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sich der Mündung des Flusses in das Kaspische Meer nähert. Be- Einladung zur Ausstellung in St. Louis   nicht zu folgelt, sonders die Hauptarme des Wolgadeltas find das Gebiet der großen so ist für das Parlament die Veranlaffung gegeben, sich mit der Fischerei. Die häufigsten Fische sind Brachsen, Barben, Welse, Sache zu befassen.

Aber der große Strom, der Riesendampfer getragen und in übermütiger Entfaltung seiner Wasserfülle nirgends eine Grenze finden zu können glaubte, endet fläglich. Mit der gewaltigen Ent­faltung in die Breite oberhalb Astrachans hat die Wolga   ihre Kraft erschöpft. Sie ist nun eine Greifin, der es schwer fällt, Lasten zu tragen, und wer bloß nach den endlosen Schwierigkeiten, mit denen die Schiffahrt im Wolgadelta   zu kämpfen hat, urteilen würde, ohne die gewaltigen Waffermassen zu sehen, welche ihn dort umgeben, der würde gewiß in der Wolga   nicht den gewaltigen Riesenstrom ver­muten. Aftrachan ist von der Mündung noch ziemlich weit ent­fernt. Je weiter die Wolga   fließt, desto mehr versandet sie, und es besteht andre Flüsse des Kaspisees sind dafür ein Beweis die Gefahr, daß dereinst auch die Wolga  , trotz ihrer Riesengröße und ihrer gewaltigen Wassermenge, ein Opfer der Austrocknung des Kaspisees werde. Die vielen Spaltungen, welche das weite Delta bilden, beschleunigen die Versandung. Je weiter die Wolga   sich von Astrachan   entfernt, desto mehr spaltet sie sich; ihre Delta- Arme erreichen schließlich, wenn auch nicht die von alten Reisenden er­wähnte Zahl siebzig, so doch fünfzig.

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Starpfen usw. Stellenweise kommen in der Wolga   die Neunaugen Es war das Verdienst des Abg. Singer, nicht nur die Frage in ungeheurer Menge vor, so z. B. bei Zarizhn, wo aus den Fischen, in der Budgetkommiffion anzuregen, sondern auch gleich richtig welche der Nationalrusse als Speisefisch verschmäht, Thran gewonnen zu stellen, indem er darauf hinwies, daß ein Teil der deutschen wird, der einen nicht unbedeutenden Handelsartikel bildet. Der Künstlerschaft auf die Beteiligung verzichte, weil sie einer gerechten faspische Hering, dessen Massenfang nach Millionen berechnet wird, Behandlung nach dem bekannten abfälligen Urteil aus hohem Munde ist ein wichtiger Vertreter der astrachanischen Fischtvaren. Die wert über die Secession nicht sicher sein zu können glaube. Diese Ve vollsten Fische sind jedoch die Störfische, welche den Kaviar und die denken würden auch nicht dadurch zerstreut, daß man neuer­Hausenblase, als Beigabe zu ihrem äußerst wohlschmeckenden Fleisch dings einige Gemälde neuerer Richtung aus Staatsmuseen Liefern. nach St. Louis   senden will. Der Hauptzweck der Aus­stellung sei anerkanntermaßen die Deffnung des amerikanischen  Marktes für die deutsche bildende Kunst; dieser Zweck werde aber mit unverfäuflichen Museumsbildern nicht erreicht und es sei be dauerlich, daß es dem Kommissar für die Weltausstellung nicht gelungen sei, Einflüsse von außen abzuweisen und die Differenzen zwischen den Künstlern auszugleichen. Graf Posadowsky und sein Kommissar Geh. Rat Dr. Lewald versuchten nun in langen, aber keineswegs flaren Ausführungen nachzuweisen, daß die Reichs­regierung von Anfang an den Wunsch gehegt habe, die Fehler früherer Ausstellungen zu vermeiden und auch den Secessionisten gerecht zu werden; es sei der Regierung aber nichts andres übrig geblieben, als sich an die alte deutsche Kunstgenossenschaft( die völlig unter dem Einfluß Anton v. Werners steht; Red.) zu wenden und der die Auswahl der Ausstellungsobjekte in der Hauptsache zu übertragen. Nun soll nicht bestritten werden, daß die Reichsregierung an fangs die Absicht hatte, volle Unparteilichkeit walten zu lassen; das erkannten auch die Redner Dr. Südefum und Graf Oriola an, aber an einem bestimmten Zeitpunkte hat diese Absicht Schiff­bruch gelitten! Graf Oriola, der sich im wesentlichen als einen Wie große Umivälzungen sich im Laufe der Zeit auch hier voll- Gegner der Secession bezeichnete, wies darauf hin, daß im Jahre zogen haben, zeigt ein Blick in die Berichte der Reisenden, welche modernen deutschen Ausstellung unmöglich gemacht wurde, weil 1902 dem deutschen Konsul in Chicago   die Veranstaltung einer in den letzten Jahrhunderten das Wolgadelta   besucht haben.- Jekinson benutzte zur Einfahrt in den Kaspisee noch die östlichte die Secession nicht geduldet werden sollte"; ähnlich fei es auch Mündung, das sogenannte Uwarinskoje Ustje, das schon im Anfange hier gewefen und man müsse bedauern, daß gerade den Künstlern, des 18. Jahrhunderts nicht mehr benutzt wurde, da damals das die die meiste Aussicht auf Erfolge in St. Louis   gehabt hätten, Jarkowskoje Uitje als das bequemste und sicherste Fahrwaffer galt. unmöglich gemacht worden sei. Auch Anfangs des vorigen Jahrhunderts bildete die alte Wolga   die beste Fahrstraße, aber nach wenigen Jahrzehnten war auch sie so ver­sandet, daß sie an manchen Stellen kaum vier Fuß tief war, während nun wieder der Bachtemir, der westlichste Arm, das beste Fahrwasser hatte. Heute sind die Zeiten unwiederbringlich dahin, wo große Seedampfer bis Aftrachan hinauffahren konnten. Die auf der Wolga   verkehrenden Dampfer und Barken finden jeht in Astrachau die Grenze ihres Vordringens nach Süden, und die Frachten werden dort auf kleine, flachgehende Fahrzeuge überladen, die allein noch im stande sind, über die seichten Stellen des Deltas hinwegzukommen und den Landungsplatz am See zu erreichen. Neberall bereitet der Triebsand der Schiffahrt ungeheuren Widerstand.

