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fahren dadurch wesentlich verbessert, daß man nunmehr durch| Schmudgegenständen, Kämmen, Schildpatt Jimitationen, Metallgeeignete Einrichtungen den zur Lösung verwendeten Aetheralkohol Inkrustationen, Kragen und Manschetten, Hohlkörpern und Bällen, in großen Prozentfäßen wiedergewinnt. Die nach diesem Verfahren Schirm- und Stodgriffen, sowie zur Darstellung von Lacken. Ferner erhaltene flebrige und gallertartige Masse wird zwischen Kalander - spielt das Celluloid bei der Herstellung von Stempeln eine Rolle; walzen solange behandelt, bis sie plastische Eigenschaften aufweist. es hat sich auch als Mittel zum Schuße von Schiffsböden bewährt. Die so gewonnenen Platten werden zunächst der Luft ausgesetzt, Wahrscheinlich wird es der Celluloidindustrie auch noch gelingen, dann erwärmt und nunmehr unter großem Druck gepreßt. Diese die von der Tinte so stark angegriffenen Stahlfedern durch CelluloidAethermethode findet aus Zweckmäßigkeitsgründen nur für Platten federn zu ersetzen. bis zu einem Centimeter Dicke Anwendung.
In ähnlicher Weise findet bei einem andren Verfahren eine Kampher Holzgeistlösung Verwendung. Da Holzgeist erst bei 65 Grad Celsius siedet, so ist diese Methode weniger gefährlich.
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B. M. Grempe.
Kleines feuilleton.
Zur Darstellung der für die Celluloidfabrikation als Rohmaterial hauptsächlich in Betracht kommenden Nitrocellulose ver= wendet man meist fein zerrissenes Seidenpapier. Dagegen macht sich eine starke Bewegung bemerkbar, die darauf hinausgeht, den scharf riechenden und verhältnismäßig teuren Kampher durch ein andres Rohmaterial zu ersetzen. In dieser Hinsicht lassen die in legter Zeit ziemlich zahlreichen Anmeldungen beim Patentamt die Hoffnung auf fommen, daß es der Celluloidindustrie noch gelingen wird, statt des Kamphers einen beffer geeigneten Rohstoff für ihre Zwecke zu er halten. Ueber die naheliegende Frage, welchem Prozeß eigentlich die Bildung des Celluloids zuzuschreiben ist, läßt sich Dr. Böckmann auf Grund eingehender Forschungen dahin aus: Von einer chemischen Vereinigung des Kamphers mit der Nitrocellulose fann feine Rede sein, wenn man das Verhalten von brennendem Celluloid betrachtet. Zündet man diesen Stoff an und bläst man dann die Flamme wieder aus, so glimmt das Material einige Zeit weiter und es entwickeln sich zu gleich starke Rampherdämpfe. Offenbar pflanzt sich also in diesem Falle die Verbrennung nur durch Nitrocellulose fort, während der Rampher hierbei zwar genügend erwärmt wird, um sich zu verzieht. Die flappenartigen Ventile an den Oeffnungen des Herzens flüchtigen, aber doch nicht genug, um sich entzünden zu können. Die Erscheinung bei dieser unvollständigen Verbrennung zeigt also, daß im Celluloid der Kampher und die Nitrocellulose noch neben ein ander vorhanden sind. Demnach muß man sich den Entstehungsprozeß des Celluloids durch ähnliche physikalische Vorgänge erklären, wie solche zum Beispiel bei der Bildung von Leder auftreten. Tierische Haut, mit Gerbstofflösung in Berührung gebracht, verwandelt sich bekanntlich in Leder. Nitro cellulose, mit einer ätherischen Lösung von Kampher zusammen gebracht, setzt sich in Celluloid um. Der Gerbstoff schlägt sich bei der Bildung auf die tierischen Hautfasern nieder, hüllt dieselben ein und verhindert so ihr Zusammenkleben beim Trocknen. Durch diesen einfachen physikalischen Prozeß sind aber gleichzeitig große Alende rungen in den Eigenschaften der umgewandelten tierischen Hautfaser vor sich gegangen. Aus der fäulnisfähigen, unbiegament, un geschmeidigen Haut ist das fäulnisbeständige, biegiame und ge schmeidige Leder geworden. In ähnlicher Weise müssen wir uns die Bildung des Celluloids vorstellen. Die rein physikalische, innige Aneinanderlagerung und Verschmelzung der beiden Rohstoffe bringt auch eine entsprechende Verschmelzung ihrer chemischen Eigenschaften zu stande.
