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Er machte einen Anlauf, als wollte er das noch fehlende| Tenorbarhtone, die anscheinend Tenore fein tollen, war längst durch Ende des Balkens springend zurücklegen, hüpfte dann aber feinen über das Konzert hinausreichenden leidenschaftlichen Vortrag mit einer eleganten, tiefen Kniebeugung hinüber.
Herr Schulteiß," begann sie eifrig,„ Sie sind doch wohl nicht so in Gedanken versunken, daß Sie vergessen, rechtzeitig auf den Postboten zu achten, ehe Kiel ihn abgefaßt hat. Sie wissen ja, daß er stets draußen vor dem Hofthor ist und revidiert."
gurüd.
Schulteiß' ruhiges, bewußtes Lächeln wies jeden Zweifel Die Uhr muß ja bald zehn sein und
Sie hier?"
noch gehen
" Ich versichere Sie, Fräulein Minka Können Sie einen Augenblic zweifeln an meiner" hier unterbrach sich Schulteiß verlegen.
Könnten Sie nicht zum Beispiel genau so gut unten auf der Landstraße lustwandeln, Herr Schulteiß?"
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Und mich dadurch in Gefahr bringen, von Herrn Kjel beobachtet zu werden?" rief er siegesgewiß aus. Sein Verdacht würde erregt und Ihr Interesse kompromittiert werden. In wenig Minuten" er zog die Uhr aus der Tasche- werden Sie eine gleichgültig schlendernde Persönlichkeit den Pfad hinter dem Laubenhügel hinab verschwinden sehen... ,, Was, noch nicht halb neun? Geht die richtig, sind Sie ganz sicher?" unterbrach sie ihn eifrig.
"
Ich stehe dafür ein... Berlassen Sie sich nur auf mich, Fräulein Minka," kam es dann nach einer Weile in leisem, hohl eingeschlossenem Tone wie aus einem Tonnengewölbe aus seiner unterdrückten Bewegung heraus.
Ach, Sie haben auch so viele Spitfindigkeiten, Herr Schulteiß!" schalt sie fofett, hätten Sie mir nicht gleich jagen tönnen, wie viel die Uhr ist."
sch enthalte mich jeden Widerspruchs, ich schweige..." Er verbeugte sich mit strahlendem Gesicht.
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( Fortfehung folgt.):
Aus dem Mufikleben.
und durch seinen Mangel an specifischer Gesangstechnik berühmt. Seither scheint er mit heißestent Bemühen weiter gelernt zu haben. Nachdem wir ihn nun wieder gehört, können wir nur sagen: er ist ein Künstler vom echtesten Ernst und schon um dieses willen wert des großen Baulaufs; doch ein mustergültiger Gesangstechniker ist er trotz allem nicht geworden. Mit weniger Ausnahmen hat seine Tonbildung etwas Rauhes und Unausgeglichenes und dabei doch so viel Einförmigkeit, daß die richtige Materie, in welcher der Vortrag charakterisierend wirken soll, fehlt.
