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höheren Tierformen zu bemerken ift, in geringeren Abstufungen der niedrigeren, ja schließlich den niedrigsten, den einfachen Zellen zuzua schreiben. Er sprach früher ausdrüdlich von dem Bewußtsein" und der Seele" jeber Belle, wogegen er jekt zugiebt, daß ihnen ein Ich bewußtsein fehlt und ihre Empfindungen und Bea wegungen den Charakter des Unbewußten trogen". Aber an den Empfindungen, überhaupt an physischen Vorgängen bereits in der Zelle hält er doch fest.
geht, und verfolgt die Keime som Augenblick der Befruchtung, so findet man, wie das einfache Zellplasma, das den Keim bildet, überall gleichartig wächst, sich in mehrere Zellen teilt und zu komplizierteren Formen fortschreitet, die jedoch erst ziemlich spät Diffe renzierungen erfennen lassen. Der Embryo der Säugetiere, auch des Menschen, der in einem bestimmten Stadium der Entwicklung das Atmungsorgan der Fische, Kiemen, aufweist, ist ein charakteristisches Beispiel dieser Entwicklung, aber nur eines von vielen Tausenden. Tas biogenetische Grundgeseh, wie Haeckel die Seine Ausführungen auf diesem Gebiete haben zur Klärung Formulierung der von ihm nachgewiesenen Thatsache nannte:„ die der großen Rätselfragen des Lebens so gut wie nichts beigetragen; Entwicklung des Individuums ist eine kurze und schnelle Wieder mehrfach verrät sich schon in der Fragestellung, daß sich Haeckel der holung seiner Stammesgeschichte", warf ein helles Licht auf die eigentlichen Schwierigkeit, die es zu überwinden gilt, gar nicht bea Entwicklung der Arten selbst, und Haeckel stellte schon 1866 in seiner wußt geworden ist. Dabei lebt er der fröhlichen Ueberzeugung, den Generellen Morphologie der Organismen" einen Stammbaum von Zusammenhang zwischen Körper und Geist in sehr weitem Maße aufden einfachsten einzelligen Lebewesen bis zum Menschen herauf auf, gehellt zu haben und glaubt gerade hierin, die eigentliche Bedeutung einen Stammbaum, der gewissermaßen zugleich ein natürliches seiner Lebensarbeit erblicken zu müssen. Sein letztes Werf,„ Die Enstem" der jetzt bestehenden Arten darstellen muß. Zwei Jahre Welträtsel", das er selbst als den Abschluß seiner Lebensarbeit bea später stellte Haeckel seine Forschungsresultate in dem populär gezeichnet, ist vollständig von diesem Bewußtsein durchdrungen. schriebenen Werfe„ Natürliche Schöpfungsgeschichte" dar, durch das Nun, es ist nicht sein einziger Irrtum, glaubt er z. B. doch auch, jein Name und seine Ansichten in die weitesten Kreise drang, deren daß in der Darwinschen Lehre eine vollständige Widerlegung des Weltanschauung sehr wesentlich beeinflussend. Socialismus vorhanden sei.
In den 36 Jahren, die seither vergangen find, blickt die Ent: deutende Mann sein, der über die Richtung, in der seine Bedeutung Haedel ist nicht der erste und wird auch nicht der letzte be wicklungslehre auf einen ununterbrochenen Siegeslauf in der Welt des geistigen Lebens zurüd, es giebt heute feinen ernsthaften Forscher liegt, in schwerer Täuschung befangen ist; aber das kann seiner mehr, ja, es giebt überhaupt keinen Menschen von naturwissenschaft- Herzen bringen auch wir dem 70jährigen Bahnbrecher und Vers wirklichen Bedeutung feinen Abbruch thun, und mit freudigem licher Bildung, der nicht auf dem Boden der Descendenztheorie( Ab- tiefer der Entwicklungslehre unsern Glückwunsch dar. stammungslehre) steht; Darwins und Haeckels Arbeiten bilden die Grundlage für jede gesunde Betrachtung bei der Erforschung der Lebewesen.
