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Schulteiß blätterte nervös unruhig im Buche umher. Die Augen der Knaben waren unverwandt auf den Beiger der Wanduhr in der Ecke des Zimmers gerichtet gewesen.
„ Es fehlen nur noch zehn Minuten an zwölf, Herr Schulteiß," versetzte Arndt mit der unschuldigsten Miene, ,, und wir haben die Aufgaben für die nächste Stunde noch gar nicht durchgenommen."
„ Nun ja, in der Geschichte könnt Ihr den Abschnitt zu Ende nehmen."
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Den Abschnitt zu Ende, wenn uns der erste Teil noch gar nicht verhört worden ist- sollen wir zwei Lektionen zu einer Stunde aufhaben?" murrte und knurrte man mit der hinterlistigen Absicht, den Rest der Stunde hinzubringen.
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Er schlug sich ungeniert auf den Schoß der Jacke und auf die Hüfte, als wollte er den Schnee abklopfen.
In einem solchen Wetter muß man schon ein echt ländliches Sportskostüm anlegen, gnädiges Fräulein, um durch die Schneeschanzen waten zu können."
Das Fräulein hörte ihm gar nicht zu. Die beiden einen schwarzen Punkte von Augen folgten mit lebhaftem Interesse Minka, die das Reisezeug sorgfältig hineintrug und über ein paar Stühle am Ofen breitete, um es zu wärmen. ( Fortsehung folgt.)
( Nachdruck verboten.)
Die Celluloidfabrikation.
Als die Uhr anzeigte, daß sie zwölf schlagen wollte, standen plöglich der Sohn des Küsters und der des Schulzen aufgerichtet mit zusammengeschnallten Büchern da. Sie An der Jahreswende 1903/1904 fonnte die Celluloidindustrie ihr hielten stets so genau auf den Glockenschlag, indem sie sich fünfundzwanzigjähriges Jubiläum feiern, da ausgangs des Jahres auf die von zu Hause erhaltene strenge Mahmung beriefen, 1878 die erste Celluloidwarenfabrik in Offenbach eingerichtet und rechtzeitig zum Mittagessen da zu sein. anfangs des Jahres 1879 in Betrieb genommen wurde. Wenngleich also diese Industrie noch verhältnismäßig jung ist, so kann sie doch ichon auf eine recht erhebliche Bedeutung Anspruch erheben, da ihre gefunden haben. Dazu kommt noch, daß die Celluloidinduſtrie raſtErzeugnisse für Zwecke mannigfacher Art umfangreiche Verwendung los bestrebt ist, die Möglichkeit einer rationellen Verwertung dieses eigenartigen Materials in jeder Weise wahrzunehmen.
Massi, die zwölfjährige Tochter des Doktors, aus der untersten Klasse, war im selben Augenblick neben Minka, und Berthea sprang die Treppe hinab, um dort zu sein, wenn die Knaben die Schneeschuhe anschnallten, um den Hügel hinabzusausen.
Schulteiß sammelte mit gleichgültiger Miene einige auf dem Tisch zurückgelassene Bücher zusammen.
Sie müssen entschuldigen, daß ich heute mit meinem Aufsatz nicht ganz fertig wurde," sagte Minka, indem sie ihre Sachen zusammenpacte, aber ich wurde wirklich ein bißchen zerstreut; Sie sprachen so eifrig-"
Ach, ich bin kein Argus, versichere ich Sie, befasse mich nicht damit, eine Schülerin zu kontrollieren, die der Kontrolle entwachsen ist," rief er erregt, ich, ich" Die Stimme zitterte vor innerer Bewegung.
Minka stand da, als jänne sie über etwas nach. „ Herr Schulteiß," begann sie vorsichtig tastend, Sie Fräulein Feiring?"
kennen " Fräulein Thekla Feiring?-a, zu deren Bekanntschaft bekenne ich mich, menn alle andren sie verleugnen. Ganz unter uns, unter uns! Ich habe meine Nachrichten. Sie gehört zu den Damen, die im Zwanzigsten Jahrhundert schreiben, sie ist einer von den Vögeln, die noch verstedt in den Wipfeln zwitschern ganz anonymi."
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Sie kommt heute hierher, Herr Schultheiß" vertraute Minka ihm eifrig an, auf dem Wege zum Voigt Preuß, wo fie Gouvernante sein soll. Ach, ich bin so gespannt," rief sie aus, indem sie hinauseilte.
Es wurde beinahe vier Uhr, ehe die Schlittenglocken auf die sich hinter ihr geschlossen hatte.
Es wurde beinahe vier Uhr, ehe die Schlittenglocken auf dem Hofplatz erflangen und das Fräulein fam. Schneefall und schlechte Wege waren hinderlich gewesen.
Während es da unten lebhaft wurde und der Knecht herbeieilte, um das Pferd in Empfang zu nehmen, stand Schulteiß oben im Schulzimmer und rieb die Fensterscheibe flar und gudte hinaus, während der zweitälteste Sohn des Hauses, Kjel, barhäuptig an den Schlitten trat und sie in Empfang nahm.
Einem weiß beschneiten Wegweiser nicht ganz unähnlich, stand Fräulein Feiring dann auf der Diele, völlig taub gegen alle freundlichen Aufforderungen, die an sie gerichtet wurden. Sie war nicht zu bewegen, ins Zimmer zu treten, bevor sie aus einem Futteral von Ueberzeug und den dicken, haarigen Ueberstrümpfen herausgeschält war..