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Der Abg. Liebermann v. Sonnenberg trat der Regierung entgegen und unterzog ihr Verhalten seiner Kritik. Geh. Rat Lewald fuchte leicht, mit den Künstlern zu verkehren, sie hätten bald so, bald anders fich im wesentlichen hinter Form alien zu verstecken: es sei nicht entschieden und auf einem Delegiertentage zu Dresden   hätten fogar die Secessionisten der alten deutschen   Kunstgenossenschaft mehr Ver trauen bezeugt als der von der Regierung geplanten paritätischen Kommission, die in Hamburg   über Annahme oder Ablehnung der nur beweist das, Kunstwerke für St. Louis entscheiden folle. Mag fein­wie uns dünken will, nichts für die Regierung. Und aus dem Umstande, daß der fächsische Ministerialrat Dr. Woldemar v. Seidlitz mit an der Gründung des deutschen Künstlerbundes gewirkt hat, ob­Das Junere des Deltas ist mit einer Unmasse von Inseln aus- schon er nahe Beziehungen zu deutschen Kunstgenossenschaften schon gefüllt, von denen viele mit Wiesen bedeckt sind. Ihre Form sowie von Amts wegen pflegte, läßt sich eher das Gegenteil als richtig erkennen. Herr Geheimrat Lewald meinte auch, die Kunstgenossen­ihre Zahl ändert sich ständig, da der angeschwemmte Sand und Schlamm bald hier eine neue Insel bildet oder eine bereits bestehende schaft sei inumer offiziell vom Reiche unterstützt worden, deshalb sei vergrößert, bald dort das Hochwasser eine alte Jusel hinwegspült. es recht gewesen, der Kunstgenossenschaft auch in diesem Falle die Noch tief unten im Delta, auf den äußersten Inseln, trifft man Sache wieder zu übertragen; andre werden daraus gerade andre Wagati und auch größere Niederlassungen, ärmliche, niedrige Schlüsse ziehen! Hütten, welche, da hier Holz selten ist, aus Flechtwert errichtet und Bedeutung. Aber alle diese Organisationsfragen sind ersichtlich von minderer. In seinem Schlußwort als Korreferent wies der mit Schilf gedeckt sind. Sie dienen nicht bloß im Sommer den mit dem Fischfang beschäftigten Arbeitern zum Aufenthalt, sondern Abgeordnete Singer nochmals darauf hin, daß ihm der ganze Wirrwarr bergen auch eine ständige Bevölkerung, welche in dieser traurigen Stelle entstanden zu sein scheine; es sei ja selbstverständlich, daß sich aus der Bekämpfung der Rinnsteinkunst" durch eine unverantwortliche Dede auch den Winter verbringt. Siemirublewoje( Sieben- Rubel- bie abhängigen Beamten den so energisch ausgesprochenen Auf­Dorf) heißt das eine, weil dork ein Mensch wegen sieben Rubel erfassungen anzubequemen suchten, ob aber damit der Kunst im all­schlagen wurde ein die Gegend kennzeichnender Name. J. Wiese. gemeinen und der Ausstellung deutscher Kunst in St. Louis   gedient sei, das sei eine andre Frage. Jedenfalls werde sich Gelegenheit bieten, die ganze Angelegenheit noch aufs gründlichste im Plenum des Reichstages zu behandeln.