fragen im Vordergrunde des öffentlichen Interesses. So vor allem
Inzwischen steher mehrere weitergreifende musikalische Streit
die der Berechtigung, N. Wagners Parsifal" außerhalb des Bayreuther Festspielhauses, und zwar in Nett York, aufzuführen. An der dagegen entfachten Betwegung ist so viel richtig, daß eine amerikanische oder überhaupt eine Operndarstellung auf den " Parsifal "( wir sprechen absichtlich von einem„ auf") nun einmal gar nicht paẞt; und die Rechtsfrage des Erwerbens der Partitur muß den Juristen verbleiben. Entschieden aber müssen wir uns gegen die Aufregung wehren, mit der une hier die Anerkennung einer Art von Monopol zugemutet wird. Jeder Tag sieht so vieles Erhabene in den Staub gezerrt und sieht so viele Personen und Dinge auf völlig falschem Posten stehen, daß ein Entrüstungssturm an ungezählten andren Buntten viel nötiger sein würde als hier, wo noch dazu die Werte der Wagnerschen Kunst gar nicht mehr zu mindern sind. Die Kernfragen des Kunstlebens liegen in solchen Fragen ebensowenig wie etwa in der an zahlreichen Stellen rege gehaltenen Angelegenheit der Konzertsaalreform. Beispielsweise widmet das altbewährte Streitorgan für musikalischen Fortschritt, das jetzt neuverwaltete Musikalische Wochenblatt", diesem Gegenstande den Beginn feines neuen Jahrganges. Das ist eine Sache, bei der man ein Ausprobieren in dieser oder in jener Form, ob nun von der äußeren Ausführung mehr oder weniger ver bedt wird, gewiß empfehler kann. Im übrigen wie wenig läßt ein wirklicher Konzerthörer durch Licht oder Tunkel, durch Streichbewegung oder Chorverschlüsse usw. eine Aenderung in seinem Hören ge= schehen! Er weiß auch, daß er nicht das wichtigste, daß er zwar ein unentbehrliches, aber doch nun ein sekundäres Glied im ganzen des fünstlerischen Geschehens ist; unt für ein solches sind die wenigsten Umstände die besten. Daß aber unsre Konzert- und zumal Theaterden bisherigen Hauptgliede, dem Publikum, machen, das zeigten räume die Kunst und die Künstler zum dienenden Gliede gegenüber wieder die Erfahrungen, die sich in den letzten Tagen aus dem Thema vom Theaterbrand ergaben, und die, mag mun der eine Bau sicherer, zweckmäßiger, als der andre sein oder nicht, doch immer wieder auf das eine hinweisen: auf die Dienstbarkeit von Kunst und Künstlern unter der Macht des Geschäftes der Unternehmer und der Unters haltung des Publikums. Von dent, was R. Wagner über das Elend der Opernhäuser gesagt hat, sind jene Erfahrungen schließlich nur Notausgängen u. dergl. wird nichts Wesentliches gebessert. Wichtiger ein, wenn auch ein besonders fühlbares, Beispiel. Mit einzelnen als ein verdeckies Orchester usw. scheint uns ein verdedtes publikum zu sein.
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" Hören Sie, Schulteiß, es handelt sich darum, das Zwanzigste Jahrhundert" zwischen Vaters Zeitungen heraus zu expedieren. Ich will nicht, daß Mutter den Aufsatz liest, dem ich den Titel„ Das kleine, glatte Jawort" gab; sie er fennt mich sofort an dem Stil. Und Sie wissen, wenn sie mit mir darüber sprechen will, und alles das, was man so schreiben kann, gleichsam ans Fenster genommen und gelüftet und besehen werden soll das ist ganz unerträglich! Wenn fie es angenommen haben, dann kommt es gewiß in dies Heft. Es durchschauert mich förmlich, wenn ich daran denke, wie manch ein junges Mädchen vielleicht schon in der nämlichen Nacht in Thränen gebadet daliegt und bereut, wie sie sich so in einer Minute dem Alleinherrscher hat völlig hingeben können... Es ließ mir feinen Frieden, bis ich es nieder geschrieben hatte, daß das Jawort so gelten sollte, daß sie mit Und wichtiger, als daß etwa das Finale im zweiten Afte der Leichtigkeit eine Scheidung erlangen fann und eigne Vereinen Operette geschickter aufgebaut ist als der entsprechende Teil fügung über ihr Vermögen und Gleichberechtigung mit dem einer andren Operette, scheint uns dies zu sein, daß auch die heiterste Manne hat." Theatertonkunst um