Damit ist natürlich nicht gesagt, daß die weiterschreitende Wissenschaft ihnen in allen Einzelheiten Recht gegeben hat, speciell ist das Selektionsprincip Darivins und die mit ihm verknüpfte Lehre von der ganz allmählichen Umbildung der Arten scharf ange griffen und kritisiert worden; in neuerer Zeit glaubt man mehrfach. ganz plötzliche Umänderungen von Arten( Mutationen) nachweisen zu können, auf denen man eine vollständige Mutationstheorie der Entstehung der Arten aufbauen zu fönnen hofft. Möglicherweise wird hierdurch der Wirkungskreis des Selektionsprincips erhebliche Einschränkungen erfahren. Bemerft sei übrigens, daß Haeckel an einer unbeschränkten Geltung des Seleftionsprincips auch heute noch fejthält.
Kleines feuilleton.
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Bt.
gelegen, weder zu nördlich, noch zu füdlich, weder zu östlich, noch tt. Der Sonnenschein in Deutschland . In der Mitte Europas zu westlich, ist Deutschland selbst seiner Natur nach so recht ein Reich etwas. So ist es auch mit seinem Klima. Auch hier fehlen die der Mitte. Alles Extreme liegt ihm fern, aber es besitzt von allem Extreme, aber das deutsche Reich, einen so kleinen Bezirk es schließlich auf der großen Erdkugel einschließt, ist doch auch in seinen Teilen feineswegs gleichmäßig geartet. Das zeigen wieder die Beobachtungen, die fürzlich über die Dauer des Sonnenscheines in Deutschland verFür die Bedeutung Darwins und Haeckels und ihre Würdigung öffentlicht worden sind. August Eichhorn hat diese Beobachtungen ist es natürlich ziemlich unwesentlich, ob durch weitere Forschungen auf den einzelnen meteorologischen Stationen so verarbeitet, dass das Selektionsprincip mehr oder minder eingeschränkt wird oder er sie auf einer Starte graphisch dargestellt hat. nicht. Ihre Lebensarbeit bleibt darum nicht minder wertvoll und Orte, die eine gleiche Dauer des Sonnenscheins im Jahre( nach dem wichtig für die gesamte Fortentwidlung der Erkenntnis. Haeckel Durchschnitt berechnet) besigen, miteinander durch Linien, die er felbst allerdings sieht seine wesentlichste Bedeutung in einem ganz sohelien nennt. Daraus läßt sich leicht schließen, welche Gegenden andren Punkte. Allerdings ist er sich der besonderen Wichtigkeit in Deutschland sehr sonnenscheinreich oder sonnenscheinarm sind. Für bewußt, die das biogenetische Grundgesez in der Biologie gewonnen das Klima einer Gegend ist natürlich die Sonnenscheindauer von at. Aber weit über das Gebiet des organischen Lebens hinaus großer Bedeutung, die Pflanzenwelt ist von der Belichtung abhängig, scheint Haeckel die Statuierung eines Zusammenhanges zwischen der auch für die Menschen ist der Einfluß des batterientötenden Sonnenlichtes organischen und unorganischen Welt bedeutsam. Wie er nach oben nicht gering zu veranschlagen. Das sonnenscheinreichste Gebiet Deutschdie Konsequenz der Entwicklungslehre gezogen und den Menschen in lands ist zunächst eine breite Zone im östlichen Deutschland von Kolberger ihr Bereich hineingezogen hatte, so wollte er die Reihe auch nach münde über Samter nach Leobschüz hin. Hier ist es wohl die kontinentale unten fortseßen, über die einfachsten einzelligen Lebewesen hinaus Lage, die sich im Often Deutschlands in der Nähe des großen zu unorganischen Gebilden. Eine einheitliche Auffassung der Natur russisch- asiatischen Festlandes bemerkbar macht. Die geringen Niederschien ihm zu fordern, daß das gesamte All, Anorganisches und schläge, die fühle Temperatur, die hier herrschen, sind naturgemäß Organisches, nur eine einzige ununterbrochene Entwicklungsreihe verbunden mit einer Klarheit der Luft, welche die Sonnenstrahlen darstellt. Die Kant- Laplacesche Theorie von der Entstehung und zur Erde gelangen läßt. Außerdem gehört die Gegend von Jena Entwicklung unsres Planetensystems schien diese Auffassung zu stüßen. zu dem sonnenscheinreichsten Gebiete Deutschlands . Hier ist die Hiernach