Kleines feuilleton.

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-m. Rinusteinkunst" oder wahre" Kunst? Die Geldforderung für die Beteiligung des Deutschen Reiches an der Weltausstellung in St. Louis   entfesselte gestern in der Budgetkommission des Reichstags eine Kunst debatte, deren Fortsetzung wir demnächst im Plenum zu erivarten haben. Seit Wochen kann man in den Zeitungen lesen, daß von Berlin   aus der Kampf gegen die böse Rinnsteinkunst" mit verstärktem Eifer geführt wird, und zwar nicht nur durch die That, die wir vor dem Brandenburger Thor über uns ergehen laffen müssen, müssen, sondern auch auf andre Weise: der preußische Kultusminister hat vergeblich versucht, die Gründung des deutschen Künstlerbundes in Weimar   zu hintertreiben, der königl. preußische Kunstbeamte in Königsberg  , Ludwig Dettmann  , hat eine strenge Verwarnung wegen secessionistischen Malens er halten, und der Graf Kaldreuth ist vom Kammerdiener des Reichs­fanzlers darüber belehrt worden, daß Excellenz wichtigere Dinge zu thun habe, als sich um die Angelegenheiten von Kunst- ,, Revolutionären" zu kümmern, oder auf gut deutsch  : daß er viel zu schlau ist, um heißes Eisen anzufassen und durch den Verkehr mit Secessionisten feine Stellung zu gefährden. Da ferner bekannt wurde, daß der Borstand des neuen Künstlerbundes, dem die namhaftesten Vertreter der Moderne angehören, die Mitglieder aufgefordert hat, einer

Man darf als sicher annehmen, daß bei diesem Anlaß auch andre Fragen der preußischen Kunstpolitik" behandelt werden! Medizinisches.

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ss. Der Jugendwahnsinn. Durch die Forschungen von Stahlbaum und Kräpelin   ist der Verlauf von Wahnsinnsanfällen. bekannt, die sich nicht selten im Alter der beginnenden Mannbarkeit, aber bei beiden Geschlechtern, einstellen. Zivei schottische Aerzte haben jetzt eine Reihe von Beobachtungen über diese Erkrankungen mit besonderer Rücksicht auf die etwaige Mitwirkung von Bakterien aus geführt und eingehend erörtert. 12 Fälle von Krankheit wurden auf ihre äußeren Merkmale, auf die Blutzusammensetzung und die Gegen­wart von Bakterien im Blut oder in den Geweben erforscht. Die Krankheit zerfällt in zwei Stadien. Das erstere wird als das akute bezeichnet. Dabei zeigen sich ftets Störungen der Verdauung, die fast regelmäßiges Erbrechen nach einer Mahlzeit zur Folge haben. Herzthätigkeit ist beschleunigt und unregelmäßig. Nach längstens vier Wochen tritt das zweite Stadium ein, das mit dem Namen des tatatonischen belegt wird. Die Katatonie ist eine der sonderbarsten Erscheinungen innerhalb der vielen Geisteskrankheiten und ist wohl mit der Bezeichnung Spannungsirresein" verdeutscht worden. Sie zeigt eine Abwechselung zwischen völliger Starre und krampfartigen Erregungen der Muskeln. Der Zustand der Regungslosigkeit, auch Statalepsie oder Starrfucht genannt, ruft einen unheimlichen Eindruck