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Hier ist das Buch, Mutter." Es Klang leise, müde. Sie sah erschrocken auf: Wie frumm Du gehst, Adolf." Er tastete sich nach der Sofa Ecke. Ein Weilchen war's ganz still. Dann flapperte eine Tasse: Du hast recht, Mutter. Es ist Einbildung mit dem Kaffee. Er schmeckt gar nicht so übel. Man muß sich bloß dran gewöhnen. Und der Schoppen? Es geht am Ende auch so. Den Schnaps laß' man vom Tisch. Vielleicht, daß wir ihn für die Sonntagabende aufheben. Die Blumen sind unmüßes Zeug. Wenn wir den ganzen Garten mit Gemüse bebauen was meinst Du? Es braucht nicht jeden Tag Fleisch zu sein. Gieb doch das Buch noch mal her. Und zünde die Lampe. nein, laß nur. Man kann am Tage lesen. Und es sizzt sich viel gemütlicher in der Schummerstunde."

Die Dämmerung froch grau ins Zimmer und füllte die Eden mit tiefen Schatten. Immer dunkler wurde es und keins von beiden regte sich. Nur einmal kam es leise und schen aus der Sofa­Aber die Pfeife, die kannst Du mir lassen, was, Pauline? Wenn ich die billigste Sorte nehme?"

Kleines feuilleton.

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Jo c. h. Prüfung von Diamanten.  ( Nachbruck verboten.) Die gewöhnliche Prüfung des Diamanten erfolgt bekanntlich mittels der feinen, harten Goldschmiedfeile. Die Oberfläche eines echten Steines wird durch diese Feile nicht angegriffen, während jede Imitation gerigt wird. Im großen Laboratorium der Natur giebt es aber außer dem Diamanten noch andre Produkte, welche durch die Feile ebenfalls nicht angegriffen werden. Vielfach findet man die Ansicht verbreitet, daß ein Stein, welcher Glas rigt, auch ein Diamant sein müsse; diese Ansicht ist aber durchaus falsch. Man verwechselt hier bei die Begriffe Ritzen" und Schneiden". Ein Diamant schneidet nämlich bei leichtem Druck die äußere Schicht des Glases in einer Weise, daß nach dem Schneiden bei einem in geeigneter Richtung ausgeführten leichten Schlag die Glasscheibe an der Schnittstelle bricht. Andre Steine, wie auch künstlich hergestellte Körper können das Glas auch, zuweilen sogar tief, rizen, aber die Glasscheibe läßt sich an der geristen Stelle nicht brechen.

Ein geübtes Auge wird außerdem leicht erkennen, daß die Facetten eines geschliffenen Diamanten nicht so regelmäßig aus gebildet sind, wie diejenigen einer Imitation. Beim Schleifen und Polieren des echten Diamanten sucht man selbstverständlich, da der­selbe bekanntlich nach dem Gewicht verkauft wird, vom rohen Stein so viel wie möglich zu erhalten. Die Imitation zeigt dagegen stets vollkommen ausgebildete Flächen; es liegt kein Grund vor, an dem wohlfeilen Material zu sparen.

Eine andre einfache Prüfung bildet die Wassertropfen- Brobe". Bringt man auf die Fläche eines Brillanten einen sehr feinen Wassertropfen und versucht den letzteren mittels einer Nadel- oder Federspitze über die Fläche des Steines hinzubewegen, so wird der Wassertropfen seine fugelförmige Gestalt beibehalten, vorausgesetzt, daß der Stein vorher sauber gereinigt und getrocknet war. Bei einer Smitation( Straß  ) wird sich der Wassertropfen dagegen auf der Fläche ausbreiten.

Wird ein echter Diamant in ein Glas Wasser geworfen, so wird derselbe im Wasser deutlich zu erkennen sein; er sieht nämlich weiß aus; bei einer Imitation wird sich die Farbe des unechten Steines mit der des Wassers verschmelzen, und infolgedessen wird derselbe fast unsichtbar sein.

Tekterem ber härteste Stein; er widersteht gleichfalls der Feile, zeigt aber ein woltiges Aussehen und eine milchartige Farbe. Der Topas  geht ein klein wenig ins Gelbliche und wird von den Zähnen der Feile angegriffen. Es giebt eine große Zahl weißer Diamanten, aber ein reiner, Klarer, durchsichtiger Stein ohne einen Hauch von Färbung ist seltener, als man annimmt, so daß derartige Täuschungen wohl möglich sind.

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Aus dem Tierleben.

Schuhmittel tropischer Schneden gegen Austrocknung. Bei der großen Hiße und der oft langen Zeit der Dürre hat, wie Professor Dr. D. Boettger in dem Bericht der Sendenbergischen Naturforschenden Gesellschaft in Frankfurt am Main   1903" mitteilt, eine sehr große Anzahl von tropischen Land­schnecken der Austrocknung dadurch vorgebeugt und Widerstand ge­leistet, daß sie sich ein transportables Stalkdeckelchen zum Verschlusse ihres Gehäuses während der Trockenzeit geschaffen haben. Bei vielen der hierher gehörenden Arten hat sich außer dem Deckel sogar noch eine falfige Atemröhre oder ein Atemschlitz ausgebildet, der auf die sinnreichste Art dem Tiere gestattet, selbst während der Hiheperioden dem Atembedürfnisse zu genügen. Daneben fommt noch ein zweites Princip in Anwendung. Bei gewissen Palaina- Arten der Philippinen  fcheint es nicht zu genügen, daß das Gehäuse einen Schutzdeckel be­figt; vielmehr finden sich hier noch Kühlapparate, welche blasen­förmige, die Schale umgebende Auftreibungen darstellen, die mit Wasser gefilt sind und nur durch kleine Oeffnungen mit der Außen­velt fommunizieren. Durch die Verdunstungstälte geschüßt, ver­mögen die zarten kleinen Tiere die Pausen zwischen zwei auf ein ander folgenden Regenperioden zu überdauern. Erivähnenswert ist in diesem Zusammenhang auch die weiße Färbung der Schalen, wie sie für sämtliche Wüstenschnecken charakteristisch ist. Jede Ver dunkelung der Schalen würde hier eine vermehrte Wärmeaufnahme zur Folge haben, die das Leben des betreffenden Geschöpfes ge fährdete. Farbstoffausscheidungen trifft man daher an den Gehäusen der Wüstenschnecken nur auf der Innenseite.( Prometheus".)

