haben zu zierliche Blüten, als daß sie. von unten gesehen, sonderlichins Auge fallen; aber ich will doch unter meinem Blutenschmuck auchfür die Nähe etwas haben. Aus demselben Grunde ziehe ich auch einpaar Pslänzchen Reseda, an dessen seinem Geruch ich michabends labe.Es wird bei meinem Pflanzensortiment aufgefallen sein, daßdasselbe klein und nur aus billigen Pflanzen besteht; nun, das hatseinen guten Grund. Ein sparsamer Hausvater muß rechnen, undda kann er nicht alle Jahre so und so viele Mark für Pflanzen aus-geben. Ich kaufe fast nichts: Pelargonien� einige Chrysanthemuitiund einige(nur aparte Farben) Petunien werden auf dem Boden, imKeller und im Zimmer überwintert, von allen Pflanzen werdendie Samen gesammelt und immer wieder gesäet, ab und zu wirdauch für wenige Pfennige eine neue Sorte gekauft und dafür eineandre, nicht mehr reine, ausgeschieden.Die Erde in den Kästen ist schon seit acht Jahren nicht erneuert,ich behandle sie folgendermaßen. An einem schönen Februartagemache ich mit einer Kohlenschaufcl den ersten Kasten leer. Alle totenStauden, die sich noch in dem Kasten vom Sommer her befinden, legeich unten in den Kasten(die Steinschicht bleibt natürlich im Kasten)und fülle die Erde des zweiten Kastens darüber und zwar so, daß dieoberste Schicht unten zu liegen kommt. So fahre ich mit allen Kästenfort, und in den fünften hinein kommt schließlich die Erde, die zuvorin dem ersten sich befand. Geebnet wird die Erde in den Kästen nochnicht. Nun nehme ich Bogeldung, den mir meine Vogelsammlungreichlich liefert, und streue eine ganz dünne Schicht auf die Kästen.Dort bleibt er liegen bis zu Anfang April und wird in dieser Zeitvom Regen ausgelaugt und aufgelöst. Mitte April aber wird dieoberste Erdschicht nochmals umgeworfen, geebnet und sofort Kapuziner-kresse gesät. Anfang April sind im Zimmer auch Reseda und Asterngesät; Chrysanthemum säe ich immer im Juli neu an. Ende Apriliverden dann auch die Blumenbretter, welche natürlich den Winterüber nicht draußen bleiben, befestigt und an sonnigen Tagen dieüberwinterten Pflanzen ins Freie gebracht, abends aber wieder insZimmer gestellt, bis das Wetter es ratsam erscheinen läßt, sie auchnachts über im Freien zu lasten, was von Anfang Mai ab der Fall ist.Nur muß man zur Zeit der kalten Tage ein scharfes Auge auf dasThermometer haben.Tie Kresse säe ich in 13 Ccntimeter Entfernung dicht an dieAußenseite der Kästen, dazwischen, jedoch etwas mehr nach der Mitte,pflanze ich später Astern und Petunien, den übrigen Raum aber er-halten die Berbenen, auch manchmal noch Levkojen und Stief-Mütterchen, und für die Reseda findet sich auch immer noch ein kleinesPlätzchen; sie sind bei mir die Stiefkinder.Rechts und links auf den Blumenbrettern aber erhalten diePelargonien und Chrysanthemum und gelegentliche Gäste ihren Platzund davor(nach innen) habe ich einen ganz schmalen, aber tiefenKasten(mit dem Blumenbrett verbunden), den ich den Lobelien ein-geräumt habe.Bon den Kressen ziehe ich hohe und niedrige Sorten, doch bindeich alle Pflanzen hoch, dulde also keine hängende, weil mir der Winddieselben doch abbrechen würde. Gegossen und gespritzt wird imSommer täglich ein- bis zweimal, manchmal einzelne Pflanzendreimal; denn ich habe Südseite, und da meint es die Sonne oftmalsmehr als liebevoll.Mancher Leser wird vielleicht den Kopf schütteln ob diesesBlumenfreundes merkwürdiger Pflanzenzucht. Nun, ich weiß genau,daß es eigentlich anders sein müßte, aber wie ich es mache, ist es mirbequemer und villiger und— was ja schließlich die Hauptsache ist— alles gedeiht und blüht aufs üppigste und erfreut mich und andre,die Sinn sür die lieblichen Kinder Floras haben.