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Ist es aber schon größer und fchiverer, so muß es mit den Ständern| Rolle des Abgebliẞten mit trocken- lustigem Huntor, Helene umflammert werden. Fehdmer in diskreter feiner Auffassung die der Therese.

Die Waldschnepfe ist nicht das einzige unsrer heimatlichen Tiere, in deren Lebensweise noch so manches unsicher und unklar ist. Otto Schirmer.

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Die Diebessatire des anarchistisch schillernden Ottave Mirbeau enthält, wie seine Hochfinanz- Satire Geschäft ist Geschäft", die das Deutsche Theater in dieser Saison aufführte, einige grimmige Wahrheiter, bleibt aber hinter dieser sonst weit zurück. Der burleske Einfall ist zu weit ausgesponnen, entbehrt zu sehr der überraschenden Steige­rung, als daß die krasse Unmöglichkeit der Situation nicht doch am Ende peinlich empfunden werden sollte. Das Dietrichshandwerk, das, so hoch qualifizierte Leistungen, so viel Geschick, Mut, Geistesgegen Ein Pantoffelheld, dem einmal die Geduld riß. Ueber eine wart es verlangt, in der bürgerlichen Gesellschaft sich dennoch nicht vor dem Bezirksgericht Wieden in Wien stattgehabte Verhandlung berichtet das Neue Wiener Tageblatt":

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Kleines feuilleton.

Richter( zum Justizwachmann): Rufen Sie das Ehepaar Martin und Hedwig W."

Die Frau tritt zuerst ein, mit energischem Schritte; er ängst­lich dicht hinter ihr.

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Richter( zum Manne): Geben Sie Ihre Generalien ab!" Die Frau: Er ist im Jahre 1857 geboren, nach Wien zuständig!"

Richter: So lassen Sie doch Ihren Mann reden! Manue): Sind Sie schon einmal vorbestraft?"

Die Frau( energisch): Nein!"

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der geringsten Achtung erfreut, wird hier von einem Gentleman in Frack und Cylinder, dem ein Lakai den Koffer zur Bergung des erbeuteten Gutes nachträgt, mit allem Anspruch auf die schuldige Berufsehre ausgeübt. Der Herr, der den Salon des einer Börseaners nächtlichen alten Inspektion unterwirft, kommit aus geradenwegs dem Klub. Als gediegener Kenner mustert er die Kunstsächelchen, die etwa des Mitnehmens würdig, und vertieft sich, während der Diener fie verpackt, dann in das Studium der Wertpapiere. Ein Geräusch weckt den Besizer; im Schlafrock, schlotternd vor Angst, einen Revolver vor sich haltend, tritt er herein. Die vollendete Eleganz des Diebes hilft dem Alten aber über die Schwierigkeit der Situation hinweg, er seht sich neus gierig bewundernd zu dem fremden Herrn und läßt sich erzählen. Zer- Stehlen muß ein anständiger Mensch ja doch, es ist also ehrentvert, das Princip auch offen zu bekennen und in seiner reinsten Gestalt zu praktizieren. Diese These, die dem Börseaner erst ein wenig wunderlich erscheint, weiß der Gast, indem er ihn an seine eigne Börsenpraris erinnert, ganz plausibel zu machen. Seiner früheren Gaunereien gedenkend, tichert der Alte bald vergnügt in sich hinein. Und ist's nicht überall so, wenn man viel Geld machen will im Journalismus wie in der Politik? Ein pikantes Histörchen, das der Einbrecher am Schluß erzählt, gewinnt ihm völlig das Herz des Alten. Der Polizist wird fortgeschickt und unter gegenseitigen Hochachtungsbeteuerungen nehmen die Herrschaften von einander Abschied.

Richter: So lassen S' doch Ihren Mann reden!" Der Mann aber scheint die Sprache verloren zu haben. fnirscht, als wäre es eine Gardinenpredigt, hört er die Anklage an, die ihm zur Last legt, er habe seine Frau nach einem Wortstreite zu Boden geworfen, mit Füßen getreten und mißhandelt.

Angeklagter:" Bitt, Herr Richter, ich hab's lang' aus­g'halten, bin stad( still) g'wesen; aber endlich is mir die Geduld gerissen. Ich hab's g'haut.( Wehmütig:) Aber so net, das is ehnder übertrieben."

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Richter: Wissen Sie, daß das eine Roheit ist? Nicht ein­mal einen Hund behandelt man so, viel weniger seine angetraute Frau!"

Die Frau erklärt dann, indem sie dem Manne einen strengen Blick zuwirft, ihm diesmal noch verzeihen zu wollen. Sie entschlägt sich der Zeugenaussage und ermöglicht so den Freispruch des Angeklagten.

Richter( zu dem Manne): Aber ich warne Sie! Für dies­mal geb' ich Ihnen nur einen Verweis."

Der Mann( fich linkisch verbeugend):" Danke, bitte, ich werd's nicht mehr thun." Und die Frau wirft ihm im Hinausgehen einen Blick zu: Ich möcht's Dir auch nicht raten!"

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Theater.

