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durchzuführen; sie ist auch bereits seit einiger Zeit in Bezug auf die Türkes Blick aus dem Fenster" und" Der Briefkasten", der Bewegungen des japanischen Heeres und der Flotte verhängt worden. da so behäbig in seiner ganzen Größe au einem kleinen HolzUeberdies mußten bis vor wenigen Wochen die Depeschen der Presse zaun irgendwo in einem Dorfe hängt, find für dieses in Bar bezahlt werden. Ein Zeitungskorrespondent mußte sich des- stille Nachgehen, für diese Liebe zu den fleinen Dingen halb mit großen Summen versehen, was oft sehr unbequem war. des eignen Lebens bezeichnende und ehrliche Zeugnisse. Es ist etwas Jezt hat die japanische Regierung den Telegraphengesellschaften Idyllisches darin. Türke schildert gerne die märkische Kleinstadt. erlaubt, das Risito der Bezahlung auf sich zu nehmen und das Geld Die kleinen Häuschen. Die mächtigen blauen Briefkästen in den von den Hauptquartieren der Zeitungen einzufassieren. Für die grauen Straßen. Ja, still ist das alles, und ein wenig langweilig. Festlandslinie werden Depeschen in Nagasaki von den Telegraphen Aber es ist Charakter darin. Eine gemütliche Saite offenbart er. linien der japanischen Regierung zu der Großen Nordischen Gesell- Eine leise, innerliche Komik. Dies beides findet man vereint in schaft entweder über Schanghai oder Wladiwostok befördert. Von dem sauber und liebevoll gemalten, kleinen Interieur, wie wir es so Wladivostok folgt die Linie der Nordischen Gesellschaft der Eisen- oft in unsren Bauernstuben sehen, ein polierter Schrank mit allerlei gebahnlinie über Sibirien nach Libau an der Ostsee . Die englischen blümten Tassen und Tellern und eine Holzbettstelle in der Ecke mit Pressedepeschen werden aber kaum diesen Weg nehmen, obgleich rotkarrierter Bettdecke. Rußland versprochen hat, daß Depeschen unbehelligt bleiben sollen. Jn Schanghai beginnt das Kabel der Eastern Extension Company", und dieses Kabel nimmt die Linie nach Bombay auf. Von Bombay geht die indoeuropäische Linie über Land und zwar über Buschire, Teheran , Tiflis , Odessa , Warschau und Verlin weiter nach England. Das amerikanische Handels- Pacific- Kabel geht zu den Philippinen und berührt Japan nicht. Von den beiden Wegen für dirette Depeschen aus Japan dem russischen Weg über Land und dem Küstenweg über Indien und das Mittelmeer oder Indien und Europa wird die Hauptarbeit für Kriegsdepeschen im allgemeinen auf den füdlichen oder den Küstenweg fallen. Bei diesen Verhältnissen wird der Krieg sich in den Finanzen der Telegraphenagenturen und der großen Blätter sehr erheblich bemerkbar machen. Die Beamten in den Bureaus der" Eastern Company" lachten herzlich, als man fie fragte, ob der Strom von Pressenachrichten im Kriegsfalle die Dividenden der Gesellschaft erhöhen würde; denn man muß annehmen, daß der Krieg auch den Handel stört, und der geschäftliche Teil des Unternehmens ist der einträglichste.
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Wie lange es dauert, bis die Nachrichten eintreffen? Gewisser maßen- weniger als gar keine Zeit! Eine Zeitungsdepesche, die kürzlich um 2 Uhr 5 Minuten nachmittags aus Japan depeschiert wurde, erreichte London um 1 Uhr nachmittags desselben Tages, also 1 Stunde 5 Minuten, bevor sie abgesandt war! Natürlich kommt das daher, daß die japanische Zeit 9 Stunden der Londoner voraus ist. Die Dauer der Beförderung betrug also 7 Stunden 55 Minuten.