—Fr. Wilhelm.Kleince fcuükton.— Ortsspibuame». lieber Ortsneckereien handelt ein Aufsatzvon S. Weidenbach in der letzten Nummer der„Rheinischen Geschichts-blätter". Insbesondere ist dabei die Umgegend von Mayen und diebenachbarte Gegend am Mittelrhein berücksichtigt. Mit Spitznamenhaben sich seit uralten Tagen Familienmitglieder, Bekannte, Freunde.Städte, Dörfer und Landschaften liebevoll bedacht. Mit besonderemWohlbehagen legte man sie nach den National-Gerichten oder-Getränken der Ortseinwohner bei. Bekannt ist das Sprichwort:„Blchperde(Bopparder) Mädche,Kobelenzer Mooß undAnnenacher(Andernacher) WeinVerschönern de ganze Rhein."Die Bopparder heißen auch„NaachSwächter" oder„Hääbestill",die Andernacher„Langschlööfer" oder„Siwweschlööfcr", die Linzer»Möörder" und, Dudschläger". Die Koblenzer„Schängel", Neu-wieder„Wärschtche", Leutcsdorfer„Schiwwesbcrger"— Schiwwer--- Schiefer— sind ebenfalls allbekannt. Die Mayener sind.Kiesilöpper" oder.Dudschläger", die Krufter„Windbeutel", auch»Muhre"— Möhren oder„Heinze"— Stiere. In Ettringen magman nicht gern„Höhnernest" oder„Göößefläsch"— Ziegenfleisch hören. Die Bewohner von Glees tühren den Beinamen„Kässtöck", die von Wehr»Weckenbrei", die von Wassenach„Flösche"-- Kürbisse und.Schlauten"--- hohle Blätter der Zwiebel.Die Nickenicher heißen„Kirschenfresser" oder„Kirschenknäpper".die Cottenheimer„Cottemer Kiill"— morsches Holz, die Thürerwerden„Sombasch"— im Sumpfe sitzend genannt. Die Plaidtersind„Traßbauern" oder„Schrottelsköpp", die Mendiger„Knochen".„Heuldopp"— Brummkreisel oder„Deckköpp". Die Einwohner vonIrlich stehen in dem Rufe, eine„Kuh gestohlen und eine Ziege wiedergegeben zu haben".—(„Frankfurter Zeitung".)— Heiteres aus dem Gerichtssaalc. Das„Wiener Extrablatt"veröffentlicht aus dem Nachlaß seines unlängst verstorbenen Gerichts-saal-BerichterstatterS Eduard Seidel folgende Schnurren:„Dieser Angeklagte." sagte der Verteidiger,„ist von seinemVater enterbt worden, weil er bei dessen Tode der einzige in derFamilie war, der noch nicht abgestraft worden ist. Heute hater die Manen seines Vaters versöhnt".«Vorsitzender:„Angeklagter, der Gerichtshof hat für Sieeinen Verteidiger bestellt."Angeklagter:„Lassen Sie ihn wieder w e g st e I l' n."GVerteidiger:„... Es ist allerdings wahr, daß meinKlient den Herrn Pögler„Ochs" tituliert hat, doch glaube ich, daßdies in Anbettacht der jetzigen hohen Rindfleischpreisekeine so große Beleidigung ist l"A.:„Wie konnten Sie nur dem Mayer Ihre Tochter zur Frai,geben: der Mensch hat ja schon zwei Jahre im Gefängnisgesessen."B.:»Was Sie sagen! Dieser..., mir hat er gesagt, nurein und ein halb Jahr."—Theater.Neues Theater.«Königsrecht." Schauspiel in vierMen von W. A. P a a p.