-

Nun gehen tvir hinein in das Gebäude. Sanft wird man von Diener zu Diener gewiesen. Breite Treppen. Grüne Teppiche. Brunkende, überladene Treppengeländer. In zwei Nischen Bronze figuren, die nicht geschmackvoll hier wirken: weiß der Stein, grün der Belag und dazu dieses kupferne Leuchten.

91

-

Bersonen, und wenigstens zwei Drittel davon find Frauen. Infolge der Nähe zweier großer Klöster und des großen Zustroms der länd lichen Bevölkerung und der Bilger aus lamaitischen Ländern zu be fonderen Zeiten tönnte die Stadt bevölkerter erscheinen. Lhassa ist das wichtigste Handelscentrum des Landes, da es die Verbindung Borläufig ist weiter nichts zu sehen als der Sihungssaal und die zwischen Indien und West- Tibet und zwischen China und Dst- Tibet Wandelhalle. Alles andre ist noch unfertig und die Vollendung wird ist. Der Markt liegt um den großen Tempel herum; jeder freie Naum sich noch bis über den Sommer hinausziehen. Ueberall hämmern auf den Straßen und öffentlichen Plätzen wird von Läden und Buden noch Handwerker. Und im Sihungssaal ist noch nicht einmal die eingenommen. In den Läden sind fast nur Frauen beschäftigt, Beleuchtung fertig und ein Eichensockel vier Büsten, schade, daß mit Ausnahme der Läden, die Kaufleuten aus Kaschmir fie so anspruchslos gedacht sind, so ganz unkünstlerisch, gewissermaßen und Nepal gehören. Aber nicht nur Lhassa, auch ganz Tibet nur als äußerliche Erinnerung, daß einmal so ein Mann dieses kann als das Land der Frauen und der Frauenrechte bezeichnet Namens cristierte; der Name steht nämlich gleich auf der Brust ein werden. Das ist die Folge der großen Anzahl der Priester, die im gemeißelt ein Eichensockel also steht noch trauernd allein da, gölibat leben; ein großer Teil der weiblichen Bevölkerung hat das ohne Last. burch völlige inabhängigkeit im Geschäft und im persönlichen Bes nehmen. Im Familienleben findet man sowohl Vielweiberei wie Vielmännerei. Die Heirat mehrerer Brüder mit einer Frau oder mehrerer Schwestern mit einem Mann wird als ein idealer Zustand angesehen. Vielleicht in keinem Lande der Welt spielen die Frauen eine größere Rolle im Geschäft als in Tibet . Es giebt keinen im Lande betriebenen Beruf, in dem nicht Frauen beschäftigt find, und sie leiten oft große Unternehmungen ganz unabhängig von den Männern.

Eichenverkleidung über den ganzen Sizungssaal hin, bis zur Decke. Auf den Stühlen braunes Lederpolster. Darüber eine nichts­fagende Glasdecke. Drei freigelassene Flächen sollen offenbar später, an der Präsidentenseite, Bilder aufnehmen. Die ganze Anlage sonst wie im Reichstag.

-

-

Männer und Frauen tragen einheimisches Tuch in verschiedenen Farben. Die Kleidung der Armen ist gewöhnlich weiß, weil weiß am billigsten ist. Soldaten tragen dunkelblau, die wohlhabenden Leute ziehen rot voi, und die Fürsten und höheren Beamten dürfen gelb fragen. Die Leute sind eitel und prunksüchtig. Sie tragen Schmucksachen aus Gold, Silber, Korallen, Diamanten, Rubinen, Berlen, Türkisen und andren Steinen. Das Hauptnahrungsmittel ist Mehl aus gerösteter Gerste. Es wird mit Thee oder Gersten­wein gemischt. Das gewöhnliche Gemüse ist der Rettich. Die Lieblingsspeise aller Klassen ist eine Suppe aus Gersten­mehl mit feingeschnittenen Rettichen. Reiche Leute bereiten

