wirksam paralysiert. Wie Mercadet durch seine Reden und seine Handlungsweise in die gemeinen Spekulantenseelen hineinleuchtet, was de la Brive über die Presse und Journalistik sagt, das hat dadurch, daß wir solche oder ähnliche Anschauungen heutzutage schon als allgemein bekannte Gassenwahrheiten anzusehen gewohnt sind, nichts von seiner Attualität eingebüßt. Es sind Sentenzen von Wert und Daner. Sonach können wir uns Balzacs Komödie sehr wohl gefallen lassen. Und die Lacher hat der Dichter denn auch bei der Erstaufführung am ziveiten Weihnachtsfeiertage auf seiner Seite gehabt.
Natürlich darf auch die mustergültige Inscenterung durch Direktor Witte- Wild und die darstellerische Gesamtleistung ihren Hauptanteil an dem Erfolg der Komödie für sich beanspruchen. Der Mercadet Adolf Kleins wie der junge de la Brive waren zivei durch feinste Eduard v. Wintersteins Schattierung auseinandergehaltene töftlich charakterisierte Gauner, Dem Blumenthalschen schloß sich Rostands, des Dichters des denen man troß alledem kaum gram sein mochte. Ihnen gegenüber Chrano, von Fulda ausgezeichnet übertragenes Verslustspiel Die hatte das nicht minder gaunerhafte Gläubigertrifolium: Goulard Nomantischen" an. Die geistvoll spöttische, freilich etwas in die( Hugo Hummel). Pierquin( Rudolf Bernauer ), Violette Länge gezogene Mastenfomödie ist vor Jahren einmal schon bereits( rib Bedmann) feinen allzu leichten Stand; dennoch erfuhr im Lessing Theater gegeben worden. Zwei Väter, gute Nachbarn, es eine wirksam komische Verförperung. Unter den Vertretern der die Sohn und Tochter gern vermählen wollen, heucheln grimmige übrigen Charakterchargen und Episodenrollen traten hervor: Anua Feindschaft, um durch den Schein des Widerstandes die beiden Müller Linke( Virginia ), Georgine Sobjeska( Frau romantischen" Seelen zur Liebe desto sicherer aufzustacheln. Mercadet), Meta Morella( Julie), Max Pitz( Verdelin) Die Komödie versette das Während Jüngling und Jungfrau in heimlichen Zusammenkünften und Sandor Jaray( Minard). als Romeo und Julia sich an dem Traum heroischer Liebestämpfe ganze Haus in die heiterste bis zum Schluß andauernde Stimmung. Inangenehm wurde nur die durchaus ungenügende Erwärmung naiv ergößen, freuen sich die Alten, im Gebüsche lauschend, fichernd der gelungenen List. Und um das Romantische romantisch zu bedes Theaterraums empfunden. enden, wird Straforel, der Komödiant, gedungen, mit einer Schar Vermummter nächtlich in den Garten einzubrechen und zum Schein das Fräulein zu entführen. Der Jüngling stürzt hinzu, schlägt, ivie es im Programm der Väter vorgesehen, die Banditen in die Flucht und erhält als Lohn ruhmvoller Tapferkeit die Hand des Mädchens. Schr lustig ist die himmelblaue Schvärmerei des durch den Kampf zum Siege, durch Nacht zum Licht vorgedrungenen Liebespaars. Die Zahl der von des Jünglings Schwert Hingestreckten wächst in Inerwartet. Freund: Also es waren viele Leute der Phantasie rasch ins ziveite und dritte Dußend. Als dann die da, wie Dein neues Drama aufgeführt wurde?" väterliche Fopperei herauskommt, das blanke Kinderspielzeug den Dichter:„ D ja... einer sogar bis zum Schluß!" beiden fortgenommen wird, giebt's einen rechten Kinderstreit. Der Von der Schmiere. Direktor( nach Schluß der Bräutigam eilt, den Thatendrang nun in der Fremde durch echte Abenteuer zu befriedigen, kehrt aber, auch in diesem Fache Dilettant, der Titelrolle hat sich noch nicht abgewaschen; wer etwa von Nachmittagsvorstellung Othello zum Bublikum):„ Der Darsteller zerprügelt, reuigen Gemütes bald zurück und wird von dem inzwischen den verehrten Anwesenden einen Kamin zu tehren hat, möge gleichfalls befehrten Fräulein in Gnaden wieder angenommen. Der Spott ist um so weniger verlekind, da er sich umparteiisch ebenso gegen sich vertrauensvoll und möglichst umgehend bei ihm melden."
die spießbürgerlich- prosaischen Bäter wendet, die nur in der Distance, wenn eine Mauer ihre Gärten trennt, sich gerne haben, doch ohne solches Hindernis einander unausstehlich sind. Das Spiel klingt aus in einen Preisgefang der Liebe, die auch im schlichten Kleid des Alltags voller Poesie und Winder ist. Ob sie der verschönenden Distance, der Mauer, eher als die Freundschaft entraten kann? Nostand sagt darüber nichts. Die beiden sollen glücklich sein in ihrer Ehe.