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Trianon Theater. Das elfte Gebot". Drei Afte Ibon Edmond Sée. Der Dieb". Satire in einem Aft von Ottave Mirbeau. Das Stück von Edmond Sée hat einige Unterscheidungsmerkmale gegenüber dem gegenüber dem gewöhnlichen Pariser Schwant: es fehlt die übliche Hezjagd der Verwechselungen. Ein Advokat, in Ehescheidungssachen Specialist, bricht eine Lanze für die Frauen und erklärt in jener Schwantwelt eine unerhörte Paradorie das schöne Geschlecht besäße einen angeborenen Hang zur Treue, der Ehemann ist diesmal gar nicht lächerlich und von feiner, nach einigen Seitensprüngen reuig zu ihm zurückkehrenden Gattin wird wenigstens gesagt, sie habe einen offenen und stolzen Charakter. An Stellen scheint es, daß dem Autor so etwas wie der Blan einer räfonnierenden Charakterkomödie vorgeſchivebt hat. Doch es bleibt bei schwachen Ansätzen und die Lücken werden mit reichlicher Zuhilfenahme der traditionellen Posseningredienzien ausgefüllt.

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Die Darstellung der Scene durch Junkermann( Dieb) und dt. Laurence( Börseaner) war ausgezeichnet. Humoristisches.

- Nach dem Freispruch. A.: Werden alle Straf­gefangenen in Deutschland gleich behandelt?" B.: Na, so praeter Prosper."

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Auf schiefer Ebene. Major: Gestatte mir, Herrn Oberst gehorsamst darauf aufmerksam zu machen, Lieutenant v. Blingen schriftstellert."

Oberst: Aber, bester Herr Major, der hat ja nur sehr an= erkennenswerte Artikel für das Militär- Wochen= blatt" geschrieben."

Major: Verzeihen, Herr Oberst, so fängt das Unglück immer an.'

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Streng. Vorsigender des vegetarischen Vereins( zu dem sich meldenden neuen Mitgliede):" Bevor ich Sie in unsern Verein aufnehme, muß ich an Sie die ernste Frage richten: Woher kommt der große Fettfleck da auf Ihrer ( Lustige Blätter.")

Krawatte?"

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Notizen.

- Georg Hirschfelds neues dreiaktiges Schauspiel Nebeneinander" wird am 25. März im Münchener Residenz- Theater erstmalig in Scene gehen.-

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Jm Wiener Raimund- Theater fand das Drama Dana Petrowitsch" von Roda Roda bei der Erſt­aufführung vielen Beifall.

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Ludwig Wüllner ist vom Beginn der kommenden Saison ab für das Neue Theater engagiert worden. Wüllner, der meist nur als Liedersänger bekannt ist, war früher jahrelang Schauspieler, u. a. auch in Meiningen ; er wird auch jetzt seine Konzert thätigkeit nicht einschränken.-

Der Indiskrete", heißt im Französischen der Titel. Herr Lucien Rivolet, der Günstling, dem Madame Therese, der stolze und offene Charakter", darum, weil der arbeitsame Gemahl sie durch Un­empfindlichkeit gegen ihre Parfüms usw. beleidigt, ihr Herz geschenkt hat, ist die gelungensie Figur des Stüdes: ein jungenhaft­eitler und drollig- naiver Prahlhans, mit dem die Zunge alle Augenblicke durchgeht. Du sollst nicht reden von Deines Nächsten Weib, wenn Du ihrer begehrst", dies Anstands­minimum der Unanständigkeit, das der Advokat dem Un­vorsichtigen als elftes Gebot einschärft, empfindet der als ganz unmöglichen Zwang seiner freien Persönlichkeit. Mit Lächeln, Augen zwinkern, zwei- und eindeutigen Worten hat er so ziemlich ganz Paris " von seiner Eroberung in Kenntnis gefeßt. Er versteht nicht recht, wie ihm Therese dies Vergnügen der Publicität, durch das sein Selbstbewußtsein sich so angenehm gekräftigt fühlt, im Ernst mißgönnen kann. Seine Eifersucht giebt seiner Indiskretion nichts nach. Einen ernsthafteren Verehrer, zu dem Therese, die Schatten­feiten ihres ersten Ritters allmählich doch erkennend, sich bekehrt hat, beißt Rivolet mit seinen Redensarten aus dem Hause; und auf ihn nun als einzige Reserve angewiesen, wird es der Dame bange vor der-An der Unterrichts- Anstalt des Kunstgewerbes Ehescheidung. Geschehen ist noch nichts. Dem schwer begreifenden Gatten Museums, Prinz Albrechtstraße 7, werden die Anmeldungen für bringt der gefällige Advokat nun bei, woran er es habe fehlen lassen, das mit Anfang April beginnende Sommer- Semester vom 21. bis nämlich an der Parfüm- und Toilettenbewunderung, an delikaten 31. d. M. entgegengenommen. Die Aufnahmeprüfungen finden vom Küssen auf das Haar und auf den Nacken, in Summa, an der 7. bis 13. April ftatt. Poesie der Liebe". Nach dieser rasch in Pragis umgesetzten Er­fenntnis steht dem Eheglück nichts mehr im Wege und Nivelet, der Heiratstandidat, wird vor die Thür gesetzt.

Es wurde viel geklascht. Herr Junkermann spielte die Verantwortl. Redakteur: Paul Büttner , Berlin.- Druck und Verlag:

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Das Lied vom Werden und Vergehen", eine Komposition für Chor, Orchester und Orgel von W. de Haan, erzielte in Köln , wo es im zehnten Gürzenich- Konzert als Manuskript aufgeführt wurde, einen großen Erfolg. Zwei Gemälde Böcklins wurden dieser Tage in Berlin versteigert: Die Nacht" für 11 950 M., Die Melancholie" für 9960 M.

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Für die Wiener Moderne Gallerie sind ein Mädchenkopf" von Leibl( aus dem Nachlasse des verstorbenen Professors Kopf in Rom ) und ein Lenbach Porträt" von Böcklin , aus dem Jahre 1862, angekauft worden.- Vorwärts Buchdruckerei u.Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin SW.