Die Wandelhalle! Man sieht, daß sie viel gekostet hat. Ein schöner, graublauer, schwerer Teppichbelag. Ueberhaupt, man sieht, daß immer da, wo das Material redet, die Wirkung eine reine bleibt; das Weiß des Steins, der grüne Teppich, das Braun der Eichen­verkleidung wie schön müßte es, sparsamer und reiner verteilt, wirken! Allerlei Säulen stören schon durch ihre Buntigkeit. Und die drei Kuppeln, in die die Decke geteilt ist, haben ganz grausame, allegorische Darstellungen aufnehmen müssen. Man verrenkt sich den Stopf, starrt hinauf und kommt doch zu keinem Schluß, was das be­deuten soll. Warum steht neben dieser gräulich bunten weiblichen Figur ein Schiff? Warum macht dieser gräulich dreinschauende Recke ein so wütendes Gesicht? Man weiß es nicht. Nebenbei alles auf Goldgrund. Zu dieser Buntigkeit treten dann noch in Thürhöhe eingelassene Bronzereliefs auch allegorisch. Immer zieht sich da quer über das Feld in liegender Stellung, man weiß nicht weshalb, diese Suppe mit einer Bouillon aus zerstoßenen Knochen. Die eine Gestalt mit einer seltsamen Mühe. Hat irgend etwas hinter Tibetaner lieben rohes oder noch nicht gargekochtes Fleisch. fich. Einmal Aehren, so viel ich mich entsinne. Also: es soll Acker- at-, Hammel- und Schweinefleisch werden höher als Rindfleisch bau sein. Ein andermal wird ihm eine Kanone über die Schulter geschätzt. Das Fleisch von Eseln und Pferden wird nicht gegessen. gucken. Dann wird es der Krieg sein. Und dergleichen. Es ist eine Fische werden von den Armen gegessen, Geflügel gar nicht, Hühner Wandelhalle. Es sind Rebusse für die Wandelnden. In den Kuppeln werden nur der Eier willen gehalten. Butter wird hauptsächlich zur Allegorie die fleinen weißen Gruppen zwischen den goldenen Speisung der heiligen Lampen gebraucht. Buttermilch, die besonders erwähnte ich noch garnicht, sie machen sich einfach traurig an den behandelt wird, wird als Getränk sehr hoch geschäßt und ist das ge­Seiten Allegorie! Ueberall Allegorie. Der Wandelnde wird nicht wöhnliche poetische Symbol des reinen Weiß. Männer und Frauen seines Wandelns froh werden. Seufzend sinkt er auf die bereit trinten in großen Mengen Gerstentvein, der leicht berauschend und stehenden, dickpolstrigen Lederbänke und trommelt mit den Fingern sehr billig ist. Die Männer rauchen Blatttabat in Pfeifen, die auf die goldenverschnörkelte Seitenlehne. Mönche zerdrücken ihn zu Schnupftabat. Da Tabak teuer ist, wird er gewöhnlich mit Blättern andrer Pflanzen ver mischt. Der Tibetaner ist sehr eindrucksfähig und aber­gläubisch und geht nach jedem Ereignis in seinem Leben zu den Lamas oder Drafein, um die Erklärung dafür zu haben. Bei Krank­heit glaubt er mehr an ein vom Lama gesegnetes Gerstenkorn als an Medizin, oder er läßt einen Lama holen, der in seiner Gegen­wart ganze Litaueien fagt. An Feiertagen oder bei Festgelagen ist er luftig, fingt und tanzt. Die tibetanische Münze, im Werte von 40 Pf., ist der höchste bekannte Lohn, den ein Lama für einen ganzen Tag Beten erhält. Die besten Spinner in den ländlichen Bezirken bekommen täglich 32 Pf., der gewöhnliche Arbeiter, ob Mann oder Frau, 8 oder 12 Pf. Dienstleute bekommen kaum Geld, nur Kleidung und Nahrung. -

-

--

Ein Farbengetvirre, wo das Auge nicht mehr aus noch ein weiß. Keine Harmonie stimmt das alles zusammen. Es ist ein sinnloses Protzen. Der Cigungsfaal mit seiner einfachen Eichenverkleidung - ach, fehlten doch noch allerlei Schnörkel und Schnitzwerke!- wirkt ruhig dagegen. Sollte das Absicht sein? Sollen die Wandelnden flüchten in den Sitzungssaal? Gewissermaßen also: ein Er­ziehungsmittel? Ja, dann!

Es läßt sich, glaube ich, ivas Naumberschwendung anlangt, ein Mehr nicht denken. Schon draußen fällt das auf in dem freien Platz vor dem Mittelbau. Nun geht das Grundstück hinten durch bis nach der Prinz Albrechtstraße, wo es mit dem Abgeordnetenhaus zu sammenstößt. Als ob Grund und Boden hier wertlos wäre! Und drinnen breite Treppen und Vorhallen und Wandelhallen, es hat den Anschein, als wußte man nicht recht, wohin mit dem Raum.