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Humoristisches.

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Ein Pfiffifus. Zahnarzt: Haben Sie nur feine Angst. Ein Ruck und der Bahn ist heraus. Dann nehmen Sie ein paar Gläschen Cognac darauf und alles ist wieder gut. Patient: Könnte ich die paar Gläschen Cognac nicht vorher nehmen?"

-Im Geschäftseifer. Herr: Ja, ja, ihr Geld wär nicht übel; aber diese Züge und die hervorstehenden Schulter­blätter!" Heiratsvermittler: Wie heißt Schulterblätter? E Engel is se und Flügelansäge sind es!"

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haben!"

Ausreden lassen. Jeden Monat, wenn ich meinen Gehalt friege, lege ich gleich fünfzig Mark in die Sparkasse!" Sapperment, da müssen Sie ja eine ganze Menge Geld wieder!" Bewahre! Am Fünfzehnten hole ich es einfach immer ( Meggendorfer Blätter.")

Notizen.

-Ein Rousseau   Archiv foll in Genf   angelegt werden; alle handschriftlichen, bibliographischen und bildlichen Gegenstände, die mit Rousseau   in irgend einer Weise im Zusammenhang stehen, sollen darin aufgenommen werden. Der Genfer   Verwaltungsrat will für das Archiv ein Zimmer im Bibliotheks- Gebäude einräumen und eine jährliche Summe zur Unterstützung aussezen.

Seht man auf ein Stück weißen Papiers einen schwarzen Punkt und betrachtet denselben durch einen Diamanten hindurch mittels Vergrößerungsglases, so wird man den Punkt klar und deutlich sehen. Hält man aber eine Imitation zwischen Vergrößerungsglas und Papier, so wird der Punkt auf Grund der ungleichen Brechung der Goethes Lustspiel Der Großtophta" wird morgen Lichtstrahlen gebrochen erscheinen. Flußsäure( Stiefelfluorivasser in Dortmund   aufgeführt. Das Stück ist nur einige Male von ftoff), welche man nur in Gummigefäßen aufbewahren kann, da Goethe selbst, seitdem aber nicht wieder, zur Aufführung gebracht dieselbe sämtliche andre Substanzen, wie Glas, Porzellan usw. zer- worden. frißt, wird jede Imitation zersetzen; auf den echten Diamanten übt diese Säure keine Wirkung aus.

Man nehme ein Stück Stoff mit roten und weißen Zeichen, führe den zu untersuchenden Stein langsam über den Stoff hin and beobachte genau das Resultat. Ist der Stein eine Jmitation, so werden die Farben leicht zu unterscheiden sein; beim echten Diamant ist fein Farbenunterschied wahrnehmbar.

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- Die Münchener Elf Scharfrichter" sind wieder auf­erstanden. Die kaufmännische Leitung hat Leonhard Bullman, die künstlerische M. Henri übernommen.

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- Siegfried Wagner   wird nächstens ein populäres Sonzert des Philharmonischen Orchesters in der Philharmonie dirigieren.­

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Eugen d'Alberts Oper Tiefland" wird am Ein Diamant, auf Holz oder Metall gerieben, wird, nachdem 10. Februar im Leipziger Stadt Theater in Scene gehen; man ihn vorher den Strahlen des elektrischen Bogenlichts ausgefeßt das Stück ist bisher nur in Prag   aufgeführt worden. hatte, im Dunkeln phosphorescieren, was bei einer Imitation nicht Richard Wagners   Tristan und Isolde" wird der Fall ist. Wird der zu untersuchende Stein mit einer Paste oder im November d. J. zum erstenmal in der Pariser Großen Brei aus Boray bedeckt, dann in einer Spiritusflamme gut erhibt Dper gegeben werden. und hierauf plötzlich in ein Glas faltes Wasser geworfen, so wird In der Großen Berliner Kunstausstellung eine Imitation sofort in Stücke zerspringen, während ein Diamant 1904 soll diesmal besonders die heimische Kunst Berücksichtigung durch diese Feuerprobe nicht beschädigt wird. finden. Mit einer Sonderausstellung wird der Tier- und Wie wir oben bereits erwähnt haben, hat die Natur selbst auch Landschaftsmaler Oskar Frenzel  , der Führer der Sechzehner­verschiedene dem Diamanten ähnliche Produkte, Edelsteine, geschaffen, gruppe, vertreten sein.- welche aber sämtlich von geringerer Härte und infolge dessen auch In Argentinien   will man durch eine National. von geringerem Werte sind, als der Diamant. Beispielsweise sucht subskription die Mittel für den Bau eines staatlichen man Saphire und Topase, besonders diejenigen mit fast reiniveißer Bolarfchiffes aufbringen. Das Schiff soll in Schweden   unter Färbung, als Diamanten einzuschmuggeln. Der Saphir   ist nach Aufsicht Nordenskjölds gebaut werden.-

Berantwortl. Nedakteur: Julius Kalisti, Berlin.- Druck und Verlag: Vorwärts Buchdruckerei u.Berlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin   SW.