Die Aufführung war ausgezeichnet abgerundet. Pohl und Straußned gaben die beiden Alten, Böttcher den blonden Bräutigam; Bollmar, glänzend als verivogener Straforel, entfeffefte auf offener Scene einen Beifallssturm; allerliebst sprach Fräulein Aru städt die romantische Heldin. Der Beifall nach den ersten beiden Aften war stark, der dritte ermüdete etwas.
dt.
Humoristisches.
e. k.
Im Ehefrieg. Mutter:" Wenn Du einmal mit Deinem Manne Differenzen bekommst, giebst Du mir doch gleich Nachricht?" Tochter: Jawohl, Mama, Du sollst sofort die Sieges= depesche erhalten."
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Notizen.
In der Feuilleton Preisfonfurren der Wiener 3eit" erhielt den ersten Preis( 800 Stronen) Dr. Kari Wollf- Karlsruhe, den zweiten Preis( 400 Stronen). Camillo B. Susan- Wien, 898 Arbeiten den dritten Preis( 200 Kronen) 2. Andro- Wien . waren eingegangen.
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Wolkstheater des Westen 3" nennt sich ein neues Unternehmen, welches sich mit Jahresbeginn in den Brachtjälen" Die Vorstellungen werden der Nürnbergerstraße aufthun will. zunächst zwei bis dreimal wöchentlich stattfinden; die Eröffnung findet am 2. Januar statt. Artistischer Leiter ist Regisseur Mertens. Die Premiere von Radelburgs Schwant Familie Schierke" im Lessing Theater ist auf den 31. Dezember angesetzt. Wilhelm Schmidts( Bonn ) Schauspiel Mutter Landstraße" wird nunmehr bestimmt in der zweiten Hälfte des Januar im Kleinen Theater die Erstaufführung erleben. Hans Bauers dreiaktige Komödie„ Die Redattrice" wurde bei der ersten Aufführung im Hamburger ThaliaTheater beifällig aufgenommen.
Freie Volksbühne( Metropol- Theater):„ Mercadet". Somödie in drei Aufzügen von Honoré de Balzac.- Unter den ivenigen Bühnendichtungen Balzacs hat sich„ Mercadet" am besten behauptet. Allerdings liegt zwischen der Zeit seiner Entstehung und Heute mehr als ein halbes Jahrhundert. Die Aufführung mochte daher als ein fragliches Experiment erscheinen. Daß es, wie gleich bemerkt sei, vollkommen geglückt ist, darf als ein neuer Beweis für die Lebensträftigkeit der Komödie angesehen werden. Wohl sind ja manche Farben verblaßt. Ein Spekulant vom Schlage Mercadets, der wegen einer Summe von lumpigen 300 000 r. soviel Auf--Eine schwedische zoologisch botanische Er= hebens macht, wird mit recht von jedem Börsenjobber unsrer Tage pedition wird im Mai nächsten Jahres das Ochotskische als Difettant verspottet werden müssen. Ferner haften der Fabel und das Berings- Meer( bis zur Beringsstraße) erforschen. wecht bedenkliche unwahrscheinlichkeiten an. Godeaus unsichtbare c. Die größte Brücke der Welt. Die neue Brücke Molle z. B. bleibt zu wenig motiviert und zuviel romanbaft. über den East Nivar( New York ) ist, wie ein Londoner Blatt beImmerhin bildet sie einen triftigen Beweis dafür, daß der gefällige richtet, das größte und gewaltigste Bauwerk seiner Art in der ganzen Onkel mit der gespickten Banknotentasche in der französischen Welt. Die Gesamtlänge beträgt 7264 Fuß, davon beträgt die Dramentlitteratur schon ein ziemlich hohes Alter beansprucht und Spannweite über den Fluß 1600 Fuß. Die Breite ist 118 Fuß; die nicht erst von den modernen Pariser Lustspieldichtern erfunden Brücke wird von zwei Stabltürmen von 332 Fuß Höhe getragen, Die Geworden ist. Außerdem dürfte der Schluß der Komödie die logische von denen jeder ungefähr 13 257 Tommen Stahl enthält. dramatische Gerechtigkeit" vermissen lassen. Ihr Ueberseber August samtmenge von Stahl, die bei dem Bau der Brücke verbraucht ist, Fresenius fühlte sich daber bewogen, eine entsprechende Variante beträgt 40 640 Tonnen. Die Brücke hat zwei Fahrwege. zwei Hochhinzuzufügen, wonach sich Mercadet erschießt. Es ist nur gut, daß; babuen, zwei Radfahrwege. vier Tramgeleise und zivei Fußwege. die künstlerische Leitung von diesem theatralischen Stualleffeft" ab- Sie hat 50 000 000 m. gekostet. Verantwortl. Nebatteur: Julius Kalisti in Berlin . Drud und Berlag: Borwirts Buchdruckerei und Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin SW
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