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Theater. Schiller Theater 0. König Lear " von Shakespeare . Es ist immer erfreulich, von den Bestrebungen dieses rüstig sich entwickelnden, um die Heranziehung großer Schichten zu ernstem Kunstgenuß so verdienten Volkstheaters sprechen zu dürfen. Die„ Lear"-Aufführung zeigte wieder, welch' ein Bedürfnis nach Klassikervorstellungen, die man sonst in Berlin , was öffentliche Bühnen anlangt, außer hier und da im Berliner Theater, fast mur noch in dem unerschwinglich teuren Schauspielhaus sehen kann, vorHanden. Der große Naum des Schiller- Theaters war bis zum legten Platz gefüllt. Mit aufmerkſamster Spannung folgte das Publikum. Wie viel fruchtbar fortwirkende Eindrücke mögen im Laufe der Jahre von hier schon ausgegangen sein!
Eine Lear"-Aufführung ist eines der seltensten Bühnenwagnisse. Daß da trotz allen Fleißes nicht eine durchweg abgerundete Dar stellung erwartet werden durfte, ist selbstverständlich. Aber das Gebotene war durchaus der Achtung wert. Mit überraschendem Geschick hatte die Inscenierung die Schwierigkeiten des häufigen Scenen wechsels überwunden. Die sonst so langweiligen Verwandlungen vollzogen sich auf offener, für wenige Augenblicke verfinsterter Bühne ohne alle Illusionsstörung. Herr Pategg in der Rolle des greifen, jähzornigen, unglücklichen Königs bewies fluge Kunst und fichere Beherrschung seiner Mittel. Die Höhepunkte der Leistung Tagen nach meinem Empfinden in der ersten Hälfte des Stückes, vor allem in der Scene, in der Lear Cordelia verstößt und dann später in dem Gespräch mit Goneril, als er den grimmen Fluch gegen die Undankbare schleudert. Die Schauer, die den Wahnsinnigen umwittern, uns grausend empfinden zu lassen, dazu aber reichte die Kraft schließlich doch nicht hin. Die Stimme, die zum entsetzlichen Flüstern gedämpft werden sollte, nahm unwillkürlich einen larmoyanten Klang an. Neben Bategg ist vor allem Friedrich Holthaus , der vorzügliche Atting hausen aus dem Tell, zu erwähnen, der in würdig schlichter Haltung frei von jedem Theaterpathos, den Gloster gab. Der melancholische Narr des Herrn Erich Ziegel war in der Auffassung sehr interessant, indes der Ausdruck des verhaltenen Grames wurde durch eine gewisse Monotonie der Sprache und des Wienenspiels gestört. Die Rollen der Goneril, des Kent und Edmund fanden in Gertrud Arnold , Friz Rolan und Georg Paeschke tüchtige Repräsentanten. ―dt.
Kunst.
e. s. Der Kunstfalon Wertheim bringt einige bemerkenswerte Bilder von Malern, die ich noch nicht kannte. Es sind dies Kloß, Türke, Mahler.
Türke und Kloß entnehmen ihre Motive der Mark. Beide wirken gut durch die Nuhe, mit der sie vor ihren malerisch zu bewältigenden Bortvurf treten. Sie suchen sich eigne Winkel aus in unsrer Landschaft, dicht um Berlin , deren charakteristischen Wesensgehalt sie wiederzugeben trachten.