— Der Verfasser dieses unglücklichenStückes, in dem das einzig konsequente die strikt durchgeführte Ab-stinenz von allem dramatisch Dichterischem, ist ein holländischer Rechts«anwalt. In seinem Berufe mag er die Gleichgültigkeit der Richter.ihre Verranntheit in abseits führende, bei aller Pfiffigkeit oft soblinde juristische Haarspalterei, ihren Klasseninstinkt, der sie denArmen mit andren Augen als den Reichen und Mächtigen ansehenläßt, bitter erfahren haben. Brieux hat der Enipörung über solchesRichtertum in seinem weitaus stärkstem Stücke, in„Die rote Robe",wuchtig ergreifenden Ausdruck gegeben: da sprüht und glüht derZorn, da setzt sich die Tendenz in Fleisch und Blut, in ein dasMitempfinden ttef erregendes, ein wahres Menschenschicksalum. Aber wie treibt Paap Tendenz? Er gräbtein Anekdötchcn aus der Hohenzollern- Geschichte aus,dialogisiert es in der kümmerlichsten Weise und verherrlicht—dem Manko an Poesie entspricht das Deficit an Logik und Vernunft— um den: Teufel einen Tort anzuthun, den Beelzebub. DaS„Königsrecht", das er dem niederen, dummen formalistisch ver-simpelteii Juristentume gegenüber in bengalischer Beleuchttmg er-strahlen läßt, ist— die Kabinettsjustiz„Friedrichs des Großen", undobendrein diese Kabinettsjustiz in einem ihrer, wie man in jedemneuttalen Nachschlagewerke lesen kann, urkundlich ungerechten Akte!DaS Mitzttauen Friedrichs II. gegen die von ihm eingesetztenRichter, daß sie zu Gunsten der Besitzenden das Recht zu beugengeneigt seien, wird in: allgemeinen begründet gewesen sein, und derErnst, mit dem er die Justizkollegicn zu strenger Unparteilichkeitanzuhalten suchte, ist in dem Bild des harten ManncS,der unbedenklich Tausende und Taufende den Zielen seines dynasti-scheu Ehrgeizes auf den Schlachtfeldern opferte, gewiß ein sympathi»scher Zug. Aber das von Paap gefeierte Verhalten des Königs indem berühmten Arnoldschen Prozeß zeugt, wie von jenen löblichenAbsichten Friedrichs, so mindestens in demselben Maße von seinemttef wurzelnden despotischen Eigenlvillen, dem Wiederspiel der Rechts-aesinnung. Die Streitfrage war. ob ein Karpfenteich, den GrafGersdorf oberhalb der Mühle Arnolds angelegt, dem Räderwerk daSWasser entziehe. Der Müller behauptete das und wurde, da er aufdiesen Grund hin die alte Erbpacht lveiterzuzablen sich weigerte, vondem Eigentümer, dem Grafen Schmettau, exmittiert; den gegen Gersdorf angestrengten Prozeß verlor er. Der König, an den sich Arnold nunin seiner Not wandte, ordnete eine neue Untersuchung durchden Gerichtspräsidenten Neumann und den Oberst Heucking an.Trotzdem Neumann, die Küstriner Regierung und dann das Kammer-gericht als höchste Instanz nach der Zeugenvernehmung entschieden,die Mühle habe all die Zeit hindurch gearbeitet, also Wasser genuggehabt, verließ sich Friedrich blindlings auf das entgegengesetzteGutachten des Obersten. Den Widerspruch zu seiner eignen Auf-fassung des Falles ohne weiteres als eine bewußte und gewollteRechtsbeugung ansehend, ließ er die KammergerichtSrnte, die aufihren Sinn beharrten, ins Gefängnis führen, kassierte ein paarRichter und verurteilte sie zum Schadenersatz. Der Eingriff warwie in der Form despotisch, so in der Sache ungerecht. Es scheint,daß die Richter hier ihre Schuldigkeit gethan; bestechliche Naturenhätten doch auch gewiß nicht einem uneingeschränkt gebietendenMonarchen zu trotzen gewagt. Friedrich selbst soll später geäußert haben,dan er octäuscht worden sei, und nach seinem Tode mußte ein?