Celluloid wird num meist in durchsichtigem Zustande oder als undurchsichtiges weißes Material verarbeitet. Daneben kommt dann das Färben dieses Stoffes für verschiedene Zwecke in Betracht. Legt man Celluloid in eine Farbstofflösung, so wird hauptsächlich die Oberfläche gefärbt. Soll das Material gleichmäßig durch und durch gefärbt sein, dann pflegt man bei der Herstellung der Celluloidlösung in Alkohol aufgelösten Farbstoff zuzusetzen. Mit gutem Erfolge hat auch die Celluloidindustrie die Herstellung gemusterter Artitel aufgenommen und nicht nur Elfenbein, Schildpatt usw. glücklich nachgeahmt, sondern auch marmorartige Produkte von großer Natur ähnlichkeit geschaffen.
Celluloid hätte sicher schon weit größere Verwendung für Artikel mannigfacher Art gefunden, wenn nicht lange Zeit über triebene Befürchtungen bezüglich seiner Feuergefährlichkeit und auch mitunter ganz unglaubliche Vorstellungen von seiner Explosions gefährlichkeit bestanden hätten. Wenn sich auch Celluloid an der offenen Flamme leicht entzündet, so verbrennt es doch ganz gefahrlos, ohne daß eine Explosion eintreten fann. Dagegen gehören all' die schönen Geschichten von der Entzündung oder wohl gar der Explosion dieses Stoffes durch glimmende Körper ( Cigarren usw.) in das Neich der Fabel. Jeder Versuch lehrt, daß Celluloidkörper durch brennende Cigarren und andre glimmende Körper nicht zur Entzündung gebracht werden; das angeblich so gefährliche Material glimmt vielmehr mur, es entwickelt sich starker Kamphergeruch, aber von dem Auftreten einer Flammenbildung kann keine Rede sein. Gerade in Brand geratene Celluloidkörper fönnen genau so leicht und schnell gelöscht werden, wie eben angebranntes Papier. Rum fann man aber, wenn für bestimmte Zwede besonderer Wert darauf gelegt wird, das Celluloid bei der Fabrikation durch gewisse Zusäße zu einem schwerbrennbaren oder gar zu einem unbrennbaren Stoff gestalten. Im Gegensatz zu der immer noch anzutreffenden falschen Meinung von der Explosionsgefahr des Celluloids sei hier ausdrücklich hervorgehoben, daß sich diese Substanz weder durch Stoß, Schlag, Druck, Reibung, Erwärmung, noch durch irgend eine andre Maßregel zum Explodieren bringen läßt.
Da Celluloid im erwärmten Zustand plastisch ist, so lassen sich aus diesem Material mit Leichtigkeit Artikel aller Art erzeugen. Wir benutzen denn auch diesen eigenartigen Stoff zur Herstellung von
le. Das menschliche Herz. Professor Lazarus hat im letzten Heft der Blätter für Volksgesundheitspflege" einen Aufsatz über die Bedeutung des Herzens für Leben und Arbeit veröffentlicht, der nach einer furzen Schilderung der Bauart des Herzens und seiner normalen Thätigkeit die Wichtigkeit des Organs für den ganzen menschlichen Körper behandelt. Von den äußeren Eigenschaften sei als weniger bekannt nur der Umstand erwähnt, daß das Herz bei jedem Menschen etwa dieselbe Größe hat wie seine Faust. Wenn wir die Teilung des Herzens in Vorkammern und Kammern übergehen, so kommen wir zu der Frage, wie das Blut, das den Inhalt des Herzens und des ganzen dazu gehörigen Röhrensystems bildet, in Bewegung gerät. Es geschieht dies auf die einfachste Weise, indem sich das Herz in seiner Eigenschaft als Muskel zusammenzieht, dadurch den inneren Hohlraum berkleinert und das Blut hinaustreibt. Man hat in wenigen Fällen, wo eine stattgehabte Verwundung die Möglichkeit dazu gab, einen erfolgreichen Versuch gemacht, das Herz durch abwechselndes Zusammenpressen und Loslassen mit der Hand wieder zu beleben, ein sicherer Beweis dafür, wie sich die Thätigkeit des Herzens selbst volldienen zur Sicherung, daß das Blut beim Zusammenpressen nur nach einer bestimmten Richtung ausströmt und bei der