Kloß schildert die Landschaft um Berlin . Auch Charlottenburger Stücke sind darunter. Winter am Kanal", Fabrikschornsteine, die hell in der Wintersonne stehen und den Rauch flüchtig in die kalte Luft hinausschicken. Diese blaue Winterluft und den Schnee, der auf grellroten Dächern noch frisch liegt, giebt er gut. Es ist Berliner Stimmung darin, ohne Karikatur, ohne Lächerlichkeit. Fein ist da ein Bildchen, wo die flare Luft des Winters, die die Farben so hell und freudig erscheinen läßt, so einheitlich das Land und die Häuschen verbindet. Ein andermal giebt Kloß eine Bodenwelle, eine sanfte Erhebung, mageres Ackerland, spärlich mit trockenem Gras umstanden. Jedes Uebertreiben ist hier vermieden. Wohl schimmern Vorbilder durch.( Die Worpsweder !) Aber diese Heimat ist das spürt man mit malerischer Liebe gesehen. Alles berücksichtigt und in Maß gehalten. Eine stille Lyrik waltet darin, ein Erust, und zugleich eine leise, malerische Freude. Die Künstler denken sonst meist, fie müßten sich ein wenig erheben über diese Aermlichkeit. Diese Landschaften sind empfunden. Sie sind nicht so träumend wie Leistikow die Mart giebt. Sie sind offener, jünger, natürlicher. Leistikow bevorzugt den etwas fultivierten Grunewald. Hier ist es das einfache, platte Land. Besonders schön schildert Kloß den märkischen Frühling und Vorfrühling. Wo der Schnee noch in den Ackerfurchen schmilzt. Und die ersten, frühlingsgrünen Spißen an den Sträuchern knospend hervorgucken: ob's noch nicht Zeit ist!
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Der dritte, Mahler, bevorzugt das Figürliche. Er giebt ,, Kartenspieler" und" Ein Kind am Fenster". Er will die Gestalt malerisch bewältigen. Fein lauscht er da das Werdende ab. Er scheut sich, die Kontur allzu hart zu nehmen. Er will die Luft verschwimmen lassen an der farbigen Erscheinung.
Technisches.
Achtfarbige Rotationsdruckmaschine. Eine bemerkenswerte Neukonstruktion auf dem Gebiete der Druckereimaschinen hat, wie die Technische Rundschau" berichtet, die Augsburger Maschinenfabrik A.-G. ausgeführt. Die Maschine hat acht Farbwerke für Illustrationsdruck und vier Papierrollen( zwei Druckund zwei Schmuspapierrollen), außerdem acht Truck- und acht Blattencylinder. Die fertiggedruckten Exemplare gelangen, nachdem sie auf der Falzvorrichtung gefaltet sind, zu zwei Ablegeapparaten. Die Wirkungsweise ist derart, daß entweder auf dem einen Papier= firang einfarbiger Schöndruck und fünffarbiger Widerdruck, oder zweifarbiger Schöndruck und fünffarbiger Widerdruck hergestellt werden können. Auf dem zweiten Papierstrang dagegen kann mir Schwarzdruck hergestellt werden. Von diesen beiden durch die Schneidcylinder vereinigten Papiersträngen werden 16seitige Eremplare abgetrennt, welche durch den Falzapparat zweimal ineinander gefalzt und auf einen Tisch, oder auch nur einmal ineinander gefalzt und auf zwei Tische abgelegt werden. Die Einrichtung ist derart, daß man entweder nur mit der einen oder mit der andern Papierrolle drucken kann, und die nicht verwendete Maschinenpartie ist dann abgestellt. Die in diesem Falle erhaltenen Bogen können ebenfalls zweimal gefalzt auf einen Tisch, oder einmal gefalzt auf zwei Tische abgelegt iverden.
Büchereinlauf.
Otto Erich Hartleben :„ Von reifen Früchten". Gedichte. München . Albert Langen . -Oskar Blumenthal : klingende Pfeile". Ge dichte. Berlin . F. Fontane u. Co. Buchschmuck von Joh. Martini. r. geb. 4 W., geh. 3 M.
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Arthur Gerson:„ Denksprüche für Erfinder". Berlin . A. Seydel( Polytechnische Buchhandlung). Pr. 1 M. Björnson: Arnljot Gelline." Epos. München . Albert Langen .
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- Otto Julius Bierbaum :„ Die Haare der heiligen Fringilla". Novellen. München . Albert Langen . Ernst v. Wolzogen: Was Onkel Ostar mit feiner Schwiegermutter in Amerita passierte". Erzählung. 5. Aufl. Berlin . F. Fontane u. Co. Pr. 1 M.Freiherr v. Schlicht:„ Erstklassige Menschen." Roman. Berlin . Otto Jante. Preis 4 M., gebd. 5 M.
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