ist unser Weltsystem aus einer einheitlichen fein verteilten Ursache der starken Belichtung eine ganz andre. Jena liegt fugelförmigen Gasmaffe entstanden, die fich allmählich verdichtete im Regenschatten. Die vorgelagerten Gebirge fangen die und von ihrem Aequator zufolge der Schwungtraft Teile abschleuderte, Riederschläge auf und die Gegend von Jena bleibt so verhältnis die nunmehr den sich weiter zusammenziehenden Hauptförper um- mäßig frei von Lufttrübung. Ueberhaupt haben sich die Gebirge als treisen müssen. Auch die Erde, die so entstanden gedacht wird, war die dunstreichsten Gebiete Deutschlands erwiesen. Es ist kein Zufall, einst ein feuriger Gasball, auf dem erst bei seiner allmählichen Ab- daß gerade der Thüringerwald mit dem Inselsberg als Centrum zu fühlung und Umformung die Bedingungen zur Entwicklung von den sonnenscheinärmsten Gebieten gehört. Also hellstes und finsterstes Reben entstanden. Als aber diese vorhanden waren, da entstanden Gebiet liegen nahe bei einander. Dasselbe Verhältnis macht sich auch die ersten Lebewesen durch-? Auf diese Frage antwortet auch bei den Sudeten , dem Teutoburger Walde, dem Weserbergland Haeckel : durch Urzeugung( Generatio aequivoca), d. h. aus un- und dem Harz geltend. Fast ebenso sonnig wie die beiden erwähnten organischem Stoff. Leben ist danach eine bestimmte Funktion des Gegenden ist das Tiefland des Oberrheins, das von Gebirgen umgeben norganischen Stoffs, das unter gewissen Bedingungen stets auf ist. Die außergewöhnliche Milde und Schönheit des Rheinthals hat ohne treten muß. Zweifel ihre Ursache in der starken Belichtung. Sehr sonnenscheinDer strenge Forscher wird hier einen zivingenden Beweis ver- arme Gebiete sind außer dem Inselberge die Gegend von Chemnit langen, er will die Generatio aequivoca sich vor seinen Augen, unter und von Aachen . Ferner fangen die Dünfte der Großstädte in befeiner Kontrolle vollziehen sehen, wenn er sie als thatsächlich an- deutendem Maße die Sonnenstrahlen ab. Das tritt namentlich bei nehmen und aus dieser Annahme weittragende Folgerungen ableiten Hamburg , Magdeburg und Chemnitz hervor, weniger bei Berlin , soll. Aber gerade in dieser Hinsicht sind bisher alle Bersuche ge- allerdings nur deshalb, weil die Beobachtungsstation sich außer scheitert. Trotzdem die Bemühungen für die Beobachtung der Ür- halb der Stadt, weit von Fabriken entfernt, befindet. August zeugung tausendfach vervielfältigt, trotzdem die Beobachtungsmittel Eichhorn hat noch eine Karte hergestellt für die Sonnenschein tausendfach vermehrt und verfeinert sind bis auf den heutigen dauer im Winter. Bevorzugt ist hier wieder das Rheinland , die Tag ist sie niemals beobachtet worden. Freilich ist es trotzdem mög- Gegend um Jena und das Gebiet südöstlich von den Sudeten. lich, daß es dennoch Urzeugung giebt; nur hat sie sich bis jetzt unfrer Am sonnenärmsten ist die westliche Ostseeküste, wo im Winter sehr Kenntnis entzogen, und wenn Haedel sagt:" Die Urzeugung leugnen, häufig Nebel auftreten. Sonnenarm ist auch die Gegend am Insels heißt das Wunder verkünden", so ist das zwar der Ausdruck einer berg und bei Marburg . Während im Sommer Ostpreußen eine fejten Ueberzeugung, aber fein wissenschaftlicher Beweis, ebensowenig, ziemlich lange Sonnenscheindauer aufzuweisen hat, ist es im Winter wie das Dogma von der zusammenhängenden Entwicklung der un merkwürdigerweise geradezu sonnenscheinarm. Auch das rührt wahrorganischen zur organischen Welt an die Stelle eines sicheren Beweises scheinlich daher, daß über der oftpreußischen Seenplatte im Winter treten darf. Rebelbildung häufig ist. Wie man sieht, braucht ein Gebiet, das wenig von der Sonne beschienen wird, darum noch nicht regenreich zu sein.
Seine Anschauung von der einheitlichen Entwicklung der gesamten Natur führt Haeckel weiter dazu, auch das geistige Leben, das an den
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