der Kunst und der Künstler und nicht um des Bublifums willen da sei. Zu dieser Zukunftshöhe hat uns auch die neueste Operette nicht geführt. as Schwalbennest", eine dreiaftige französische Operette, Tert von M. Ordonneau, Musik von Henri Herblay jener ein älterer, dieser ein junger Mann wurde im Central Theater vergangenen Sonnabend zum erstenmal gegeben; der Erfolg war nicht nur am ersten Abend, sondern auch am zweiten so groß, daß dieser( den wir zum Anhören wählten) ebenfalls einer Premiere glich. Und zivar ist„ Erstaufführung" hier wörtlich zu nehmen: Direktor Ferenczy tam diesmal sogar der französischen Aufführung zuvor. Die Art des Stückes ist die einer Situationspoffe, aufgebaut auf Verwechs lungen, die als ein zur bestmöglichen Unterhaltung dienender Ik vor sich gehen, und denen hinwieder die Musik als Charakterisierung des blühenden Blödsinnes zu dienen hat, mit Verwendung mancher hochdramatisch ernster Formen und im übrigen aller bekannten Operettenkniffe von Brettlmusik des galoppierenden und des sentimental verweilenden Zuges. Nur ein Couplet fam da ausnahms= weise nicht vor. Das Libretto ist eine amusante Abwandlung des alten Themas vom Eindringen junger Liebhaber in ein Mädchenstift, eben das Schivalbennest. Mehr davon zu erzählen würde wahrlich nur ein Wiederholen des landläufigen Inventares der Operettenwelt sein. Der Komponist beherrscht den musikalischen Teil dieses Inven tars mit so viel flotter Geschicklichkeit, daß er vielleicht auch einmal etwas echt Künstlerisches schaffen kann; die Steigerung einer Riefenverlegenheit am Ende des zweiten Aftes zu einem Wirrwarr, der von einem Cafewalt beherrscht wird, ist ein virtuoses Stück der verkehrten und durch diese Verkehrtheit mitreißenden Musikwelt. Die Künstlerin, die im Mittelpunkte der Aufführung stand, der Stolz unfrer Operettenbühne, Mia Werber , bringt indirekt eigentlich doch einen Mißton in jene Welt. Sie ist allzu künstlerisch groß, allzu echt, als daß man für sie nicht etwas wesentlich andres wünschen müßte. Die wohlbekannten Uebrigen passen mit ihrer grotesken Dar stellung der Ult- Phantastik besser dazu. Kapellmeister Siegfried
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In der Zeit seit unserem letzten Spaziergang durch die gegenfvärtige Mufifwelt sind die örtlichen Ereignisse des Augenblicks sehr hinter weitergreifende Angelegenheiten zurückgetreten. Die Weih nachtszeit war sonst reich an Neuigkeiten des Theaters und an größeren Konzerten, in denen irgend ein Weihnachtsoratorium oder bergl. zu kommen pflegte. Die verhältnismäßig große Armut an produktiven Leistungen, in der sich unser Mufifleben jekt befindet, zeigte sich auch diesmal. Eines der Konzerte, die wir in dieser Beit besuchten, hat uns allerdings manche Freude gemacht: wir meinen den Abend, den der Komponist Robert Erben übrigens einer der feinfühligsten Klavierbegleiter-in Gemeinschaft mit vier Sängern und Sängerinnen gegeben hat. Das beste daran waren zwei neue Klavierstücke Erbens von gut moderner Charatteristik. Reicher gestalteten sich die ersten Tage des neuen Jahres. Namentlich traten zahlreiche Violinspieler beiderlei Geschlechtes auf. Der eine von ihnen, den wir zu hören bekamen, Ferencz Hegedüs, lehrte uns allerdings wieder nur den wohlbekannten Typus des geborenen Spielmannes kennen, den man sich nicht leicht ohne sein Instrument denken mag, der sich aber gerade durch sein Können verleiten läßt, schwere Aufgaben zu leicht zu nehmen und über die Kunst die Kunstfertigkeit zu setzen. Daß er speciell an gewichtigere deutsche Musik nicht heranreiche, fonnten wir uns nur von mehreren andren Seiten sagen lassen, da wir einen Teil seiner Konzertzeit in der Philharmonie" zubringen wollten, die trok jener Unproduktivität doch in mehrfachem Sinne den Namen einer Buvielharmonie" verdient. Es galt einen( den III.) der Liederabende von Dr. Ludwig Wüllner . Dieser Sänger, einer der vielen
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