Sie entpuppte fich als eine etwas hopfenstengelige, schlanke Dame in modern eng anschließendem Mantel mit Pelzverbrämung an den Aermeln und am Saume. Der eine der beiden Knöpfe auf dem Rücken im Taillenschluß baumelte gefährlich lose und halb abgescheuert an einem Faden, und der an einer Schmur um den Hals hängende, elegante, jeidengefütterte Muff duftete nach seinem parfümierten Inhalt. Neben dem zerknitterten Taschentuch schimmerte da drinnen etwas, das einem gelben Schreibheft ähnelte.
Kjel fühlte ihren forschenden Seitenblick an seiner diden Lodenjacke und an den weiten Beinkleidern mit ihrem ländlichen Schnitt, die in den hohen Schmierstiefeln steckten, herabgleiten.
Berteufelt ärgerlich, daß er sich auch gerade so der modernen Städterin präsentieren mußte!
Wenn wir kurz die Entwicklung der Celluloiddarstellung betrachten wollen, so müssen wir des von Parkes in Birmingham erfundenen Vorläufers dieses Stoffes gedenken, der nach seinem Erfinder schmeidig, dabei hart wie Horn; es fand Verwendung als Ueberzug Barfessin" genannt wurde. Dieses Produkt war biegsam und gevon Stoffen, die zu wasserdichten Kleidern verarbeitet werden. Außerdem benutzte man das Parkessin bei der Isolierung von Telegraphendrähten und zur Fabrikation von Röhren. Durch diese verschiedenartige Verwendung des Parkessins, das aus entwässerter Holznaphtha unter Vermischung mit Schießbaumwolle erhalten wurde, entstand bald ein Bedürfnis nach einem Stoff von ähnlichen Eigenschaften. Parkes ging dann zur Verwendung von Collodiumwolle für einen größeren Konsum zu teuer war, so stellte er seine und zu einigen weiteren Verbesserungen über. Da aber sein Erzengnis Fabrikation nach einigen Jahren ein.
Die
Dem Brüderpaar Hyatt in Newark im Staate New- Jersey war es vorbehalten, im Jahre 1869 das Celluloid zu entdecken. beiden Männer suchten als Buchdruder eine Walzenmasse zu finden, die atmosphärischen Einflüssen möglichst wenig unterworfen sein follte. Wie es bei vielen wichtigen Erfindungen gegangen ist, daß nämlich bei den Versuchen ein neues eigenartiges Produkt gewonnen wurde, so ging es auch den Gebrüder Hyatt . Sie fanden bei der Behandlung von Collodium mit Kampher einen unbekannten Stoff, der den Namen„ Celluloid " erhielt. Leider beachteten die beiden Erfinder das neue Erzeugnis zunächst nicht, da dieses sich ja nicht gut für ihr Streben nach einer guten Walzenmasse verwenden ließ. denn auch in Paris eine Fabrit für Rohcelluloid errichtet, der munErst später fand das Celluloid größere Beachtung, und bald wurde waren folgte. mehr schnell die eingangs erwähnte deutsche Fabrit für Celluloid
Die verschiedenen Berfahren, die in der Celluloidfabrikation zur Anivendung kommen, gehen von der Thatsache aus, daß durch die Behandlung der Schießbaumwolle oder der Collodiumwolle mit Sampher das neue Produkt gewonnen wird. Diese Fabrikation iſt einrichtungen und Maßregeln war es möglich, die fabrikmäßige Geziemlich gefahrvoll; nur durch die weitgehendsten Sicherheitswinnung des Celluloids durchzuführen.
Von den Fabrikationsmethoden, die hauptsächlich erprobt wurden, läßt sich folgendes sagen: Am gefahrlosesten von den Celluloidverfahren dürfte die Herstellung unter Anwendung von schmelzendem Kampherdruck sein. Hierbei wird nämlich die Schießbaumwolle bis zu dem Moment, wo sie sich mit dem Kampher n Celluloid vervandelt und ihre explosiven Eigenschaften einbüßt, fast ausschließlich biese zeitraubende und umständliche Methode dürfte heute selbst in in nassem, also nahezu ungefährlichem Zustande erhalten. Doch Neto Yorl faum noch angewendet werden, da die Darstellung auf faltem Wege wesentlich bequemer ist.
Auch das sogenannte Alkoholverfahren, bei dem das Celluloid durch Auflösung von Schießbaumwolle in einer alkoholischen Lösung von Stampher unter Drud gewonnen wird, dürfte nur noch wenig feuchten Kern hat, weil beim Pressen der Alkohol nicht ganz entfernt Anwendung finden, da das so erhaltene Produkt meist noch einen werden kann.
Beim Magnusschen Verfahren wird Collodiumwolle mit einem Gemisch von Aether und Kampher übergossen. Diese Fabrikation ist die gefahrvollste, da Aether bereits bei 35 Grad siedet und die Dämpfe mur zu leicht mit Luft ein explosibles Gemenge bilden. Die nivendung dieses Verfahrens war daher mur möglich bei weitbenuste Aether verflüchtigt sich größtenteils, so daß dieses Lösungsgehendster natürlicher und künstlicher Lüftung der Arbeitsräume. Der mittel früher in großen Mengen gebraucht wurde. Da durch den Verlust des Lösungsmittels die Fabritation nicht nur gefährlich, sondern auch sehr kostspielig wurde, so hat man dieses Ver