Wiederausdehnung mur aus der bestimmten entgegengesetzten Richtung wieder zufließt. Man sieht daraus ohne weiteres, wie schwere Störungen eine Beschädigung dieser Ventile mit sich bringen muß. Der Herzmuskel unterscheidet sich von andren Muskeln dadurch, daß er nicht vom Willen des Menschen abhängig ist. Freilich machte fürzlich eine Nachricht die Runde von einer Person, die eine solche Fähigkeit befizen sollte. Wenn an der Sache überhaupt etwas Wahres gewesen ist, so kann es sich nur um eine seltene Ausnahme gehandelt haben. Jm ganzen genommen wäre es schlimm, wenn dem nicht so wäre, denn das Herz muß ganz unabhängig von dem sonstigen Zustand und namentlich von der Gehirnthätigkeit seine Arbeit leisten, gleichoiel, ob der Mensch daran denkt oder nicht, gleichviel, ob er schläft oder wadht. Die gleichmäßige Bewegung des Herzmuskels wiederholt sich in einer Minute etwa 60 Mal, und diese Schnelligkeit der Herzthätigkeit zeugt davon, daß das Blut sich schnell verbraucht und demgemäß einer schnellen Erneuerung bedarf. Daher tritt ja auch der Tod durch Ersticken weit eher ein als der durch Hunger oder Durst. So treu und unablässig das Herz seine Pflicht thut, so sehr ist es nun auch von den Verschiedenheiten der Lebensweise und von der augenblidlichen Lage des ganzen Systems abhängig, das den Menschen darstellt.
Seelische Erregungen nehmen unter diesen Einflüssen nicht die geringste Stellung ein. Wir merken das schon an den Erscheinungen des Erblassens und Errötens, die eine vorübergehende Veränderung im Blutkreislauf anzeigen. Wir merken es ferner an der Beschleunigung des Pulses bei Gemütserregungen sowie an dessen VerTangsamung bei Niedergeschlagenheit oder gar Ohnmacht. Obgleich natürlich derartige Einflüsse bei einem bereits geschwächten Organis mus stärker und gefährlicher ausfallen werden, so giebt ihr Vorhandensein doch keine Berechtigung, den betreffenden Menschen für frank zu halten. Durch Experimente ist festgestellt worden, daß der Herzmuskel, ohne Schaden zu leiden, das 13fache seiner gewöhnlichen Thätigkeit leisten kann, und unser Nervensystem sorgt dafür, daß dieser Ueberschuß an Leistungsfähigkeit des Herzens ausgenutzt wird, sobald es das Allgemeinbefinden erforderlich macht. Von dieser Aufsicht und Gewalt der Nerven über das Herz hängt unser Widerstand gegen förperliche und namentlich gegen seelische Erschütterungen ab. Man soll sich aber auch nicht allzu sehr und mit Uebermut auf diese ausgezeichnete Vorrichtung des menschlichen Organismus verlassen, sondern bei der Wahl der Lebensweise und des Berufs eine weise Vorsicht üben, die das Herz vor einer Ueberbürdung oder bösen Beeinflussung schützt.
Wenn schon jede vorübergehende Erregung bei dem Menschen und jeder Vorgang in seinem Körper selbst eine Wirkung auch auf das Herz ausübt, so ist es klar, daß die Berufsarbeit durch die Summierung folcher Einflüsse eine noch viel größere Bedeutung für die Aufrechterhaltung oder Schädigung der Herzthätigkeit haben muß. Professor Lazarus berücksichtigt nach dieser Richtung zunächst die verschieden artige Haltung des Körpers bei der Arbeit. Im Stehen vollzieht sich der Blutkreislauf anders als im Sitzen, bei gradem Sizen anders als bei gebeugtem, beim Stehen anders als beim Gehen. normale Bild der Herzthätigkeit, wie es bei einer allgemeinen Schilderung entworfen wird, bezieht sich nur auf die Ruhelage des Körpers im Liegen. Daraus folgt, daß die Bewegung des Herzens fast durch jede Arbeit verändert wird, da eine solche nur in den seltensten Fällen mit einer liegenden Stellung vereinbar ist. Bergleute, die liegend arbeiten müssen, empfinden diese Lage übrigens
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