Physikalisches.

Raum und Material, die unterstützen sich und hätten Besseres gegeben, als jetzt da steht. Wenn das alles unumschränkt da ist räumliche Weite und bestes Material, fönnte man da nicht erwarten, daß diese sachliche Güte etwas lehren könnte? Wirklichen Stil? Nicht Brunk? Nicht Bombast? Gilt nicht für öffentliche Gebäude ebenso die Notwendigkeit, so und nicht anders gebaut werden zu müssen, zu finden? Wie Messel fie für das Warenhaus fand. Uebrigens giebt es da mehr als eine Notwendigkeit. Aber nein! perimente. Allerdings darf man nicht etwa wegen des Doch wenigstens das eine brachte Raum und Material fertig: es drängte den sogenannten Hurrastil doch ein wenig zurüd. Leider tann man daraus lein Verdienst machen. Es ist ein Verdienst der Sache. Es geht ja eben nicht anders. Material ist nicht tot zu triegen. Und räumliche Weite wirkt immer imponierend.

-

-

bt. Radium, das Strahlende, heißt der geheimnisvolle Störper, der seit seiner Entdeckung durch das französische Physikers Chepaar Curie die wissenschaftliche Welt andauernd in Atem gehalten hat und noch hält. In der Urania zeigte Dr. Donath am Sonnabend das Radium und seine strahlenden Eigenschaften einem größeren Publikum in einer Reihe wohlgelungener Ex­Namens an besonders start hervortretende Strahlungs- Effekte denken; vielmehr sind die Lichtwirkungen, welche die vom Radium ausgehenden dunklen Strahlen hervorrufen, äußerst schwach erkennbar. Die Strahlen des Radiums wurden zuerst sehr bald nach und mur im Dunkeln von einem wohl ausgeruhten Auge der Entdeckung der X- Strahlen durch Röntgen von dem französischen Forscher Becquerel entdeckt. Für unsre Erkenntnis nicht minder wichtig als diese, wurden sie zunächst weniger beachtet, weil die praktische Verwertbarkeit der X- Strahlen Aller Aufmerksam feit auf dieſe lenkte und fesselte. Bekanntlich entstehen die X- Strahlen überall da, wo Kathodenstrahlen auf eine Glas- oder Metallwand fallen. Kathodenstrahlen sind jene dunklen Strahlen, die bei einer Raume sich geradlinig von der Kathode aus fortpflanzen und ihre Anwesenheit dadurch verraten, daß sie die Wand, auf welche sie treffen, zu fluoreszierendem Leuchten bringen. Von einer solchen fluoreszierenden Stelle gehen dann die X- Strahlen aus, ebenfalls dunkle Strahlen, die die mannigfachsten Stoffe mit Leichtigkeit durchdringen, in andren gewisse chemische Wirkungen hervorrufen, durch die sie z. B. Zersetzung des Chlorsilbers auf der photographischen Platte hervorbringen. Von den Kathodenstrahlen unterscheiden sich die X- Strahlen hauptsächlich dadurch, daß sie von einem Magneten nicht, wie diese, aus ihrer Bahn abgelenkt werden. Erwähnt sei noch, daß von der Kathode aus jich noch eine andre

Positives, Gestaltendes, ein Wille, der das Material dem Zweck gemäß formen möchte davon merkt man auch hier nichts. Doch, wie gesagt, schon das Fehlen einigermaßen des Ueberflüssigen berührt angenehm und so wird hier aus dem bewußten Fehlen fünst­Terischen Wollens wenigstens noch nein, Vorzug fann man nicht fagen. Heber eins freut man sich und ist dafür dankbar. Man kann nun so gut zurüdtreten und den Wertheim - Bau so ganz auf sich elektrischen Entladung in einem fast luftleer gepumpten wirken lassen. Da, an diesem Aufbau, war ein künstlerischer Wille thätig!

So stehen sich da zivci gegenüber. Auch zwei Denkmäler. Altes und Neues. Das Herrenhaus und Wertheim !-

Völkerkunde.

k. Voltsleben in Tibet . Thassa ist, wie der russische Forscher Zybitow schreibt, eine Stadt der Frauen. Die ganze Be­völkerung mit Ausschluß der Priester beträgt taum mehr als tausend